Kosten-Effektivität Flashcards

1
Q

Welche Kostenargumente werden von Gegnern und welche von Befürwortern psychologischer Psychotherapie verwendet? Und was entspricht neben den beiden Extrempositionen nach Neumer und Margraf einer realistischen Einschätzung?

A

Gegner: Psychotherapie ist teuer und weist eine niedrige Effektivität und einen niedrigen Nutzen auf (makroökonomische Perspektive).

Befürworter: Psychotherapie wirkt und spart dem Gesundheitswesen Kosten aufgrund der weiten Verbreitung psychischer und psychosomatischer Beschwerden (mikroökonomische Perspektive).

Realisten:

  • Psychotherapiekosten machen nur 2% des Gesamtbudgets im Gesundheitswesen aus
  • Kostentreiber im Gesundheitswesen sind andere Faktoren (u.a. technischer Forschschritt)
  • Gesamtwirtschaftlich kann weder mit einer “Kostenlawinenoch mit einer “dramatischen Kostenentlastung” gerechnet werden, wenn Psychotherapie flächendeckender eingesetzt wird
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2
Q

Was wird unter dem Opportunitätskostenprinzip verstanden?

A

Opportunitätskosten = Kosten, die dem entgangenen Nutzen entsprechen, wenn eine bestimmte Handlungsalternative (z.B. Psychotherapie) nicht gewählt wird

Allgemeines Beispiel
Sie haben sich für ein Studium entschieden, welches mit
bestimmten Kosten verbunden ist (z.B. Studiengebühren, Bücher,
Fahrtkosten etc.)
Sie haben sich mit dem Studium aber auch gegen eine Lehre (=
nicht gewählte Handlungsalternative) entschieden, in welcher Sie
verdient hätten
Bedeutet: Neben den Kosten für das Studium entgeht Ihnen der
Lohn, den Sie in einer Lehre verdient hätten = Opportunitätskosten
des Studiums

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3
Q

Jacobi (2001) unterscheidet zwischen direkten und indirekten Kosten und direktem und indirektem Nutzen der Psychotherapie. Nennen Sie je ein Beispiel von direkten und indirekten Kosten und direktem und indirektem Nutzen.

A
  • Tangibel: Klar materiell bezifferbar (z.B. Kosten der Behandlung je Patient)
  • Intangibel: Keinem klar bezifferbaren Preis zuordenbar (z.B. Nutzen: bessere Lebensqualität)
  • Direkt: Kosten oder Nutzen der geplant ist, und nicht unbeabsichtigt als Nebenwirkung der Therapie entsteht (z.B. direkter Nutzen: Steigerung der sozialen Kompetenz)
  • Indirekt: Kosten oder Nutzen der ungeplant, als Nebenwirkung der Therapie entsteht (z.B. indirekter Nutzen: Pat. kann dank Therapie Karriere machen)

Direkt Tangibel

  • Kosten: In Rechnung gestellte Kosten
  • Nutzen: Reduktion der Inanspruchnahme anderer med. Leistungen

Direkt Intangibel

  • Kosten: Unannehmlichkeiten durch Behandlung (Zeitaufwand)
  • Nutzen: Bessere Lebensqualität nach Ende der Behandlung

Indirekt Tangibel

  • Kosten: Nebenkosten, die der Patient selber übernehmen muss
  • Nutzen: Reduktion der Arbeitsunfähigkeit

Indirekt Intangibel

  • Kosten: Unannehmlichkeiten für Verwandte durch Therapie
  • Nutzen: Bessere Lebensqualität der Verwandten durch Therapie
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4
Q

Was versteht man unter einer Kosten-Effektivitäts-Analyse?

A
  • Geht der Frage nach, was die Erreichung eines bestimmten therapeutischen Ergebnisses kostet
  • Kosten (in monetären Einheiten) werden der Effektivität (z.B. klinisch relevante Verbesserung, reduziertes Gewicht in kg) gegenübergestellt
  • Meist wird ein Quotient von Gesamtkosten in Relation zur Anzahl « erfolgreich behandelter Patienten » berechnet
  • Zum Beispiel: Kostet eine Therapie von 10 Patienten 10000 Fr. und sind nach der Therapie 5 Patienten klinisch bedeutsam verbessert, dann kostet ein erfolgreich therapierter Patient 2000 Fr.
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5
Q

Was versteht man unter einer Kosten-Nutzen-Analyse?

