Sozialpsychologie Flashcards

1
Q

1 Einführung in die Sozialpsychologie – Geschichte & Meilensteine

001 Was ist Untersuchungsgegenstand der Sozialpsychologie? Bitte grenzen Sie das Fach von anderen Disziplinen ab.

A
  1. Die Definition von Gordon Allport lautet: „Sozialpsychologie ist der Versuch, zu verstehen und zu erklären, wie die Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen von Personen durch die tatsächliche, vorgestellte oder erschlossene Anwesenheit anderer Menschen beeinflusst werden.“
  2. Der durchschnittliche Mensch steht dabei im Mittelpunkt des Interesses. Das beinhaltet, was Menschen übereinander denken, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und wie sie ihre Beziehungen zueinander gestalten. Es geht dabei um Themen wie Macht, Einfluss, Einstellungsbildung und vieles mehr.

Abgrenzung:

Soziologie: Untersucht Gruppen, Organisationen und Gesellschaften.

Persönlichkeitspsychologie: Untersucht die charakteristischen Merkmale, die Individuen zu etwas Einzigartigem machen und durch die sie sich voneinander unterscheiden.

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2
Q

1 Einführung in die Sozialpsychologie – Geschichte & Meilensteine

002 Erläutern Sie an einem Beispiel aus der Unternehmenspraxis, wie soziale Normen das Leistungsverhalten des einzelnen Mitarbeiters beeinflussen.

A
  1. Die Gruppen-Norm bestimmt das Leistungsverhalten innerhalb der Gruppe. Die Anpassung an die Leistungsnorm erfolgt, um Zugehörigkeit zur Gruppe zu erlangen.

Beispiel:
Eine Mitarbeiterin kam neu in das Team eines öffentlich-rechtlichen Unternehmens. Die junge Frau arbeitete vorher in einem Dienstleistungsunternehmen und war gewohnt, sich engagiert einzubringen und Leistung zu zeigen.

Sie bemerkte schnell, dass in dem neuen Team ganz andere Regeln galten. So passierte es, dass etliche Mitarbeiter sich morgens bei der Zeiterfassung registrierten und dann erst einmal gemütlich zum Kaffeetrinken in die Kantine gingen. Es gab auch Kennzahlen in dem Team, die zeigten, wie schnell Vorgänge abgearbeitet wurden. Die neue Mitarbeiterin bekam recht bald den Hinweis aus dem Team, sie solle nicht so schnell arbeiten, weil sie die bisherigen Durchschnittswerte zu sehr in die Höhe trieb.

Um es sich nicht mit den neuen Kollegen zu verscherzen, passte sie schnell ihr Verhalten den impliziten Normen in diesem Team an, die offenbar lauteten: „Überarbeite dich nicht. Mache langsam.“

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3
Q

1 Einführung in die Sozialpsychologie – Geschichte & Meilensteine

003 Stellen Sie sich vor, dass Sie der neue Vorgesetzte eines zehnköpfigen Arbeitsteams sind. Sie möchten gerne einige Neuerungen einbringen. Diskutieren Sie, inwiefern Ihnen dabei die Gesetzmäßigkeiten der Konformität hilfreich oder hinderlich sein werden.

A
  1. Als neues Teammitglied bin ich in der Minderheit, dann wird die Konformität in der bestehenden Gruppe dazu beitragen, dass ich nicht einfach etwas Neues umsetzen kann. Als neuer Vorgesetzter muss ich in dem Fall besonders die einflussreichen Mitglieder der Gruppe gewinnen und mir insgesamt eine Mehrheit von Mitarbeitern erarbeiten, die die geplanten Neuerungen unterstützt. Denn dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die anderen anschließen. Dabei können auch kulturelle Einflüsse eine Rolle spielen. Es ist auch zu beachten, ob die Mitarbeiter aus kollektivistischen oder individualistischen Kulturen stammen. Bei einer kollektivistischen Kultur besteht eine höhere Tendenz dazu, individuelle Ziele den Gruppenzielen unterzuordnen.
  2. Konformität ist die Tendenz von Menschen, das Verhalten und die Meinungen anderer Gruppenmitglieder zu übernehmen. Konformität ist dann hilfreich, wenn man die Gruppen-Norm kennt, denn dann kann die Gruppe bewusster gesteuert werden. Die geplante Einführung von Neuerungen kann dann im Voraus mit der Gruppen-Norm in Einklang gebracht werden.
  3. Konformität ist hinderlich, wenn durch die vorhandene Gruppen-Norm bei den Mitgliedern Sieger- und Verliererängste bei Veränderungen entstehen. Dann kann durch Konformität die Blockadehaltung Einzelner auf andere Gruppenmitglieder übertragen werden, was zu aktivem Widerstand oder Boykott führen kann.
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4
Q

1 Einführung in die Sozialpsychologie – Geschichte & Meilensteine

004 Nennen Sie Maßnahmen gegen unkritischen Gehorsam und gegen die negativen Auswirkungen von Autorität.

A

Menschen können sich Autoritäten leichter widersetzen, wenn sie die Gesetzmäßigkeiten kennen, die Menschen zu Gehorsam veranlassen. Maßnahmen gegen unkritischen Gehorsam und gegen die negativen Auswirkungen von Autorität können sein:

