schriftliche Befragung, Beobachtung Flashcards
Typen von Befragungen
- Schriftlich (Interview)
- Mündlich (Fragebögen)
Bei welchen Fragestellungen werden Fragebögen verwendet?
- Grundsätzlich für qualitative und quantitative Fragestellungen möglich
- Meistens quantitative Herangehensweise
- Häufig dann genutzt, wenn Information von vielen Menschen gleichzeitig (Gruppenbefragung) oder vergleichsweise hohe Anonymität nötig
- Schriftlich (Paper-Pencil) oder online-gestützt möglich
In welchem Rahmen werden Fragebögen eingesetzt?
- Intelligenztests
- Leistungstests (z.B. Konzentration, Gedächtnis, Schreibfähigkeit)
- Persönlichkeitstests (z.B. Beziehung, Persönlichkeit, soziale Kompetenz)
- Klinischen Tests (z.B. Angst, Konfliktverhalten, Zwänge, Essstörungen)
- Diagnostik von Verhalten und Prozessen (z.B. Gruppenprozesse, Gesundheitsverhalten, Trainingstagebuch)
Aufbau von Fragebögen
- Instruktion
- Itemformulierung
- Antwortmöglichkeiten
Itemformulierung (Item = Element)
Frage („Wie war Ihre Schlafqualität?“)
Aussage („Ich war mit der Qualität meines Schlafs zufrieden.“)
Achtung:
- Suggestivfragen vermeiden
- Doppelte Negation vermeiden
Antwortmöglichkeiten
Offen: keine vorgegebenen Antworten
Geschlossen: vorgegebene Antwortmöglichkeiten (unterschiedliche Skalentypen)
Fragebögen- Norminalskala
Verschiedene Antwortmöglichkeiten stehen wertfrei nebeneinander
- z.B. Welche Sportart betreiben Sie?
- Handball
- Fußball
- Thriathlon
Fragebögen- Ordinalskala
Die Antwortmöglichkeiten drücken eine Ordnung/Rangfolge aus
- Man kann zwischen den Antwortmöglichkeiten vergleichen (z.B. größer/kleiner)
- Aber: Abstände zwischen den Antwortmöglichkeiten sind nicht gleich groß
- z.B. Wie gerne mögen Sie den 1. FC Köln?
- Extrem gerne – sehr gerne – gerne – gar nicht
Fragebögen- Intervallskala
Zusätzlich sind die Abstände zwischen den Antwortmöglichkeiten interpretierbar (sie sind gleich groß)
- Man kann zwischen den Antwortmöglichkeiten vergleichen (z.B. größer/kleiner + den Abstand dazwischen)
- z.B. Wie zufrieden sind Sie mit dem 1. FC Köln?
- Extrem zufrieden. Extrem unzufrieden.
- 6.
Fragebögen- Verhältnisskala
Zusätzlich hat die Skala einen natürlichen Nullpunkt
- Man kann zwischen den Antwortmöglichkeiten vergleichen
- (z.B. größer/kleiner + den Abstand dazwischen + natürlicher Nullpunkt)
- z.B.Längenmaße
- Wie lang ist…?
Auswertung von Fragebögen
GeschlosseneAntworten:Auswertung hängt davon ab,
- welches Skalenniveau vorliegt
- ob bestimmte Items zusammengezogen werden sollen (z.B. Berechnung eines Mittelwertes verschiedener Items) siehe Statistik
Offene Fragen:
- Inhaltsanalyse
Fehlerquellen in einem Fragebogen- Reihenfolgeeffekte
Die Reihenfolge, in der Fragen präsentiert werden, hat einen Einfluss auf die Antworten
Lösungsmöglichkeiten:
- Reihenfolgen gut reflektieren
- Jeder Person eine andere Reihenfolge der Fragen präsentieren (bei online-Befragungen problemlos)
Fehlerquellen in einem Fragebogen- Ankereffekte
Ankereffekt: Zuvor genannte Zahlen beeinflussen das Ergebnis
Lösungsmöglichkeiten:
- Offen eintragen lassen
- Gleiche Skalenabstände wählen
Fehlerquellen in einem Fragebogen- Antwortverweigerung
Besonders bei schriftlichen Befragungen häufig fehlende Antworten
- Speziell bei sensiblen Fragen, z.B. Einkommen, sexuelle Orientierung
- Problem: Viele Antwortverweigerer verfälschen das Ergebnis (es antworten nur die, die nicht aus der „Norm“ fallen)
Lösungsmöglichkeiten:
- Online-Befragung: Befragten „erinnern“
- Kategorien vorgeben (z.B. beim Einkommen)
- Keine persönlichen Daten abfragen
Fehlerquellen in einem Fragebogen- Soziale Erwünschtheit
- Jeder möchte vor anderen (und sich selbst) gut dastehen