A

Alle Aspekte einer Behandlung (auch der Nutzen) werden in monetären Einheiten erfasst. Errechnet wird das Kosten-Nutzen- Verhältnis

Die alleinige Darstellung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses (z.B. 1:2) ist allerdings von Nachteil, da dieses keine Aussagen über die absolute Höhe der Kosten und des Nutzens erlaubt

  • Eine Therapie, die bei Kosten von 2000 Fr. eine Einsparung von 4000 Fr. (Nettonutzen = 2000 Fr.) erlaubt, bringt einen geringeren Nettonutzen als eine Therapie, die bei Kosten von 4000 Fr. eine Einsparung von 8000 Fr (Nettonutzen = 4000 Fr.) erlaubt, obwohl beide ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 1:2 aufweisen
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6
Q

Was versteht man unter einer Kosten-Nutzwert-Analyse?

A
  • Sind Kosten-Effektivitäts-Analysen ähnlich
  • Therapieeffekte, die in Kosten-Effektivitätsanalysen über verschiedene Studien nicht vergleichbar sind, werden aber in standardisierten Einheiten ausgedrückt, z.B. QALY (qualityadjusted life years).
  • Bestimmung von QALYs: Ist für bestimmte Lebensqualitätsfragebogen vordefiniert (ein Wert von XY bedeutet 0.25 QALYs). Definition basiert z.B. auf Time-Trade-Off-Methode: Wieviele Jahre von meinem Leben bin ich bereit abzugeben, wenn ich dafür stets ohne die gesundheitlichen Einschränkungen leben kann?
  • Kosten-Nutzwert-Analysen wurden in der Psychotherapieforschung bisher noch eher selten eingesetzt
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7
Q

Was bedeutet ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 1 : 3.69 Fr.?

A

Jeder Franken der in Psychotherapie gesteckt wird, kann 3.69 Fr. sparen

Hier wäre wichtig zu definieren, auf welchen Zeitraum sich die Kosten- und Nutzenberechnungen beziehen, da der Netto-Nutzen oft verzögert eintritt

Im Bereich der Psychotherapie kann aufgrund verschiedener Studien davon ausgegangen werden, dass der finanzielle Nutzen die Therapiekosten bereits nach 1-3 Jahren übersteigt

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8
Q

In welchem Bereich bewegt sich die Kosten-Nutzen-Relation wie sie von Margraf und Schneider für die kognitive Verhaltenstherapie des Paniksyndroms errechnet wurde?

A

In einem 2-Jahres-Zeitraum sparten die Patienten mit der Durchführung einer kognitiven Verhaltenstherapie 8124.- DM. Die Kosten der Verhaltenstherapie beliefen sich auf 1485.- DM.
Das führte zu einer Kosten-Nutzen-Relation von 1:5.6 (8124.-/1485.-). Die Patienten sparten also für jede investierte DM 5.6 DM.

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9
Q

Was sind Vor- und Nachteile von Kostenberechnungen in der Psychotherapie?

A
  • Kostenanalysen im Gesundheitswesen grundsätzlich umstritten. Gesundheit = höchstes Gut und alle haben das Recht auf Gesundheit (unabhängig der Kosten)
  • Klar ist: Der monetäre Nutzen einer Behandlung darf nicht das einzige Entscheidungskriterium für oder gegen eine Therapie sein (wichtig ist immer auch die Betrachtung des individuellen, subjektiven Nutzens, der Effektivität etc.)
  • Angesichts begrenzter Ressourcen helfen Kostenanalysen aber, Fehlallokationen abzubauen und rationale Entscheidungen zu treffen
  • Unmöglich die durchschnittliche Einsparung einer Therapie auf den einzelnen Patienten zu übertragen
    • Theoretisch wäre der positive monetäre Nutzen einer Therapie bei einem Spitzenverdiener sehr viel grösser als derjenige bei einem Erwerbslosen
    • Solche Überlegungen dürfen nicht dazu führen, dass bestimmte Therapien eher Patienten zugute kommen, bei denen es sich mehr « lohnt » (Kosten-Nutzen-Analysen dürfen nicht zur Selektion von Patienten führen)
  • Weitere Schwierigkeit: Erfassung der vollständigen Kosten einer Massnahme oft schwierig und sehr aufwändig
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