VL08: Energie- und Klimapolitik Flashcards
1) Grenze Energiepolitik und Umwelt-/Klimapolitik von einander ab.
2) Warum besteht eine starke Verknüpfung von Energie- und Klimapolitik?
1)
Energiepolitik
- Sektorale Strukturpolitik: Bestandteil der Wirtschaftspolitik mit Querverbindungen zur Umwelt-/Klimapolitik sowie anderen Politikfeldern für den Energiesektor
- Grundsätzlich: Wettbewerb
–> Staat setzt durch Regulierung Rahmenbedingungen, insbes. bei Markt- und Wettbewerbsversagen
–> Regulierung der natürlichen Monopolbereiche (Netze)
- Internalisierung von negativen Externalitäten durch CO2- Zertifikatehandel
- Internalisierung von positiven Externalitäten durch Förderung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz
- Ressourcenverfügbarkeit v. A. die Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre von THG (Senke, Knappes Gut, Allmendegut –> privatem Gut)
- Abhängigkeit der Energie- und Versorgungswirtschaft von fossilen Rohstoffen
- Wettbewerbs- und Handelshemmnisse
- Steigende Rohstoffpreise
Umwelt-/Klimapolitik
- Grundsatz: Umweltbelastungen auf ein „effizientes“ Maß reduzieren
- Verursacherprinzip: Verursacher trägt Kosten
- Gemeinlastprinzip: Öffentliche Hand finanziert Maßnahmen
- Vorsorgeprinzip: Umweltschäden vor ihrer Entstehung vermeiden
- Kooperationsprinzip: Mitverantwortlichkeit und Mitwirkung der Betroffenen, frühe Einbeziehung
- Nachhaltigkeitsprinzip: Strikte vs. schwache Nachhaltigkeit
- THG
- Schadstoffe; Grenzwerte für Belastung mit Schadstoffen
2) Der anthropogene Treibhauseffekt wird zu einem großen Teil von der Energiewirtschaft ausgelöst. Durch das Ziel der Begrenzung des Klimawandels entsteht eine starke Verknüpfung.
Nenne Bsp. für energie- und umweltpolitischer Akteure
Supranational
- UN (Bsp. IPCC)
- OECD (Bsp. IEA, IAEA)
- NGO (Bsp. WWF, Greenpeace)
Wirtschaftszone (Bsp. EU/Europa)
- EU Kommission und nachgeordnete Behörden (Bsp. ACER)
- Europäische NGOs (Bsp. ENTSO-E, ENTSO-G)
National
–> Vermittlungsinstanzen (Studien, Medien, Konferenzen, Lobbying)
- Regierung (Bsp. BMWK, BNetzA)
- Gewerkschaften (Bsp. Verdi, IG Metall)
- NGOs (Bsp. BUND, NABU)
- …
Länder, Kommunen
- Bsp. Senatsverwaltung für Wirtschaft, Berlin
1) Erkläre das Burning Embers Diagramm und gehe dabei auf den Abstand zwischen den horizontalen Linien ein und zeige wie man das 1,5°C und 2°C Ziel einzeichnet.
2) Wofür wurde es benutzt?
1) Burning Embers Diagramm
- Fasst die Eintrittswahrscheinlichkeiten verschiedener Ereignisse/RFCs (“reasons for concerns”) (Bsp. Extrem weather events) in Abhängigkeit des Ausmaßes der globalen Erwärmung ggü. dem vorindustriellen Zeitalter auf Basis der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammen
- Linke Achse: Tatsächlicher globaler durchschnittlicher Temperaturanstieg zwischen 1986-2005
- Rechte Achse: Vorindustrielle durchschnittliche Temperatur (1850-1900)
- Abstand zwischen den horizontalen Linien: Anstieg der durchschnittlichen Temperatur zwischen 1986 und 2005 um 0,61°C
- 1,5°C und 2°C-Ziel sind horizontale Linien ausgehend von der vorindustrielle durchschnittliche Temperatur, also der rechten(!) Skala
- RFCs (“reasons for concerns”): Unique and threatened systems, extreme weather events, distribution of impacts, global aggregate impacts, large-scale singular events
2) Wofür wurde es benutzt?
