Prozess der Entscheidungsunterstützung Flashcards

1
Q

Tourenplanung in der City-Logistik

A
  • E-Commerce-Angebote setzen die verlässliche Auslieferung der Produkte beim Kunden voraus
  • City-Logistik-Serviceprovider führen die Auslieferung durch
  • Voraussetzung: Anwendungssystem, welches die Tourenplanung unterstützt
  • Rahmenbedingungen
    • Kundenanforderungen nehmen zu
    • Auslastung der Infrastruktur schwankt (→Stau)
  • Konzeption des Anwendungssystems
    • Welche Daten sind erforderlich, wie können sie erhoben und für die Tourenplanung eingesetzt/aggregiert werden?
    • Welche Methoden sind für die städtische Tourenplanung geeignet?
    • Integration von Daten und Methoden im Tourenplanungssystem
  • Problemcharakteristika:
    • Fahrzeug
    • Kunden
    • Kommunizierte Zeitfenster
    • Tageszeitabhängige Fahrzeiten
  • Anwendungensbeispiele:
    • Lieferdienste
    • Dienstleistungen beim Kunden
    • Personentransport

Modell-Skizzen:

  • Datenmodell:
    • Tageszeitabhängige Fahrzeiten zwischen Kunden (inklusive Depot)
    • Zeitabhängige Distanzmatrix
  • Entscheidungsmodell:
    • Zielfunktion: Minimiere Fahrzeit/Kosten
    • Nebenbedingungen:
      • Alle Kunden werden bedient
      • Routing-Bedingungen (Subtour-Elimination, etc.)
  • Entscheidungsvariablen: Fahrt zwischen Kunde i und j zum Zeitpunkt t
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2
Q

Datenerhebung im Verkehr - EInführung

A
  • Eine verlässliche Tourenplanung setzt die Erhebung und Bereitstellung typischer Fahrzeiten voraus
  • Generelle Daten zur Verkehrsinfrastruktur sind in digitalen Karten verfügbar (→Technologie-Vorlesung)
  • Informationen zur Verkehrsqualität, d.h. zu typischen Fahrzeiten, lassen sich Telematik-basiert großflächig erheben
  • Entsprechende Verfahren der Tourenplanung können so typische Fahrzeiten berücksichtigen

Standardverfahren zur Ermittlung der Verkehrsqualität

  • Datenerhebung an wenigen, wichtigen Punkten des Verkehrsnetzes →Kalibrierung verkehrstechnischer Modelle
  • Hohe Erhebungskosten
  • Ableitung von Fahrzeiten aufwändig und modellseitig problematisch
  • Detaillierte Infrastrukturdaten sind nicht flächendeckend verfügbar

Telematikbasierte Verkehrsdatenerhebung (floating car data)

  • Erweiterung der Standardansätze durch automatisierte Verkehrsdatenerhebung
  • Neuere Ansätze erlauben die direkte Ableitung von Fahrzeiten
    • speziell präparierte Fahrzeugflotte (Fleischmann et al. 2004)
    • „Road Timetable“ (Eglese et al. 2006, Maden et al. 2010)
    • „Floating Car Data“ (DLR, Lorkowski et al. 2005)
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3
Q

Floating Car Data

A
  • Zur Ermittlung von typischen Fahrzeiten ist es notwendig Reisezeiten über einen längeren Zeitraum zu beobachten
  • Mit Hilfe von Bewegungsverläufen von einzelnen Fahrzeugen können individuelle Reisegeschwindigkeiten abgeleitet werden
  • Beim Floating-Car-Data-Ansatz (FCD) werden Fahrzeuge instrumentalisiert, um Verkehrsdaten zu erheben. Diese Fahrzeuge „schwimmen“ bereits im Verkehr „mit“ und übermitteln ihre individuellen Reisezeiten
  • Die Nutzung einer umfangreichen FCD-Flotte führt zu einem Gesamtbild typischer Fahrzeiten in einem Untersuchungsgebiet

FCD: Fahrzeuge als im Verkehr mit schwimmende Sensoren
Taxi-FCD: Projekt des DLR Berlin, Institut für Verkehrssystemforschung

