Praxisfelder der Differentiellen und Persönlichkeitspsychologie II Flashcards
Kapitel 1 - Selbstkonzept und Selbstdarstellung
001 Erläutern Sie, welche Aspekte zum Selbstkonzept gehören.
- Laut Deusinger gehören die a) Leistungskomponente, b) die Sensibilität sowie c) die psychosoziale Komponente, also die Kontakt- und Umgangsfähigkeit zum Selbstkonzept. Das soziale Selbstkonzept bezieht sich auf Freunde und bedeutsame andere und das physische auf das Aussehen und auf körperliche Fähigkeiten.
- Der FSKN umfasst zehn Aspekte des Selbstkonzepts innerhalb dieser Bereiche, z.B. Empfindlichkeit, Problembewältigung, Entscheidungssicherheit, Standfestigkeit gegenüber Meinungen von anderen erfasst.
- Shavelson et al. gehen von einer multifaktoriellen, hierarchischen Struktur mit dem allgemeinen Selbstkonzept an der Spitze der Hierarchie aus.
Kapitel 1 - Selbstkonzept und Selbstdarstellung
002 Welche dispositionalen Aspekte der Selbstaufmerksamkeit werden unterschieden?
Fengstein et al. entdeckten drei relativ unabhängige Faktoren der Selbstaufmerksamkeit, nämlich:
- Private Selbstaufmerksamkeit ist die Tendenz, vermehrt über sich selbst nachzudenken.
- Öffentliche Selbstaufmerksamkeit ist die Tendenz über die eigene Wirkung auf andere besorgt zu sein.
- Soziale Ängstlichkeit ist die Furcht von anderen beobachtet und bewertet zu werden.
Kapitel 1 - Selbstkonzept und Selbstdarstellung
003 Erläutern Sie, welche unterschiedlichen Konzeptionen das Konstrukt der Selbstüberwachung erfahren hat.
- Snyder hat das Konstrukt der Selbstüberwachung erstellt und vertritt eine Extremposition. Er geht davon aus, dass sich bei starken Selbstüberwachern das Selbst mit der Situation verändert. Sie werden als Chamäleon beschrieben, die sich je nach Situation so verhalten, dass sie sich ihres Effektes auf ihr Publikum sicher sein können. Im Gegensatz zu den starken sind die schwachen Selbstüberwacher durch Individualität und Innenorientierung gekennzeichnet, sodass sich ihr Selbst nicht mit der Situation ändert.
- Heute gilt als belegt, dass es sich bei der Selbstüberwachung nicht um ein einheitliches Konstrukt handelt. Es zerfällt in zwei Komponenten:
- eine Komponente, bei der die soziale Fertigkeit im Mittelpunkt steht
(wie gut kann ich darstellen) und
- eine Komponente, die sich um Inkonsistenz zwischen der Selbstwahrnehmung der Persönlichkeit und dem gezeigten Verhalten dreht.
(wie schlecht bemerke ich die Diskrepanz).
Kapitel 1 - Selbstkonzept und Selbstdarstellung
004 Welche Verbindung wurde zwischen den Faktoren der Big Five und der Selbstdarstellung hergestellt?
- Jeder der fünf Faktoren der Big Five lassen sich durch Verhaltensweisen zuordnen. Diese Verhaltensweisen lassen sich wiederum einer der drei Selbstdarstellungsstrategien von Mummendey zuordnen.
- Der Faktor der Verträglichkeit entspricht der Selbstdarstellungsstrategie, “sich bei anderen beliebt zu machen”. Typisches Verhalten sind loben, schmeicheln, anderen einen Gefallen tun und Understatement betreiben.
Kapitel 1 - Selbstkonzept und Selbstdarstellung
005 Was versteht man unter sozialer Sättigung?
Welche interindividuellen Unterschiede gibt es innerhalb des Konstrukts der sozialen Sättigung?
- Unter sozialer Sättigung versteht man das Phänomen, dass wir selbstwertrelevante Informationen durch Medien bekommen und damit gesättigt werden. Ist der Bedarf an solchen Reizen gedeckt, wird das innere Konfliktpotenzial angeheizt.
- Sozial-Gesättigte gehen unterschiedlich mit sozialen Situationen um. Sie lassen sich innerhalb dieser Gruppe wiederum zwei Gruppen unterscheiden.
a) Die außengeleitete Gruppe hat den Wunsch, dass ihr Handeln keine Missbilligung findet. Sie übernimmt die Sichtweisen, Einstellungen oder Lebensweisen. Die soziale Sättigung führt bei ihnen zu einer starken Außengeleitetheit.
b) Die experimentierende Gruppe der sozial gesättigten Personen verhält sich dagegen aktiv, gestaltend und experimentiert mit Wertvorstellungen, Einstellungen und Lebensformen. Sie bildet ein hohes Kompetenz- und Selbstwertgefühl aus.
