Sozialpsychologie Flashcards
1 Einführung in die Sozialpsychologie – Geschichte & Meilensteine
001 Was ist Untersuchungsgegenstand der Sozialpsychologie? Bitte grenzen Sie das Fach von anderen Disziplinen ab.
- Die Definition von Gordon Allport lautet: „Sozialpsychologie ist der Versuch, zu verstehen und zu erklären, wie die Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen von Personen durch die tatsächliche, vorgestellte oder erschlossene Anwesenheit anderer Menschen beeinflusst werden.“
- Der durchschnittliche Mensch steht dabei im Mittelpunkt des Interesses. Das beinhaltet, was Menschen übereinander denken, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und wie sie ihre Beziehungen zueinander gestalten. Es geht dabei um Themen wie Macht, Einfluss, Einstellungsbildung und vieles mehr.
Abgrenzung:
Soziologie: Untersucht Gruppen, Organisationen und Gesellschaften.
Persönlichkeitspsychologie: Untersucht die charakteristischen Merkmale, die Individuen zu etwas Einzigartigem machen und durch die sie sich voneinander unterscheiden.
1 Einführung in die Sozialpsychologie – Geschichte & Meilensteine
002 Erläutern Sie an einem Beispiel aus der Unternehmenspraxis, wie soziale Normen das Leistungsverhalten des einzelnen Mitarbeiters beeinflussen.
- Die Gruppen-Norm bestimmt das Leistungsverhalten innerhalb der Gruppe. Die Anpassung an die Leistungsnorm erfolgt, um Zugehörigkeit zur Gruppe zu erlangen.
Beispiel:
Eine Mitarbeiterin kam neu in das Team eines öffentlich-rechtlichen Unternehmens. Die junge Frau arbeitete vorher in einem Dienstleistungsunternehmen und war gewohnt, sich engagiert einzubringen und Leistung zu zeigen.
Sie bemerkte schnell, dass in dem neuen Team ganz andere Regeln galten. So passierte es, dass etliche Mitarbeiter sich morgens bei der Zeiterfassung registrierten und dann erst einmal gemütlich zum Kaffeetrinken in die Kantine gingen. Es gab auch Kennzahlen in dem Team, die zeigten, wie schnell Vorgänge abgearbeitet wurden. Die neue Mitarbeiterin bekam recht bald den Hinweis aus dem Team, sie solle nicht so schnell arbeiten, weil sie die bisherigen Durchschnittswerte zu sehr in die Höhe trieb.
Um es sich nicht mit den neuen Kollegen zu verscherzen, passte sie schnell ihr Verhalten den impliziten Normen in diesem Team an, die offenbar lauteten: „Überarbeite dich nicht. Mache langsam.“
1 Einführung in die Sozialpsychologie – Geschichte & Meilensteine
003 Stellen Sie sich vor, dass Sie der neue Vorgesetzte eines zehnköpfigen Arbeitsteams sind. Sie möchten gerne einige Neuerungen einbringen. Diskutieren Sie, inwiefern Ihnen dabei die Gesetzmäßigkeiten der Konformität hilfreich oder hinderlich sein werden.
- Als neues Teammitglied bin ich in der Minderheit, dann wird die Konformität in der bestehenden Gruppe dazu beitragen, dass ich nicht einfach etwas Neues umsetzen kann. Als neuer Vorgesetzter muss ich in dem Fall besonders die einflussreichen Mitglieder der Gruppe gewinnen und mir insgesamt eine Mehrheit von Mitarbeitern erarbeiten, die die geplanten Neuerungen unterstützt. Denn dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die anderen anschließen. Dabei können auch kulturelle Einflüsse eine Rolle spielen. Es ist auch zu beachten, ob die Mitarbeiter aus kollektivistischen oder individualistischen Kulturen stammen. Bei einer kollektivistischen Kultur besteht eine höhere Tendenz dazu, individuelle Ziele den Gruppenzielen unterzuordnen.
- Konformität ist die Tendenz von Menschen, das Verhalten und die Meinungen anderer Gruppenmitglieder zu übernehmen. Konformität ist dann hilfreich, wenn man die Gruppen-Norm kennt, denn dann kann die Gruppe bewusster gesteuert werden. Die geplante Einführung von Neuerungen kann dann im Voraus mit der Gruppen-Norm in Einklang gebracht werden.
- Konformität ist hinderlich, wenn durch die vorhandene Gruppen-Norm bei den Mitgliedern Sieger- und Verliererängste bei Veränderungen entstehen. Dann kann durch Konformität die Blockadehaltung Einzelner auf andere Gruppenmitglieder übertragen werden, was zu aktivem Widerstand oder Boykott führen kann.
