VL 9 Prozessforschung II: Gassmann & Grawe Flashcards
Was ist die Fragestellung in der Studie von Gassmann und Grawe?
> Allgemeine Fragestellung: Wie sollen zwei therapeutische Wirkfaktoren
(Ressourcenaktivierung und Problemaktivierung) in der klinischen Praxis optimal genutzt und kombiniert werden, um therapeutische
Veränderungen herbeizuführen?
Welche beiden Prozessvariablen bzw. angenommenen Wirkmechanismen werden untersucht?
Wie werden diese in unterschiedlichen Therapieformen realisiert?
> Problemaktivierung
• Betont die Wichtigkeit der prozessualen Aktivierung bzw. der unmittelbaren emotionalen Erfahrung eines Problems in der
Therapiesitzung (Gegensatz: rational/intellektuelles Erzählen ohne gefühlsmässige Beteiligung)
Ressourcenaktivierung
• Statt auf Probleme eines Patienten fokussiert die Therapeutin auf dessen
Stärken und Fähigkeiten
• Entscheidend ist, dass sich der Patient in der Therapie der Ressourcen
bewusst wird und lernt, diese gezielt einzusetzen
Erklären Sie das Design dieser Prozess-Outcome-Studie?
> 30 Therapien genommen (schlechte, mittlerer und guter Outcome) -> davon je 4 Sitzungen ausgewählt (2 mit gutem und 2 mit schlechtem Sitzungsoutcome). Danach jede Minute geratet auf Ressourcenaktivierung und Problemaktivierung
Was sind die drei Forschungshypothesen, die in dieser Studie untersucht werden? Wie werden
die Hypothesen operationalisiert?
> Hypothese 1: Ebene Therapieoutcome
- Gibt es Unterschiede in der Realisierung der
beiden Wirkfaktoren Problemaktivierung und
Ressourcenaktivierung zwischen den Therapien
mit schlechtem, mittlerem oder gutem
Therapieoutcome?
- Operationalisierung:
Vergleich der Mittelwerte der Ratings zwischen den
drei Therapieoutcomegruppen (berechnet wurden
t-tests)
Hypothese 2: Ebene Sitzungsoutcome
- Gibt es unterschiedliche Muster bezüglich
Problemaktivierung und Ressourcenaktivierung in
erfolgreichen und wenig erfolgreichen Sitzungen
- Operationalisierung: Rein deskriptiv. Darstellung der
gemittelten Prozesswerte im zeitlichen Verlauf
einer Sitzung
Hypothese 3: Minutenebene
- Gibt es Unterschiede in Patienten-Therapeuteninteraktionen
auf Minutenebene bezüglich Problem- und
Ressourcenaktivierung zwischen erfolgreichen und wenig erfolgreichen Sitzungen
- Operationalisierung: Berechnung von Crosskorrelationen
zwischen Patienten- und Therapeutenverhalten
Welche Resultate wurden bezüglich der drei untersuchten Hypothesen gefunden?
> Hypothese 1: Problemaktivierung:
- Patientenverhalten: keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen
- Therapeutenverhalten:
> Hypothese 2
Welche (auch praktischen) Implikationen hat diese Studie?
> Therapeutenebene: Ressourcenaktivierung erklärt mehr Outcome-Varianz als Problemaktivierung (vor dem Hintergrund, dass viele Therapieschulen v.a. auf Probleme der Klienten fokussieren = wichtiges Ergebnis)
Sitzungsebene: Balance von Problemaktivierung und Ressourcenaktivierung wichtig (in schlechten Sitzungen v.a. Problemaktivierung ohne Ressourcenaktivierung)
Minutenebene: Dem Prozess der Ressourcenaktivierung sollte ausreichend Raum gegeben werden (mehrere Minuten; Therapeuten sollten Ressourcenaktivierung beim Patienten laufend und über mehrere Minuten verstärken)