Einführung in die Methoden der Psychotherapieforschung Flashcards

1
Q

Was ist das „Scientist-Practitioner“-Modell?

A
  • Essenz: Das Doktorat (Ph.D.) in clinical psychology sollte auf der Vermittlung sowohl wissenschaftlicher Methoden als auch von klinischer Praxis mit psychotherapeutischen Interventionen beruhen.
  • seither wird (auch in D/CH) von Klinischen Psychologen erwartet, dass sie Forschung in ihrem Feld machen und evaluieren, ebenso wie Psychotherapie praktizieren können
  • Ziel: Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten vor dem Hintergrund eines Verständnisses der Komplexität von Therapien und menschlichen Funktionierens erfolgen
  • Kritik: Erforschung bspw. der Wirksamkeit erfolgt
    nicht mehr “unabhängig”, weil Psychotherapieforscher ein Interesse haben, dass Psychotherapie oder der eigene Ansatz wirkt
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2
Q

Was versteht man unter „empirisch validierten Therapien“ („empirically supported treatments“)?

A
  • Therapieformen, deren Wirksamkeit gemäss bestimmten Kriterien empirisch gut abgesichert sind
  • Kriterien werden von einer Task Force erarbeitet (die Bekannteste: APA Task Force on Promotion and Dissemination of Psychological Procedures of Division 12)
  • Ziel: Klinikern und Leistungserbringern Handlungsempfehlungen für eine möglichst optimale Versorgung von Patienten zu geben

Kriterien für Studien, auf deren Basis der empirische Status einer Therapieform bestimmt wird:

  • randomisiert oder experimentell
  • Spezifikation: Behandlung und Stichprobe
  • reliables und valides Assessment des Fokus
  • manualisierung
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3
Q

Was ist mit “efficacy” gemeint?

A

Die Wirksamkeit einer Behandlung in der “Kunstwelt” kontrollierbarer Studien (unter idealen “Labor”-Bedingungen)

  • hohe interne Validität
  • geringe externe Validität
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4
Q

Was ist mit “effectiveness” gemeint?

A

Die Wirksamkeit einer Behandlung in der routinemässigen Anwendung (unter
Alltagsbedingungen).

  • hohe externe Validität
  • geringe interne Validität
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5
Q

Warum ist die Untersuchung der “effectiveness” einer Therapie wichtig?

A

“efficacy studies”:

  • lassen sich möglicherweise nicht auf Routinepraxis generalisieren
  • andere Rekrutierung als Alltagspraxis (positive Selektionsbias = Patienten, die sich auf Inserat melden sind möglicherweise motivierter als überwiesene Patienten)
  • unterschied zu üblichen Patienten
  • Therapeuten können sich unterscheiden

Efficacy und Effectiveness Studien ergänzen sich! Nachdem die efficacy unter „Laborbedingungen“ nachgewiesen wurde, sollte auch die Machbarkeit und Übertragung der Ergebnisse auf Alltagspraxis untersucht werden!

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6
Q

In kontrolliert randomisierten Studien werden bestimmte Therapieformen mit
Kontrollbedingungen verglichen. Welche Arten von Kontrollbedingungen existieren?

A
  • Keine-Behandlung-Kontrollgruppe (“No-treatment control”)
  • Warteliste-Kontrollgruppe
  • Placebokontrollbedingung
  • Vergleich mit etablierter Therapieform
  • Superiority und Non-inferiority trials
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7
Q

Was sind Vor- und Nachteile von Keine-Behandlung-Kontrollgruppen (“No-treatment control”)?

A
  • Klienten werden bei mehrmaligen Gegebenheiten bewertet
  • Aufteilung nach Zeitintervall entsprechenden der Zeitdauer, in der andere eine Behandlung erhalten
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8
Q

Was sind Vor- und Nachteile von Warteliste-Kontrollgruppen?

A

Vorteile: Zeiteffekte werden kontrolliert (Spontante Remission, “Reifung” der Klienten, Regression zur Mitte)

Nachteile: Unklar, ob Wirkung der Behandlungsbedingung auf spezifische Komponenten der Intervention zurückzuführen ist (oder z.B. auf die Aufmerksamkeit durch Therapeuten); aber auch ethische Bedenken (kann man Leidende warten lassen?)

