EInbezirhung von Unsicherheit Flashcards
Gründe und Folgen für Unsicherheit
Gründe:
- Wetter: Kontinuierlich, Abschätzbar
- Verkehr: Systemisch / folgt beobachtbaren Mustern, Abschätzbar
- Politische Maßnahmen: Diskrete Ereignisse, Unterliegt bestimmten Rahmenbedingungen und Vorereignissen, Teilweise abschätzbar
- Kunden vor Ort: Folgt i.d.R. keinen Mustern, Schwer abschätzbar
mögliche Folgen:
- Vollständiger Ausfall geplanter Aktivitäten
- Transport: Paket wird nicht zugestellt
- Mobilität: Arbeitsplatz kann nicht erreicht werden
- Störung der geplanten Aktivitäten
- Transport: Paket wird verspätet zugestellt →Vollständiger Ausfall möglich wenn Kunde nicht mehr anwesend ist
- Mobilität: Arbeitsplatz wird mit Verspätung erreicht
- Generelle unerwünschte Effekte (z.B.)
- Zusatzkosten entstehen
- Kundenzufriedenheiten sinkt
- Folgeaktivitäten werden beeinträchtig
- →Berücksichtigung von Unsicherheit bei der Entscheidungsfindung notwendig
Unsicherheit: begrifflichkeit und Unterscheidung
Informationsstand in einer Entscheidungssituationen
- Sicherheit: Ergebnis einer Entscheidung eindeutig vorhersagbar
- Unsicherheit: Ergebnis einer Entscheidung nicht eindeutig vorhersagbar
- Risiko: Ergebnis einer Entscheidung tritt mit einer bekannten Eintrittswahrscheinlichkeit ein
- Ungewissheit: Eintrittswahrscheinlichkeit für das Ergebnis einer Entscheidung ist nicht bekannt
Grade der Unsicherheit:
- Eindeutiges Zukunftsergebnis
- alternative zukünftige Ergebnisse
- Bereich zukünftiger Ergebnisse
- vollständige Unklarheit zukünftoger Ergebnisse
Unsicherheit - Datensicht
- Mobilitätsanwendungen: GPS / Floating Car Data
- Zunehmende Menge an Daten erlaubt Ermittlung genauerer Abschätzungen der
- Zukunft (falls Muster vorhanden sind)
- Generelle Probleme
- Zeitlich: bestimmte Zeiträume wurde noch nicht (oft) beobachtet
- Räumlich: bestimme Orte wurde noch nicht (oft) beobachtet
Mögliche Modelle für Unsicherheit
Modellauswahl ist abhängig vom Informationsstand
- Sicherheit: Ergebnis einer Entscheidung eindeutig vorhersagbar →Deterministisch
- Risiko: Eintrittswahrscheinlichkeit für das Ergebnis einer Entscheidung ist bekannt →Stochastisch
- Ungewissheit: Eintrittswahrscheinlichkeit für das Ergebnis einer Entscheidung ist nicht bekannt →Quasi-stochastisch
Stochastische Modellierung
Wahrscheinlichkeitsverteilung
- Zufallsvariable: 𝑋mit Realisierung 𝑥1,…,𝑖 z.B. 𝑥1 =20𝑘𝑚/ℎ
- Wahrscheinlichkeiten 𝑝1,…,𝑖 für das Eintreten von zugehörigen 𝑥𝑖
- Erwartungswert: 𝜇 =𝐸 𝑋 = σ𝑖 𝑝𝑖 ∗𝑥𝑖
- Varianz: 𝜎2 =𝐸 (𝑋−𝜇 2]
- Standardabweichung: 𝜎 = 𝜎2
- Variationskoeffizient: 𝐶𝑉=𝜎/𝜇
- Median und Quantile
- →Maße können in die Entscheidungsfindung einbezogen werden
- →Sampling: aus Verteilung können neue Beobachtungen generiert werden
Ermittlung einer Verteilung
- Einfache Annahme einer theoretischen Verteilung und ihrer Parameter
- Gleichverteilung
- Normalverteilung
- Exponentialverteilung
- Auswahl und Anpassung einer Verteilung an vorhandene Daten („Fitting“)
- Auswahl geeigneter Verteilungskandidaten
- Schätzung der Verteilungs-Parameter
- Anpassungsgüte testen („goodness-of-fit“)
* Visualisierung
* „Goodness-of-fit“ Statistiken (z.B. Kolmogorov-Smirnov Test)
- Anpassungsgüte testen („goodness-of-fit“)
- Prüfung der Güte der geschätzten Parameter („bootstrapping“)
Mögliche Probleme bei stochastischer Modellierung
- Keine Daten vorhanden (kann z.B. nicht vorab beobachtet werden)
- Innovative Lösungen
- Änderungen an der Infrastruktur: Bau einer Straße
- Neues Verkehrskonzept