- Grundlage für das 1,5°C und das 2°C Ziel aus dem Pariser Abkommen
1) Wie berechnet man ein CO2-Budget?
2) Erkläre das globales CO2-Budget des 2°C-Ziels.
3) Was ist dabei die fundamentale Herausforderung der Klimapolitik?
1)
- CO2-Budget = Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre von CO2
- Ausgangspunkt ist die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre (ppm = parts per million) bei einer 1,5°C bzw. 2°C Erderwärmung + Berechnung der bei einer 1,5°C bzw. 2°C Erderwärmung in der Atmosphäre enthaltenen Menge an CO2
- Messung der aktuellen Konzentration von CO2 in der Atmosphäre + Berechnung der aktuellen Menge an CO2 in der Atmosphäre
- Differenz beider Mengen = CO2-Budget
2) Globales CO2-Budget
- Beschreibt die Menge an CO2 in Gt, die wir bei Erreichung des 1,5 bzw. 2 Grad Ziels noch ausstoßen dürfen
- Bei aktuellem Verbrauch ist 1,5°C Budget in ~5 Jahren bzw. 2°C Budget in ~23 Jahren aufgebraucht
3) Fundamentale Herausforderung der Klimapolitik
- CO2-Budget = 800 Gt < < 15.000 Gt fossile Ressourcen im Boden vorhanden
- Großteil der fossilen Ressourcen darf nicht gefördert (und thermisch genutzt) werden aufgrund der sehr limitierten Aufnahmekapazität der Atmosphäre
(- „Sky is the limit, not the ground.“)
- Aus der Hotelling-Regel (erschöpflichen Ressource wird immer vollständig abgebaut) ergibt sich der notwendige Regulierungsbedarf
Erkläre die Funktionsweise von Kipppunkten.
Gib Bsp. für Kipppunkte an.
Funktionsweise von Kipppunkten
- Irreversible Veränderungen des Klimasystems
- Werden durch den Klimawandel ausgelöst und verstärken selbst wiederrum den Klimawandel (Selbstverstärkender Effekt)
Bsp. Kipppunkten
- Arktisches Eis (0,5-2 Grad)
(Schmilzt –> Weniger Reflektion von Sonnenstrahlung –> Zunahme Erderwärmung)
- Amazonasregenwald (2-4 Grad)
(Absterben –> Gebundenes CO2 wird freigesetzt + weniger CO2 wird aus der Atmosphäre gebunden –> Zunahme Erderwärmung)
Nenne die drei wichtigsten Treibhausgase sowie ihre relative Klimawirksamkeit und ihre Verweildauern in der Atmosphäre.
Was beschreibt die relative Klimawirksamkeit?
Warum ist Methan klimawirksamer als CO2?
- Kohlenstoffdioxid CO2
(CO2-Äquivalent (GWP_100 Jahre): 1; Verweildauer: 5-200 Jahre) - Methan CH4
(CO2-Äquivalent (GWP_100 Jahre): ~25, Verweildauer: 12 Jahre) - Lachgas N2O
(CO2-Äquivalent (GWP_100 Jahre): ~270, 114 Jahre)
GWP: Global warming potential
- Beschreibt die wärmeabsorbierende Wirkung eines THG über einen bestimmten Zeitraum in der Atmosphäre relativ zu CO2
- CO2 dient als Referenzgas mit einem GWP von 1
Warum ist Methan klimawirksamer als CO2?
