Paradigmen und Konzepte der Gesundheitspsychologie Flashcards
Was sind die Modelle/(Paradigmen)/Rahmenmodelle der Gesundheitspsychologie?
- Risikofaktoren-Modelle (aus der Medizin): Risikofaktoren & protektive Faktoren
- Bio-psychosoziales Modell: Faktoren der Gesundheit, Determinanten, Prozesse
- Salutogenese-Modell von Antonovsky: Entstehung & Aufrechterhaltung von Gesundheit
- Resilienz und Resilienzmodelle
- Ressourcen und Ressourcen-Modelle
- Verhaltensmodelle: Gesundheits- & Risikoverhalten
- Stress, Coping & Soziale Unterstützung
- Positive Psychologie
- Präventionskonzept
- Gesundheitsförderung
Beispiele einiger Theorien/Modelle geringerer Reichweite der GP
- Gesundheitskompetenz: Erweiterung des Begriffs des Gesundheitsverhaltens → definiert Fertigkeiten und Skills, die gesundheitlich gesehen relevant sind
- Persönlichkeitsmodelle und Konzepte
o Gesundheit und Persönlichkeit
o Risikopersönlichkeit
o Krankheit und Persönlichkeit
o Bindungstheorie (Psychische Gesundheit, Risiko, Ressourcen) - Emotion, Emotionsregulation und Gesundheit
o Emotionsregulation
o Alexithymie (emotionale Dysregulation)
Risikofaktorenmodelle sind eine Erweiterung des…??
…des biomedizinischen Ätiologiemodells hin zur Annahme multipler Ursachen von Krankheiten und Gesundheit
Prototypische Studien der Risikofaktorenmodelle
Groß angelegte prospektive Bevölkerungsstudien zur Ermittlung von Risiken für best. Erkrankungen (Morbidität) & frühem Tod (Mortalität)
o Framingham Heart Study → Koronare Herzerkrankung (Studie ist aktuell in der vierten Welle)
o Orange County Study → allgemeine Morbidität, Mortalität
Welche Forschungsmethodik wird bei den Risikofaktorenmodellen angewendet?
Epidemiologische Forschungsmethodik
(Epidemiologische Studien sind Beobachtungsstudien am Menschen unter realen Umweltbedingungen. Es gibt vier Haupttypen von Studien mit unterschiedlicher Aussagekraft in der epidemiologischen Forschung: Kohortenstudien, Fall-Kontroll-Studien, ökologische Studien und Querschnittsstudien.)
Was ist der ‘Statistische Schluss’? (Wird angewendet bei Risikofaktormodellen)
o Ermittlung des Risikos durch statistische Methoden über die Veränderung der Erkrankungswahrscheinlichkeit bei Auftreten vs. Nicht-Vorhandensein eines bestimmten Faktors
o Statistisches Risiko, keine Kausalzusammenhänge
o Odds-ratio (OR) → zufallsbereinigtes Risiko
In was werden die Risikofaktoren differenziert bei den Risikofaktorenmodellen?
Prä-/Dispositionen
Auslösebedingungen/Faktoren → Fokussierung auf Belastungen/Stress
Aufrechterhaltende Bedingungen/Faktoren
Was gehört zum Konzept der primären Prävention?
- Intervention bei Risikofaktoren
o Verhaltensänderungen (Essverhalten, Rauchen, Alkoholkonsum)
o Abbau von Risiken (Abgase, Lärm, Staub, Arbeitsbedingungen, Arbeitsschutz) - Förderung protektiver Faktoren, z.B.
o Aufbau von Unterstützungssystemen durch Unterstützungsinterventionen
o Verbesserung von Bewältigungsfertigkeiten durch Skillstraining - Aufbau gesundheitsfördernder Verhaltensweisen
- Beginn des Ansatzes der Gesundheitsförderung
o Public Health
o Gesundheitsverhalten
Was sind die Grundannahmen des bio-psycho-sozialen Modells der GP?
- Für die Entstehung und den Erhalt von Gesundheit sind sowohl biologische, wie auch psychologische & soziale Faktoren verantwortlich
- Diese können in Risiko- & Schutzfaktoren unterteilt werden
- Auf psycholog. Ebene sind v.a. Kognitionen, Emotionen & Verhalten relevant
- Die Ebenen des Modells interagieren miteinander, Veränderungen auf der einen haben oft Veränderungen auf der anderen Ebene zur Folge
- Die Entstehung & Aufrechterhaltung von Störungen & Gesundheit werden häufig in dynamischen Systemmodellen mit Rückkoppelungen gedacht (transaktionaler Aspekt)
- Differenzierung in verschiedene Phasen der Entwicklung von Störungen (Prä-/Disposition, prämorbide Phase, Auslösung, Verlauf)
Was ist Salutogenese, wer prägte diesen Begriff und wie kam es dazu?