  1. Betonung der Eigenverantwortung des Handelnden: Wenn klargestellt wird, dass Verantwortung nicht allein bei der Autoritätsperson liegt, können viele Fehler vermieden werden. Dann würde die Pflegekraft in der oben geschilderten Situation nachdenken und den Arzt auf die ungewöhnliche Dosierung ansprechen.
  2. Hinterfragung von Motiven und Expertise einer Autoritätsperson: Nicht immer und in jeder Situation ist ungefragt zu befolgen, was die Autoritätsperson vorgibt. So könnte im Beispiel der falschen Medikamentenzuordnung durch die Pflegekraft der Patient nachfragen, was geändert wurde und aus welchem Grund die Veränderung erfolgte.
  3. Hinterfragung der Angemessenheit von Gehorsam: Es gibt Situationen, in denen Gehorsam angemessen ist, z.B. gegenüber den Anweisungen der Feuerwehr bei einem Brand. Aber ob, wie im Milgram-Experiment, Gehorsam gegenüber einem Versuchsleiter angemessen ist, ist deutlich infrage zu stellen. Gehorsam ist insbesondere dann infrage zu stellen, wenn andere geschädigt werden sollen.
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5
Q

1 Einführung in die Sozialpsychologie – Geschichte & Meilensteine

005 Nennen und erläutern Sie aktuelle Probleme und Herausforderungen der Sozialpsychologie.

A
  1. Viele ältere Untersuchungen sind mit nur eingeschränkt verallgemeinerbaren Stichproben durchgeführt wurden.
  2. Bei etlichen älteren Studien sind die Ergebnisse bei Wiederholungen nicht gefunden worden und die damaligen Ergebnisse sind jetzt fraglich.
  3. Es werden meist nur Studien veröffentlicht, wo ein Ergebnis gefunden wurde, obwohl das Nicht-Finden auch ein Ergebnis wäre.
  4. Forscher stehen unter dem Druck Ergebnisse zu produzieren, dadurch treten auch Betrugsfälle auf.
  5. Das Peer-Review-Verfahren erweist sich als fehlerhaft, da gerade die Prüfer der fehlgeschlagenen Replikationsversuche die Wissenschaftler sind, deren Studie sich nicht wiederholen ließ.
  6. Ethisches Dilemma - spannende, lebensnahe Forschung ist häufig aus Gründen der Ethik nicht angemessen (Milgram-Experiment und das Stanford-Gefängnis-Experiment). Es muss immer wieder zwischen dem Forschungsinteresse und der Notwendigkeit einer Täuschung abgewogen werden - ethische Richtlinien.
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6
Q

2 Soziale Wahrnehmung – Wie wir andere Menschen verstehen

006 Erläutern Sie an einem Beispiel, was bei der Attributionstheorie von Heider mit der Unterscheidung in internale und externale Faktoren gemeint ist.

A
  1. Internale Faktoren sind Faktoren, die innerhalb einer Person liegen, also Persönlichkeit, Einstellungen, Disposition und Charaktereigenschaften.
  2. Externale Faktoren sind Faktoren, die außerhalb einer Person liegen, die in der Situation zu finden sind und sich der Kontrolle der Person entziehen.
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7
Q

007 Eine wichtige Aufgabe von Vorgesetzten ist die Mitarbeiterbeurteilung. Was kann ein Vorgesetzter aus dem Kovariationsmodell von Kelley für seine Führungsaufgabe ableiten?

A
  1. Das Kovariationsmodell von Kelley versucht durch eine systematische Beobachtung Fehleinschätzungen und Fehlurteile zu minimieren.
  2. Indem man dann alle Beobachtungsdaten zusammenfasst, lässt sich recht objektiv sagen, ob ein beobachtbares Verhalten durch eine Person oder durch spezielle situative Umstände bedingt ist.
  3. Um Attributionsfehler zu vermeiden, sollte der Vorgesetzte sich Notizen von Beobachtungen machen und die drei Informationsarten berücksichtigen:

Distinktheit (Verhalten spezifisch für die Situation)
Konsistenz (Verhalten wiederholt bei der Situation)
Konsensus (verhalten sich andere in der Situation genauso)

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8
Q

008 Was sollte man aufgrund der Attributionstheorie von Weiner beachten, um die optimale Leistung von anderen (bspw. Schülern, Mitarbeitern) zu fördern? Verdeutlichen Sie die Gedanken an geeigneten Beispielen.

A

1.Die Attributionstheorie beschreibt, nach welchen Prinzipien Leistungsergebnisse erklärt werden. Laut Weiner laufen Attributionsprozesse nicht spontan und automatisch ab, sondern werden verstärkt dann ausgelöst, wenn ein Ergebnis zum einen unerwartet und das angestrebte Ziel nicht erreicht worden ist.
Ein Ergebnis kann entweder auf die Person, auf die Umstände oder ob die Person einen Einfluss auf das Handlungsergebnis hat, zurückgeführt werden.

  • Lokation / Lokus (interne vs. externe Ursachen)
  • Stabilität (stabile vs. variable Ursachen)
  • Kontrollierbarkeit (kontrollierbare vs. unkontrollierbare Ursachen)

Um Menschen zu optimalen Leistungen zu führen, ist es wichtig zu analysieren, wie ihr Selbstwertgefühl ausgeprägt ist und wie sie Erfolge bzw. Misserfolge attribuieren.

