Themenkorb 9 Flashcards

1
Q

● Was bedeutet „Wandel vom Mythos zum Logos“?

A

Mit Thales beginnt der Wandels vom Mythos zum Logos. Das bedeutet, die auf der Mythologie beruhende Vorstellungswelt wird durch logische Argumente und systematische Beweisführung ersetzt.

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2
Q

● Mit welchen Fragen umreißt Immanuel Kant den Aufgabenbereich der Philosophie?

A
  1. Waskannichwissen? Erkenntnistheorie,(Wissenschaftstheorie)
  2. Wassollichtun?
    Ethik,Moralphilosophie
  3. Wasdarfichhoffen?
    eligionsphilosophie,(Utopien)
  4. WasistderMensch?philosophischeAnthropologie,Menschenbilder

Nach Kant ist die vierte Frage in den drei anderen Fragen enthalten.

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3
Q

● Was ist eine Utopie und welche Beispiele für Utopien kennen Sie?

A

Eine Utopie (altgr. οὐ-τόπος ou-tópos ʻNicht-Ortʼ) ist die Vorstellung einer idealen Gesellscha sordnung. Der Begriff stammt aus Thomas Morusʼ Roman De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia (Vom besten Zustand des Staates oder von der neuen Insel Utopia) von 1516, der eine ideale Gesellscha beschreibt. Die meisten modernen Utopien sind Anti-Utopien (Dystopien). Bekannte Beispiele sind George Orwells „1984“ (1948), Ray Bradburys „Fahrenheit 451“ (1953) oder Margaret Atwoods „The Handmaid’s Tale“ (1985). Ob Aldous Huxleys „Brave New World“ eine satirische Utopie oder eine Dystopie ist, wird kontrovers diskutiert.

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4
Q

● Was ist ein Gedankenexperiment und welche Beispiele für Gedankenexperimente kennen Sie?

A

Ein Gedankenexperiment ist ein Hilfsmittel, um eine bestimmte Idee zu zeigen. Es lässt sich in der Regel nicht tatsächlich durchführen, sondern ist ein Modell (vgl. Themenkorb 1) zur Veranschaulichung.
Bereits in der Antike wurde das Schiff des Theseus diskutiert: Der griechische Held Theseus kommt zurück nach Hause. Sein Schiff wird als Museumsstück aufbewahrt. Mit der Zeit werden alte, kaputte Planken durch neue ersetzt. Handelt es sich weiterhin um dasselbe Schiff?
Weitere Beispiele für das Gedankenexperiment sind der Gesellscha svertrag (vgl. Themenkorb 11), das Trolley-Problem, das Heinz-Dilemma oder der Schleier des Nichtwissens (vgl. Themenkorb 12)

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5
Q

● Inwiefern lässt sich die Tätigkeit des Philosophen mit der einer Hebamme vergleichen?

A

Eine besondere Form des Gesprächs entwickelte Sokrates (469–399 v. Chr.), der selbst keine Schri en hinterließ. Seine Lehre ist fast ausschließlich durch die Schri en seines Schülers Platon zugänglich. Sokrates ging davon aus, dass die Menschen bereits die Wahrheit in sich tragen und ein Philosoph nur dabei helfen kann, sie „auf die Welt zu bringen“. Er verglich seine Tätigkeit dabei mit der Tätigkeit einer Hebamme. Daher spricht man auch von Mäeutik (altgr. μαιευτική maieutikḗ ʻHebammenkunstʼ).

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6
Q

● Welche Funktion hat die Dekonstruktion?