1 Einführung in die Sozialpsychologie – Geschichte & Meilensteine
004 Nennen Sie Maßnahmen gegen unkritischen Gehorsam und gegen die negativen Auswirkungen von Autorität.
Menschen können sich Autoritäten leichter widersetzen, wenn sie die Gesetzmäßigkeiten kennen, die Menschen zu Gehorsam veranlassen. Maßnahmen gegen unkritischen Gehorsam und gegen die negativen Auswirkungen von Autorität können sein:
- Betonung der Eigenverantwortung des Handelnden: Wenn klargestellt wird, dass Verantwortung nicht allein bei der Autoritätsperson liegt, können viele Fehler vermieden werden. Dann würde die Pflegekraft in der oben geschilderten Situation nachdenken und den Arzt auf die ungewöhnliche Dosierung ansprechen.
- Hinterfragung von Motiven und Expertise einer Autoritätsperson: Nicht immer und in jeder Situation ist ungefragt zu befolgen, was die Autoritätsperson vorgibt. So könnte im Beispiel der falschen Medikamentenzuordnung durch die Pflegekraft der Patient nachfragen, was geändert wurde und aus welchem Grund die Veränderung erfolgte.
- Hinterfragung der Angemessenheit von Gehorsam: Es gibt Situationen, in denen Gehorsam angemessen ist, z.B. gegenüber den Anweisungen der Feuerwehr bei einem Brand. Aber ob, wie im Milgram-Experiment, Gehorsam gegenüber einem Versuchsleiter angemessen ist, ist deutlich infrage zu stellen. Gehorsam ist insbesondere dann infrage zu stellen, wenn andere geschädigt werden sollen.
1 Einführung in die Sozialpsychologie – Geschichte & Meilensteine
005 Nennen und erläutern Sie aktuelle Probleme und Herausforderungen der Sozialpsychologie.
- Viele ältere Untersuchungen sind mit nur eingeschränkt verallgemeinerbaren Stichproben durchgeführt wurden.
- Bei etlichen älteren Studien sind die Ergebnisse bei Wiederholungen nicht gefunden worden und die damaligen Ergebnisse sind jetzt fraglich.
- Es werden meist nur Studien veröffentlicht, wo ein Ergebnis gefunden wurde, obwohl das Nicht-Finden auch ein Ergebnis wäre.
- Forscher stehen unter dem Druck Ergebnisse zu produzieren, dadurch treten auch Betrugsfälle auf.
- Das Peer-Review-Verfahren erweist sich als fehlerhaft, da gerade die Prüfer der fehlgeschlagenen Replikationsversuche die Wissenschaftler sind, deren Studie sich nicht wiederholen ließ.
- Ethisches Dilemma - spannende, lebensnahe Forschung ist häufig aus Gründen der Ethik nicht angemessen (Milgram-Experiment und das Stanford-Gefängnis-Experiment). Es muss immer wieder zwischen dem Forschungsinteresse und der Notwendigkeit einer Täuschung abgewogen werden - ethische Richtlinien.
2 Soziale Wahrnehmung – Wie wir andere Menschen verstehen
006 Erläutern Sie an einem Beispiel, was bei der Attributionstheorie von Heider mit der Unterscheidung in internale und externale Faktoren gemeint ist.
- Internale Faktoren sind Faktoren, die innerhalb einer Person liegen, also Persönlichkeit, Einstellungen, Disposition und Charaktereigenschaften.
- Externale Faktoren sind Faktoren, die außerhalb einer Person liegen, die in der Situation zu finden sind und sich der Kontrolle der Person entziehen.
007 Eine wichtige Aufgabe von Vorgesetzten ist die Mitarbeiterbeurteilung. Was kann ein Vorgesetzter aus dem Kovariationsmodell von Kelley für seine Führungsaufgabe ableiten?
- Das Kovariationsmodell von Kelley versucht durch eine systematische Beobachtung Fehleinschätzungen und Fehlurteile zu minimieren.
- Indem man dann alle Beobachtungsdaten zusammenfasst, lässt sich recht objektiv sagen, ob ein beobachtbares Verhalten durch eine Person oder durch spezielle situative Umstände bedingt ist.