  1. Leistungsstarke Menschen mit hohem Selbstwertgefühl glauben, dass ihr Erfolg von ihren Fähigkeiten und Anstrengungen abhängt. Sie schreiben ihre Leistungserfolge internalen, stabilen und unkontrollierbaren Ursachenfaktoren – sprich Begabung – zu. Ihre Misserfolge schreiben sie eher internalen, instabilen und kontrollierbaren Faktoren (wie mangelnde Anstrengung) oder externalen, unkontrollierbaren Faktoren (Schwierigkeit einer Aufgabe) zu.
  2. Leistungsschwache Menschen dagegen zweifeln eher an ihren Fähigkeiten und wenn sie einmal Erfolg haben, schreiben sie es mehr dem Zufall oder Glück zu als ihrem Können. Sie fühlen sich für ihren Erfolg nicht selbst verantwortlich.
  3. Durch das Wissen über die jeweiligen Attribuierungsstile können wir bewusster steuern, wie sich Leistung optimieren lässt.

Zum Beispiel: Der Mitarbeiter macht weniger Verkaufsabschlüsse als die Kollegen. Im Gespräch stellt der Vorgesetzte fest, dass der Mitarbeiter diese Verkaufsschwäche internal, instabil und kontrollierbar attribuiert. In dem Fall hat er sich zu wenig angestrengt, genügend Besuchstermine zu vereinbaren. Im Gespräch lässt sich dann vereinbaren, was zu tun ist, damit der Mitarbeiter die erforderlichen Anstrengungen leistet.

Nicht so einfach stellt sich dagegen die Situation da, wenn der Mitarbeiter seine Verkaufsschwäche external, instabil und nicht kontrollierbar einschätzt. Er sieht seine Verkaufserfolge auf Glück und Zufall beruhend. In dem Fall hätte der Vorgesetzte keine Chance, aktive Maßnahmen zu vereinbaren, sondern müsste bei dauerhaft schlechter Leistung erwägen, sich von dem Mitarbeiter zu trennen, weil sich keine Entwicklungsmaßnahmen anbieten.

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9
Q

009 Erläutern Sie, wie aus Sicht der attributionstheoretisch reformulierten Theorie der erlernten Hilflosigkeit eine Depressionsprophylaxe erreicht werden könnte.

A
  1. Das Konzept der erlernten Hilflosigkeit ist ein Modell, um bestimmte Formen menschlicher Depressionen zu erklären. Eine Depression kann demnach entstehen, wenn die Person glaubt, dass ihre persönlichen Entscheidungen irrelevant sind und sie einen pessimistischen Attributionsstil hat. Das bedeutet, dass sie die Ursache für ein negatives Ereignis folgendermaßen eingeschätzt wird:
    - intern (persönlich): Sie sehen in sich selbst das Problem und nicht in den äußeren Umständen.
    - global (generell): Sie sehen das Problem als allgegenwärtig und nicht auf bestimmte Situationen begrenzt.
    - stabil (permanent): Sie sehen das Problem als unveränderlich und nicht als vorübergehend.
  2. Je stärker die Zuschreibung von negativen Ereignissen auf externe, spezifische und instabile Faktoren erfolgt, desto weniger wahrscheinlich wird der Weg in die Depression.
  3. Eine Depressionsprophylaxe besteht darin, zuerst depressionsförderliche Attributionsmuster zu erkennen und diese bewusst zu machen. Anschließend alternative Attributionsmuster zu entwickeln und zu stabilisieren.
  4. Ein weiterer Punkt ist, typische Situationen von wahrgenommener Nicht-Kontingenz zu ermitteln und dafür ggfs. vorhandene Handlungsspielräume aufzuzeigen, die subjektiv nicht erkannt wurden.
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10
Q

010 Unternehmen werden aufgrund der Globalisierung immer mehr mit organisationalen Veränderungsprozessen konfrontiert. Erläutern Sie auf der Basis der Reaktanz-Theorie, wieso sich häufig Widerstände von Seiten der Führungskräfte und Mitarbeiter zeigen. Durch welche Maßnahmen lassen sich aus Sicht dieser Theorie das Engagement und die Bereitschaft zur Veränderung bei der Belegschaft erhöhen?

A

Veränderungsprozesse = Freiheitseinschränkungen

  1. Veränderungsprozesse sind aus der Sichtweise der Reaktanz-Theorie Freiheitseinschränkungen, die zum Verlust von Kontrolle und Partizipation führen. Sie wirken bedrohlich, weil neue Anforderungen gestellt werden und vertraute Routinen, Abläufe und Privilegien infrage gestellt werden. Möglicherweise steht die Frage im Raum, ob der eigene Arbeitsplatz bestehen bleibt.
  2. Der damit verbundene Spannungszustand erzeugt emotionale Reaktionen, Weigerungen und Widerstand. Die Reaktanz tritt auch deshalb auf, weil es noch die Annahme gibt, die Situationen beeinflussen zu können.
  3. Indem die Mitarbeiter bei Veränderungsprozessen frühzeitig einbezogen und informiert werden, ist die Wahrscheinlichkeit von Reaktanz geringer, weil es die Wahrnehmung von Kontrolle gibt, die Beteiligung bei Veränderungsprozessen wird wahrscheinlicher. Durch eine geeignete Einbindung lässt sich der Theorie zufolge verhindern, dass es zu den nachteiligen emotionalen, motivationalen und kognitiven Konsequenzen kommt, die den Auswirkungen bei erlernter Hilflosigkeit gleichen.
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11
Q

3 Soziale Kognition – Das Denken über unsere soziale Welt

011 Definieren Sie die Begriffe Stereotyp, Schema und Heuristik. Nennen Sie Beispiele und erläutern Sie den Zusammenhang zum Begriff soziale Kognition.