Kapitel 2 - Persönlichkeit und Krankheitsprävention
006 Erläutern Sie, wie verschiedene Ansätze den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Krankheit konzeptualisieren.
- Kausale Beziehung: Dass Persönlichkeitseigenschaften Gesundheit und Wohlbefinden bzw. Krankheit verursachen.
- Korrelative Beziehung: Dass dieselben biologischen Prozesse, den Persönlichkeitseigenschaften und den Krankheitsverläufen zugrunde liegen.
- Dass Persönlichkeitseigenschaften Menschen zu einem Verhalten veranlassen, das sich auf die Gesundheit auswirkt.
- Dass das Leiden an einer Krankheit zu Veränderungen in der Persönlichkeit führt.
Kapitel 2 - Persönlichkeit und Krankheitsprävention
007 Inwiefern unterscheidet sich Antonovskys Modell der Salutogenese vom medizinischen Krankheitsmodell?
- Antonovsky konzentrierte sich auf die Frage, wie Gesundheit entsteht und definiert dabei Gesundheit nicht als die Abwesenheit von Krankheit. Sein Ansatz steht im Gegensatz zur pathogenetischen Fragestellung der traditionellen Medizin.
- Ein zentraler Punkt ist der Stressbewältigungsprozess. Bei der Auseinandersetzung mit den Stressoren entsteht ein psychisch-körperlicher Spannungszustand. Diesen versuchen Menschen zu bewältigen. Nicht der Stress selbst wirkt auf die Gesundheit ein, sondern der Umgang mit den Stressoren.
- Bei erfolgreicher Spannungsbewältigung bewegen die Menschen sich auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum in die positive Richtung. Gelingt dies nicht, kann eine Krankheit entstehen.
Kapitel 2 - Persönlichkeit und Krankheitsprävention
008 Erläutern Sie, was das Konstrukt der Typ-A-Persönlichkeit ist, was sich im Laufe der Forschung getan hat und was noch zu tun ist.
- Die Forschung zu Typ-A-Persönlichkeiten geht auf die amerikanischen Kardiologen Friedman und Rosenman zurück. Sie untersuchten in den 1950er Jahren die Risikofaktor für Herzerkrankungen.
Die klassischen Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder hoher Cholesterinspiegel waren nicht ausreichend. Typ-A-Persönlichkeiten drücken Ärger aus, oder unterdrücken ihn. Laut einer Studie von Rosenman trägt das Typ-A-Verhalten zur Entwicklung der koronaren Herzkrankheit beiträgt.
- Von Bedeutung ist auch, wie Ärger ausgedrückt bzw. unterdrückt wird. Bei Unterdrückung des Ärgers kann eine gesundheitsschädliche Wirkung nicht ausgeschlossen werden. Studien deuten auf einen Zusammenhang zwischen erhöhtem Blutdruck und hohen Werten in der Ärgerunterdrückung hin.
- Das Typ-A-Konstrukt ist eine theoretisch kaum begründete Ansammlung von Merkmalen und deren Eingliederung in die Persönlichkeitsstruktur. Die Forschung steht noch vor der Herausforderung, die ätiologisch wirksamen Anteile des Typ-A-Verhaltensmusters herauszufiltern.
Kapitel 2 - Persönlichkeit und Krankheitsprävention
009 Identifizieren Sie einige relevante Schwierigkeiten bei der Messung von Gesundheit & Wohlbefinden.
- Die Messung von Gesundheit & Wohlbefinden erfolgt meist über Selbstbeschreibungen. Dabei besteht die Gefahr, dass es zu Konfundierung, also zu inhaltlichen Überschneidungen von Merkmalen kommt. Es kann zu interindividuell unterschiedlicher Interpretation der Fragen kommen. Voraussetzung ist auch ein gewisses Maß an Reflexions- und Ausdrucksvermögen.
- Eine weitere Schwierigkeit ist der zeitliche Aspekt. Um die Verbindung von Persönlichkeitsmerkmalen mit Gesundheit & Wohlbefinden über einen längeren Zeitraum zu erfassen, müssten Längsschnittstudien erhoben werden. Diese sind jedoch enorm kostenaufwändig.
- Bisher konnte kein Zusammenhang zwischen Gesundheit & Wohlbefinden und Persönlichkeitseigenschaften erbracht werden. Als Option für die Zukunft könnten auch Aspekte des sozialen Wohlbefindens berücksichtigt werden.
Kapitel 3 - Persönlichkeit und Klinische Psychologie
010 Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit man berechtigterweise von einer Persönlichkeitsstörung sprechen kann?
- Das abweichende Denk- oder Verhaltensmuster muss dauerhaft, unflexibel und über verschiedene Situationen konstant sein. Außerdem muss Leidensdruck vorhanden sein.