- Um Attributionsfehler zu vermeiden, sollte der Vorgesetzte sich Notizen von Beobachtungen machen und die drei Informationsarten berücksichtigen:
Distinktheit (Verhalten spezifisch für die Situation)
Konsistenz (Verhalten wiederholt bei der Situation)
Konsensus (verhalten sich andere in der Situation genauso)
008 Was sollte man aufgrund der Attributionstheorie von Weiner beachten, um die optimale Leistung von anderen (bspw. Schülern, Mitarbeitern) zu fördern? Verdeutlichen Sie die Gedanken an geeigneten Beispielen.
1.Die Attributionstheorie beschreibt, nach welchen Prinzipien Leistungsergebnisse erklärt werden. Laut Weiner laufen Attributionsprozesse nicht spontan und automatisch ab, sondern werden verstärkt dann ausgelöst, wenn ein Ergebnis zum einen unerwartet und das angestrebte Ziel nicht erreicht worden ist.
Ein Ergebnis kann entweder auf die Person, auf die Umstände oder ob die Person einen Einfluss auf das Handlungsergebnis hat, zurückgeführt werden.
- Lokation / Lokus (interne vs. externe Ursachen)
- Stabilität (stabile vs. variable Ursachen)
- Kontrollierbarkeit (kontrollierbare vs. unkontrollierbare Ursachen)
Um Menschen zu optimalen Leistungen zu führen, ist es wichtig zu analysieren, wie ihr Selbstwertgefühl ausgeprägt ist und wie sie Erfolge bzw. Misserfolge attribuieren.
- Leistungsstarke Menschen mit hohem Selbstwertgefühl glauben, dass ihr Erfolg von ihren Fähigkeiten und Anstrengungen abhängt. Sie schreiben ihre Leistungserfolge internalen, stabilen und unkontrollierbaren Ursachenfaktoren – sprich Begabung – zu. Ihre Misserfolge schreiben sie eher internalen, instabilen und kontrollierbaren Faktoren (wie mangelnde Anstrengung) oder externalen, unkontrollierbaren Faktoren (Schwierigkeit einer Aufgabe) zu.
- Leistungsschwache Menschen dagegen zweifeln eher an ihren Fähigkeiten und wenn sie einmal Erfolg haben, schreiben sie es mehr dem Zufall oder Glück zu als ihrem Können. Sie fühlen sich für ihren Erfolg nicht selbst verantwortlich.
- Durch das Wissen über die jeweiligen Attribuierungsstile können wir bewusster steuern, wie sich Leistung optimieren lässt.
Zum Beispiel: Der Mitarbeiter macht weniger Verkaufsabschlüsse als die Kollegen. Im Gespräch stellt der Vorgesetzte fest, dass der Mitarbeiter diese Verkaufsschwäche internal, instabil und kontrollierbar attribuiert. In dem Fall hat er sich zu wenig angestrengt, genügend Besuchstermine zu vereinbaren. Im Gespräch lässt sich dann vereinbaren, was zu tun ist, damit der Mitarbeiter die erforderlichen Anstrengungen leistet.
Nicht so einfach stellt sich dagegen die Situation da, wenn der Mitarbeiter seine Verkaufsschwäche external, instabil und nicht kontrollierbar einschätzt. Er sieht seine Verkaufserfolge auf Glück und Zufall beruhend. In dem Fall hätte der Vorgesetzte keine Chance, aktive Maßnahmen zu vereinbaren, sondern müsste bei dauerhaft schlechter Leistung erwägen, sich von dem Mitarbeiter zu trennen, weil sich keine Entwicklungsmaßnahmen anbieten.
009 Erläutern Sie, wie aus Sicht der attributionstheoretisch reformulierten Theorie der erlernten Hilflosigkeit eine Depressionsprophylaxe erreicht werden könnte.
- Das Konzept der erlernten Hilflosigkeit ist ein Modell, um bestimmte Formen menschlicher Depressionen zu erklären. Eine Depression kann demnach entstehen, wenn die Person glaubt, dass ihre persönlichen Entscheidungen irrelevant sind und sie einen pessimistischen Attributionsstil hat. Das bedeutet, dass sie die Ursache für ein negatives Ereignis folgendermaßen eingeschätzt wird:
- intern (persönlich): Sie sehen in sich selbst das Problem und nicht in den äußeren Umständen.
- global (generell): Sie sehen das Problem als allgegenwärtig und nicht auf bestimmte Situationen begrenzt.
- stabil (permanent): Sie sehen das Problem als unveränderlich und nicht als vorübergehend. - Je stärker die Zuschreibung von negativen Ereignissen auf externe, spezifische und instabile Faktoren erfolgt, desto weniger wahrscheinlich wird der Weg in die Depression.
