Vergleichende Analyse 1 Flashcards

1
Q

(1) Nennen Sie die drei Dimensionen des Politischen und beschreiben Sie selbige jeweils kurz. Dann beantworten Sie
folgende Frage: Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen den drei Dimensionen des Politischen und wie wirkt
sich dieser Zusammenhang im Kontext der Entwicklung der vergleichenden Politikwissenschaft aus?

A
  1. Definition
    Polity beschreibt die formale Struktur des politischen Systems, die institutionellen Rahmenbedingungen und die
    Ordnung, innerhalb derer politisches Handeln stattfindet.
    Politics umfasst die Prozesse des politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozesses, einschließlich der
    Interaktion von Akteuren, Machtverhältnissen und Konflikten.
    Policy bezeichnet die Inhalte und Ergebnisse des politischen Handelns, d.h. die konkreten Maßnahmen und
    Programme, die umgesetzt werden.
  2. Antwort
    Der Zusammenhang besteht darin, dass jede Dimension des Politischen auf die anderen beiden einwirkt und sie
    beeinflusst. In der vergleichenden Politikwissenschaft sind diese Wechselwirkungen entscheidend, um politische
    Systeme und Prozesse zu verstehen. Die Entwicklung der vergleichenden Politikwissenschaft zeichnet sich dadurch
    aus, dass sich im Laufe der Zeit die Schwerpunkte verändert haben: -> durch die Forschung mit verschiedenen Schwerpunkten lassen sich heute die politischen Systeme und Prozesse
    besser verstehe
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2
Q

(2) Inwiefern ist die Diskussion um die (Un)Möglichkeit des Vergleichens von Äpfeln und Birnen für das Vergleichen in
der Politikwissenschaft relevant? Nennen Sie einen Aspekt und begründen Sie selbigen.

A
  1. Definition
    Die Diskussion um das Vergleichen von Äpfeln und Birnen ist in der Politikwissenschaft relevant, weil sie die
    Notwendigkeit betont, vergleichbare Kriterien (tertium comparationis) zu definieren, bevor ein Vergleich durchgeführt
    wird. Politische Systeme oder Phänomene mögen auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinen, aber wenn
    man geeignete Vergleichskriterien festlegt, wird ein systematischer Vergleich möglich.
  2. Antwort und Begründung
    Ein relevanter Aspekt hierbei ist, dass man gemeinsame Merkmale finden muss, die für beide Vergleichsobjekte
    gelten. So wie bei Äpfeln und Birnen z.B. Gewicht oder Vitamingehalt als Vergleichskriterien dienen können, müssen
    auch in der Politikwissenschaft Kriterien wie Demokratiequalität, Regierungsform oder sozioökonomische Indikatoren
    festgelegt werden, um unterschiedliche politische Systeme miteinander zu vergleichen. Dies stellt sicher, dass der
    Vergleich fundiert und nachvollziehbar ist. Der systematische Vergleich auf Basis klarer Kriterien ermöglicht es, auch scheinbar unähnliche Phänomene sinnvoll gegenüberzustellen und daraus wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu
    gewinnen.
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3
Q

(3) Inwiefern und warum sind solide Einzelfallstudien das Um und Auf gelingender Vergleiche in der
Politikwissenschaft? Nennen Sie zwei Punkte und begründen Sie selbige jeweils. [werden wir im Laufe des Semesters
mehrfach ansprechen]

A
  1. Definition
    Einzelfallstudien sind Forschungsansätze, welche nur ein einzelnes Element zum Gegenstand der Analyse machen.
    Ausgangspunkt einer Einzelfallstudie bildet somit jeweils eine Untersuchungseinheit, wobei folgenden Bereiche als
    Einheit angesehen werden können: Personen Gruppen, Kulturen Gesellschaften u.ä. (Stangl, 2024).
  2. Antwort und Begründung
    ● Tiefe Kontextkenntnis: Einzelfallstudien erlauben es, tiefere Einblicke in die spezifischen Gegebenheiten eines
    politischen Systems oder Prozesses zu gewinnen. Diese Detailkenntnisse sind unerlässlich, um fundierte
    Vergleiche mit anderen Fällen zu ziehen.
    ● Hypothesenbildung: Einzelfallstudien können dazu beitragen, Hypothesen zu entwickeln, die dann in weiteren
    Fällen getestet werden können. Sie bieten somit eine Grundlage für Theoriebildung und -prüfung.
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4
Q

(4) Wann ist ein Vergleich in der Politikwissenschaft sinnvoll? Nennen Sie zwei Punkte und begründen Sie selbige
jeweils.

A

Antwort und Begründung
● Ähnliche Strukturen, unterschiedliche Ergebnisse: Ein Vergleich ist sinnvoll, wenn politische Systeme oder
Prozesse strukturell ähnlich sind, aber unterschiedliche Ergebnisse hervorbringen. Der Vergleich hilft, die
Ursachen für diese Abweichungen zu identifizieren.
● Unterschiedliche Strukturen, ähnliche Ergebnisse: Ein Vergleich kann auch sinnvoll sein, wenn
unterschiedliche politische Systeme ähnliche Ergebnisse erzielen, da dies Hinweise auf allgemeingültige politische
Mechanismen liefern kann