- Das Muster muss zeitlich überdauernd sein und über einen langen Zeitraum vorliegen. Zudem muss sich der Beginn des Musters im frühen Erwachsenen- oder Jugendalter nachträglich feststellen lassen.
- Es kann nicht als Bestandteil einer anderen psychischen Störung erklärt werden und darf nicht durch die Einnahme einer psychoaktiv wirkenden Substanz oder als Ergebnis eines medizinisch relevanten Zustandes entstehen.
Kapitel 3 - Persönlichkeit und Klinische Psychologie
011 Von einem Mitstudenten hören Sie den Satz „Hannah ist echt zwanghaft“.
Auf Grund welcher 3 Überlegungen und/oder Beobachtungen entscheiden Sie, ob Hannah unter einer Persönlichkeitsstörung leidet?
- Nur wenn bei ihr ein Leidensdruck durch ihre Zwangshandlung entsteht und wenn sie bei der Ausübung ihrer Pflichten beeinflusst wird, leidet sie an einer Persönlichkeitsstörung.
- Wenn sie nur übertrieben ordentlich ist, ohne dass sie selbst (oder ihr Umfeld) diese Neigung besonders stört, dann liegt eine stark ausgeprägte Persönlichkeitseigenschaft vor.
- Im Falle einer Persönlichkeitsstörung ist wahrscheinlich auch die Organisation ihres Selbst gestört ist. Es gelingt ihr nicht, einzelne Komponenten des Selbst ausreichend kohärent in die mentale Repräsentation ihrer Person zu integrieren.
Kapitel 3 - Persönlichkeit und Klinische Psychologie
012 Erläutern Sie, wodurch Borderline-Persönlichkeiten gekennzeichnet sind.
Sie leiden a) an einer Störung der Affektregulation, b) pflegen instabile Beziehungen zu anderen Menschen und c) haben ein schlecht ausgeformtes Selbstbild.
a) Die Störung der Affektregulation führt dazu, dass sie ihre Impulse im Konsum- und Sexualverhalten und dem Missbrauch von Substanzen nicht kontrollieren können und sich dann selbstschädigend verhalten. Typisch ist auch das Aussprechen von Suizid-Drohungen.
b) Die Instabilität der Beziehungen kann sich darin zeigen, dass diese zunächst als perfekt beschrieben werden, aber im nächsten Augenblick behauptet wird, keinen Wert daraufzulegen.
- Das Selbstbild von Borderline-Persönlichkeiten ist schlecht ausgeformt, sodass sie unsicher hinsichtlich ihrer Identität sind. Sie können nur unzureichend mit Stress umgehen und neigen zur Ängstlichkeit, Depression oder Wut.
Kapitel 3 - Persönlichkeit und Klinische Psychologie
013 Was sagt das Neuropsychologisches Modell (Siever und Davis) der Psychopathologie über Persönlichkeitsstörungen des Cluster A?
- Menschen mit dieser schizotypischen Persönlichkeitsstörung haben bizarre Denkinhalte, seltsame Überzeugungen und ungewöhnliche Wahrnehmungserfahrungen. Sie glauben, dass andere sie betrügen und ihnen Schaden zufügen wollen.
- Sie haben Schwierigkeit, Informationen aus der Umwelt präzise zu verarbeiten. Die Ursache führen Siever und Davis auf eine gesteigerte Dopaminaktivität zurück.
Kapitel 4 - Persönlichkeit und Personalauswahl
014 Überlegen Sie, inwieweit Studierfähigkeitstests als Entscheidungshilfe für den Probanden dienen können.
- Studierfähigkeitstests vermittelt einen realistischen Eindruck von den Eingangsvoraussetzungen und den Inhalten des Studienfaches. Falsche Erwartungen und Vorstellungen können im Vorfeld korrigiert werden.
- Die Eindrücke bei der Bearbeitung der Aufgaben kann eine Reflexion über die eigenen Interessen und Neigungen anregen.
- Die Rückmeldung, die die Teilnehmer erhalten, enthält Hinweise auf ihre Stärken und Schwächen und ob diese zu dem angestrebten Studienfach passen.
Kapitel 4 - Persönlichkeit und Personalauswahl
015 Wie wird das Konstrukt der Leistungsmotivation im LMI konzipiert?
- Der LMI testet die Leistungsmotivation in drei Hauptfaktoren Ehrgeiz, Unabhängigkeit und aufgabenbezogene Motivation. Diese drei Hauptfaktoren werden sehr differenziert auf 17 Skalen erfasst, die auch Machtmotive berücksichtigen. Leistungsmotivation wird als globale Verhaltensorientierung aufgefasst.
- Auf einer höheren Abstraktionsebene werden Hintergrundmerkmale wie Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus beschrieben.