- Methan absorbiert auf Grund seiner chemischen Struktur mehr Wärme in der Atmosphäre als CO2 (~ GWP)
- Nach ca. 25 Jahren wird durch chemische Reaktionen aus Methan CO2, welches wiederum sehr lange in der Atmosphäre verbleibt (~ Verweildauer)
Beschreibe den Verlauf der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland (CO2-Äquivalente)
vgl. Folie 218
- Grundsätzlich nehmen die Treibhausgas-Emissionen im Zeitverlauf ab
- 2008/2009 –> Finanzkrise
- 2008-2012 –> Kyoto Ziel wurde erreicht
- 2020/2021–> Corona Pandemie
- 2022/2023 –> Russischer Angriffskrieg –> Anstieg Energiepreise –> Schwächelnde Konjunktur
- Reduktionsrate muss jedoch drastisch erhöht werden, um das Klimaziel für 2030 und Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen
Abb. Entwicklung der globalen pro Kopf THG-Emissionen im Zeitverlauf.
Pro Kopf THG-Emissionen global:
Nord Amerika > Ozeanien > Europa > Naher-Osten > Asien > Südamerika > Mittelamerika > Afrika
- Ab 1991: Ende kalter Krieg und Zusammenbruch UdSSR
–> Pro Kopf Emissionen nehmen in Europa ab, weil ganze Wirtschaftszweige eingebrochen sind und teilweise Prozesse auf eine emissionsärmere Energieträger umgestellt wurden (Bsp. Nach der Wiedervereinigung in DE wurden bei viele Braunkohle basierte Prozesse andere Energieträger eingesetzt) - 2008-2009: Weltfinanzkrise pro Kopf
–> Emissionen nehmen in Europa und den USA ab, weil die Konjunktur eingebrochen war - 2008-2010: Ausbau von Shale Gas/LNG in den USA
–> Kohle wurde z. T. von LNG verdrängt
Nenne die grundsätzlichen Möglichkeiten zur Reduktion von CO2-Emissionen.
- Ausbau EE (!!)
- Erhöhung Energieeffizienz (!!)
- Kernenergie (??)
–> Zu teuer im Vgl. zu EE (Vergleich LCOE und GK)
–> Fehlende Gesellschaftliche Akzeptanz
–> Restrisiko Kernschmelze - CCS und CCU (??)
–> Noch nicht im industriellen Maßstab verfügbar
–> Wahrscheinlich sehr teuer
–> ABER: wahrscheinlich unausweichlich “auf den letzen Metern” Richtung Treibhausgasneutralität
–> Einsatzgebiete: eher in Industrie (Bsp. Zementproduktion) als Energiewirtschaft (Bsp. wenn überhaupt in Ländern mit sehr sehr neuen Kohlekraftwerken oder BECCS –> neg. Emissionen)
Nenne wichtige internationale Vereinbarungen und Klimaabkommen.
1992: Klimarahmenkonvention (UNFCCC) in Rio de Janeiro
- Ziel: Begrenzung des menschengemachten Klimawandels
- Mittlerweile von 195 Staaten ratifiziert
1997: Kyoto-Protokoll
- Verpflichtende THG-Reduktion für Industrieländer in 2008-2012
2015: Pariser Klimaabkommen
- Ziele
–> Begrenzung der globalen Erderwärmung auf deutlich unter 2°C; möglichst 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau
–> Reduktion der Netto-Treibhausgasemissionen auf null
- Verbindliche Ziele, keine Maßnahmen
- Völkerrechtliches Abkommen zwischen den 195 Vertragsstaaten
2021: Klimaabkommen in Glasgow
- Einleitung des globalen Kohleausstiegs
2023: Klimaabkommen in Dubei
- Einigung auf Fonds für den Ausgleich von Klimaschäden
- Dieser soll die bedrohten Inselstaaten und andere geschädigte Länder schützen
Beschreibe die EU Klimaziele (bis 2020, bis 2030, bis 2050).