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5
Q

(5) Inwiefern/Wozu benötigen wir für das politikwissenschaftliche Vergleichen Typologien? Nennen Sie drei Punkte und
begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Definition
    Typologien: Eine Form der Zuordnung, indem zwei Variablen in Beziehung gesetzt werden.
  2. Antwort und Begründung
    ● Kategorisierung: Typologien helfen, komplexe politische Systeme in handhabbare Kategorien zu unterteilen, um
    systematische Vergleiche zu ermöglichen -> Komplexitätsverminderung, trotzdem bleibt die Originalität der
    Einzelfälle gewahrt
    ● Analytische Klarheit: Durch die Schaffung von idealtypischen Modellen (z.B. parlamentarisches vs.
    präsidentielles System) lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen politischen Systemen klarer
    herausarbeiten -> es können verallgemeinerungsfähige Aussagen erzielt werden
    ● Theoriebildung: Typologien bieten eine Grundlage für die Entwicklung von Theorien, die auf systematischen
    Unterschieden und Ähnlichkeiten aufbauen -> Anspruch überindividueller Muster
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6
Q

(6) Warum ist es wichtig, sich vor dem Anwenden einer Typologie zu überlegen, auf der Basis welcher Grundlagen und
Begriffsdefinitionen wie auch in welchen Kontexten diese Typologie entwickelt wurde? Nennen Sie zwei Punkte und
begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Definition
    Typologien: Eine Form der Zuordnung, indem zwei Variablen in Beziehung gesetzt werden.
  2. Antwort und Begründung
    ● Vermeidung von Fehlinterpretationen: Wenn man die zugrunde liegenden Definitionen und den Kontext einer
    Typologie nicht versteht, kann es leicht zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen kommen, insbesondere
    wenn die Typologie in einem anderen historischen oder kulturellen Kontext entwickelt wurde.
    ● Anpassungsfähigkeit: Politische Systeme und Prozesse entwickeln sich weiter. Eine Typologie, die in einem
    bestimmten Kontext entwickelt wurde, muss möglicherweise angepasst werden, um in einem anderen Kontext
    angewandt zu werden
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7
Q

(7) Warum ist es wichtig, dass wir beim vergleichenden Arbeiten in der Politikwissenschaft unsere Position/Haltung
gegenüber dem/den zu Beforschenden reflektieren?

A
  1. Definition
    Vergleichendes Arbeiten: Vergleichendes Arbeiten in der Politikwissenschaft bedeutet, politische Systeme,
    Institutionen, Prozesse oder Akteure systematisch miteinander zu vergleichen, um Gemeinsamkeiten, Unterschiede
    und Ursache-Wirkungs-Beziehungen zu analysieren. Ziel ist es, Muster und Theorien zu entwickeln oder zu
    überprüfen.
  2. Antwort und Begründung
    ● Subjektive Wahrnehmung beeinflusst Ergebnisse: Die Art und Weise, wie wir die Realität wahrnehmen, hängt
    von unserer ontologischen und epistemologischen Position ab (z.B. ob wir glauben, dass es eine objektive Realität
    gibt oder dass diese durch subjektive Wahrnehmung geschaffen wird). Unsere Haltung beeinflusst somit, wie wir
    unsere Forschung gestalten und welche Ergebnisse wir erwarten.
    ○ Positivismus (P): Realität im Singular, Forschen ist objektiv; Interpretative Ansätze (IP): Realität im Plural,
    durch menschliche Wahrnehmung geschaffen, Forschen ist subjektiv; Realismus (R): Realität im Singular,
    zugleich durch Forschende geformt, Forschen ist Reflexion
    ● Reflexion fördert wissenschaftliche Objektivität: Indem wir unsere eigene Position hinterfragen und bewusst
    reflektieren, können wir Verzerrungen in der Analyse reduzieren und unsere Forschungsarbeit systematischer und
    nachvollziehbarer gestalten
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8
Q

(8) Warum ist es wichtig, dass wir uns beim vergleichenden Arbeiten in der Politikwissenschaft Gedanken darüber
machen, wir wir die Welt wahrnehmen (entlang der Aussagen von Fukuyama, Habermas und Crouch)? Nennen Sie
drei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Definition
    Vergleichendes Arbeiten: Vergleichendes Arbeiten in der Politikwissenschaft bedeutet, politische Systeme,
    Institutionen, Prozesse oder Akteure systematisch miteinander zu vergleichen, um Gemeinsamkeiten, Unterschiede
    und Ursache-Wirkungs-Beziehungen zu analysieren. Ziel ist es, Muster und Theorien zu entwickeln oder zu
    überprüfen.
  2. Antwort und Begründung
    ● Erkennen von Entwicklungen und Werten (Fukuyama): Wenn wir Fukuyamas Idee vom „Ende der Geschichte“
    reflektieren, hinterfragen wir, ob und wie die liberale Demokratie tatsächlich das ideale Endmodell sein könnte.
    Solche Betrachtungen sensibilisieren uns für die ideologischen Hintergründe politischer Systeme. Entstehungszeit
    der Theorie Fukuyamas war 1989, nach dem Ende der UdSSR. Heute lässt sich in Frage stellen ob der modernen
    Liberalsimus tatsächlich das Ende bedeutet, abgesehen von den Werten stehen ihm in der heutigen Welt auch
    andere Herausforderungen, wie beispielsweise Rechtspopulismus und progressive Linke, im Weg. Das erkennt
    Fukuyma 2022 in einem neu erschienen Buch auch an und schreibt: „I believe that liberalism is under severe threat
    around the world today“ (Fukuyama 2022, vii).
    ● Bewusstsein für Globalisierung und Wandel (Habermas): Habermas’ Konzept der postnationalen Konstellation
    zeigt auf, wie globalisierte Strukturen nationale Grenzen relativieren (neue Gegebenheiten werden immer noch aus
    der nationalstaatlichen Perspektive betrachtet). Dies fordert Forscher heraus, politische Phänomene über nationale
    Ebenen hinaus zu analysieren.
    Zwei Definitionen für Nationalismus:-> Das imaginierte der Gemeinschaft (in einer Nation)-> Nationalismus ist eine Art Verengung der Vorstellung dessen, was eine Nation sein kann
    ● Kritik an demokratischen Prozessen (Crouch): Die „Postdemokratie“ von Crouch beschreibt eine Demokratie, in
    der Bürger passiver werden, was uns darauf hinweist, wie politische Strukturen Bürgerengagement fördern oder
    behindern. Die Passivität der Bürger ist allerdings als Paradox zu bewerten, da es zu Beginn des 21. Jahrunderts
    niemals zuvor mehr Nationalstaaten gab, die demokratische Verfahren praktizieren. Dies hilft, demokratische
    Qualität und Partizipation zu bewerten
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9
Q

