Teil 4 Flashcards

1
Q

Was hat die von Linus Pauling und Robert B. Corey durchgeführte Röntgenstrukturanalyse von Kristallen kleiner Peptide gezeigt? Wie ließen sich die erzielten Ergebnisse interpretieren? Wie bezeichnet man diese Struktur?

A

Beobachtungen:
* Peptidbindung ist starr und planar

  • C=O Bindung ist länger als jene von gewöhnlichen Aldehyden und Ketonen
  • die C-N Bindung ist kürzer als eine normale C-N Bindung, aber länger als eine C=N Doppelbindung

Interpretation:
* Geometrie weist stark darauf hin, dass das N-Atom der C-N Bindung sp2 hybridisiert ist und dass das freie Elektronenpaar des Stickstoff zum Carbonylsauerstoff delokalisiert. Somit ist die tatsächliche Struktur ein Resonanzhybrid von 2 mesomeren Grenzstrukturen. Die C-N Bindung besitzt dadurch etwa 40% Doppelbindungscharakter
* Wegen partiellen Doppelbindungscharakter sitzen die 6 Atome der Peptidbindung in einer Ebene (sind coplanar) und die frei Drehbarkeit der C-N Bindung geht verloren

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

In welcher geometrischen Konfiguration kommen Peptidbindungen am meisten vor? Welche Ausnahme gibt es? Was ist der Grund für die Annahme einer solchen Konfiguration?

A
  • Anordnung der Seitenreste und der flankierenden C-alpha-Atome um Peptidbindung ist nahezu immer trans
  • Ausnahme: für Prolin als nachfolgender Rest ist cis-Konfiguration ebenfalls möglich (Verhältnis Trans:cis = 5:1), Trans-Konfiguration nur geringfügig bevorzugt gegenüber cis-Konfiguration
  • Grund: sterische Hinderung (Überlappung der Van der Waals Radien) - Trans-Konfiguration ist wegen geringerer sterischer Hinderung stabiler als cis-Konfiguration
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Was versteht man unter dem Van der Waals Radius? Was passiert bei der Annäherung von zwei äquivalenten Atomen

A
  • ist definiert als die Hälfte des Abstandes zwischen den Kernen zweier äquivalenter Atome oder Gruppen, wenn sich diese am Energieminimum befinden
  • Anziehung steigt bis zum Van der Waals Abstand
  • Bei Annäherung über den Van der Waals Abstand –> Potentielle Energie sehr hoch aufgrund von Abstoßung
  • Bei Entfernung von Atomen –> potentielle Energie sinkt
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Konformation der Polypeptidkette: Durch welche Angaben kann die molekulare Geometrie von Proteinen beschrieben werden?

A
  • Bindungslänge
  • Bindungswinkel
  • Diederwinkel = Torsionswinkel
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Welche Diederwinkel bestimmen maßgeblich die Backbone-Konformation der Polypeptidkette?

A
  • Diederwinkel ω um CO-NH nicht drehbare, planare Peptidbindung: bei cis-Konformation ω=0°, bei trans-Konformation ω=180°
  • rotierbar: N-C⍺ Bindung –> Diederwinkel ɸ (phi)
  • rotierbar: C⍺-CarbonylC Bindung –> Diederwinkel ψ (psi)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Generell werden nur 10% der möglichen {ɸ, ψ} Kombinationen in Proteinen aufgefunden - Warum?

A

Nicht alle ɸ/ψ Diederwinkel sind energetisch möglich, da es bei vielen Kombinationen der Rotationswinkeln ɸ und ψ zur Überlappung der van der Waals Sphären von Haupt- als auch Seitenkettenatomen kommt –> sterische Hinderung

Somit sind nur bestimmte, durch Drehung um die Molekülachsen N-Cα und Cα-CO erhältliche Anordnungen aus räumlichen Gründen erlaubt!

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Was wird durch das Ramachandran-Diagramm beschrieben? Auf welchen Annahmen basiert das Ramachandran-Diagramm und wodurch wird es beeinflusst?