- Wenig Daten
- Es sind nur wenige Beobachtungen vorhanden und eine Approximation der Verteilung führt zu fehlerhafter/ungenauer Abbildung
- Aggregation
- Ermittelte Verteilung erfordert hohen Aggregationsaufwand
- Keine analytische Aggregation möglich bzw. sehr aufwändig
- Empirische Herleitung durch Sampling kann aufwändig oder ungenau sein
Quasi-stochastische Modelleirung
- Szenarien
- Einzelnes Szenario 𝑠𝑛 ∈𝑆(alle Szenarien)
- Endliche diskrete Anzahl von möglichen Realisationen
- „What-If“ Analyse
- z.B. Stau: 10 km/h , kein Stau 50 km/h
- Intervalle
- 𝑙𝑖,…,𝑢𝑖
- Mögliche Realisationen können einen beliebigen Wert innerhalb der Intervall Grenzen einnehmen
- z.B. 20 km/h bei 10,…,50 km/h
- →Geben eine Abschätzung der Unsicherheit ohne direkte Wahrscheinlichkeiten
Bildung von Szenarien
- Mögliches Vorgehen
- Fixiere Anzahl zu ermittelnder Szenarien (z.B. 5)
- Bestimme Extremszenarien (best-/worst-case)
- Bilde Zwischenszenarien
- Auswahl anhand von Domänenwissen
- Mehr Szenarien i.d.R. bessere Abschätzung der Unsicherheit →Steigert Komplexität in der Entscheidungsfindung
Bestimmung von Intervallgrenzen
- Grenzen
- Obere: 90% Perzentil
- Untere: 10% Perzentil
- Anpassung der Grenzen
- Pessimistisch: Verschiebung Richtung Worst-Case
- Optimistisch: Verschiebung Richtung Best-Case
- Verkleinerung-/Erweiterung der Intervall Spanne
Entscheidung undter Risiko
Erwartungs-Varianz-Kriterium
- 𝑥𝑖 wird mit einer Präferenzfunktion aus Erwartungswert und Varianz bewertet
- Varianz wird mit dem Faktor 𝑞 gewichtet: 𝜇 𝑥𝑖 +𝑞 ∗𝜎2(𝑥𝑖)
- 𝑞 =−1risikoaffin | 𝑞 =0risikoneutral | 𝑞 =1risikoavers
Chance-Constrained
- Es wird eine Zulässigkeitswahrscheinlichkeit 𝛼 als Nebendingen der Entscheidung gefordert
- z.B. pünktliche Belieferung: 𝛼=0.95→in 95% der Fälle müssen alle Kunden innerhalb ihrer Zeitfenster beliefert werden
Kompensation (recourse)
- Bestimmung von Kompensationsmaßnahmen die nach auftreten der Unsicherheit (abhängig vom realisierten 𝑥𝑖) ausgleichen
- Kompensationsmaßnahmen haben Kosten die den Zielfunktionswert vermindern
- z.B. unsichere Sammelmengen: Rückkehr zum Depot wenn Fahrzeug Kapazität erreicht ist und anschließende Fortsetzung der geplanten Tour
Entscheidung unter Ungewissheit
Min-max / Max-min
- Minimierung der maximalen Kosten / Maximierung der minimalen Gewinne
- Betrachtet den Worst-Case, daher extrem pessimitisch
- z.B. pünktliche Belieferung: minimiere die maximal möglichen Fahrtzeiten
Hurwicz-Kriterium
- Bewertet schlechtes- und bestmögliche Realisationen mit dem Optimismus- Parameter 𝜆∈ 0,1
- 1−𝜆 ∗𝑤𝑜𝑟𝑠𝑡𝑐𝑎𝑠𝑒𝑊𝑒𝑟𝑡+𝜆 ∗𝑏𝑒𝑠𝑡𝑐𝑎𝑠𝑒𝑊𝑒𝑟𝑡
Minmax-Regret-Kriterium
- Vergleich der Entscheidung in einem bestimmten Szenario mit der (unter vollständiger Information) bestmöglichen Entscheidung im selben Szenario
- Regret: Abweichung von der bestmöglichen Entscheidung für das Szenario
- z.B. in einem Szenario realisiert sich auf der Route eine Fahrtzeit von 10 Minuten, die beste Alternative im selben Szenario hätte 6 Minuten gedauert hätte. 10 – 6 = 4
Unsicherheit Zusammenfassung
Unsicherheit sollte in der Entscheidungsfindung einbezogen werden
- Unsicherheit beeinflusst Entscheidungen in vielen Bereichen und kann erhebliche Auswirkungen auf die getroffenen Entscheidungen haben
- Eine adäquate Modellierung der Unsicherheit ist notwendig um Entscheidungsrelevante sinnvoll verwenden zu können
- Entscheidungsmodelle müssen in Abhängigkeit von der Anwendung sowie der abgeleiteten Modellierung der Unsicherheit ausgewählt werden