Themenkorb 7 Flashcards

1
Q

● Aus welchen Gründen wird Persönlichkeitspsychologie betrieben?

A

Obwohl Persönlichkeit einer der wichtigsten Begriffe in der Psychologie ist, gibt es keine einheitliche Definition davon. Meist wird darunter die Summe individueller Eigenscha en eines Menschen verstanden, die sich in seinem Erleben und seinem Verhalten ausdrücken.

Menschen sind unterschiedlich. Die Persönlichkeitspsychologie begnügt sich aber nicht mit dieser Feststellung, sondern versucht, stabile Persönlichkeitsmerkmale festzustellen. Das hat mehrere Gründe:
● MenschenwollenstabilePersönlichkeitsmerkmalefinden,weilsiezuPersonenattributionneigen (vgl.Themenkorb 2). Da jeder Mensch unterschiedlich ist, versuchen sie, „Schubladen“ zu finden, die nicht so komplex wie die Realität sind.
● Persönlichkeitseigenscha enbeeinflussendieArtundWeise,wiedereinzelneMenschdieRealität wahrnimmt und auf der Basis seiner Wahrnehmungen handelt. Die Psychologie muss also Persönlichkeit miteinbeziehen, um zu einem umfassenden Verständnis des menschlichen Lebens und Verhaltens zu gelangen.
● InderAngewandtenPsychologiewerdenPersönlichkeitstestsvorallembeiEignungstestsfürBeruf und Studium eingesetzt. Auch in der klinischen Psychologie spielen sie eine gewisse Rolle.

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2
Q

● Was versteht man unter Anlage-Umwelt-Problematik?

A

Persönlichkeitsmerkmale gelten im Allgemeinen als stabil. Das bedeutet, die Persönlichkeit ändert sich nicht oder nur geringfügig. Es stellt sich daher die Frage, wie sich die Persönlichkeit entwickelt:

● Ist die Persönlichkeit durch die Gene vorgegeben? (Anlage)
● Ist die Persönlichkeit eine Folge von Erziehung, Lernen und Lebenserfahrungen? (Umwelt)

Man spricht von der Anlage-Umwelt-Problematik. Im Allgemeinen wird angenommen, dass sowohl Anlage als auch Umwelt an der Entwicklung der Persönlichkeit betroffen sind. Das Verhältnis und Details zum Zusammenspiel dieser beiden Faktoren sind aber umstritten.

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3
Q

● Auf welcher Idee basiert Humoralpathologie?

A

Viersäftelehre / Humoralpathologie
begründet von Galen (2. Jahrhundert) nach Hippokrates Gleichgewicht der Säfte im Körper ist relevant für Gesundheit und Persönlichkeit

Sanguiniker - Blut
Choleriker - elbe Galle
Melancholiker - schwarze Galle Phlegmatiker - Schleim

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4
Q

● Auf welcher Idee basiert Konstitutionstypologie?

A

William Sheldon auf der Basis von Ernst Kretschmer, Mitte des 20. Jahrhunderts

endomorph: meist fett, unterentwickelte Muskulatur,starkeVerdauung

mesomorph: starke Knochen und Muskeln, aufrecht und stam̈ mig

ektomorph: lange, dun̈ ne Arme und Beine, kaum Muskeln, zerbrechlich, zart
gemuẗ lich, gesellig, gefraß̈ ig
voller Schwung, Kraft, Tatendrang
zurückhaltend, gehemmt, intelligent

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5
Q

● Welche Persönlichkeitstypen unterscheidet das Modell von Hippokrates/Galen?

A

Eine der bekanntesten Persönlichkeitsmodelle ist die Vier-Sä e-Lehre (Humoralpathologie) aus dem 5. Jahrhundert vor Christus. Es wird mit den Medizinern Hippokrates und Galen verbunden. Diese Theorie geht von vier Körpersä en (lat. hūmor) aus, die in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Ein Übermaß eines Körpersa es führt in diesem Modell zu einer bestimmten Persönlichkeitseigenscha , aber auch zu jeweils typischen Krankheiten.
● DerSanguinikermiteinemÜbermaßanBlut(lat.sanguis)seiheiter,aktiv,leichtlebig.
● DerPhlegmatikerseidurchzuvielSchleim(altgr.φλέγμαphlégma)passiv,schwerfällig.
● DerCholerikerhabezuvielgelbeGallenflüssigkeit(altgr.χολήcholḗ)undseiwütend,jähzornig. ● DerMelancholikerseivollerschwarzer(altgr.μέλαςmélas)Gallenflüssigkeit,dahertraurig.

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6
Q

● Was versteht man unter Big Five?

