VL 6 Flashcards

1
Q

Entwicklung als lebenslanger Prozess - Entwicklungsphasen

A

Säuglingsalter:
- psychosoziale Krise: Urvertrauen vs. Misstrauen
- Stärke: Hoffnung
- Bezugsperson: Mutter

Kleinkindalter:
- psychosoziale Krise: Autonomie vs. Scham/Zweifel
- Stärke: Wille
- Bezugsperson: Eltern

Spielalter:
- psychosoziale Krise: Initiative vs. Schuldgefühl
- Stärke: Zweck
- Bezugsperson: Familie

Schulalter:
- psychosoziale Krise: Werksinn vs. Minderwertigkeit
- Stärke: Kompetenz
- Bezugsperson: Wohngegend, Schule

Adoleszenz:
- psychosoziale Krise: Identität vs. Rollendiffusion
- Stärke: Treue
- Bindungsperson: Peers, Gruppen, Vorbilder

Frühes Erwachsenenalter:
- psychosoziale Krise: Intimität vs. Isolation
- Stärke: Liebe
- Bezugsperson: Freunde, Partner

Mittleres Erwachsenenalter:
- psychosoziale Krise: Generativität vs. Stagnation
- Stärke: Fürsorge
- Bindungsperson: Arbeit, Familie, Partnerschaft

Reifes Erwachsenenalter:
- psychosoziale Krise: Ich-Integrität vs. Verzweiflung
- Stärke: Weisheit
- Bezugsperson: Menschheit

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2
Q

Urvertrauen

A

“Ich bin gut, die anderen sind gut.”

Grundlegende Bedürfnisse befriedigt? Von anderen akzeptiert?

Prädisposition (offene genetische Programme) für Beziehungslernen
→Aufbau erster sozialer Beziehungen

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3
Q

Vorläufer der Bindungstheorie

A

Psychoanalyse, Vergleichende Verhaltensforschung

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4
Q

Vorläufer der Nindungstheorie - Psychoanalyse

A

D. Winnicott: “The inherited potential of an infant cannot
become an infant unless linked to maternal care”

Mutterpflege -> Ich-Stützung des schwachen Säuglings
- „Halten“ → Sicherheit (Kontinuität des Seins) (= Zustand der Ruhe und Ausgeglichenheit in dem sich der Säugling entwickeln kann)

Versagen der Mutterpflege ->Schwächung des Ichs

Mutter ist auf ihre Aufgabe vorbereitet
„primary maternal preoccupation“ – gegen Ende der
Schwangerschaft identifiziert sich die Mutter immer
mehr mit dem Kind
→ Herstellung eines „good enough-climate“
→ Entwicklung gewährleistet

folgende (mütterliche) Verhaltensweisen entscheidend
- Versorgung des Säuglings
- Objektpräsentation = Darbietung der Welt
- Halten des Säuglings (-> Schutz, Vermittlung von Liebe, Wahrnehmung des eigenen Körpers (Körperschema und –grenze))

von der Symbiose zur Loslösung und Individuation (M. Mahler)
- Begleitung des Kindes
- Sicherheitsbasis, von der aus das Kind einen immer größer werdenden Ausschnitt seiner Umwelt erkundet (Rückkehr bei Gefahr oder Angst; emotionales Auftanken)

Übergangsobjekte (security plankets) als Mutterersatzobjekte (gefühlte Sicherheit)

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5
Q

Vorläufer der Bindungsheorie - Verhaltensforschung

A

Forschung in der Entwicklungspsychologie nachhaltig beeinflusst
- Annahme: Parallelen in der Entwicklung (oder in deren Voraussetzungen) über die verschiedenen Arten hinweg
- Grundannahme: alle Arten haben im Laufe ihrer Evolutionsgeschichte Anpassungsmechanismen entwickelt, die ein Überleben des Individuums/der Art gewährleisten

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6
Q

Vorläufer der Bindungstheorie - Verhaltensforschung (Tierreich: Signifikanz Frühkontakt Mutter/Kind)

A

Signifikanz des Frühkontakts zwischen Mutter und Jungtier ist
- sensible Periode kurz nach der Geburt, die für die Annahme/Akzeptanz des Jungtieres und somit für dessen adäquate Aufzucht entscheidend ist (Lorenz)
- Trennung resultiert in Ablehnung des Jungtieres
- beim Menschen: längere sensitive Periode