A

Eine wichtige Funktion der Philosophie ist es, das Bekannte radikal in Frage zu stellen. Beispiele dafür sind die erkenntnistheoretischen Ansätze des Rationalismus, des Empirismus und des Kritizismus (vgl. Themenkorb 10), die das scheinbar Klare in Zweifel zogen. Seit Mitte des 20. Jahrhundert wurde das gängige Verständnis der Realität mehrmals durch die Dekonstruktion (frz. déconstruction ʻZerlegungʼ) in Frage gestellt. Diese Methode analysiert scheinbar klare Begriffe und eindeutige Unterscheidungen und versucht, Widersprüche aufzudecken. Besonders häufig werden Identitäten dekonstruiert, etwa die Vorstellung, dass die geschlechtliche und sexuelle Identität unabänderlich ist (vgl. Themenkorb 11)

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7
Q

● Welche Beispiele für Dogmen und Axiome kennen Sie?

A

Als Dogma (altgr. δόγμα dógma ʻMeinung, Lehrsatzʼ) bezeichnet man eine nicht weiter bewiesene Grundannahme mit Wahrheitsanspruch, meist im religiösen Kontext.

Auch ein Axiom (altgr. ἀξίωμα axíoma ʻUrteilʼ) wird nicht weiter bewiesen, ist aber eher in der Mathematik oder der Physik anzutreffen.

Ein wichtiges christliches Dogma ist die Dreieinigkeit. Ein zentrales islamisches Dogma ist die Schahāda („Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist der Gesandte Gottes“). Die natürlichen Zahlen werden durch die Peano-Axiome beschrieben, ein wichtiges Axiom lautet „Jede natürliche Zahl n hat genau einen Nachfolger n+1.“

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8
Q

● Was unterscheidet Induktion, Deduktion und Abduktion?

A

Induktion, Deduktion und Abduktion stellen Methoden des Schließens dar.
Bei einer induktiven Schlussfolgerung werden ein oder mehrere Einzelbeobachtungen zu einer allgemeinen Regel geschlussfolgert.
Induktion: Gia ist schön. Gia ist ein Australian Shepherd. Alle Australian Shepherds sind schön.
Der deduktive Schluss stellt das Gegenteil dar: Aus einer oder mehreren allgemeinen Regel(n) wird auf
einen Einzelfall geschlossen.
Deduktion: Alle Australian Shepherds sind schön. Gia ist ein Australian Shepherd. Gia ist schön.
Die Abduktion, von Charles S. Peirce entwickelt, stellt eine dritte Methode dar, die von einer allgemeinen Regel und einer Einzelbeobachtung auf einen möglichen Fall schließt.
Abduktion: Alle Australian Shepherds sind schön. Gia ist schön. Gia ist ein Australian Shepherd.

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9
Q

● Was ist der Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation?

A

Von Kausalität spricht man, wenn zwischen zwei Ereignissen eine Ursache-Wirkung-Relation besteht. Kausalität: Ich gebe Zucker in meinen Kaffee. Mein Kaffee schmeckt dadurch süßer.
Korrelation hingegen beschreibt zwei oder mehrere Phänomene, die sich statistisch gleich oder sehr ähnlich verhalten.
Korrelation: Menschen mit größerer Schuhgröße haben tendenziell ein höheres Einkommen. O haben Korrelationen eine gemeinsame Ursache, stehen jedoch nicht in einem
Ursache-Wirkung-Zusammenhang.
Korrelation mit gemeinsamer Ursache: Menschen, die wenig Kleidung anhaben, essen häufiger Eis.
Menschen essen nicht häufiger Eis, weil sie wenig anhaben, sondern sie essen an heißen Tagen häufiger Eis. Aufgrund der hohen Temperaturen haben sie auch weniger Kleidung an. Die gemeinsame Ursache der Korrelation ist die Hitze.
Manchmal können korrelierende Phänomene tatsächlich in einem kausalen Zusammenhang stehen, es ist aber nicht eindeutig, welches Phänomen die Ursache, welches die Wirkung ist.

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10
Q

● Welche Argumentationsfehler lassen sich unterscheiden?

A
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11
Q

Hinreichend und notwendig?

