Prozessforschung 2 Flashcards
Was ist die Fragestellung in der Studie von Gassmann und Grawe?
Wie sollen zwei therapeutische Wirkfaktoren (Ressourcenaktivierung und
Problemaktivierung) in der klinischen Praxis optimal genutzt und kombiniert werden, um therapeutische Veränderungen herbeizuführen?
Welche beiden Prozessvariablen bzw. angenommenen Wirkmechanismen werden untersucht? Wie werden diese in unterschiedlichen Therapieformen realisiert?
Problemaktivierung: Betont die Wichtigkeit der prozessualen Aktivierung bzw. der unmittelbaren emotionalen Erfahrung eines Problems in der Therapiesitzung (Gegensatz: rational/intellektuelles Erzählen ohne gefühlsmässige Beteiligung)
- VT: Exposition
- Experiential Approach/Zielorientierte Gesprächpsychotherapie: Vertiefen der Bearbeitungsebene
- Psychodynamisch: Interpretation durch Therapeu
Ressourcenaktivierung: Statt auf Probleme eines Patienten fokussiert die Therapeutin auf dessen Stärken und Fähigkeiten. Entscheidend ist, dass sich der Patient in der Therapie der Ressourcen bewusst wird und lernt, diese gezielt einzusetzen
Erklären Sie das Design dieser Prozess-Outcome-Studie?
- Datenpool Praxisstelle Bern: Outcome- und Prozessdaten von ganz vielen Therapien (>1000)
- Auswahl von 30 Therapien mit schlechtem, mittlerem und gutem Therapieoucome
- Für jede der 30 Therapien wurden 4 Sitzungen ausgewählt. Je 2 mit schlechem (tiefem) und gutem (hohem) Sitzungsoutcome
- Insgesamt: 120 Therapiesitzungen ausgewählt (je 4 Therapie)
Wie werden die Prozessvariablen konkret erfasst?
Einteilung gemäss Kriterien nach Hill & Lambert (2004)
- Focus: Geratet wird sowohl Patienten, als auch Therapeutenverhalten
- Theoretical basis: Konsistenztheorie nach Grawe
- Perspective of evaluation: Unbeteiligte Beobachter/Rater
- Unit studied: Minuteneinheiten
- Stimulus material: Video/DVD Aufnahmen der Therapien
Wie wird die Reliabilität der Prozessmasse bestimmt?
Durch Intra- und Interraterreliabilität
Was sind die drei Forschungshypothesen, die in dieser Studie untersucht werden? Wie werden die Hypothesen operationalisiert?
Hypothese 1: Ebene Therapieoutcome
- Gibt es Unterschiede in der Realisierung der beiden Wirkfaktoren Problemaktivierung und Ressourcenaktivierung zwischen den Therapien mit schlechtem, mittlerem oder gutem Therapieoutcome?
- Operationalisierung: Vergleich der Mittelwerte der Ratings zwischen den 3 Therapioutcomegruppen
Hypothese 2: Ebene Sitzungsoutcome
- Gibt es unterschiedliche Muster bezüglich Problemaktivierung und Ressourcenaktivierung in erfolgreichen und wenig erfolgreichen Sitzungen
- Operationalisierung: Rein deskriptiv. Darstellung der gemittelten Prozesswerte im zeitlichen Verlauf einer Sitzung drei Therapieoutcomegruppen
Hypothese 3: Minutenebene
- Gibt es Unterschiede in Patienten-Therapeuteninteraktionen auf Minutenebene bezüglich Problem- und Ressourcenaktivierung zwischen erfolgreichen und wenig erfolgreichen Sitzungen
- Operationalisierung: Berechnung von Crosskorrelationen zwischen Patienten- und Therapeutenverhalten (beinhaltet« zeitliche verschobene » Korrelationen)
Welche Resultate wurden bezüglich der drei untersuchten Hypothesen gefunden?
Hypothese 1: Unterschiede in Realisierung beider WF zwischen Therapien mit guten, mittelerem und schlechtem Therapieoutcome?
- Problemaktivierung: Keine Unterschiede bei Patientenverhalten. Therapeutenverhalten nur signifikanter Unterschied zwischen low und moderate in “reducing” (Zufall?).
- Ressourcenaktivierung: Signifikant geringere Ressourcenaktivierung in Therapien mit geringem Outcome als in den beiden anderen Gruppen
Hypothese 2: Unterschiedliche Muster bezügl. WF in erfolgreichen und wenig erfolgreichen Sitzungen?
- Bei nicht erfolgreichen Sitzungen wurden sowohl beim Patienten als auch Therapeuten weniger Ressourcenaktiviert!
- Nicht erfolgreiche Sitzung > mehr Problemaktivierung (kauf Ressourcenaktivierung)
- Erfolgreich: Viel Problemaktivierung und viel Ressourcenaktivierung!
Hypothese 3: Wie beeinflusst Ressourcenaktivierung Min 1 => Min 2 etc. Unterschiede in Patient-Therapeut-Interaktion auf Minutenebene in WF?
- Auf Ressourcenaktivierung vom Therapeuten folgt eine positive Antwort vom Patienten.
- Auf Ressourcenaktivierung vom Patienten folgt Ressourcenaktivierung vom Therapeuten
- Aufschaukelunksprozess!!!
- Gilt nicht für schlechte Therapien :-(
Welche (auch praktischen) Implikationen hat diese Studie?
Therapeutenebene: Ressourcenaktivierung erklärt mehr Outcome-Varianz als Problemaktivierung (vor dem Hintergrund, dass viele Therapieschulen v.a. auf Probleme der Klienten fokussieren = wichtiges Ergebnis)
Sitzungsebene: Balance von Problemaktivierung und Ressourcenaktivierung wichtig (in schlechten Sitzungen v.a. Problemaktivierung ohne Ressourcenaktivierung)
Minutenebene: Dem Prozess der Ressourcenaktivierung sollte ausreichend Raum gegeben werden (mehrere Minuten; Therapeuten sollten Ressourcenaktivierung beim Patienten laufend und über mehrere Minuten verstärken)