Einsatz: Nützlich in einer frühen Phase der Entwicklung einer neuen Therapieform; Frage: Ist die neue Therapieform überhaupt wirksam?

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9
Q

Was sind Vor- und Nachteile von Placebokontrollbedingungen?

A

Vorteile: Nicht nur Zeiteffekte, sondern auch Erwartungs- und Aufmerksamkeitseffekte werden kontrolliert. Erlaubt Schlüsse auf die spezifische Wirkung einer Intervention

Nachteile: Schwierig zu realisieren (meist sog. supportive therapies); Probanden müssen auch darüber informiert werden, dass sie möglicherweise in einer Placebobedingung sind; Doppelblind nicht möglich: Therapeuten wissen, dass es sich um Placebobedingung handelt (Erwartungseffekte?); Ethische Bedenken (z.B. 20 Sitzungen Placebotherapie?)

Einsatz: Oft gefordert, aber eher selten gut realisiert

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10
Q

Was sind Vor- und Nachteile von Vergleichen mit etablierten Therapieformen?

A

Vorteile: Spezifische Wirkung einer Intervention kann gezeigt werden; weniger ethische Bedenken (alle erhalten eine erfolgsversprechende Intervention)

Nachteile: Sehr aufwändig (auch Kontrollintervention muss gut und seriös durchgeführt werden; für beide Bedingungen müssen geschulte Therapeuten verfügbar sein; grosse Stichproben erforderlich, da meist relativ kleine oder gar keine Effekte erwartet werden müssen).

Einsatz: In einer zweiten Phase - nach einem Wartelistekontrollgruppenvergleich - wichtig.

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11
Q

Was sind Superiority und Non-inferiority trials?

A
  • Superiority trial: Versuch des Nachweises der Überlegenheit einer Behandlung gegenüber Kontrollbedingung
  • Non-inferiority trial: Versuch des Nachweises der Äquivalenz bzw. Nichtunterlegenheit; z.B. vor dem Hintergrund von Kosten-Effektivitätsüberlegungen: herkömmliche vs. minimale (d.h. deutlich billigere) Intervention
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12
Q

Was ist der Vorteil der Randomisierung von Probanden zu verschiedenen
Behandlungsbedingungen?

A
  • ermöglicht Vergleichbarkeit der Bedingungen hinsichtlich aller denkbaren Personenvariablen und anderen Einflüssen (Kontrolle von Störvariablen)
  • Vergleichbarkeit zwar nicht garantiert (Zufallsfehler auch bei Randomisierung), aber gewährleistet sie innerhalb bestimmter statistischer Fehlergrenzen
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13
Q

Was ist stratifizierte Randomisierung?

A

Stratifizierte Randomisierung = “schichtweise” Randomisierung:
Beispielsweise können Gruppen nach Schweregrad der Symptome gebildet werden, Patienten werden dann innerhalb der Gruppe randomisiert (Strata = Schicht) -> garantiert, dass in alle Versuchsbedingungen gleich viele schwer und leicht belastete Personen randomisiert werden

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14
Q

Zu welchen Zeitpunkten erfolgen in kontrolliert randomisierten Studien
üblicherweise Messungen?

A
  • Prä-, Post- und Follow-Up Messungen
  • immer öfter auch wiederholte Messungen während Behandlung
  • Kendall et al. betonen Wichtigkeit von Katamneseerhebungen, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass Effekte anhalten
  • Katamneseerhebungen auch mit Problemen verbunden:
    • Aufwand/Kosten
    • Je länger Abstand, desto schwieriger die kausale Verbindung zu Therapie
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15
Q

Was ist mit “treatment adherence” gemeint?

A

Adhärenz misst das Ausmass, mit welchem sich Therapeuten an die Vorgaben eines Ansatzes halten (“Manualtreue” bei manualisierten Therapien).