A
  1. Stereotype enthalten Wissen, Überzeugungen und Erwartungen bezüglich einer sozialen Gruppe. Sie führen dazu, dass beim Feststellen der Passung zu einem Stereotyp die Informationen, die zur Erwartung passen, fokussiert und selektiver wahrgenommen werden.
  2. Schemata sind kognitive Strukturen oder mentale Repräsentationen. Sie enthalten vorverarbeitete Informationen und Vorstellungen oder Erwartungen, die sich auf Objekte oder Menschen bestimmter Kategorien beziehen. Sie definieren diese Objekte oder Gruppen.
  3. Heuristiken ermöglichen eine Abkürzung in der Informationsverarbeitung. Sie helfen dabei, Schlussfolgerungen zu ziehen und bilden eine Art kognitive Faustregel, um Urteile zu sozialen Situationen oder Personen zu bilden. Die Wahrnehmung bereits weniger Informationen führt direkt zur Schemaaktivierung und zur Einordnung in einen Stereotyp.

Nehmen wir als Beispiel hierfür ein Schema „sportliche Menschen“. Merkmale könnten hier sein: schlank, durchtrainiert, aktiv, kraftvoll. Das heißt, man sieht jemanden, der diesen Kriterien entspricht und geht davon aus: dieser Mensch ist sportlich. Ein zugehöriger Stereotyp könnte sein, dass sportliche Menschen diszipliniert sind, sich gesund ernähren, sich häufig bewegen, Wert auf ihr Äußeres legen, erfolgreich im Beruf sind. Und die zugehörige Heuristik könnte lauten: „Sportliche Menschen sind erfolgreich“.

Soziale Kognition beschäftigt sich damit, wie wir über andere Menschen denken und wie die beteiligten Prozesse unsere Urteile und unser Verhalten in sozialen Kontexten beeinflussen. Anhand der beschriebenen Begriffe und der Beispiele erkennt man, wie diese Prozesse auf unser Denken über andere Menschen einwirken, indem wir aufgrund nur weniger Informationen komplexe Einschätzungen und Urteile über Personen fällen.

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12
Q

3 Soziale Kognition – Das Denken über unsere soziale Welt

012 Erläutern Sie an einem Beispiel das Zwei-Stufen-Modell der kognitiven Verarbeitung von Stereotypen.

A

In dem Modell wird zwischen der automatischen und der kontrollierten Verarbeitung von Informationen unterschieden.

  1. Der automatische Prozess läuft zuerst ab. Wir haben über ihn keine Kontrolle. Er läuft ohne Absicht ab, ohne Aufwand und ohne Bewusstsein. Stark voreingenommene Menschen korrigieren den Vorgang nicht.
  2. Bei Menschen, die nicht so stark voreingenommen sind, können die kontrollierten Verarbeitungsprozesse dieses Stereotyp korrigieren und auf die automatische Stereotypaktivierung nicht die stereotype Reaktion folgen lassen.
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13
Q

3 Soziale Kognition – Das Denken über unsere soziale Welt

013 Erläutern Sie an einem Beispiel das Kontinuummodell der Eindrucksbildung.

A
  1. Das Kontinuummodell der Eindrucksbildung von Fiske und Neuberg beschreibt, wie wir uns eine Meinung zu einer Person bilden. Die kategorisierte Bewertung und die individuellen Reaktionen sind die beiden Pole auf dem Kontinuum der Eindrucksbildung.
  2. Zuerst erfolgt eine kategorisierte Bewertung, bei der auch Stereotype aktiviert werden. Besteht mehr Interesse, werden die individuellen Reaktionen bewertet.
  3. Je höher das Interesse an der Person, desto umfassender ist der Versuch, individuelle Eigenschaften der betreffenden Person zu erschließen, solange bis keine Motivation mehr für weitere Erkenntnisse besteht.
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14
Q

3 Soziale Kognition – Das Denken über unsere soziale Welt

014 Aus welchen drei Komponenten besteht ein Vorurteil? Erläutern Sie die Komponenten anhand eines Beispiels.

A
  1. Als Vorurteile werden die typischerweise negativen Bewertungen von Gruppen und deren Mitgliedern definiert, die allein auf der Gruppenzugehörigkeit beriht. Sie enthalten eine Stereotypisierung die negative, ablehnende oder feindselige Haltung bis hin zur Diskriminierung.
    Beispiel: „Hartz-IV-Arbeitslose sind zu faul, um zu arbeiten“.
  2. Vorurteile enthalten drei Komponenten. Die affektive Komponente enthält Emotionen, die die Art des mit dieser Einstellung verbundenen Gefühls repräsentiert (z.B. Ärger, weil Hartz-IV-Arbeitslose den Sozialstaat ausnutzen).
  3. Die kognitive Komponente enthält die Überzeugungen, Annahmen oder Gedanken, die diese Einstellung ausmachen (z.B. Hartz-IV-Arbeitslose sind nicht bereit, jeden Job zu machen, das sieht man daran, dass Erdbeerpflücker, Müllmänner oder Spargelstecher eher aus dem Ausland kommen).
  4. Die Verhaltenskomponente bezieht sich auf das Handeln (z.B. dass eine Person Hartz-IV-Empfänger abweisend, distanziert behandelt oder gar als Faulpelze beschimpft).
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15
Q

3 Soziale Kognition – Das Denken über unsere soziale Welt

015 In Unternehmen lässt sich das Phänomen beobachten, dass Abteilungen gegeneinander Vorurteile haben, die die Zusammenarbeit beeinträchtigen. Übertragen Sie die Gedanken der Kontakthypothese auf dieses Problem und zeigen Sie an einem Beispiel aus der Praxis auf, wie sich solche Vorurteile vermindern lassen könnten.