A

Notwendige Bedingungen müssen erfüllt sein, damit ein Ereignis eintritt („ohne geht nicht“). notwendig: Die rechtzeitige Anmeldung ist notwendig für den Besuch des Abendgymnasiums.
Sind hinreichende Bedingungen erfüllt, tritt das Ereignis ein („es reicht schon“).
hinreichend: Die Geburt als Mensch ist die hinreichende Bedingung für den Besitz von Menschenrechten.
Diese Eigenscha en können unabhängig voneinander au auchen:
hinreichend und notwendig: Ist eine Zahl durch 3 und durch 5 teilbar, dann ist sie auch durch 15 teilbar. hinreichend, nicht notwendig: Die Eigenscha als Australian Shepherd, um ein Hund zu sein.
notwendig, nicht hinreichend: Ein positiver Pflichtschulabschluss für den Besuch des Abendgymnasiums nicht notwendig, nicht hinreichend: Der Besitz eines Fahrrads für den Erwerb des Führerscheins

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12
Q

argumentum ad hominem

A

Angriff auf die Person, nicht auf das Argument
Immanuel Kant war ein Rassist, daher ist seine Ethik fragwürdig.

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13
Q

argumentum ad ignorantiam

A

Verweis darauf, dass das Gegenteil nicht bewiesen werden kann
Die Existenz Gottes kann nicht widerlegt werden – er muss daher existieren

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14
Q

argumentum ad populum

A

die Meinung einer großen Gruppe wird als Wahrheit dargestellt
Die Mehrheit der Menschen spricht sich gegen Inzest aus, daher sollte dieser verboten bleiben.

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15
Q

argumentum ad temperantiam

A

ʻzur Mäßigungʼ
der Mittelweg zwischen zwei Behauptungen wird als vernün iger Kompromiss dargestellt
Manche wollen alle Flüchtlinge ausweisen, andere alle reinlassen – die Wahrheit wird in der Mitte liegen.

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16
Q

argumentum ad verecundiam

A

ʻzur Ehrfurchtʼ
eine die Position stützende Autorität wird angeführt
Sogar Papst Franziskus hält Ohrfeigen für Kinder für okay, so schlimm können diese also nicht sein.

17
Q

cum hoc ergo propter hoc

A

ʻmit diesem, daher deswegenʼ
eine reine Korrelation wird als Kausalzusammenhang bezeichnet
Nachdem ich die Globuli geschluckt hatte, ging es mir besser – das beweist doch, dass Homöopathie wirkt!

18
Q

falsche Alternativen

A

die Zuspitzung ist in dieser Form nicht zulässig, denn es gibt weitere Alternativen
Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich (Mt 12,30)

19
Q

naturalistischer Fehlschluss

A

aus einem Sein wird auf das Sollen geschlossen
Auch unter Tieren gibt es homosexuelle Verhaltensweisen, daher können diese nicht verwerflich sein.

20
Q

reductio ad Hitlerum

A

(Begriff von Leo Strauss)
eine Nähe zum Nationalsozialismus wird als Gegenargument eingeführt
Schon die Nazis haben sich für Euthanasie eingesetzt, daher ist Euthanasie schlecht.

21
Q

Strohmann-Argument

A

es wird eine verzerrte Version des Arguments widerlegt oder das Argument wird lächerlich gemacht
Abschaffung von „lebenslänglich“? Sollen wir gefährliche Verbrecher etwa gar nicht mehr einsperren?

22
Q

tu quoque

A

ʻdu auchʼ
weil der Gegner eine Verhaltensweise ebenfalls zeigt, wird diese als legitim angesehen Mein Lehrer sagt, dass ich nicht zu spät kommen darf, dabei kommt er selbst immer zu spät!

23
Q

Zirkelschluss (circulus vitiosus)

A

ʻTeufelskreisʼ
die Voraussetzungen enthalten bereits das zu Beweisende
Schwarzfahren ist unsozial, weil es auf Kosten der zahlenden Fahrgäste geschieht.