  • Adhärenz wird üblicherweise von externen Beobachtern geschätzt
  • neben der Adhärenz oft auch Kompetenz eingeschätzt: Wie kompetent wird eine Intervention realisiert?
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16
Q

Warum ist die Messung der Adherence in randomisiert kontrollierten Studien wichtig?

A

In RCT ist die unabhängige, manipulierte Variable meist ein bestimmter Therapieansatz (z.B. kognitive Verhaltenstherapie, interpersonelle Therapie etc.).

Die Einschätzung der Adherence stellt ein zentrales Gütemerkmal von Therapie- Outcomestudien dar. Die Wichtigkeit der Beurteilung dieses Gütemerkmals seitens externer Rater wird aus Gründen der Replizierbarkeit und der Vergleichbarkeit angewandter Therapiemethoden über unterschiedliche Studien immer wieder angeführt.

Zudem ist die Adherence als einen zentralen Bestandteil methodologischer Aspekte, wie die Konstrukt- und die interne Validität.

17
Q

Was ist mit Attrition gemeint?

A
  • Attrition (rate) = Schwundquote = Anzahl an Patienten, die vorzeitig aus einer Behandlung/der Studie ausscheiden oder sich nicht ans Studienprotokoll halten.
  • Höhere Attrition ==> Attrition Bias: Werden 2 Therapien verglichen, brechen Patienten bei schlechterer Therapie eher ab!
18
Q

Was wird unter den “intent-to-treat”-Prinzip bzw. einer “intent-to-treat”-Stichprobe verstanden?

A

Bedeutet, dass die Daten aller Patienten, die man zu behandeln beabsichtigte, die Einschlusskriterien einer Studie erfüllten und z.B. randomisiert wurden. Werden aufgrund von Attrition Bias empfohlen!

  • Gegenteil: Completers- oder Pre-Protocol-Analyse: Nur die Daten von Patienten, die vorhanden sind und/oder die eine Behandlung abgeschlossen haben werden ausgewertet.

Methoden:

  • Last observation carried forward: Der letzte gemessene Wert wird angenommen
  • Ersetzen der fehlenden Werte durch Schätzungen
  • Komplexere statistische Methoden (linear mixed models)
19
Q

Was versteht man unter einer „klinisch signifikanten“ Veränderung („Clinical
significant“-change)? Wie kann die klinische Signifikanz einer Veränderung berechnet werden?

A

= das Kriterium des Reliable Change wurde erfüllt + die Symptomatik Post-Therapie ist unter einem bestimmten Cut-off!

  • Reliable Change: Veränderung überschreitet einen Wert, der aufgrund eines Messfehlers erwartet werden könnte.
  • Mögliche Kriterien für Cut-Off:
    • Symptomatik nach Behandlung ≤ 2 SD vom Mittelwert der klinischen Population
    • Symptomatik nach Behandlung ± 1 SD vom Mittelwert der normalen Population
    • Symptomatik nach Behandlung näher am Mittelwert normaler Population als am Mittelwert gestörter Population
20
Q

Was wird unter „Moderatoren“ und „Mediatoren“ der Veränderung verstanden?
Wie können Moderator- und Mediatoreffekte statistisch getestet werden?

A

Ein Moderator ist eine Variable, die in der Statisitk als Variable C bezeichnet wird, von der abhängt, wie der Effekt einer Variable A auf eine andere Variable B ausfällt.

  • Moderatoren dienen dazu die Effektgrössen von Variablen zu bestimmen und auszugleichen.
  • Die Moderatoren sind ebenso für die Richtung, als auch für die Stärke der Beziehungen zwischen UV (Prädiktor) und AV (Kriterium) zuständig/ausschlaggebend

Ein Mediator ist eine Variable, die den statistischen Zusammenhang zwischen zwei oder mehreren Variablen vermittelt:

  • Vollständige Mediation = Beschreibung vom Verschwinden des scheinbaren Einflusses einer Variable auf eine andere, wenn die Mediatorvariable kontrolliert wird (Drittvariablenkontrolle)
  • Teilweise/Partielle Mediation = Beschreibung von Reduktion des Zusammenhangs zweier Variablen, wenn die Mediatovariable eingeführt wird