(9) Was ist mit dem Wandel von Government hin zu Governance gemeint? Definieren Sie beide Begriffe und
beantworten Sie dann die Frage. Nennen Sie drei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Definition
    Government beschreibt ein hierarchisches, top-down gerichtetes System, in dem Entscheidungen meist von
    staatlichen Akteuren getroffen werden; Ausverhandeln zwischen wenigen klassischen politischen Akteurinnen.
    Governance umfasst ein Netzwerk unterschiedlicher Akteure (staatliche und nicht-staatliche), die kollaborativ agieren
    und sich gegenseitig beeinflussen; horizontales Regieren; Ausverhandeln zwischen vielen Akteur
    innen.
  2. Antwort und Begründung
    ● Mehr Akteure und Interdependenzen: Governance bringt verschiedene Akteure ins Spiel und reflektiert die
    Realität globaler Abhängigkeiten, was die Komplexität der politischen Analyse erhöht. -> in einer multipolaren
    Weltordnung
    ● Erweiterte Verantwortungsübernahme: Governance zeigt auf, dass politische Steuerung heute nicht allein beim
    Staat liegt, sondern auch bei zivilgesellschaftlichen Akteuren, was neue Dimensionen in der vergleichenden
    Politikwissenschaft eröffnet.
    ● Veränderte Machtverhältnisse: Durch den Governance-Ansatz werden Machtverhältnisse dezentralisiert, was
    Forscher zwingt, Netzwerke und Interaktionen in Analysen zu
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10
Q

(10) Inwiefern verändert sich die Rolle des Staates im Kontext von Governance und welche Bedeutung hat dies für
vergleichend politikwissenschaftliches Arbeiten? Nennen Sie zwei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Definition
    Governance umfasst ein Netzwerk unterschiedlicher Akteure (staatliche und nicht-staatliche), die kollaborativ agieren
    und sich gegenseitig beeinflussen; horizontales Regieren; Ausverhandeln zwischen vielen Akteur*innen.
  2. Antwort und Begründung
    ● Verminderte Exklusivität der Steuerungsrolle: Der Staat ist zunehmend nicht mehr der einzige
    Steuerungsakteur, sondern teilt diese Rolle mit anderen Akteuren, was die politische Analyse komplexer macht.
    ● Einbindung in Netzwerke: Staaten agieren als Teil eines größeren Netzwerks, was eine multidimensionale
    Perspektive in der vergleichenden Forschung erforderlich macht, um Interdependenzen zwischen verschiedenen
    Akteuren zu erfassen
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11
Q

(11) Inwiefern unterscheiden sich die ersten drei Gesichter der Macht vom vierten Gesicht der Macht? Und was
bedeutet dieser Unterschied für das Durchführen politikwissenschaftlicher Vergleiche? Nennen Sie zwei Punkte und
begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Definition
    ● Vier Gesichter der Macht: Konzept von Bachach und Baratz, welches eine differenzierte Analyse der
    Machtstrukturen ermöglicht, die für das Verständnis von politischen Systemen und deren Vergleich essenziell sind.
    ● Individualisierte Macht (Gesicht 1-3) versus relationale Macht (Gesicht 4): Während die ersten drei Gesichter
    davon ausgehen, dass Macht von einem Akteur ausgeht, betont das vierte Gesicht, dass Macht in Beziehungen
    und sozialen Konstrukten verankert ist, was eine tiefere Analyse sozialer und struktureller Dynamiken erfordert.
  2. Antwort und Begründung
    ● Fokus auf relationale Macht: Der Fokus auf relationale Macht im vierten Gesicht erfordert ein stärkeres
    Augenmerk auf die zugrunde liegenden sozialen Konstruktionen und die Bedingungen, unter denen Macht
    ausgeübt wird, was für eine umfassende politische Analyse wichtig ist.
    ● Macht als sichtbar vs. unsichtbar: Die ersten drei Gesichter betrachten sichtbare Mechanismen der
    Machtausübung, das vierte Gesicht fokussiert auf unsichtbare Strukturen wie Normen und Diskurse. Vergleichende
    Analysen müssen stärker kulturelle Narrative und Diskurse einbeziehen, um tiefere Machtstrukturen in
    unterschiedlichen Kontexten zu verstehen.
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12
Q

(12) Beschreiben Sie die vier Gesichter der Macht jeweils und erläutern und begründen Sie, inwiefern sich das
Verständnis von Macht mit dem jeweiligen Gesicht der Macht ändert. Dann beantworten Sie die Frage: Warum ist dies
für vergleichendes Arbeiten in der Politikwissenschaft relevant?

A
  1. Definition
    Vier Gesichter der Macht: Konzept von Bachach und Baratz, welches eine differenzierte Analyse der Machtstrukturen
    ermöglicht, die für das Verständnis von politischen Systemen und deren Vergleich essenziell sind.
  2. Antwort und Begründung
    Erstes Gesicht – Zwang: Macht als die Fähigkeit, jemanden zu etwas zu bewegen, das er sonst nicht tun würde.
    Zweites Gesicht – Verbot: Macht wird genutzt, um Themen von der Agenda fernzuhalten und bestimmte
    Diskussionen zu verhindern. Macht bezieht sich nicht nur darauf, dass B dazu veranlasst wird, etwas zu tun, was sie/er
    nicht tun möchte, sondern auch, B davon abzuhalten, etwas zu tun, was sie/er tun möchte.
    Drittes Gesicht – Manipulation: Macht durch Beeinflussung der Wünsche und Überzeugungen, um ein gewünschtes
    Verhalten herbeizuführen -> bei 1 und 2 keine Manipulation der Wünsche
    Viertes Gesicht – Soziale Konstruktion: Macht wirkt über soziale Konstrukte und beeinflusst die Subjekte ohne
    direkten Zwang oder Manipulation.
  3. Warum ist dies für vergleichendes Arbeiten in der Politikwissenschaft relevant?
    Diese verschiedenen Konzepte ermöglichen eine differenzierte Analyse der Machtstrukturen, die für das Verständnis
    von politischen Systemen und deren Vergleich essenziell sind.
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13
Q

(13) Inwiefern beeinflussen Zeitdimension und Fallzahl die Anwendung qualitativer oder quantitativer Methoden mit?
Nennen Sie zwei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Definition
    Qualitative Methoden analysieren detailliert Bedeutungen, Erfahrungen und soziale Prozesse, oft durch Interviews,
    Beobachtungen oder Textanalysen.
    Quantitative Methoden untersuchen Muster und Zusammenhänge mithilfe von Zahlen, Statistiken und groß
    angelegten Datensätzen.
  2. Antwort und Begründung
    ● Methodenwahl abhängig von Fallzahl: Eine große Fallzahl unterstützt quantitative Methoden, während eine
    geringe Fallzahl qualitative Ansätze ermöglicht, die tiefere Einsichten in individuelle Fälle bieten.
    ● Zeitdimension und Forschungstiefe: Langfristige Studien erfordern oft qualitative Methoden, um den Kontext
    des Wandels zu erfassen, während kürzere Zeiträume quantitativ analysiert werden können, um Muster zu
    erkennen
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14
Q

(14) Wieso ist es wichtig, die Fallauswahl und Fallzahl im Zuge des Forschungsprozesses zu reflektieren? Nennen Sie
zwei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Antwort und Begründung
    ● Vermeidung von Selection Bias (Stichprobenverzerrung): Eine reflektierte Fallauswahl hilft, Verzerrungen zu
    vermeiden, die sonst die Generalisierbarkeit der Ergebnisse beeinträchtigen könnten.
    ● Sicherstellung der Forschungsgüte: Die richtige Fallauswahl und -zahl sind entscheidend, um die
    Forschungsfrage präzise zu beantworten und die Analyse auf relevante Kontexte zu beschränken
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15
Q

(15) Was ist mit dem Begriff der politischen Kultur gemeint? Definieren Sie den Begriff und beantworten Sie dann
folgende Frage: Inwiefern ist der Begriff der politischen Kultur relevant für das Vergleichen in der Politikwissenschaft?
Nennen Sie zwei Aspekte und und begründen Sie selbige jeweils

A
  1. Definition
    Politische Kultur umfasst die internalisierten politischen Orientierungen, Überzeugungen und Werte innerhalb einer
    Gesellschaft, die Einstellungen zur politischen Ordnung und den Institutionen widerspiegeln. Almond und Verba
    definieren sie als die „Civic Culture“, die politische Strukturen und demokratische Stabilität unterstützt und durch
    kognitive und emotionale Bindungen der Bürger geprägt ist .
  2. Antwort und Begründung
    ● Ermöglichung des Verständnisses politischer Stabilität: Politische Kultur hilft zu erklären, warum einige
    Demokratien stabil bleiben und andere instabil sind. Das Verständnis regionaler Unterschiede in der politischen
    Kultur ist daher zentral, um politische Systeme angemessen zu vergleichen.
    ● Einfluss auf die politische Partizipation: Die politische Kultur beeinflusst, wie stark Bürger politisch partizipieren,
    was wiederum für den Vergleich von Demokratien von Bedeutung ist. So können Unterschiede in
    Partizipationserwartungen zwischen Kulturen darauf hinweisen, wie politisches Engagement die
    Demokratiequalität und Stabilität beeinflusst.
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16
Q

(16) Was ist mit Übersetzungsarbeit beim vergleichenden Forschen in der Politikwissenschaft gemeint? Nennen Sie
zwei Aspekte und und begründen Sie selbige jeweils

A
  1. Definition
    Übersetzungsarbeit im Feld der vergleichenden Politikwissenschaft bedeutet mehr als die bloße sprachliche
    Übersetzung von Wörtern, es geht vor allem auch um die Mitübersetzung von Bedeutungen innerhalb verschiedener
    Gesellschaften -> Übersetzungsarbeit im doppelten Sinne: sprachlich wie auch darüber hinausgehen kulturell; Bsp.:
    Policy-Transfer
  2. Antwort und Begründung
    ● Kulturelle Interpretation von Konzepten: Da jede Kultur eigene Bedeutungen und Assoziationen mit politischen
    Begriffen verbindet, erfordert das Forschen das Übersetzen dieser Bedeutungen in eine andere
    Kontextualisierung, um Missverständnisse zu vermeiden und die Vergleichbarkeit zu wahren. Dies schließt auch
    die Berücksichtigung von Sprachnuancen und historischen Bedeutungen ein.
    ● Anpassung von Begriffen an den Forschungskontext: Politische Begriffe und ihre Bedeutung variieren
    international stark. Daher ist es notwendig, Begriffe so anzupassen, dass sie im kulturellen Kontext des jeweils
    untersuchten Landes ihre Wirkung behalten und adäquat erfasst werden. Dies hilft, die Vergleichbarkeit und
    Aussagekraft der Forschungsergebnisse zu erhöhen.
17
Q

(17) Welche Herausforderungen ergeben sich daraus bzw können sich daraus ergeben, dass Vergleichen immer
Übersetzungsarbeit bedeutet? Nennen Sie zwei Aspekte und und begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Definition
    Übersetzungsarbeit im Feld der vergleichenden Politikwissenschaft bedeutet mehr als die bloße sprachliche
    Übersetzung von Wörtern, es geht vor allem auch um die Mitübersetzung von Bedeutungen innerhalb verschiedener
    Gesellschaften -> Übersetzungsarbeit im doppelten Sinne: sprachlich wie auch darüber hinausgehen kulturell; Bsp.:
    Policy-Transfer
  2. Antwort und Begründung
    ● Verlust der ursprünglichen Bedeutung: Im Prozess der Übersetzung kann es vorkommen, dass wichtige
    Nuancen verloren gehen. Unterschiedliche Konnotationen und historische Bezüge eines Begriffs in verschiedenen
    Ländern führen oft dazu, dass Begriffe nur unvollständig übertragen werden können.
    ● Gefahr ethnischer oder kultureller Verzerrung: Die Übersetzungsarbeit erfordert die Sensibilität, kulturelle
    Unterschiede nicht zu verallgemeinern oder unbewusste Voreingenommenheiten einzubringen. Dies kann
    besonders problematisch sein, wenn Konzepte wie Demokratie oder politische Teilhabe aus westlicher Sicht auf
    andere Kulturen übertragen werden.
    ● Übersetzungsarbeit während der Forschung: Übersetzungsarbeit findet bereits im Moment der Forschung statt,
    das bedeutet man muss sich dessen immer bewusst sein, was viel Reflexion und damit auch viel Zeit in Anspruch
    nimmt. Zudem ist eine komplett korrekte Übersetzungsarbeit extrem schwer durchzuführen, bzw. Unmöglich.
18
Q

(18) Warum ist es wichtig, sich über die Grundlagen des World Value Surveys Gedanken zu machen, wenn wir den
WVS als Basis für unser vergleichendes Arbeiten heranziehen? Nennen Sie zwei Aspekte und begründen Sie selbige
jeweils.

A
  1. Definition
    WVS: Es ist ein anhaltendes akademisches Projekt von Sozialforschern, um den Status von soziokulturellen,
    moralischen, religiösen und politischen Werten verschiedener Kulturen der Welt zu ermitteln. Die Ergebnisse sind
    größtenteils auf der Website des Projekts zu finden -> umfangreichste und weiträumigste Umfrage über menschliche
    Werte
    Vergleichendes Arbeiten: Vergleichendes Arbeiten in der Politikwissenschaft bedeutet, politische Systeme,
    Institutionen, Prozesse oder Akteure systematisch miteinander zu vergleichen, um Gemeinsamkeiten, Unterschiede
    und Ursache-Wirkungs-Beziehungen zu analysieren. Ziel ist es, Muster und Theorien zu entwickeln oder zu
    überprüfen.
  2. Antwort und Begründung
    ● Bewusstsein für kulturelle und sprachliche Anpassungen: Beim WVS können bereits kleine Unterschiede in
    der Formulierung und Übersetzung von Fragen zu Abweichungen führen, die die Vergleichbarkeit beeinträchtigen.
    Die Untersuchung der Grundlagen des WVS ermöglicht es, solche potenziellen Fehlerquellen zu identifizieren und
    Ergebnisse besser zu interpretieren.
    ● Berücksichtigung des normativen Einflusses: Da der WVS normative Annahmen, wie etwa westliche Werte,
    voraussetzt, ist es wichtig, diese bei der Interpretation zu reflektieren. Die Annahme, dass ein höherer
    Individualismus oder Säkularismus Fortschritt bedeutet, kann eine Verzerrung sein, die das Verständnis anderer
    Kulturen verfälscht
19
Q

(19) Angenommen, Sie wollen auf der Basis von Texten aus der klassischen Moderne (nach von Beyme) vergleichend
arbeiten. Worauf müssen Sie achten, wenn Sie heutzutage mit Texten aus dieser Phase der vergleichenden
Politikwissenschaft arbeiten? Nennen Sie zwei konkrete Punkte und begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Definition
    Klassische Moderne (nach von Beyme): 2. Phase der Dreiteilung der Entwicklung vergleichender
    Politikwissenschaften nach dem 2.WK; Erweiterte Weltsicht als Grundlage der Veränderungen in Bezug auf dem
    Fokus des Vergleichens -> geopolitisches Kontext hat sich verändert; Theoretische Innovationen -> strikte Trennung
    zwischen Theorie und Praxis; Positivistische Perspektive -> wertfreie Wissenschaft und damit auch wertfreie Analyse
    von Politik -> Gegenargument: AutorInnen waren durchaus normativ wertend, weil sie sich an der Demokratie in den
    USA orientiert haben
  2. Antwort und Begründung
    ● Historischer Kontext der Texte: Die Texte aus der klassischen Moderne spiegeln oft Annahmen und Theorien
    wider, die in einem bestimmten historischen und kulturellen Kontext entstanden sind, wie zum Beispiel die
    Fokussierung auf den Staat als zentrale Instanz. Dieser Kontext muss bei der Analyse beachtet werden, da er die
    Theorie und Perspektive der damaligen Zeit begründet.
    ● Anpassung an heutige Forschungsperspektiven: Die in den Texten vertretenen Theorien und Begriffe können
    heute überholt oder verändert sein. Es ist daher wichtig, kritisch zu hinterfragen, wie relevant die Konzepte und
    Theorien für die heutige vergleichende Forschung sind und ob sie durch modernere Ansätze ergänzt oder ersetzt
    werden sollten, um zeitgemäße politische Systeme und Dynamiken abzubilden.
20
Q

(20) Inwiefern und warum ist es relevant, dass wir uns überlegen, welche Rolle der Staat in der Entwicklung der
vergleichenden Politikwissenschaft eingenommen hat/einnimmt? Beantworten Sie die Frage und begründen Sie Ihre
Antwort.

A
  1. Definition
    Staat: politisches Gebilde mit einem definierten Territorium, einer Bevölkerung und einer souveränen Regierung
    Entwicklung der vergleichenden PoWi: 2 Phasen der Entwicklung der vergleichenden PoWi nach von Beyme ->
    immer anderer Fokus auf die drei Politikdimensionen
  2. Antwort
    Die Rolle des Staates zu verstehen ist zentral, um politische Systeme und ihre Entwicklungen kontextuell einordnen zu
    können. Die Politikwissenschaft hat sich historisch von einer starken Fokussierung auf den Staat (als zentralem
    Akteur) hin zu komplexeren Systemmodellen entwickelt.
  3. Begründung
    ● Vergleichsrahmen schaffen: Der Staat beeinflusst die Grundstrukturen und Funktionsweisen politischer Systeme.
    Ein klares Verständnis hilft, Systeme strukturiert zu vergleichen.
    ● Veränderung in der Perspektive: Verschiedene wissenschaftliche Epochen (von Systemtheorien bis zur „Civic
    Culture“) haben unterschiedliche Vorstellungen vom Staat und seiner Rolle betont, was für heutige Forschungen
    grundlegend ist
21
Q

(21) Wozu dienen im Kontext des politikwissenschaftlichen Vergleichens die Idealtypen von Regierungssystemen?
Worauf müssen wir achten, wenn wir mit diesen Idealtypen vergleichend arbeiten? Nennen Sie drei Aspekte und und
begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Definition
    Idealtypen bieten vereinfachte Modelle (wie parlamentarische, präsidentielle und semi-präsidentielle Systeme) und
    helfen, komplexe Strukturen systematisch zu vergleichen.
  2. Antwort und Begründung
    ● Flexibilität und Variationen: Idealtypen sind theoretische Konstrukte und sollten flexibel angewandt werden.
    Politische Systeme wie Frankreichs semi-präsidentielles System zeigen, dass reale Strukturen oft Mischformen
    sind.
    ● Kontextuelle Unterschiede: Politische Kultur und historische Entwicklungen beeinflussen, wie
    Regierungssysteme funktionieren. Daher ist es wichtig, die Idealtypen an den kulturellen und sozialen Kontext des
    jeweiligen Landes anzupassen.
    ● Grenzen der Typologie: Idealtypen können nur ein vereinfachtes Bild bieten. Im Detail ist die politische Realität
    oft komplexer, weshalb Idealtypen nur als Ausgangspunkt dienen sollten
22
Q

(22) Fassen Sie die Kritikpunkte Ganghofs an Lijpharts Typologie zusammen – welche Kritikpunkte lassen sich
herausarbeiten und inwiefern sind diese jeweiligen Kritikpunkte für das Anwenden einer Typologie demokratischer
politischer Systeme relevant? Beantworten Sie die Frage und begründen Sie Ihre Antwort.

A
  1. Definition
    Lijpharts Typologie: Lijphart unterschiedet demokratische Systeme in zwei Idealtypen: Mehrheits- und
    Konsensdemokratie. Diese ordnet er anhand zwei Dimensionen: Exekutive-Parteien-Dimension und Föderalismus
    Unitarismus-Dimension. In diesem Raster ordnet er Staaten ein.
  2. Antwort und Begründung
    ● Unklare Unterscheidung: Ganghof kritisiert, dass Lijphart Institutionen und Verhalten nicht klar trennt. Dies
    erschwert eine klare Analyse von institutionellen versus verhaltensbasierten Faktoren.
    ● Fehlende empirische Präzision: Die Messung institutioneller Merkmale und Verhalten ist oft nicht präzise genug,
    um allgemeingültige Aussagen zu ermöglichen.
    ● Ausklammerung von Mischtypen: Lijpharts Typologie ignoriert Mischsysteme wie den Semipräsidentialismus
    oder semiparlamentarische Systeme, was die Aussagekraft der Typologie einschränkt.
    Relevanz: Diese Kritikpunkte sind wichtig, um demokratische Systeme differenziert und mit Rücksicht auf
    institutionelle Besonderheiten zu analysieren. Ein differenziertes Modell hilft, politische Systeme spezifischer zu
    bewerten und ihre Stabilität besser zu verstehen.
23
Q

(23) Inwiefern ist es relevant, sich zu überlegen, ob wir heutzutage in einer Phase des ‚New
Constitutionalism‘ nach Stone Sweet leben? Nennen Sie drei Aspekte und begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Definition
    New Constitutionalism-Grundsätze nach Stone Sweet (2017):
  2. Autorität der staatlichen Institutionen auf Basis einer geschriebenen Verfassung
  3. Verfassung gibt BürgerInnen die Macht
  4. Autorität (u.a. Bzgl. Legislative) in Einklang mit den Grundsätzen der Verfassung
  5. Verfassung als Grundlafe des Schutzes festgehaltener Rechte
  6. Die Verfassung selbst enthält Bestimmungen, in welchen Kontexten sie geändert werden kann
  7. Antwort und Begründung
    ● Verfassung als Fundament: Die Bedeutung der Verfassung und deren Festlegung von Bürgerrechten und
    Machtstrukturen ist ein zentrales Element moderner Demokratien.
    ● Schutz von Grundrechten: Der „New Constitutionalism“ stärkt die Bedeutung von Grundrechten und sieht die
    Verfassung als schützendes Regelwerk, das Machtansprüche eingrenzt.
    ● Gerichtliche Kontrolle: Verfassungsgerichte haben zunehmend Macht, politische Entscheidungen zu überprüfen
    und so als Vetospieler zu agieren, was die Rolle der Judikative stärkt
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Q

(24) Warum ist es für das politikwissenschaftliche Vergleichen wichtig, sich mit dem Verhältnis von Exekutive,
Legislative und Judikative – widergespiegelt in Typologien – auseinanderzusetzen? Nennen Sie drei Aspekte und
begründen Sie selbige jeweils.

A
  1. Definition
    Vergleichendes Arbeiten: Vergleichendes Arbeiten in der Politikwissenschaft bedeutet, politische Systeme,
    Institutionen, Prozesse oder Akteure systematisch miteinander zu vergleichen, um Gemeinsamkeiten, Unterschiede
    und Ursache-Wirkungs-Beziehungen zu analysieren. Ziel ist es, Muster und Theorien zu entwickeln oder zu
    überprüfen.
    Exekutive: ausführende Gewalt
    Legislative: gesetzgebende Gewalt
    Judikative: rechtliche Gewalt
    Typologie: Eine Typologie ist die systematische Einteilung von Phänomenen in Kategorien anhand gemeinsamer
    Merkmale.
  2. Antwort und Begründung
    ● Machtbalance analysieren: Ein Vergleich erfordert das Verständnis, wie Macht zwischen den Institutionen verteilt
    ist, um Stabilität und Kontrollmechanismen zu bewerten.
    ● Unterschiedliche Systeme erkennen: Die Beziehungen zwischen Exekutive und Legislative zeigen oft
    grundlegende Unterschiede zwischen präsidentiellen und parlamentarischen Systemen.
    ● Rolle der Judikative: Die Judikative beeinflusst zunehmend politische Entscheidungen, was in modernen
    Demokratien als Indikator für Rechtsstaatlichkeit dient.
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(25) Definieren Sie die vier in der LV besprochenen Idealtypen von Regierungssystemen und erläutern Sie die Unterschiede bzw auch Überlappungen zwischen diesen vier Idealtypen.
1. Definition Idealtypen bieten vereinfachte Modelle (wie parlamentarische, präsidentielle und semi-präsidentielle Systeme) und helfen, komplexe Strukturen systematisch zu vergleichen. 2. Antwort und Erläuterung ● Parlamentarisches System: Regierungschef wird durch das Parlament gewählt und ist diesem verantwortlich. ● Präsidentielles System: Der Präsident wird direkt vom Volk gewählt und ist unabhängig vom Parlament. ● Semi-präsidentielles System: Sowohl Präsident als auch Regierungschef sind Teil der Exekutive, wobei der Präsident direkt gewählt wird und beträchtliche Macht hat. ● Semi-parlamentarisches System: Die Exekutive wird nur teilweise vom Parlament bestimmt, was zu einer besonderen Machtbalance führt. ● Unterschiede und Überlappungen: Jedes System hat eine spezifische Balance von Macht und Verantwortung zwischen den Akteuren. Mischsysteme wie das semi-präsidentielle System verbinden Elemente beider Grundtypen
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(26) In welchen Zusammenhängen wurde in der LV der Vetoplayer-Ansatz diskutiert? Nennen Sie zwei Punkte und erläutern Sie die jeweils von Ihnen gewählten Zusammenhänge in Bezug auf den Vetoplayer-Ansatz.
1. Definition Vetoplayer-Ansatz: Die Vetospielertheorie von George Tsebelis analysiert, wie politische Entscheidungen von Akteuren beeinflusst werden, die ein Veto gegen Änderungen einlegen können. Die Theorie erklärt, warum politische Systeme mit vielen Vetospielern oft stabil, aber reformunfähig sind, während Systeme mit wenigen Vetospielern flexibler, aber auch instabiler sein können. 2. Antwort und Erläuterung ● Institutionelle und parteipolitische Vetospieler: Tsebelis hebt die Bedeutung von parteipolitischen und institutionellen Vetospielern hervor. Diese Akteure können Entscheidungen blockieren, was die Stabilität beeinflusst. ● Gerichtliche Kontrolle als Vetomechanismus: Verfassungsgerichte agieren als zusätzliche Vetospieler, die politischen Entscheidungen durch gerichtliche Überprüfung zusätzliche Stabilität verleihen.
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(27) Warum ist es wichtig, sich beim vergleichenden Forschen zu Parteien Gedanken über das jeweilige Wahlsystem zu machen? Beantworten Sie die Frage und begründen Sie Ihre Antwort.
1. Definition Ein Wahlsystem ist der institutionelle Rahmen, der regelt, wie Wählerstimmen in Mandate übersetzt werden. 2. Antwort und Begründung ● Strukturierung des Parteiensystems: Ein Mehrheitswahlrecht fördert oft ein Zweiparteiensystem, während Verhältniswahlrecht zu mehr Parteien führt, was die politische Landschaft beeinflusst. ● Einfluss auf Repräsentation: Unterschiedliche Wahlsysteme können die Repräsentation von Minderheiten und kleinen Parteien erleichtern oder erschweren. ● Stabilität und Koalitionsbildung: In Mehrparteiensystemen führt das Verhältniswahlrecht oft zu Koalitionen, was die Regierungsstabilität und die Entscheidungsfindung beeinflusst .
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(28) Warum ist es wichtig, dass wir uns überlegen, mit welchen Ansätzen wir in der Politikwissenschaft vergleichend arbeiten? Diskutieren/Beantworten Sie die Frage anhand der Rational Choice-Ansätze und der institutionalistischen Ansätze und begründen Sie jeweils ihre Diskussionspunkte.
1. Definition, Antwort und Begründung Rational-Choice-Ansatz: Dieser Ansatz betrachtet politische Akteure als rationale Individuen, die versuchen, ihren Nutzen zu maximieren (homo oeconomicus). Für vergleichendes Arbeiten ist es wichtig, diese Annahme zu reflektieren, da sie das Verhalten von Akteuren oft vereinfacht darstellt. Der Nutzen für das Vergleichen liegt darin, dass der Rational-Choice-Ansatz Muster im Verhalten von Akteuren systematisieren und vorhersagen kann . Institutionalistischer Ansatz: Institutionen sind laut diesem Ansatz entscheidend für das Verständnis politischer Prozesse, da sie Verhalten strukturieren und beeinflussen. Dieser Ansatz ist im Vergleich besonders hilfreich, um zu untersuchen, wie institutionelle Rahmenbedingungen politisches Verhalten prägen und sich Unterschiede zwischen Systemen erklären lassen
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(29) Worauf müssen wir achten, wenn wir das Verhalten von Regierungen, Parteien und Wähler*innen aus der Perspektive der Rational Choice-Ansätze vergleichend analysieren? Nennen Sie zwei Aspekte und begründen Sie selbige jeweils.
2. Antwort und Begründung ● Eigennutz und Nutzenmaximierung: Rational-Choice-Ansätze setzen voraus, dass Akteure eigennützig handeln und ihre Entscheidungen auf Nutzenmaximierung basieren. Im Vergleich sollten Forscher prüfen, ob diese Annahme für alle Kontexte gilt, da kulturelle Unterschiede und kollektive Interessen die Entscheidungen beeinflussen können. ● Informationsasymmetrien: Akteure haben nicht immer vollständige Informationen, was ihre Entscheidungsgrundlage beeinflusst. Bei der vergleichenden Analyse ist es wichtig zu erkennen, wie Informationsmängel in verschiedenen politischen Systemen bewältigt werden und wie sich dies auf das Verhalten von Regierungen, Parteien und Wählern auswirkt
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(30) Welche unterschiedlichen Rollen nimmt der Staat in einzelnen Ansätzen der klassischen Moderne nach von Beyme ein und welche Auswirkungen hat das auf vergleichendes Forschen in der Politikwissenschaft? Beantworten Sie die Frage und begründen Sie Ihre Antwort.
1. Definition Klassische Moderne (nach von Beyme): 2. Phase der Dreiteilung der Entwicklung vergleichender Politikwissenschaften nach dem 2.WK; Erweiterte Weltsicht als Grundlage der Veränderungen in Bezug auf dem Fokus des Vergleichens -> geopolitisches Kontext hat sich verändert; Theoretische Innovationen -> strikte Trennung zwischen Theorie und Praxis; Positivistische Perspektive -> wertfreie Wissenschaft und damit auch wertfreie Analyse von Politik -> Gegenargument: AutorInnen waren durchaus normativ wertend, weil sie sich an der Demokratie in den USA orientiert haben 2. Antwort und Begründung 1. Liberalismus: Der Staat ist ein minimaler „Nachtwächterstaat“, der individuelle Freiheiten schützt. In der vergleichenden Forschung liegt der Fokus auf Marktmechanismen und privater Freiheit. 2. Konservatismus: Der Staat bewahrt Ordnung und Traditionen. Vergleichende Analysen untersuchen hier, wie staatliche Institutionen kulturelle Werte fördern. 3. Marxismus: Der Staat dient den Interessen der herrschenden Klasse. Vergleichende Studien analysieren Klassenkonflikte und wirtschaftliche Machtstrukturen. 4. Systemtheorie: Der Staat ist eine Funktion im sozialen System. Hier liegt der Vergleich auf strukturellen Ähnlichkeiten und Stabilität in verschiedenen Staaten. Die Rolle des Staates hat direkte Auswirkungen auf vergleichende Analysen, da unterschiedliche Staatsverständnisse bestimmen, wie politische Systeme strukturiert sind und welche Handlungsspielräume Akteure innerhalb dieser Systeme haben.
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