  • Die Beobachtung von Einzelgeschwindigkeiten im Floating-Car-Data-Ansatz:
    • Erfassung der Taxi-Positionen
    • Projektion auf das Straßennetz
    • Ermittlung der Geschwindigkeiten
    • Abbildung auf Straßensegmente (Link)
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4
Q

Datenanalyse mit Data Mining

A
  • Knowledge Discovery: Data mining is the process of discovering interesting knowledge from large amounts of data stored either in databases, data warehouses, or other information repositories.
  • Standard: Kalibrierung von Verkehrsflussmodellen
  • Hier: Analyse und Aggregation umfangreicher Mengen von FCD mit Data Mining für die Verwendung in der Tourenplanung
  • Analyse großer, empirisch erhobener Datenmengen:
    • Kleine Datenmengen –> Statistik, Explorative Datenanalyse
    • Große Datenmengen, neue Probleme:
      • Speicherung und Zugang zu den Daten
      • Inwieweit sind die Daten repräsentativ?
      • Laufzeit und Speicherplatz
      • Ist ein offensichtlicher Zusammenhang Zufall?
      • Standardansätze der Statistik teilweise ungeeignet
  • Beziehungen und Aggregate:
    • Im Data Mining Informationsmodelle und Informationsmuster
    • Z.B. Lineare Gleichungen, Baumstrukturen, Cluster, Muster in Zeitreihen
  • Beobachtete Daten:
    • Daten werden zunächst aus anderen Gründen erhoben –> Ziele des Data Mining spielen i.d.R. keine Rolle bei der Datenerhebung
    • Z.B. FCD: werden eigentlich zum Flottenmanagement des Taxi Unternehmens eingesetzt
    • Gegenteil: Experimentell erzeugte Daten (oft in Statistik)
  • Neu:
    • Ergebnisse der Data-Mining-Analyse sollten neu für den Nutzer sein Verständlichkeit:
    • “Neuheit” als Maß allein ist nicht ausreichend, um Ergebnisse zu bewerten
    • Evtl. werden einfache Beziehungen komplexen vorgezogen
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5
Q

Erhebung und Reinigung von (empirischen) Rohdaten

A
  • Bereitstellung eines geeigneten Datensatzes für Data-Mining-Verfahren
  • Data Integration: Integration von FCD-Rohdaten (Verkehrsdaten) und einer digitalen Karte (Infrastrukturdaten)
  • Data Cleaning: Untersuchung der Einträge auf Konsistenz, Vollständigkeit und fehlende Werte, Ausreißer
  • Raum-Zeit-Analyse: Visualisierung der erhobenen Daten mit Geografischen Informationssystemen
  • Welche Messwerte stellen Ausreißer oder fehlerhafte Messwerte dar?
  • Generelle Definition im Stadtverkehr schwierig, da eine Vielzahl von Einflüssen auf die Erhebung der Fahrzeit einwirkt (z.B. Lichtsignalanlagen, Bushalte, Fußgänger, Auslieferverkehr, …)
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6
Q
  1. Aggregationsstufe: von ROhdaten zu Planungsdaten
A

Aus Fahrzeugdaten:

    1. Festlegung der Gesamt- anzahl der Zeitfenster W (oft: 24 x 7)
    1. Berechnung mittlerer Geschwindigkeiten
  • für Link l
  • in Zeitfenster w
  • aus Einzelgeschwindigkeiten vlwi

–> kommt so zu Fahrzeitmatritzen

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7
Q
  1. Aggregationsstufe: Idee & Ergebnis der Clusteranalyse
A
    1. Aggregationsstufe führt zu umfangreichem Planungsdatensatz
      * Aber: Mathematische Modelle arbeiten effizienter auf vereinfachten Datensätzen
      * Idee: Entwicklung der typischen Verkehrsqualität ähnelt sich auf vielen Strecken!
      * ➔Ermittlung der typischen Verkehrsqualität für jede Strecke (Normalisierung der Geschwindigkeitswerte)
      * ➔Clusteranalyse zur Gruppierung von Strecken mit ähnlicher Verkehrsqualität