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7
Q

Vorläufer der Bindungstheorie - Verhaltensforschung (Neugeborene lösen Gefühl der Zuwendung aus)

A

Neugeborene lösen bei Erwachsenen (nicht nur bei leiblichen Eltern) ein Gefühl der Zuwendung und Fürsorge aus
- trotz aversiver Reize
- Verhalten biologisch determiniert und durch angeborene Auslösemechanismen (AAM) aktiviert (Kindchenschema (Lorenz, 1940))

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8
Q

Vorläufer der Bindungstheorie (von Pfaundler)

A

von Pfaundler (Kinderarzt, 1872-1947)

typische Beobachtung: Kleinkinder in Heimen (ohne enge Bezugsperson) zeigten fortschreitenden Verfall

Begriff des **Hospitalismus* – Merkmale:
- Schreien/Unruhe = anfänglich normale Reaktion des Kindes auf unbefriedigte Bedürfnisse
-> zunehmende Apathie, verbunden mit der Unfähigkeit soziale Kontakte aufzunehmen oder beispielsweise zu Lächeln
-> schließlich stark retardierte Entwicklung und eine stark überhöhte Anfälligkeit gegenüber psychischer Belastung oder Krankheiten

lange vorherrschende Erklärung: „Pathologie der
ersten Lebensjahre“ (Verfall = Folge einer Anhäufung von Säuglingen und somit von Bakterien)

aber: kein beobachtbarer Verfall bei Anwesenheit der Mutter. Unter sonst vergleichbaren Bedingungen: Anzahl von Säuglingen, ungenügende hygienische und medizinische Bedingungen

→ entscheidende Ursache = Trennung von der Mutter

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9
Q

Vorläufer der Bindungstheorie (Spitz)

A

Rene A. Spitz (1887-1974)
Mutter-Entbehrung in der Frühsozialisation

  • weitreichende Untersuchungen in Heimen zum Hospitalismus: minimale soziale Bedingungen, die Überleben des Säuglings garantieren

Methode:
- direkte Beobachtung über lange Zeiträume
- Entwicklungstests (Sinnesleistungen, Motorik, soziale Beziehungen, Lernen und Gedächtnis, Intelligenz)

Hospitalismusschäden:
massive Entwicklungsstörungen und -verzögerungen
- v. a. im sozial-emotionalen Bereich
- aber auch in kognitiver u. körperlicher Entwicklung

“Gespenstisch war die Stille in den Sälen”, erinnert sich Nelson an seinen ersten Besuch. Die Kinder lagen auf dem Rücken und starrten an die Decke. “Aber warum sollten die Kinder auch schreien? Es hat sie ohnehin niemand beachtet. Wir dagegen mussten oft den Raum verlassen, damit die Kinder uns nicht weinen sahen.”

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10
Q

Faktoren, die Folgen der Mutter-Deprivation beeinflussen

A
  • Alter: schwersten Folgen bei früher Trennung (6 Mon. – 4 Jahre)
  • Geschlecht: Jungen reagieren empfindlicher
  • Temperament: gehemmte ängstliche Kinder leiden stärker
  • frühere Trennungen: Sensibilisierung der Kinder (erneuter Bruch einer vielleicht noch schwachen, unsicheren Bindung hat gravierende Folgen)
  • Dauer: irreparable Schäden wenn länger als 3 Monate
  • Anwesenheit anderer Personen wirkt ausgleichend: Kind empfindet weniger Stress
  • Art der Umgebung: anregende Umgebung wirkt stressreduzierend
  • Art der vorausgegangenen Mutterbeziehung: je enger desto gravierender die Folgen
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11
Q

Vorläufer der Bindungstheorie (Harlow)

A

Harry F. Harlow (Verhaltensforscher, 1905-1981): Untersuchung zu Grundlagen der Mutter-Kind Bindung
mit jungen Rhesusaffen

„Stoffmutter“ > „Milch spendender Drahtmutter“
Ergebnisse stehen im Widerspruch zur Verstärkungstheorie: Mutter-Kind Bindung ist nicht das Ergebnis operanter Konditionierung (Verstärkungslernen über Befriedigung des Nahrungsbedürfnisses), sondern Ausdruck eines angeborenen Bedürfnisses nach Schutz und Wärme