A

Die Big Five basieren auf der sogenannten lexikalischen Hypothese: Nach dieser Theorie bilden sich Persönlichkeitseigenscha en in der Sprache ab. Menschen beschreiben sich selbst und andere als ängstlich, bedächtig, jähzornig, ordentlich oder unsicher. Manche dieser Begriffe sind einander näher als andere: Wer ängstlich ist, kann vielleicht auch als schreckha , zagha , unruhig beschrieben werden, aber eher nicht als mutig, forsch und tatkrä ig. Insgesamt gibt es in den meisten Sprachen tausende solcher Adjektive. Mit statistischen Verfahren (der sogenannten Faktorenanalyse) können diese Adjektive geordnet und zu wenigen Gruppen zusammengefasst werden (Clustering).

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7
Q

● Welche beiden Persönlichkeitsmodelle erfand Freud?

A
  1. Modell:

Bewusste (Zugriff, Gedanken)

Vorbewusste (kann bewusst gemacht werden)

Unbewusste (steuert das Verhalten)

  1. Modell:

Ich (Realitätsprinzip, ohne großen Schaden)

Über-Ich (Sollprinzip, kontrolliert das Ich, Normen)

Es (Lustprinzip, Eros, Libido, Thanatos)

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8
Q

● Was versteht Jung unter dem kollektiven Unbewussten?

A

DaskollektiveUnbewusstewirdmanchmalauchalspsychischesErbebezeichnet.Jungsiehtdarin
das Wissen der Menschheit, mit dem wir geboren werden, und das unsere Erfahrungen und unser Verhalten beeinflusst. Die Inhalte des kollektiven Unbewussten sind die Archetypen, die uns nur indirekt zugänglich sind.
Archetypen sind organisierende Strukturen. Man kann sie sich wie ererbte Gefühls- und Verhaltensmuster denken. Sie sorgen dafür, dass wir Erfahrungen in einer ganz bestimmten Weise machen und äußern sich in menschlichen Ausdrucksformen wie der Literatur und Malerei, aber auch in Träumen.

Es gibt viele verschiedene Archetypen, die sich überschneiden und ineinander übergehen. Eine genaue Anzahl stellt Jung nicht fest. Zwei besonders wichtige Archetypen sind Persona und Schatten. Jener Teil der Persönlichkeit, den wir der Öffentlichkeit präsentieren, ist die Persona. Gemeint sind damit nicht nur positive Eindrücke, die wir bei den anderen erwecken wollen, sondern auch Eindrücke, die wir verwenden, wenn wir jemanden täuschen oder manipulieren wollen. Jener Teil, den wir vor den anderen
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verstecken wollen, wird Schatten genannt. Aber auch die Lebens- und Sexualtriebe gehören zum Schatten. Er beinhaltet all jene Anteile, die wir uns nicht eingestehen wollen. Auch das Böse, zu dem wir fähig sind, ist im Schatten zu finden. Da er sich aus unserer vormenschlichen Vergangenheit ableitet, wird er häufig als wildes oder brutales Tier symbolisiert.

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9
Q

● Welche Verfahren zur Messung von Persönlichkeiten kennen Sie?

A

Psychometrische Persönlichkeitstests arbeiten mit Fragebögen, die mit statistischen Verfahren ausgewertet werden. Bekannte Verfahren sind der MMPI (Minnesota Multiphasic Personality Inventory) oder der FPI-R (Freiburger Persönlichkeitstest). In Österreich werden zur Diagnostik auch häufig die auf der Theorie der Big Five basierenden Fragebögen Big Five plus one und Big Five Struktur Inventar (BFSI) verwendet.
Projektive Persönlichkeitstests arbeiten mit mehrdeutigen Aufgabenstellungen. Die bekanntesten projektiven Persönlichkeitstests sind der Rorschachtest und der Thematische Apperzeptionstest (TAT).
Beim Rorschachtest werden Tintenkleckse vorgelegt, die die vom Probanden interpretiert werden. Aus den Antworten wird mehr oder weniger frei auf Persönlichkeitseigenscha en geschlossen. Die Assoziationen hängen stark vom kulturellen Hintergrund ab.

Der Thematische Apperzeptionstest (TAT) verwendet Bilder von Alltagssituationen, die bewusst mehrdeutig sind. Die Probanden sollen sie als Impulse für kurze, dramatische Geschichten verwenden.
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Problematisch ist, dass die Gütekriterien (vgl. Themenkorb 1) meist nicht eingehalten werden können. Trotzdem werden Tests dieser Art noch verwendet, etwa als Gesprächseinstieg. Der TAT wurde etwa auch für das klassische Experiment zur Theorie der kognitiven Bewertung (vgl. Themenkorb 4) von Dutton und Aron (1974) verwendet.

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