A

Die Kontakthypothese besagt, dass sich Vorurteile abbauen lassen, wenn die Personengruppen, die gegenseitige Vorurteile haben, in bestimmter Weise in Kontakt treten und dabei sechs Bedingungen erfüllt sind:

1 wechselseitige Abhängigkeit

2 ein gemeinsames wichtiges Ziel

3 gleicher Status

4 zwanglose, freundliche Umgebung, in der die Mitglieder der Eigengruppe mit den Mitgliedern der Fremdgruppe ungehindert interagieren können;

5 Kontakt mit mehreren Mitgliedern der Fremdgruppe – wichtig ist, dass die Mitglieder der Fremdgruppe als typisch angesehen werden, sonst wird das Stereotyp aufrechterhalten, weil man meint, es sei eine Ausnahme;

6 Gleichheit als soziale Norm; in der jeweiligen Situation gelten Spielregeln, die die Gleichheit unter den Gruppenmitgliedern fördern und unterstützen.

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16
Q

4 Einstellungen – Die Brille, durch die wir die Welt betrachten

016 Erläutern Sie an einem Beispiel, was mit dem Begriff „Einstellung“ gemeint ist und welche drei Komponenten damit verbunden sind.

A
  1. Eine Einstellung ist eine bestimmte Sichtweise auf die Welt, Menschen oder Ideen. Sie besteht in der Bewertung und einer positiven oder negativen Reaktion auf Ereignissen oder sonstigen Dingen, die uns im Alltag begegnen.
  2. Mit jeder Einstellung sind Emotionen, Wissen und bestimmte Handlungen verbunden.
    Affektive Komponente = Emotionen
    Kognitive Komponente = Wissen
    Verhaltenskomponente = Handlungen.

Beispiele: „Gesunde Ernährung verlängert das Leben.“ Oder „Körnerbrot fördert die Verdauung.“

17
Q

4 Einstellungen – Die Brille, durch die wir die Welt betrachten

017 Weshalb bewirken Aufdrucke wie „Rauchen kann tödlich sein“ oder schockierende Bilder auf Zigarettenpackungen eher wenig Verhaltensänderungen bei Rauchern?

A
  1. Aufdrucke wie „Rauchen kann tödlich sein“ oder schockierende Bilder wecken Angst und konfrontieren mit Lebensbedrohlichkeit.
  2. Die Informationen werden verdrängt, weil Menschen mit diesen Bedrohungen nicht konfrontiert werden möchten und neigen daher dazu, die Informationen nicht wahrzunehmen.
  3. Angst kann zwar Verhaltensänderung bewirken, jedoch nur, wenn mäßige Angst erzeugt wird und gleichzeitig Mittel an die Hand gegeben werden, um sie zu reduzieren. Hier müsste also gleichzeitig Aufklärung über Möglichkeiten zum Ausstieg aus dem Rauchen erfolgen.
18
Q

4 Einstellungen – Die Brille, durch die wir die Welt betrachten

018 Erläutern Sie die Methode der Einstellungsimpfung.

A
  1. Bei der Technik der Einstellungsimpfung durchdenkt man die Argumente gegen die eigene Einstellung im Voraus, bevor ein Angriff dazu erfolgt.
  2. Je mehr man im Voraus über Pro- und Contra Argumente nachdenkt, desto besser kann man gemäß dieser Technik die Versuche anderer abwehren, die darauf abzielen die eigene Einstellung zu verändern.
  3. Die Abwehr ist dann mithilfe logischer Argumente möglich. Indem man sich „kleinen Dosen“ an Argumenten gegen die eigene Position aussetzt, wird man immun gegen spätere vehementere Versuche der Einstellungsänderung.
  4. Im Gegensatz dazu sind Menschen, die sich noch nicht intensiv mit einer Frage befasst haben, die also ihre Einstellung auf der peripheren Route gebildet haben, besonders anfällig für einen Angriff mit logischen Argumenten auf diese Einstellung.
19
Q

4 Einstellungen – Die Brille, durch die wir die Welt betrachten

019 Stellen Sie je eine direkte und eine indirekte Maßnahme der Einstellungsmessung dar. Verdeutlichen Sie auch, welche Kritikpunkte es beim Einsatz dieser Methoden gibt. Wodurch wird die Messgenauigkeit für Einstellungen beeinträchtigt?

A
  1. Eine direkte Messmethode zur Erfassung von Einstellungen ist der Einsatz von Fragebögen mit Ratingskalen. Kritikpunkte bezüglich der Zuverlässigkeit der Einstellungsmessung sind z.B.
  • Es können nur die Einstellungen erfasst werden, die niedergeschrieben sind.
  • Nicht jede Person versteht unter einem Item genau das Gleiche.
  • Befragte antworten im Sinne sozialer Erwünschtheit und nicht, wie sie ehrlich denken.
  • Befragte haben eine zu geringe Selbstreflektionsfähigkeit, als dass sie ihre Einstellungen genau einschätzen könnten.
  1. Eine indirekte Messmethode zur Erfassung von Einstellungen stellt die Verhaltensbeobachtung dar. Körpersprachliche Signale, Handlungen, die Dauer von Interaktionen sollen Rückschluss auf zugrundeliegende Einstellungen liefern. Kritikpunkte:
  • Es kann Beobachterverzerrungen geben, z.B. dass aufgrund eigener Einstellungen bestimmte andere Einstellungen unterstellt werden.
  • Beobachtungen sind üblicherweise mehrdeutig, z.B. Arme verschränken kann „Verschlossenheit“ oder „Mir ist kalt“ bedeuten.
20
Q

4 Einstellungen – Die Brille, durch die wir die Welt betrachten

020 Diskutieren Sie die Frage, inwiefern ein Vorgesetzter das Leistungsverhalten seines Mitarbeiters vorhersehen kann, wenn er dessen Einstellung zu seiner Arbeit kennt.