Bis 2020
- „20-20-20-Ziele“
- ≥ 20 % Reduzierung der Treibhausgas- Emissionen gegenüber dem Jahr 1990 (verbindlich)
- ≥ 20 % Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch (verbindlich)
- ≥ 20 % Energieeinsparung durch Energieeffizienz
Bis 2030
- ≥ 55 % Reduzierung der Treibhausgas- Emissionen gegenüber dem Jahr 1990 (verbindlich)
- ≥ 32 % Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch (verbindlich)
- ≥ 32,5 % Energieeinsparung durch Energieeffizienz (indikativ, d.h. nicht verbindlich)
Bis 2050
- Klimaneutralität (European Green New Deal)
Welche Sektoren werden auf EU-Level im ETS bzw. auf nationalem Level im nEHS berücksichtigt?
Wer muss in dem jeweiligen Systemen die Zertifikate kaufen?
EU-Level: ETS
- Industrie
- KW
- Luftverkehr
–> Anlagenbetreiber mit direkten Emissionen müssen Zertifikate kaufen
Nationales Level: nEHS
- Wärme
- Verkehr
- Abfall (ab 2024)
–> Inverkehrbringer von z.B. Kraftstoffen müssen Zertifikate kaufen
Was ist das Ziel des Handels mit Emissionszertifikaten?
Um welche Art von wirtschaftspolitischer Maßname handelt es sich?
Wie funktioniert der Handel mit Emissionszertifikaten?
Beschreibe zwei praktische Probleme bei Zertifikatshandelssystemen.
Wirtschaftlich effiziente Reduktion der gesamten CO2-Emissionen, VWL: Internalisierung THG-Emissionen (als externen Effekts)
Finanzpolitische (Verkauf von Zertifikaten durch Staat= Steuereinnahme) und Ordnungspolitische Maßnahme (Cap)
Funktion nach dem Prinzip des Cap & Trade
-Es wird eine (jährlich abnehmende) Obergrenze (Cap) für die Gesamtemissionen definiert
- Verschmutzungsrechte (Zertifikate) werden nach definierten Regeln an Teilnehmende des Handelssystems allokiert. Zum Anreiz eines stärkeren Klimaschutzbeitrags ist eine Auktionierung der Zertifikate vonnöten (Primärmarkt).
- Zertifikate können auf einem Sekundärmarkt zwischen den Teilnehmenden ausgetauscht werden. Wenn ein Unternehmen zusätzliche Emissionsminderungen kostengünstiger als ein anderes umsetzen kann, kann es freie Zertifikate an das andere Unternehmen veräußern.
- “Carbon Leakage”, Wettbewerbsfähigkeit, Lösungen: Import-Schutzzölle, kostenlose Vergabe von Zertifikaten; Bsp. Stahlproduktion
- “Wasserbetteffekt” –> Löschung von Zertifikaten bei starker Emissionsminderung; Backloading + Marktstabilitätsreserve
Ökonomische Einordnung:
- Handelssystem: ökonomische Effizienz, (theoretisch) Effektivität, aber praktisch Design-Probleme
- Steuer: Effektivität möglich, aber Schwierigkeit in der Steuerbemessung
Gib eine ökonomische Einordnung von Zertifikatshandelssystemen und Pigou-Steuern.
- Beides geeignete Instrumente für die Internalisierung von neg. externen Effekten.
Handelssystem
- Theoretisch ökonomische Effizienz
- Mengensteuerung
- Effektivität, aber praktisch Design-Probleme (“Carbon-Leakage”, “Wasserbetteffekt”)
Pigou-Steuer
- Theoretisch ökonomische Effizienz
- Preissteuerung (indirekte Mengensteuerung)
- Effektivität möglich, aber Schwierigkeit in der Steuerbemessung (Wie hoch muss die Steuer sein, damit der neg. externe Effekt um Faktor X sinkt?)
Was ist das Problem bei einer CO2-Steuer (Pigou-Steuer)?
- CO2-Steuer ist nur eine indirekte Mengensteuerung über den Preis
- Wie viel CO2 tatsächlich eingespart wird, ist schwer einzuschätzen zu messen –> Mengensteuerung ist deutlich ungenauer als z. B. beim Zertifikatehandel
- Sozial ungerecht; Ausgleich über Klimageld möglich