- Eine Depressionsprophylaxe besteht darin, zuerst depressionsförderliche Attributionsmuster zu erkennen und diese bewusst zu machen. Anschließend alternative Attributionsmuster zu entwickeln und zu stabilisieren.
- Ein weiterer Punkt ist, typische Situationen von wahrgenommener Nicht-Kontingenz zu ermitteln und dafür ggfs. vorhandene Handlungsspielräume aufzuzeigen, die subjektiv nicht erkannt wurden.
010 Unternehmen werden aufgrund der Globalisierung immer mehr mit organisationalen Veränderungsprozessen konfrontiert. Erläutern Sie auf der Basis der Reaktanz-Theorie, wieso sich häufig Widerstände von Seiten der Führungskräfte und Mitarbeiter zeigen. Durch welche Maßnahmen lassen sich aus Sicht dieser Theorie das Engagement und die Bereitschaft zur Veränderung bei der Belegschaft erhöhen?
Veränderungsprozesse = Freiheitseinschränkungen
- Veränderungsprozesse sind aus der Sichtweise der Reaktanz-Theorie Freiheitseinschränkungen, die zum Verlust von Kontrolle und Partizipation führen. Sie wirken bedrohlich, weil neue Anforderungen gestellt werden und vertraute Routinen, Abläufe und Privilegien infrage gestellt werden. Möglicherweise steht die Frage im Raum, ob der eigene Arbeitsplatz bestehen bleibt.
- Der damit verbundene Spannungszustand erzeugt emotionale Reaktionen, Weigerungen und Widerstand. Die Reaktanz tritt auch deshalb auf, weil es noch die Annahme gibt, die Situationen beeinflussen zu können.
- Indem die Mitarbeiter bei Veränderungsprozessen frühzeitig einbezogen und informiert werden, ist die Wahrscheinlichkeit von Reaktanz geringer, weil es die Wahrnehmung von Kontrolle gibt, die Beteiligung bei Veränderungsprozessen wird wahrscheinlicher. Durch eine geeignete Einbindung lässt sich der Theorie zufolge verhindern, dass es zu den nachteiligen emotionalen, motivationalen und kognitiven Konsequenzen kommt, die den Auswirkungen bei erlernter Hilflosigkeit gleichen.
3 Soziale Kognition – Das Denken über unsere soziale Welt
011 Definieren Sie die Begriffe Stereotyp, Schema und Heuristik. Nennen Sie Beispiele und erläutern Sie den Zusammenhang zum Begriff soziale Kognition.
- Stereotype enthalten Wissen, Überzeugungen und Erwartungen bezüglich einer sozialen Gruppe. Sie führen dazu, dass beim Feststellen der Passung zu einem Stereotyp die Informationen, die zur Erwartung passen, fokussiert und selektiver wahrgenommen werden.
- Schemata sind kognitive Strukturen oder mentale Repräsentationen. Sie enthalten vorverarbeitete Informationen und Vorstellungen oder Erwartungen, die sich auf Objekte oder Menschen bestimmter Kategorien beziehen. Sie definieren diese Objekte oder Gruppen.
- Heuristiken ermöglichen eine Abkürzung in der Informationsverarbeitung. Sie helfen dabei, Schlussfolgerungen zu ziehen und bilden eine Art kognitive Faustregel, um Urteile zu sozialen Situationen oder Personen zu bilden. Die Wahrnehmung bereits weniger Informationen führt direkt zur Schemaaktivierung und zur Einordnung in einen Stereotyp.
Nehmen wir als Beispiel hierfür ein Schema „sportliche Menschen“. Merkmale könnten hier sein: schlank, durchtrainiert, aktiv, kraftvoll. Das heißt, man sieht jemanden, der diesen Kriterien entspricht und geht davon aus: dieser Mensch ist sportlich. Ein zugehöriger Stereotyp könnte sein, dass sportliche Menschen diszipliniert sind, sich gesund ernähren, sich häufig bewegen, Wert auf ihr Äußeres legen, erfolgreich im Beruf sind. Und die zugehörige Heuristik könnte lauten: „Sportliche Menschen sind erfolgreich“.
Soziale Kognition beschäftigt sich damit, wie wir über andere Menschen denken und wie die beteiligten Prozesse unsere Urteile und unser Verhalten in sozialen Kontexten beeinflussen. Anhand der beschriebenen Begriffe und der Beispiele erkennt man, wie diese Prozesse auf unser Denken über andere Menschen einwirken, indem wir aufgrund nur weniger Informationen komplexe Einschätzungen und Urteile über Personen fällen.
