VL 1 Flashcards
Fragen der Entwicklungspsychologie
▪ Wodurch wurde und wird Entwicklung in Gang gesetzt?
▪ Welche Rolle spielen ihrer Meinung nach Veranlagung und Umweltkontexte (z.B. Eltern, Familie, Peers, Schule, Arbeit, Wohnort, Kultur)
▪ Wie verläuft Entwicklung? (kontinuierlich oder in qualitativen Sprüngen?)
▪ Sind Entwicklungen veränderbar oder reversibel?
▪ Welche Bereiche der Entwicklung lassen sich unterscheiden?Was hat die Entwicklung in einem Bereich mit der Entwicklung in anderen Bereichen zu tun?
▪ Ist die Entwicklung eines Menschen irgendwann abgeschlossen?
Wie ist Entwicklung definiert?
nachhaltige und nachhaltig wirkende (psychologische) Veränderungen einer Person bzw. ihrer Merkmale (z. B. Dispositionen, Wissen, Fähigkeiten)
❑ Veränderungen können universell, differentiell oder individuell sein
❑ Konsequenz:
- (meist) bessere Anpassung an (jeweilige) Lebenswelt
- Fehlentwicklungen (Entwicklungspathologie)
Womit beschäftigt sich Epsy?
Beschreibung, Erklärung, Vorhersage und Modifikation (Optimierung) von Entwicklungsprozessen im menschlichen Lebensverlauf, von der Zeugung bis zum Tod” (Baltes, 1980)
enger (traditioneller) Entwicklungsbegriff (mit Beispielen und Kritik)
- Entwicklung: eine mit dem Lebensalter eng korrelierte, geordnete, gerichtete und universell gültige Reihe von Veränderungen
-Veränderungsreihe mit mehreren Schritten - Richtung auf höherwertigen Endzustand
- Abfolge der Schritte/Phasen irreversibel (-> strukturelle (qualitative) Transformation)
-Glieder der Veränderungsreihe gehen auseinander hervor (frühere Glieder Voraussetzung für spätere) - Universalität kennzeichnend für Homo sapiens, nicht kulturgebunden
Kritik am engen Entwicklungsbegriff
- Normativität und Universalität: Vernachlässigung interindividueller Unterschiede u. kulturspezifischer Entwicklungsprozesse
- Veränderungen oft nicht als Abfolge auseinander hervorgehender Schritte beschreibbar
- auch quantitative Veränderungsprozesse sind entscheidend (z.B. kognitive Entwicklung und Sprachentwicklung)
- höheres Endniveau zu einschränkend (v.a. bei Weltorientierungen und Interessen)
Beispiel Motorik:
“Gartenzwergsitz” mit 8 Monaten als Zwischenposition im Übergang aus Bauchlage in Rückenlage/Sitzen
nicht so wichtig:
- erst Kinn anheben (4 Wochen)
- Brust anheben (8-14 Wochen)
- Sitzen mit Stütze (16-20 Wochen)
- Sitzen ohne Stütze (30-34 Wochen)
- Stehen mit Hilfe (34-40 Wochen)
- Krabbeln (36-42 Wochen)
- Laufen mit Begleitung (44-50 Wochen)
- ohne Hilfe stehen (50-60 Wochen)
- Laufen ohne Hilfe (50-60 Wochen)
(allerdings interindividuelle/kulturelle Unterschiede (in westlichen Kulturen später))
Grundannahmen der modernen Epsy
Lebensspannenperspektive: Entwicklung ist:
a. lebenslang
b. multidirektional und multidimensional
c. plastisch
d. historisch und kulturell eingebettet
e. kontextabhängig
f. erklärbar durch verschiedene Disziplinen
Multidirektionalität und Multidimensionalität von Entwicklung
Multidirektionalität
nicht nur Wachstum/Gewinn, sondern auch Abbau/Verlust
- SOK-Modell: Selektion, Optimierung, Kompensation
Multidimensionalität
- Richtung der Veränderung variiert zwischen verschiedenen Bereichen/Dimensionen (körperlich-sozioemotional)
- Richtung variiert innerhalb eines Bereichs (fluide vs. kristalline Intelligenz)
Plastizität von Entwicklung
Entwickung nicht determiniert, sondern gekennzeichnet durch hohe Veränderbarkeit innerhalb einer Person.