A
  1. Aufgrund von konsistenz-theoretischen Überlegungen wird sich der Mitarbeiter wahrscheinlich im Sinne seiner Einstellungen verhalten, da es sonst zu Dissonanz kommt.
  2. Studien zum sozialen Einfluss zeigen dagegen, dass sich Menschen aufgrund der Anwesenheit anderer Menschen ganz anders verhalten, als es ihren Einstellungen entspricht.
  3. Auch taktisches oder planmäßiges Verhalten kann zu untypischen Verhalten führen.

Fazit: Ein Vorgesetzter kann nicht mit völliger Sicherheit anhand der bekannten Einstellungen seines Mitarbeiters Vorhersagen zu dessen Leistungsverhalten treffen, da es keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten gibt.

21
Q

5 Prosoziales Verhalten – Warum wir anderen helfen

021 Erläutern Sie den Zusammenhang von Reziprozitätsnorm und prosozialem Verhalten.

A
  1. Die Reziprozitätsnorm geht davon aus, dass eine Balance zwischen Geben und Nehmen angestrebt wird.
  2. Prosoziales Verhalten wird gezeigt in der Hoffnung, später selbst auch Nutznießer prosozialen Verhaltens zu werden.
22
Q

5 Prosoziales Verhalten – Warum wir anderen helfen

022 Erläutern Sie kurz die fünf Entscheidungsschritte, bis eine Person Hilfe leistet. Diskutieren Sie, ob eine breite öffentliche Aufklärung zu diesem Thema das Hilfeverhalten steigern würde.

A
  1. Die Person muss ein Ereignis überhaupt bemerken.
  2. Danach muss sie das Ereignis dahingehend bewerten, ob Hilfe benötigt wird oder es sich um ein harmloses Geschehen handelt.
  3. Im nächsten Schritt muss die Person entscheiden, ob sie sich verantwortlich fühlt. Der Effekt der Verantwortungsdiffusion zeigt, dass dieses Gefühl von Verantwortlichkeit mit zunehmender Zuschauerzahl sinkt.
  4. Übernimmt die Person die Verantwortung zur Hilfestellung, so ergibt sich als nächste Frage, welche Art von Hilfe notwendig ist.
  5. Im fünften und letzten Schritt ist noch die Frage zu klären, ob der Betreffende der Meinung ist, die Fähigkeit zu haben, die erforderlich ist, um Hilfe zu leisten. Wenn eine Herzmassage notwendig ist, kann nur helfen, wer weiß, wie diese geht.

Eine Studie zeigt, dass Teilnehmer einer Aufklärung zu 43% halfen, während Teilnehmer einer anderen Gruppe nur zu 23% halfen. Damit die Erkenntnisse nicht in Vergessenheit geraten, gilt es, die erforderlichen Handlungsempfehlungen immer wieder zu kommunizieren.

23
Q

5 Prosoziales Verhalten – Warum wir anderen helfen

023 Das Phänomen der Verantwortungsdiffusion trägt dazu bei, dass Menschen im Notfall nicht eingreifen. Erläutern Sie den Begriff. Stellen Sie dar, wie sich aus Ihrer Sicht der Hemmfaktor der Verantwortungsdiffusion überwinden lässt.

A
  1. Mit dem Begriff Verantwortungsdiffusion ist gemeint, dass sich mehrere Zeugen eines Unglücks die Verantwortung zum Eingreifen teilen, so dass jeder Einzelne weniger Verantwortung empfindet, als wenn er allein wäre. Aufgrund der Tatsache, dass jeder andere auch helfen könnte, hilft am Ende keiner.
  2. Diese Verantwortungsdiffusion kann man dadurch vermindern, dass Personen direkt angesprochen und um Hilfe gebeten werden. So könnte ein Unfallopfer – sofern es noch in der Lage dazu ist – rufen:

„Sie im blauen Hemd, kommen Sie bitte und helfen mir.“ Durch diese Direktansprache wird die Verantwortlichkeit gesteigert und die Beobachter merken, dass Hilfe benötigt wird. Als Beobachter eines Notfalls lässt sich die Verantwortungsdiffusion auch dadurch auflösen, dass man selbst Leute anspricht.

24
Q

6 Gruppenprozesse und sozialer Einfluss

024 Erklären Sie die Grundzüge der Theorie der sozialen Identität und deren Beitrag zur Entstehung von Gruppen und Gruppenkonflikten.

A
  1. Die Identität eines Menschen bewegt sich nach der Theorie der sozialen Identität auf einem Kontinuum von personaler Identität bis hin zur sozialen Identität.
  2. Die personale Identität enthält all das Wissen, was ich über die eigene Person habe: Fähigkeiten, Charakter, Persönlichkeit, Intelligenz usw. Dieses Wissen formt sich aus dem Vergleich mit anderen Personen.
  3. Die soziale Identität ist die Wahrnehmung meines Selbst als ein Teil einer Gruppe. Die Vergleiche finden hier also auf Gruppenebene statt: meine Bezugsgruppe wird mit der anderen und deren Eigenschaften verglichen. Die eigene Gruppe wird aufgewertet, wodurch auch der persönliche Selbstwert gesteigert wird.