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12
Q

Wichtigkeit von Artgenossen (Peers)

A

junge Rhesusaffen, die in weitgehender Isolation aufgezogen wurden (“Pit of despair” - total isolation chamber), konnten als erwachsene Tiere nicht in eine Gruppe integriert werden -> nicht in der Lage sich in die Gruppe einzupassen, unfähig soziale oder sexuelle Beziehungen einzugehen

Bedeutung des Spiels mit Artgenossen:
- A: Aufwachsen mit der Mutter ohne Gelegenheit des Spiels bzw. des Kontakts zu anderen Affen
- B: Aufwachsen mit Mutterattrappe aber der Möglichkeit des täglichen Spiels mit anderen Affen
-> B-Gruppe entwickelte sich sozial und sexuell normal

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13
Q

Grundlagen der Bindungstheorie (attachment theory)

A

Synthese ethologischer, systemtheoretischer, psychoanalytischer Gedanken mit klinischen Erfahrungen → Bindungstheorie
Bowlby, J. (1969), Attachment and Loss.

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14
Q

Bindungstheorie - Annahmen von Bowlby

A

Theorie bietet die Möglichkeit Bindung auf drei Ebenen zu
betrachten
- Phylogenese: die biologische Bereitschaft zur Bindung auf der Grundlage stammesgeschichtlicher Selektionsbedingungen
- Ontogenese: psychologische Begebenheiten bei der individuellen Verwirklichung von Bindung zu Beginn des Lebens und ihre Konsequenzen für das Individuum während des Lebenslaufs
- Auswirkungen der individuellen Verinnerlichung (Repräsentanz) unterschiedlicher Bindungserfahrungen auf den Umgang mit Gefühlen als Quelle des Erlebens und als Schnittpunkt von Erfahrungen, vor allem im Zusammenhang mit Beziehungen zu anderen Menschen

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15
Q

Definition Bindung

A

Bindung ist ein enges, gefühlsgetragenes Band zwischen Elternteil und Kind, das nach einem Jahr des alltäglichen Umgangs und der Erfahrungen miteinander gefestigt ist und lebenslang bestehen bleibt (Verbindung über Raum und Zeit).

  • Neigung des Menschen eine enge Bindung an bestimmten Erwachsenen (Mutter) zu suchen und festzuhalten gilt als phylogenetisch erworbene Verhaltenstendenz (Sichern der Überlebenswahrscheinlichkeit)
  • … den primären Bedürfnissen gleichwertiges System, daher (über)lebensnotwendig
  • … aus der primär sozialen Ausrichtung des Kindes folgt jedoch nicht, dass das Kind unmittelbar nach der Geburt an eine bestimmte Person gebunden ist
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16
Q

4 Phasen der Bindungsentwicklung

A

1.
- Alter: 0-6 Wochen
- Phase: preattachment phase
- Verhalten: Verhaltensformen werden ohne Bindung an eine bestimmte Person eingesetzt (keine Person-Unterscheidung)

2.
- Alter: 2-6/8. Monat
- Phase: attachment in the making
- Verhalten: bindungsspezifische Signale (Lächeln, Verbalisieren) sind stärker aktiviert bei bekannten Personen (fremde Menschen werden noch freundlich aufgenommen)

    • Alter: ca. ab 8. Monat
    • Phase: eigentliche Bindung “clear cut attachment”
    • Verhalten: spezifische Bindung an eine Person; flexible Verhaltensweisen, um Nähe herzustellen (Motorik); Objekt- u. Personenpermanenz = kognitive Basis für eine spezifische Bindung; Freundlichkeit gegenüber Fremden nimmt in aller Regel ab (Fremdeln um den 8. Monat)
    • Alter: ab 2 Jahre
    • Phase: zielkorrigierte Partnerschaft (goal directed partnership)
    • Verhalten: Kind erkennt, dass Mutter auch eigene Bedürfnisse hat und eigene Ziele verfolgt, die es aber durch den Einsatz geeigneter Verhaltensweisen evtl. beeinflussen kann, um eine Abstimmung mit den eigenen Zielen zu erreichen
      = inneres Arbeitsmodell
      naive Theorie des Individuums, mit deren Hilfe es Ereignisse vorhersagen und Handlungen planen kann (Bretherton, 2001)