Prinzip der Clusteranalyse

  • Cluster = Sammlung von Datenobjekten, die sich ähnlich sind
  • Im Data Mining Bestandteil der “Deskriptiven Modellierung”
  • Hauptzwecke (Methode des nicht überwachten Lenens)
    • Auffinden von Mustern in einer Verteilung sowie von interessanten Beziehungen zwischen Attributen
    • Datenreduktion: Nutze Cluster als Repräsentanten für die zugrundeliegenden Datensätze
  • Verfahren: Dichtebasiert, Partitionsbasiert, k-means
  1. Aggregationsstufe: Ergebnis der Clusteranalyse
  • Ergebnis der Clusteranalyse: Tagesspezifische Gewichtungsfaktoren zur Justierung von Mittelwerten
  • 0 = schlechte Verkehrsqualität →hohe Fahrzeit
  • 1 = gute Verkehrsqualität →geringe Fahrzeit
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8
Q

Evaluation und Anwendung

A
  • Bewertung mittlerer Reisezeiten (“überlastet”, “freier Verkehrsfluss”, …)
  • Aggregierter, zeitlicher und räumlicher Überblick über die Entwicklung der Verkehrsqualität
  • Grundlage für Experteninterviews (→Validierung durch Verkehrsexperten)

Evaluationsarten

  • zeitliche Evaluation: Visualisierung der typischen Reisezeiten im zeitlichen Überblick (24 Stunden) und als räumlicher Überblick (für jeweils 1 Stunde)
  • räumliche Evaluation: Durchschnitt von 3 Jahren 30% aller Strecken sind “überlastet”
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9
Q

Zeitabhängiges Traveling Salesman Problem

A
  • Traveling Salesman Problem: Ein Handlungs- reisender besucht eine fest vorgegebene Anzahl von Städten jeweils genau einmal. Am Ende der Reise kehrt er wieder zum Ursprungsort zurück.
  • Hier: In welcher Reihenfolge soll die Auslieferung an die Kunden vorgenommen werden, so dass diese verlässlich und kostenminimal beliefert werden können?
  • Gesucht: Reihenfolge der Kunden, die die Fahrzeit minimiert und gleichzeitig eine zuverlässige Belieferung erlaubt (→tageszeitabhängige Fahrzeiten)

Modellierung der Zeitabhängigkeiten

  • Tageszeitabhängige Fahrzeiten werden modelliert, indem man die “Kosten” einer Kante abhängig vom Startzeitpunkt auf der Kante angibt
  • Ein möglicher Ansatz:
    • − Berechne viele “statische” Probleme mit unterschiedlichen Kantengewichten
    • − Füge diese geeignet zusammen
  • Klassischer Ansatz: Vervielfachung des Netzwerks der Zeitreihe entsprechend
  • FIFO: Fahrzeuge auf derselben Kante können sich nicht überholen
  • FIFO Netzwerke stellen sicher, dass − Warten nie nützlich ist − Teilwege kürzester Wege wieder kürzeste Wege sind
  • Statische Verfahren für die Berechnung kürzester Wege (→Dijkstra) können so einfach angepasst werden
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10
Q

Tourenplanung für ein Fahrzeug

A
  • Zeitabhängiges Traveling-Salesman-Problem (TDTSP): Bestimme die optimale Reihenfolge der Auslieferung für eine gegebene Abfahrtszeit
  • Besuche den Knoten als nächsten, der derzeit mit kürzester Fahrzeit zu
    erreichen ist
  • Simples Nachschlagen der Fahrzeit in zeitabhängiger Distanzmatrix
  • Ermittle Einfügeposition und Knoten so, dass jeweils eine minimale Verspätung
    am Depot entsteht
  • Aufwändiger als im Falle statischer Fahrzeiten
  • Bediene alle Kunden zunächst in Pendeltouren und verschmelze diese
    so, dass eine große Einsparung erzielt wird
  • Statische Berechnung von Savings widerspricht zeitabhängigen Fahrzeiten
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11
Q

Zusammenfassung

A
  • Die verlässliche Tourenplanung im städtischen Güterverkehr beruht auf…
    • …empirischen Verkehrsdaten, die geeignet zu erheben sind (→telematikbasierte Datenerhebung)
    • …der Filterung, Reinigung, Aggregation und Evaluation der empirischen Verkehrsdaten (→Data Mining)
    • …der Integration der Planungsdaten in angepasste Verfahren der Tourenplanung (→zeitabhängiges Traveling Salesman Problem)
    • …die Rücküberführung in explizite Navigationsanweisungen (→Dissaggregation mittels zeitabhängiger kürzester Wege)
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