Je nach situativen Kontext befinden wir uns also in einem Wir-Modus, bei dem wir die Mitglieder der eigenen und der Fremdgruppe homogener wahrnehmen als sie tatsächlich sind, und einem Modus, wo die individuellen Merkmale im Vordergrund stehen. Die Abwertung der Fremdgruppen alleine fördert schon Feindseligkeiten zwischen Gruppen, so dass hieraus auch schon Konflikte und Aggressionen entstehen können, ohne dass ein materieller Interessenskonflikt zwischen den Gruppen vorliegt.

Mit der Theorie der sozialen Identität lassen sich demnach der soziale Wettbewerb zwischen Gruppen, grundlegende sozialpsychologische Prozesse wie Vorurteilen, Rassismus und Abwertung anderer Gruppen, aber auch das Verhalten in Organisationen verstehen. Organisationen sind große Gruppen von Menschen, welche häufig aus vielen Untergruppen (Abteilungen, Bereichen) bestehen und wo es verschiedene wahrgenommene soziale Identitäten gibt.

25
Q

6 Gruppenprozesse und sozialer Einfluss

025 Unter welcher Bedingung führt die Gegenwart anderer jeweils zu den Phänomenen des sozialen Faulenzens und der sozialen Erleichterung? Was bedeuten diese Erkenntnisse für die Arbeit im Großraumbüro?

A
  1. Soziales Faulenzen = bei AWA & nicht bewertbarer Einzelleistung.

Da kein Bewertungsdruck herrscht und man sich entspannen kann, sind schwierige Aufgaben leichter zu lösen, als wenn man allein ist. Bei leichten Aufgaben wird in der Gruppe jedoch weniger Mühe investiert, als wenn man allein arbeitet.

  1. Soziale Erleichterung = bei AWA & bewertbarer Einzelleistung

Hier wird man sich in der Gruppe stärker bemühen, sodass leichte Aufgaben besser gelingen, schwierige Aufgaben jedoch schlechter, da man unter Bewertungsdruck steht.

  1. Folglich eignen sich in einem Großraumbüro besonders leichte Aufgaben, wenn die Einzelleistung messbar ist und komplexe, schwierige Aufgaben, wenn die Einzelleistung nicht messbar ist.
26
Q

6 Gruppenprozesse und sozialer Einfluss

026 In sozialen Gruppen gibt es etablierte Normen. Diskutieren Sie die Frage, unter welchen Bedingungen ein neues Gruppenmitglied als Minderheit neue Normen in einer Gruppe durchsetzen kann.

A
  1. Minderheiten nehmen Einfluss, wenn sie konsistent und beharrlich auftreten. Daher muss ein neues Gruppenmitglied trotz möglichen Gruppendrucks klar Stellung beziehen und seine Position über die Zeit und über verschiedene Situationen hinweg beibehalten.
  2. Das neue Gruppenmitglied braucht also die Fähigkeit, seine Impulse immer wieder über längere Zeit einzubringen. Durch die ständige Konfrontation mit dieser Minderheitenmeinung kommt es der Theorie zufolge zur Aufmerksamkeit der anderen Gruppenmitglieder und zu einer Auseinandersetzung mit der Thematik. Die neuen Gedanken werden immer mehr in Betracht gezogen.
  3. Damit das neue Gruppenmitglied in seiner Minderheit überhaupt Einfluss bekommt, braucht es jedoch gute und starke Argumente und muss es schaffen, schnell Verbündete aus der Mehrheit für sich zu gewinnen. Insgesamt muss es geschickt agieren, um nicht unnötig Widerstände zu provozieren. Ein rigides oder gar dogmatisches Auftreten ist eher kontraproduktiv.
27
Q

6 Gruppenprozesse und sozialer Einfluss

027 Nennen und erläutern Sie drei Personenmerkmale, die sozialen Einfluss fördern.

A

027 Die folgenden drei Personenmerkmale können z.B. Einfluss ausüben:

  1. Sympathie. Da wir dem anderen gegenüber ein positives Gefühl hegen, kaufen wir ihm z.B. eher etwas ab, das wir vielleicht gar nicht brauchen oder schlagen weniger eine Bitte ab, als wenn wir eine Person unsympathisch finden.
  2. Herstellung von Ähnlichkeit und Gemeinsamkeiten trägt zur Beeinflussung und Überzeugung bei.

Nehmen Sie das Beispiel Autokauf. Sie wissen, Ihr Kunde besitzt einen Hund. In dem Moment, wo Sie sich auch als Hundebesitzer zu erkennen geben, entwickelt sich gleich eine viel vertrautere Beziehung. Die Gemeinsamkeit signalisiert, dass Sie ähnlich wie der andere denken und dadurch läuft der Verkauf einfacher.

  1. Das Erzeugen positiver Gefühle ist eine häufig gebrauchte und erfolgreiche Möglichkeit zur Überzeugung anderer. Positive Gefühle entstehen beispielsweise, wenn Interesse an der Person gezeigt wird, wenn Zustimmung erfolgt, Übereinstimmungen gefunden werden, positive nonverbale Signale wie Lächeln, Blickkontakt, körperliche Nähe oder Spiegelung der Körperhaltung gezeigt werden. Auch diese Strategie kommt im Verkaufsprozess zum Einsatz, indem man lächelt, wenn der Kunde etwas erzählt, seine Meinung unterstützt oder interessierte Fragen zu seiner familiären Situation, seinem beruflichen Kontext oder seinen Hobbys stellt. Je positiver die Gefühle eines potentiellen Kunden oder einer Person, die von einer Meinung überzeugt werden soll, desto leichter erfolgt die gewünschte Beeinflussung.
28
Q

6 Gruppenprozesse und sozialer Einfluss

028 Erläutern Sie auf der Basis der Kenntnisse zum Commitment-Effekt, wie Sie als Vorgesetzter das Commitment Ihrer Mitarbeiter steigern können.