A
  • Es beschreibt die erlaubten ɸ/ ψ Winkel für individuelle Aminosäuren in einer Polypetidkette (weiße Bereiche = verbotene Bereiche, dunkle Bereiche = keine sterische Hinderung)
  • Annahmen: starre Peptidbindung und hartes Kugelmodell (keine Durchdringung der Elektronenwolke von Atomen, wenn der Abstand der Schwerpunkte kleiner ist als die Summe der van der Waals Radien)
  • beeinflusst wird sie von der steirischen Hinderung zwischen Haupt- und Seitenkettenatomen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Was beschreit die Sekundärstruktur und welchen Kriterien unterliegt sie?

A
  • lokale Faltung der Hauptkette des Proteins und bezieht sich vor allem auf AS, die in Sequenz nahe beisammen sind

Kriterien:

  • Die Konformation, d.h. die beiden Diederwinkel ɸ und ψ müssen in Sekundärstrukturelementen in einem der erlaubten Bereiche des Ramachandran-Diagrammes liegen
  • H-Brückenbindungs-Donatoren und -Akzeptoren der Hauptpeptidkette sollen möglichst vollständig abgesättigt sein –> zur energetischen Stabilisierung der Sekundärstruktur
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Beschreibe 3 Klassen von Sekundärstrukturelementen (SSE) und nenne jeweils deren Vertreter!

A
  • Reguläre SSE mit sich entlang der Hauptkette periodisch (regelmäßig) wiederholenden Wertepaaren ɸ und ψ. Wichtige Vertreter: ⍺-Helix (rechtsgängig), β-Faltblatt (antiparallel) und β-Faltblatt (parallel)
  • Bestimmte häufig auftretende irreguläre (nicht periodische) Strukturen mit charakteristischen ɸ, ψ Paaren. Vertreter: β-Turns, bestimmte Loops
  • Gelegentlich werden auch ungeordnete Bereiche mit beliebigen ɸ, ψ Werten dazugezählt. Die meisten großen Loops und Random Coil Regionen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Nenne Eigenschaften der ⍺-Helix (8 Punkte)

A
  • Durch schraubiges Aufwinden der Polypeptidkette mit fixierten Werten von ɸ = -57° und ψ = -47° wird die Voraussetzung einer maximalen Anzahl an H-Brückenbindungen innerhalb dieses gewundenen Bereiches erfüllt (außer an den Enden)
  • Ganghöhe (Anstieg/Umdrehung): 5,4 Å
  • 3, 6 Reste per Umdrehung (= 360°)
  • Anstieg per Rest: 1,5 Å
  • Sauerstoff der C=O Gruppe des i-ten Aminosäurerest geht die Kette hinaufgehend mit dem Amid-Proton des (i+4)ten Aminosäurerests eine H-Brückebindung ein
  • praktisch nur rechtsgängig in der Natur
  • bildet ein Makrodipol: N-Terminus besitzt positiven Ladungsschwerpunkt, C-Terminus besitzt negativen Ladungsschwerpunkt
  • Seitenketten zeigen nach außen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Welche AS destabilisieren die ⍺-Helix und warum?

A
  • Glycin: wegen geringer sterischer Hinderung durch kleinen Rest (-H) sind für Glycin mehr ɸ, ψ Winkelpaare erlaubt als für alle anderen AS. Einfrieren in das einzige ɸ, ψ Winkelpaar (ɸ = -57° und ψ = -47°.) der ⍺-Helix ist daher für Glycin eitropisch besonders ungünstig.
  • Prolin: Seitenrest ist ein starrer 5-er Ring, dessen Winkel ɸ nicht dem optimalen Winkel von -57° für ⍺-Helix entspricht. Außerdem ist Prolin eine Iminosäure, d.h. das N trägt kein positiv polarisiertes H-Atom, weshalb Prolin keine stabilisierende H-Brücke zur C=O Gruppe der 4. nächsten AS ausbilden kann.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Warum ist die ⍺-Helix ein Makrodipol?