**-> intraindividuelle Plasizität
Entwicklungsablauf variiert in Abhängigkeit von Lebensbedingungen und Lebenserfahrungen
Entwicklung ist historisch und kulturell eingebettet
- ontogenetische Entwicklung variiert auch in Abhängigkeit von historisch-kulturellen Bedingungen
-> interindividuelle Plastizität - Ablauf der ontogenetischen (altersbedingten) Entwicklung ist stark von den vorherrschenden sozio-lulturellen Bedingungen einer geschichtlichen Ära und deren spezifischem Zeitverlauf geprägt (z.B. Identität)
Entwicklung und historische Zeit
Einflussfaktoren auf Entwicklungsprozesse -> Zuordnung zu verschiedenen Zeiten (phylogenetisch, Systeme, konjunkturell, biographisch)
Annahme:
Priorität früherer Entwicklungseinflüsse: ontogenetische Veränderungen/Veränderungsreihen:
- “Späteres” baut auf “Früheres” auf
- jeder gegenwärtig einwirkende Faktor trifft auf bereits bestehende Resultate/Auswirkungen früherer Erfahrungen
- Resultate früher Erfahrungen bestimmen Wirkung aktueller Einflüsse
Bsp.: Qualität bisheriger Mutter-Kind-Interaktionen -> Trennung von Mutter im Kleinkindalter
phylogenetische Zeit
- Entwicklung biologischer, physiologischer und neurologischer Strukturen (Substrate für Erleben und Verhalten (hardware), Mutation und (natürliche und sexuelle) Selektion)
Zeit der Systeme (Epochen)
- gekennzeichnet durch unterschiedliche politische, soziale, religiöse, juristische, wissenschaftliche, erzieherische Systeme -> entsprechende Sozialisation beeinflusst individuelle Entwicklung
konjungturelle Zeit
- wirtschaftliche Bedingungen, Verfügbarkeit von Materialien und Ressourcen (z.B. medizinische Versorgung) -> Effekte auf Entwicklungsprozesse
biographische Zeit
- spezifische Konstellation individueller Biographien
Kontextualismus von Entwicklung
Entwicklungsverläufe resultieren im Grunde aus dem Wechselspiel dreier kontextueller Einflüsse (Systeme):
- kulturelle, historische
- alters- (biologische)/lebenszeitgebundene
- nicht-normative Einflüsse
Multidisziplinarität von Entwicklung
Zur Erklärung, Beschreibung, Vorhersage und Potimierung der Entwicklung werden auch andere Disziplinen herangezogen.
z.B. Anthropologie, Biologie, Soziologie
Inhaltsbereiche dr EPSY
Mensch kommt nicht “fertig” auf die Welt
Von Geburt bis Lebensende: Veränderungen in Funktionsbereichen des Erlebens- u. Verhaltens
- Denken (kognitive Entwicklug)
- Sprache
- Soziale Entwicklung
- Emotionen
- Motivation
- Moral
- Identität/Selbst …
Aufgaben der EPSY
Beschreibung der Veränderung menschlichen Erlebens und Verhaltens
- Identifizieren generell gültiger Verläufe
Erklärung von Entwicklungsverläufen
- Wenn-dann-Beziehungen in verschiedenen Funktionsbereichen
Vorhersagen von Entwicklungsverläufen
- Voraussetzung: Entwicklungsaussagen sind generalisierbar (Personen, soziale Milieus, Kulturen, historische Zeiten)
Intervenieren
- Versuch, Entwicklungsverlauf bei ungünstigen individuellen Entwicklungsbedingungen positiv zu beeinflussen
4 Grundlegende Fragen
1) Anlage - Umwelt
2) Subjek: aktiv oder passiv
3) Entwicklung: kontinuierlich oder diskontinuierlich
4) Prozesse: universalistisch oder partikularistisch
Aufgaben konkret:
Anlage und Umwelt
-> Wie wirken sich Anlage und Umwelt auf die Entwicklung aus?
Aktivität/Passivität des Individuums
-> formen Kinder/Erwachsene ihre eigene Entwicklung?
Kontinuität/ Diskontinuität
-> Inwiefern verläuft Entwicklung kontinuierlich oder diskontinuierlich?
Rolle des soziokulturellen Kontextes
->Wie wirkt sich der soziokulturelle Kontext auf die Entwicklung aus?
interindividuelle Unterschiede
-> Warum sind/werden Kinder so verschieden?
Mechanismen entwicklungsbedingter Veränderung
-> Wie kommt es zu Veränderungen?
Grundlegende Frage: Anlage oder Umwelt?
Entwicklung gesteuert durch:
- biologische Faktoren oder Umweltfaktoren
- Nativismus (Rousseau) vs. Empirismus (Locke)
Entfaltung guter Anlagen
vs
“Tabula rasa”
Grundlegende Frage: aktives oder passives Subjekt?
aktive, bewusste Gestaltung der eigenen Entwicklung
vs.
Entwicklung bestimmt durch innere/äußere Faktoren
-> Erklärungsmodelle menschlicher Entwicklung: