überwachte Stadt Flashcards
Bedeutung des Themas (Un-)Sicherheit in Städten
Erhöhte Wahrnehmung von Fremdheit in der Alltagswelt
– Städtisches Leben = Begegnung mit dem Fremden
– Wahrnehmung von Fremdheit als…
• …Chance
• …Bedrohung der eigenen Sicherheit
• Bedeutungsverlust von sozialen Bindungen (z.B. Familie) und Sicherheiten (z.B.
Arbeitsplatz oder soziale Sicherungssystem)
• Bedrohung durch (internationalen) Terrorismus
• Steigende sozioökonomische Unterschiede/Disparitäten innerhalb von Städten
=> Wandel in der (städtischen) Sicherheitskultur -> Anstieg der Kriminalitätsfurcht (unabhängig von der realen Kriminalitätsrate) -> Legitimierung
neuer Sicherheitspolitiken
Politökonomischer Ansatz
Erklärt Wandel der (städtischen) Sicherheitspolitik als „Begleiterscheinung des auf Privateigentum basierenden Kapitalismus
Moderne: Wohlfahrtspolitik & Wiedereingliederung
Postmoderne: Sicherheitspolitik & Überwachung, Ausgrenzung, Bestrafung
Kriminologische Regionalanalysen
– Beschreibung des räumlichen Kriminalitätsverteilung auf Statteilebene
– Identifizierung von kriminalitätsfördernden /hemmenden
Strukturen
→ Ableitung von kriminal-präventiven Maßnahmen
Kritik
- Methodisch: Messbarkeit von Kriminalität (wovon abhängig?)
• Kriminalisierung von Räumen („Ghetto“, „Brennpunkt“, „Angstraum“,
„No-go-Area“):
– Zusammendenken von sozialen und materiellen Phänomenen in
einem „Containerraum“ problematisch, da Herstellung eines ursächlichen Zusammenhangs
• Gesellschaftliche Probleme werden als lokalisierbar dargestellt;
tatsächliche Hintergründe (soziale u. psychische) bleiben
unberücksichtigt
– Reproduktion einer Stigmatisierung von Räumen; Legitimierung
raumorientierter Sicherheitspolitiken
Beispiel der banlieues
- Randbereich einer französischen Stadt, der im Zuge der Industrialisierung/Urbanisierung entstanden ist
-als bedrohlicher und fremder Ort kommuniziert und
konstruiert
➢ dort gelten die Regeln und Werte der République nicht
➢ Diskurs produziert und reproduziert dabei eine „Wir-Identität“ der République, in dem die banlieues als
Gegenorte dienen
➢ gleichzeitig werden banlieues als „verlorene Territorien“
konstruiert, die eigentlich zur République gehören
➢ Legitimation der „Rückeroberung“ und Etablierung neuer
Sicherheitspolitiken
➢ Reproduktion von Identitäten: „gefährdetes, normales, zu
schützendes Wir“ vs. „gefährliches Anderes“
Broken-Windows-Theorie
Wilson & Kelling 1982
• Hauptaussage: Tolerierung von kleineren Ordnungswidrigkeiten führt zu Kriminalität
• „Broken Windows“ stehen als Metapher nicht nur für physischen Verfall, sondern für die Ausbreitung „sozial abnormen Verhaltens“; z.B.: Betteln, Prostitution, Konsum von Alkohol im öffentlichen Raum, Obdachlose, laute Jugendliche
- Forderung neben kriminellen Verhaltens auch gegen „unordentliches“ Verhalten vorzugehen
• Legitimation der „zero-tolerance-Strategie“ der New Yorker Polizei
Leitbild
- kein Stadtkonzept oder Leitbild; vielmehr Folge des
Stadtentwicklungskonzepts der „sicheren Stadt“
• bietet eine Perspektive zur Untersuchung…
– wie (Un-)Sicherheit verschiedenste Entwicklungen in Städten legitimiert
– dahinterliegende Interessen
– Praktiken der Kontrolle
– Folgen
• Entwicklungen in Richtung Überwachter Stadt sind keine gradlinigen
sondern umkämpfte Entwicklungen (z.B. Proteste) und abhängig von
bestimmten Konjunkturen
4 Dimensionen der Kontrolle
Technik
Recht
personelle Interventionen
Architektur & Möblierung
Technik
• bezieht sich hauptsächlich auf Videoüberwachung
• Fragen nach der technischen Ausgestaltung und der Betreiber
• Aufgrund der Immobilität von Kameraanlagen steht insb. der Ort des
Geschehens im Fokus
– kategoriale Zuschreibungen (z.B. Hautfarbe, bettelnde Menschen)
leiten stärker Beobachtung als sichtbare Verhaltensweise
Recht
• Definition von Raum als Geltungsbereich von Normen
• Teilweise Ausmaß der strafrechtlichen Sanktion abhängig von Ort an dem
Tat stattgefunden hat
• Raumverbote als Strafe
personelle Intervention
• Wer praktiziert soziale Kontrolle? • Vervielfältigung der Akteure – Informell (z.B. Anwohner) – Verstärkt formalisiert (z.B. Polizei, Bundesgrenzschutz, kommerzielle Ordnungsdienste, ehrenamtliche Nachbarschaftsinitiativen, Ordnungsämter, Soziale Arbeit)
Architektur & Möblierung
• Ästhetisieren von Räumen
• Entfernen von Sitzgelegenheiten; Metalldornen auf Mauern
• Betonpoller
• Design Konzepte: „Crime prevention through environmental design“; „defensible space“
– Fließen teilweise in rechtliche Rahmenwerke ein (z.B. BauGB)
Maßnahmen
- Streifengänge privater Sicherheitsdienste: neighbourhood watch - Präventive Videoüberwachung - Crime prevention through environmental design (Erleichterung sozialer Kontrolle) - Doormen- bzw. concierge-Dienste - Zugangskontrollen mit biometrischen oder elektronischen Systemen - Defensible space (Schaffung baulicher und symbolischer Barrieren)
Kriterien zur Bestimmung von „öffentlichem Raum“
- Eigentumsrechte (Staat, Kommune)
• Zugänglichkeit (für alle)
• Organisation / Regulierung (administrativ abgegrenzt, Nutzung wird
öffentlich-rechtlich (politisch) reguliert)
• Nutzung: Ort von Öffentlichkeit (Ort der Begegnung, „Arena“)
Öffentlicher Raum & überwachte Stadt
- eng verbunden
– Raumbezogene Sicherheitspolitiken zur Beseitigung von Unsicherheit
in öffentlichen Räumen
– Bewirkt Wandel von der Qualität öffentlicher Räume