Vertrauen Flashcards
Vertrauen ist für die pädagogische Arbeit unabdingbar. Was macht Vertrauen aus?
- psychosoziale und emotionale Grundlage des
Zustandekommens von Arbeitsbündnissen zwischen Professionellen und ihren Klienten dar
- notwendige Grundlage für das Bestehen bzw. die Idee der Bildung
- elementare Voraussetzung sozialer Prozesse und somit des Zusammenlebens sowie Zusammenarbeitens
3 Arten des Vertrauens als Klärung des Vertrauensbegriffs:
- Selbstvertrauen
- persönliches Vertrauen
- Systemvertrauen
Selbstvertrauen=
selbstbezogene Fähigkeitsüberzeugungen rekurriert (z.B. Antwort auf die Frage, ob ich denke, dass ich gut bin in Mathematik).
persönliches Vertrauen=
zwischenmenschliche Beziehungsdimension.
umfasst folgende Komponenten:
- eine kognitive (‘Quasi’-Wissen über Lehrperson bezüglich Vertrauenswürdigkeit),
- eine emotionale (Gefühle und Empfindungen der Lehrperson gegenüber) sowie
- eine behaviorale (Verhalten, das der Lehrperson gegenüber konkret gezeigt wird).
Systemvertrauen=
Bezieht sich auf Erfolgsmedien der Kommunikation und somit die gesellschaftliche Dimension fokussiert. Systemvertrauen wird in diesem Skript in Anleh-nung an Niklas Luhmann als Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität definiert.
–> Man hat Vertrauen in ein System. Zb. Wenn ich vertrauen in das schweizerische Schulsystem habe, vertraue ich darauf, dass meine Kinder eine gute Schulbildung geniessen können und dass das Schulsystem so funktioniert.
Illustrierte Beispiele zu persönlichem Vertrauen:
- Im Zürcher Lehrplan des Kindergartens steht: “Von grösster Bedeutung ist auch das Vertrauen zu den Lehrpersonen: zu wissen, dass es von der Lehrperson verstanden wird, dass es geschützt und gerecht behandelt wird.”
Es ist also wichtig, eine Vertrauensbasis zu schaffen, sodass die Eltern auch merken, dass sie darauf vertrauen können, dass ihr Kind gut aufgehoben ist. - Eine sinnvolle Zusammenarbeit setzt ein Vertrauensverhältnis zwischen Lehrkräften und Eltern voraus. Elternabende, ge-meinsame Anlässe, Einzel- oder Gruppengespräche helfen mit, dieses Verhältnis aufzubauen.
differenzierte Vertrauenstheorie=
unterschiedliche Aspekte, die die (Nicht-)Entwicklung des interpersonellen Vertrauens zwischen Lehrenden und Lernenden beeinflussen
Zentrale Aspekte, die für diese Beeinflussung verantwortlich gemacht werden: personale Faktoren & situationale Rahmenbedingungen & Anfangskontakt zwischen Interaktionspartner/innen
individuelle Vertrauenstendenz=
Unter individueller Vertrauenstendenz versteht Schweer (1997a, 5) «die grundsätzliche Überzeugung einer Person, vertrauensvolle Beziehungen zu ihrem sozialen Umfeld aufbauen zu können».
–> positive wird von negativer Vertrauenstendenz unterschieden.
positive Vertrauenstendenz:
Überzeugung, dass eine vertrauensvolle Beziehung (eher) aufgebaut werden kann
negative Vertrauenstendenz=
Überzeugung, dass (eher) keine vertrauensvolle Beziehung aufge-baut werden kann
Wann gehen Lernende weniger davon aus, dass Vertrauen aufgebaut werden kann?
Sobal es eine Beziehung hierarchischer Natur ist (z.B. Beziehung von Lernenden zu Lehrenden).
Lernenden die von einer positiven Vertrauenstendenz gegenüber der Lehrperson berichten nehmen in höherem Masse vertrauensfördernde Verhaltensweisen beim Lehrenden wahr als solche mit einer negativen Vertrauenstendenz.
Lehrpersonen werden hinsichtlich ihrer Vertrauenswürdigkeit auf folgenden fünf Verhaltensdimensionen «gemessen»:
― Persönliche Zuwendung: wie sehr widmet sich der Lehrende den privaten Anliegen der Lernenden und hilft ihnen hierbei?
― Fachliche Kompetenz und Hilfe: in welchem Mass ist der Lehrende bei fachlichen Problemen ansprechbar, bewer-tet gerecht und ermutigt zur Offenheit in Diskussionen?
― Respekt: inwieweit achtet der Lehrende den Lernenden als Person und nimmt ihn als Interaktionspartner ernst?
― Zugänglichkeit: inwieweit ist der Lehrende offen für die Belange des Lernenden und nimmt sich dafür Zeit?
― Aufrichtigkeit: ist der Lehrende wirklich so, wie er sich gibt? (Schweer u. Padberg 2002, 39-40)
Diese fünf Dimensionen werden zwar von allen Lernenden berücksichtigt, jedoch unterschiedlich bewertet: Während für die einen alle Dimensionen wichtig sind, ist für andere beispielsweise die persönliche Zuwen-dung oder die fachliche Kompetenz und Hilfe der Lehrperson besonders relevant (Schweer 1997a, 7).
implizite Vertrauenstheorie=
Lehrpersonen werden hinsichtlich ihrer Vertrauenswürdigkeit auf fünf Verhaltensdimensionen «gemessen».
verschiedene situative Bedingungen der Vertrauensentwicklung (situative Rahmenbedingungen)=
- mangelnde Freiwilligkeit der Beziehung sowie die Asymmetrie der Beziehungsstruktur
- die zeitliche Begrenztheit
- (meist mangelnde) Möglichkeit zur offenen Kommunikation
mangelnde Freiwilligkeit der Beziehung sowie die Asymmetrie der Beziehungsstruktur=
(situative Rahmenbedingungen)
- freiwillige Beziehung: Vertrauensrisiko für beide Seiten identisch
- unfreiwillige Beziehung (z.B.Klasse): Vertrauensrisiko für rangniedrigere (hier: Schüler) höher
- SuS die der Lehrperson nicht vertrauen und die Klasse nicht wechseln kann, können versch. nachteilige Verhaltensweisen auftreten: Resignation/Aggression gegenüber der LP
- Wenn Vertrauen nur vom SChüler kommt kann dies die LP als “Strategie” vorwerfen und es als schleimen bezeichnen
- LP sollten (nach Schweer) zu Vertrauensvorleistungen bereit sein, obwohl dies das Risiko des Vertrauensmissbrauchs erhöht