- z.B. „Haben Sie schon einmal Ihren Partner/Ihre Partnerin betrogen?“
- Fragen werden so beantwortet, wie man vor sich selbst und anderen gerne dastehen möchte
Fehlerquellen in einem Fragebogen- Soziale Erwünschtheit Lösungsmöglichkeiten
- Frage anders stellen
- Hohe Anonymität gewährleisten
- Fragen unter Zeitdruck bearbeiten lassen
- Soziale Erwünschtheit mit messen und anschließend „herausrechnen“
Fragebögen: Hauptgütekriterien
- Objektivität
- Reliabilität (Zuverlässigkeit)
- Validität (Gültigkeit)
Fragebögen- Nebengütekriterien
-
Norminierung
- Herstellung eines Bezugssystems für die Interpretation eines individuellen Testwertes
-
Vergleichbarkeit
- Vergleichbarkeit eines Fragebogens A mit einem Fragebogen B
-
Ökonomie
- Einfachheit in der Durchführung, Auswertung, Interpretation
- Wenig Zeit, Material notwendig
-
Nützlichkeit
- Praxis- oder wissenschaftsbezogene Notwendigkeit eines Fragebogens
Vorteile von Fragebögen
Man bekommt sehr viele Antworten mit vergleichsweise wenig Aufwand
–>hohe Ökonomie
Hohe Anonymität: Mehr Ehrlichkeit bei den Antworten
Nachteile von Fragebögen
- Antwortverweigerungen
- Soziale Erwünschtheit
- Keine Kontrolle über Wahrheitsgehalt der Aussagen
- Güte der Ergebnisse hängt sehr von Motivation der Befragten ab
- Man erfährt nur das, was die Befragten auch preisgeben wollen
- Man erfährt nur das, was die Befragten auch bewusst mitteilen können
Vorteile der Online-Befragung
- Keine Präsenz vor Ort notwendig: breiteres Teilnehmerfeld erreichbar
- Keine zeitliche Bindung: Befragter kann ausfüllen, wann er möchte
- Porto für Ausdrucken und Verschicken der Fragebögen entfällt
- Rotation von Inhalten ist möglich
- Komplexe Filterführung und Steuerung möglich
- Präsentation von Multimedia-Inhalten möglich
- Daten sind direkt im PC (keine Übertragungsfehler)
- Höhere Anonymität = eher Antwort auf sensible Fragen
Nachteile der Online-Befragung
Höhere Anonymität = keine Kontrolle über die Teilnehmer
Kein Versuchsleiter bei Fragen anwesend
Beobachtung
- Absichtliches, aufmerksames Wahrnehmen von tatsächlichen Ereignissen
- Konkrete, tatsächliche Ereignisse werden erfasst, keine Fragebögen
Unstrukturierte/unstandardisierte Beobachtung
- *Beobachter schauen sich eine Situation an und notieren sich alles, was ihnen auffällt**
- *Problem**: „unauffällige“ Dinge werden übersehen
Strukturierte/standardisierte Beobachtung
- *Bestimmte Merkmale werden vordefiniert und nur diese gezielt beobachtet** (auch Zeitraum)
- *Problem**: Man übersieht das, was man nicht gezielt beobachtet
Verdeckte Beobachtung
z.B. Einwegspiegel, versteckte Kameras
Problem:
- Ethisch nicht korrekt, v.a. wenn dadurch Nachteile für eine Person entstehen (Aufklärung und Einverständnis wichtig!)
Offene Beobachtung
Die Beobachteten wissen, dass sie beobachtet werden (kennen aber u.U. das Ziel nicht)
Problem: Durch Wissen über Beobachtung ändert sich evtl. das Verhalten
Nicht-teilnehmende Beobachtung
Beobachter steht neben der Situation
Problem:
- man begreift nicht alles, was in der Situation passiert; an manchen Situationen kann man u.U. nicht teilnehmen
Teilnehmende Beobachtung
Beobachter wird ein Teil der Gruppe, die er beobachtet
Problem:
- „going native“: Beobachter fühlt sich tatsächlich als Teil der Gruppe, kann nicht systematisch notieren, nimmt selbst Einfluss!
Non-reaktive Beobachtung- Spezialfall
Betrachtung von „Spuren“, Dokumenten, Statistiken
- Vorteil: Die Beobachteten können nicht auf die Beobachtung reagieren (non-reaktiv)
- Nachteil: häufig kann man nur indirekt Schlüsse ziehen (z.B. Spurensuche bei der Polizei)
- Beispiel: Anzahl der Autounfälle nach dem 11. September (Gigerenzer, 2004)