A
  1. Commitment bedeutet, dass sich eine Person an eine geäußerte Meinung oder Zusage innerlich gebunden fühlt.
  2. Dass sich Menschen in dieser Weise persönlich selbst verpflichten, wird konsistenztheoretisch erklärt. Menschen streben danach, dass es keine widersprüchlichen Kognitionen, Gedanken, Meinungen etc. gibt, da es sonst zum unangenehmen Zustand der inneren Dissonanz kommt.
  3. Vor diesem Hintergrund wird das Commitment einer Person umso ausgeprägter, je mehr folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
    - Wenn eine Person von sich aus, d.h. aktiv, eine Zusage oder ein Versprechen macht,
    - wenn man viel Mühsal und viel Anstrengung hatte, um eine Sache zu erreichen oder
    - dies auch noch öffentlich und freiwillig tut, erhöht sich der Selbstverpflichtungscharakter.

Der Vorgesetzte fragt im Rahmen von Zielvereinbarungsgesprächen den Mitarbeiter, welches Ziel er selbst im Rahmen der Firmenziele für nützlich hält. Im Gespräch versucht der Vorgesetzte, alle Details zu erfragen und mit den Mitarbeitern gemeinsam herauszuarbeiten. Dadurch entsteht der Eindruck, dass der Mitarbeiter selbst aktiv ist und freiwillig bestimmte Ansprüche formuliert. Wenn es dann noch Firmenkultur ist, dass eigene Ziele öffentlich gemacht werden, erhöht sich zusätzlich das Commitment, weil die Kollegen auch wissen, wozu man sich selbst verpflichtet hat.

29
Q

6 Gruppenprozesse und sozialer Einfluss

029 Erklären Sie, ob Drohungen bei der Konfliktlösung helfen und begründen Sie Ihre Antwort.

A

Folgendes gilt:

  1. Das Vorhandensein von Drohmöglichkeiten erweist sich als nachteilig und beide Seiten gelangen zu schlechteren Ergebnissen.
  2. Die Verfügung von Drohmöglichkeiten weckt die Tendenz sie einzusetzen.
  3. Dies ruft Abwehrreaktion bei der anderen Partei hervor: Drohung provoziert Gegendrohung.
  4. Die damit verbundene Einschränkung der Freiheit wird als Reaktanz empfunden.
  5. Der Konflikt weitet sich aus und verlagert sich auf andere Gebiete.
  6. Kooperatives Verhalten wird damit zunehmend unwahrscheinlich.
  7. Negative Emotionen wie Ärger und Aggression treten auf.
  8. Der Verzicht auf das Drohpotenzial wird als Schwäche ausgelegt.
  9. Drohungen müssen manchmal auch wahrgemacht werden, auch wenn dies unter Kostengesichtspunkten besser unterlassen werden sollte.

029 Nein, Drohungen sind kein wirksames Mittel in der Konfliktlösung.

Begründung:
Bei Untersuchungen wurden Konfliktsituationen ohne, mit einseitigen und beidseitigen Drohungen verglichen. Die Gruppen mit beidseitigen Drohungen schnitten bei der Zielerreichung am schlechtesten ab.

Kommunikation hilft nur nach einer Schulung, wie die Teilnehmer kommunizieren sollten. Dazu zählt die Erarbeitung einer Lösung, die für beide Seiten tragbar ist und die man auch annehmen würde, wenn die Gegenseite sie anbieten würde. Andernfalls wird die Kommunikation dazu benutzt, den anderen zu bedrohen.

30
Q

6 Gruppenprozesse und sozialer Einfluss

030 Beschreiben Sie, was zur Lösung von Konflikten beiträgt.

A

030 Schon prophylaktisch kann durch strukturelle Maßnahmen das Konfliktpotenzial vermindert werden. Hierzu zählen beispielsweise die Schaffung von Handlungsspielräumen, eine klare Kompetenzverteilung, die Meidung von Nullsummen-Situationen, klare und faire Verteilungsregelungen, Transparenz und Partizipation am Entscheidungsprozess.

Sind Konflikte ausgebrochen, ist vor allem eine Institutionalisierung des Konfliktes, also eine Kanalisierung der Austragung sowie das Vorhandensein von Normen und Regeln der Konfliktbearbeitung notwendig. Ebenso ist es notwendig zur Deeskalation von Konflikten beizutragen: hier ist es besonders wichtig sich vor Augen zu führen, dass gerade emotionale, also gefühlsmäßige Aspekte des Konfliktes, die rationalen Konfliktursachen und Bestandteile überdecken. Daher ist Folgendes wichtig:

  1. Reduzierung des Geschehens auf den eigentlichen objektiven Konfliktgrund und damit Entemotionalisierung,
  2. das Herausstellen gemeinsamer Interessen, Betonung kooperativer Chancen sowie Darstellen einer günstigeren Kosten-Nutzen-Bilanz bei Kooperation,
  3. Versuch der Betonung einer übergeordneten Gemeinsamkeit (gemeinsame Gruppenzugehörigkeit, Partei, Herkunftsland …),
  4. Innovative Ideen, um aus dem Teufelskreislauf des Konfliktes herauszukommen sowie
  5. Anrufung sozialer Normen und Institutionalisierung des Konfliktes über Einschaltung dritter Parteien (Mediatoren, Gerichte, Schiedsstellen usw.)