A

n der ⍺-Helix sind alle H-Brückenbindungen und damit Peptidbindungen in derselben Richtung orientiert. Die Dipole der einzelnen Peptidbindungen addieren sich. Dadurch erhält die Helix ein merkliches Dipolmoment mit dem positiven Ladungsschwerpunkt beim N- Terminus und dem negativen am C- Terminus (z.T. wichtig für Katalyse durch Enzyme)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Welche anderen Polypetid -Helices gibt es noch außer die ⍺-Helix? Nenne deren Eigenschaften

A
  • 3_10-Helix:
  • 3 Reste pro Umdrehung, p (Ganghöhe) = 6 Å (steiler als ⍺-Helix, p = 5,4Å)
  • H-Brücken zwischen i-ten und (i+3)ten AS
  • meist nur eine Windung am N- oder C-Terminus
  • π-Helix
  • 4,4 Reste pro Umdrehung, p = 4,7 Å => dicker und flacher als ⍺-Helix
  • H-Brücken zwischen i-ten und (i+5)ten AS
  • noch seltener
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Wie berechnet man die Ganghöhe p?

A
  • p = pitch
  • Reste per Umdrehung x Anstieg pro Rest
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Woraus bestehen ß-Faltblattstrukturen? Wie können sie aussehen und welche Bindungen sind Charakteristisch für ß-Faltblattstrukturen? Warum kommt es zu einer Faltung? Wo befinden sich die Seitenketten?

A
  • bestehen aus benachbarten β-Strängen = fast vollständig gestreckten Polypeptidketten
  • Aussehen: parallele oder antiparallele β-Faltblätter
  • charakteristische Bindung: H-Brückenbindung zwischen CO und NH zwischen den benachbarten β-Strängen
  • Es kommt zu einer Faltung weil β-Stränge allein instabil sind, da keine Interaktionen zwischen den Atomen herrscht und das β-Faltblatt das volle Ausschöpfen des H-Brückenpotentials der Hauptkettenatome ermöglicht.
  • Die Seitenketten befinden sich alternierend oberhalb und unterhalb der Ebene des β-sheets
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Wo befinden sich die Seitenketten beim β-Faltblatt? Welchen Turn nimmt das β-Faltblatt ein?

A
  • Die Seitenketten befinden sich alternierend oberhalb und unterhalb der Ebene des β-sheets
  • ist immer linksgängig
16
Q

Was sind Loops? Zu welcher Klasse Sekundärstrukturelementen gehören sie? Was ist deren Eigenschaft?

A
  • sind irreguläre (nicht periodische) SSE variabler Größe
  • ermöglichen der Peptidkette, die Orientierung zu ändern - ohne Loops gäbe es keine globulären Proteine
  • oft an Oberfläche des Proteins, wo sie häufig an Bindung von Liganden oder Assoziation mit anderen Proteinen beteiligt sind
17
Q

Was sind Turns? Zu welcher Klasse Sekundärstrukturelementen gehören sie?

A
  • Kurze, in Protein anzutreffenden Schleifen
  • gehören zu den irregulären (nicht periodischen) SSE
  • ermöglichen Richtungsänderung der Hauptkette um 180°
18
Q

Welche Klassen von Turns gibt es? Wonach werden sie klassifiziert?

A
  • nach Anzahl der AS
  • ⍺ –> 5 AS
  • β –> 4 AS
  • ɣ –> 3 AS
  • 𝛿 –> 2 AS
  • π –> 6 AS
19
Q

Welche AS sind oft in β-Turns vertreten und warum?

A
  • Konformation von cis-Prolin optimal für Einbau in β-Turns geeignet (natürlicher Hauptknick in Hauptkette)
  • Glycin hat geringe sterische Hinderungen, kann für Einbau in enge Loops φ und ψ Werte-Kombinationen einnehmen, die für andere Aminosäuren nicht möglich sind!