3 Soziale Kognition – Das Denken über unsere soziale Welt
012 Erläutern Sie an einem Beispiel das Zwei-Stufen-Modell der kognitiven Verarbeitung von Stereotypen.
In dem Modell wird zwischen der automatischen und der kontrollierten Verarbeitung von Informationen unterschieden.
- Der automatische Prozess läuft zuerst ab. Wir haben über ihn keine Kontrolle. Er läuft ohne Absicht ab, ohne Aufwand und ohne Bewusstsein. Stark voreingenommene Menschen korrigieren den Vorgang nicht.
- Bei Menschen, die nicht so stark voreingenommen sind, können die kontrollierten Verarbeitungsprozesse dieses Stereotyp korrigieren und auf die automatische Stereotypaktivierung nicht die stereotype Reaktion folgen lassen.
3 Soziale Kognition – Das Denken über unsere soziale Welt
013 Erläutern Sie an einem Beispiel das Kontinuummodell der Eindrucksbildung.
- Das Kontinuummodell der Eindrucksbildung von Fiske und Neuberg beschreibt, wie wir uns eine Meinung zu einer Person bilden. Die kategorisierte Bewertung und die individuellen Reaktionen sind die beiden Pole auf dem Kontinuum der Eindrucksbildung.
- Zuerst erfolgt eine kategorisierte Bewertung, bei der auch Stereotype aktiviert werden. Besteht mehr Interesse, werden die individuellen Reaktionen bewertet.
- Je höher das Interesse an der Person, desto umfassender ist der Versuch, individuelle Eigenschaften der betreffenden Person zu erschließen, solange bis keine Motivation mehr für weitere Erkenntnisse besteht.
3 Soziale Kognition – Das Denken über unsere soziale Welt
014 Aus welchen drei Komponenten besteht ein Vorurteil? Erläutern Sie die Komponenten anhand eines Beispiels.
- Als Vorurteile werden die typischerweise negativen Bewertungen von Gruppen und deren Mitgliedern definiert, die allein auf der Gruppenzugehörigkeit beriht. Sie enthalten eine Stereotypisierung die negative, ablehnende oder feindselige Haltung bis hin zur Diskriminierung.
Beispiel: „Hartz-IV-Arbeitslose sind zu faul, um zu arbeiten“. - Vorurteile enthalten drei Komponenten. Die affektive Komponente enthält Emotionen, die die Art des mit dieser Einstellung verbundenen Gefühls repräsentiert (z.B. Ärger, weil Hartz-IV-Arbeitslose den Sozialstaat ausnutzen).
- Die kognitive Komponente enthält die Überzeugungen, Annahmen oder Gedanken, die diese Einstellung ausmachen (z.B. Hartz-IV-Arbeitslose sind nicht bereit, jeden Job zu machen, das sieht man daran, dass Erdbeerpflücker, Müllmänner oder Spargelstecher eher aus dem Ausland kommen).
- Die Verhaltenskomponente bezieht sich auf das Handeln (z.B. dass eine Person Hartz-IV-Empfänger abweisend, distanziert behandelt oder gar als Faulpelze beschimpft).
3 Soziale Kognition – Das Denken über unsere soziale Welt
015 In Unternehmen lässt sich das Phänomen beobachten, dass Abteilungen gegeneinander Vorurteile haben, die die Zusammenarbeit beeinträchtigen. Übertragen Sie die Gedanken der Kontakthypothese auf dieses Problem und zeigen Sie an einem Beispiel aus der Praxis auf, wie sich solche Vorurteile vermindern lassen könnten.
Die Kontakthypothese besagt, dass sich Vorurteile abbauen lassen, wenn die Personengruppen, die gegenseitige Vorurteile haben, in bestimmter Weise in Kontakt treten und dabei sechs Bedingungen erfüllt sind:
1 wechselseitige Abhängigkeit
2 ein gemeinsames wichtiges Ziel
3 gleicher Status
4 zwanglose, freundliche Umgebung, in der die Mitglieder der Eigengruppe mit den Mitgliedern der Fremdgruppe ungehindert interagieren können;
5 Kontakt mit mehreren Mitgliedern der Fremdgruppe – wichtig ist, dass die Mitglieder der Fremdgruppe als typisch angesehen werden, sonst wird das Stereotyp aufrechterhalten, weil man meint, es sei eine Ausnahme;
6 Gleichheit als soziale Norm; in der jeweiligen Situation gelten Spielregeln, die die Gleichheit unter den Gruppenmitgliedern fördern und unterstützen.