Salutogenese als Konzept der Entstehung von Gesundheit
Aaron Antonovsky
1970 Erhebung Anpassungsfähigkeit Frauen Menopause: 29% KZ-Überlebenden galten als (körperlich und psychisch) gesund
Was ist Kohärenz und welche Eigenschaften hat sie?
= Zusammenhang, Stimmigkeit
o Zentraler Vermittler zwischen Stress und den Folgen von Stress
o Kein Gefühl im engeren Sinn: neben gefühlsmäßig-affektiver Seite → eher ein Wahrnehmungs- und Beurteilungsmuster, ein kognitives Raster
o Eine globale Orientierung, sich dem Leben und seinen Herausforderungen gewachsen zu fühlen und einen Sinn darin zu sehen, die Anforderungen zu bewältigen
o Metapher: ein guter Schwimmer sein
Auf welchen 3 Komponenten beruht das Kohärenzgefühl?
- Gefühl der Verstehbarkeit (Kognitive Ebene) → Sinnvolle Erklärungen für das
Geschehen in der inneren & äußeren Welt - Gefühl der Handhabbarkeit (Verhaltensebene) → Möglichkeiten mit Herausforderungen umgehen zu können (Bandura: Selbstwirksamkeit)
- Gefühl der Sinnhaftigkeit (Verhaltensebene & kognitive Ebene) → Leben wird als lebenswert/ sinnbehaftet empfunden (Frankl: logos)
(Lebenseinstellung)
Wie wird nach Antonovsky das Kohärenzgefühl bestimmt? + Eigenschaften
- Sense of Coherence Scale
- Langversion: 29 Items (SOC-29), semantisches Differential (bipolare Formulierung)
- Kurzskala: 13 Items (SOC-13)
- Weitere Kurzform mit 9 Items
- Reliabilitäten sind ganz gut
- Validität ist gegeben: Interne Validität, Faktorielle Struktur, Konstruktvalidität
Zentrale Befunde der Metaanalyse von Eriksson & Lindström, 2004 – 2007, des Kohärenzgefühls
- Mittlere bis hohe Korrelationen mit Maßen psychischer Gesundheit & Lebensqualität
- Prädiktive Studien legen einen funktionalen (kausalen) Effekt von SOC auf psychische Gesundheit und Lebensqualität nahe
- Befunde sind unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität, ethnischer Zugehörigkeit und dem verwendeten Gesundheitsmaß
- SOC wirkt als Moderator (Puffer) von Stress und Belastung auf Maße psychischer und somatischer Gesundheit
- SOC korreliert in hohem Ausmaß mit anderen Ressourcenvariablen und Resilienz
- Negative Zusammenhänge mit Maßen negativer Affektivität und psychischer Störung
Was kann man zusammenfassend über das Salutogenese Konzept und Sense of Coherence Scale sagen?
- SOC gilt als das am besten beforschte und bestätigte Ressourcen-/Resilienzkonzept der Gegenwart
- Viele Studien bestätigen die Bedeutung des SOC als zentrale gesundheitspsycholog. Variable
- Viele Studien bestätigen auch das Salutogenese-Konzept von Antonovsky
- Salutogenese ist…
o Leitkonzept der Gesundheitswissenschaften
o Wichtiges Konzept der Gesundheitspsychologie
o Paradigmatisches Modellder WHO
Was ist Resilienz?
- lat. resilire „zurückspringen“, „abprallen“
- Resilienz= psychische Widerstandsfähigkeit → die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozialvermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklung zu nutzen
- Mit Resilienz verwandt sind Entstehung von Gesundheit (Salutogenese), Widerstandsfähigkeit (Hardiness), Bewältigungsstrategie (Coping) und Selbstregulation (Autopoiesis)
- Das Gegenteil von Resilienz ist Verwundbarkeit (Vulnerabilität)
- Resilienzkonzept ist ein allgemeineres Konzept der Persönlichkeitsentwicklung → ist nicht rein gesundheitspsychologischer Natur
Definition Resilienz nach APA
Resilience is the process of adapting well in the face of adversity, trauma, tragedy, threats, or even significant sources of stress – such as family and relationship problems, serious health problems, or workplace and financial stressors → it means „bouncing back“ from difficult experiences
Wie äußert sich Resilienz?
- Entwicklung von Flexibilität & Balance im Leben → Basale Dialektik
- Starke Emotionen zulassen, aber auch realisieren, wann es nötig ist diese zu vermeiden, um weiter funktionieren zu können
- Aktive Schritte nach vorne in Richtung Auseinandersetzung mit Problemen und Anforderungen des Alltags und Schritte zurück zum Ausruhen und Auftanken
- Zeit mit Freunden verbringen, um Unterstützung und Anregung zu gewinnen aber auch Zeit für sich nehmen
- Sich auf andere verlassen, aber auch auf sich selber verlassen
Was sind 3 grundlegende Aspekte von Resilienz und Gesundheit?
- Resilienz = Gesundheit
- Resilienz ist Bedingung/konditionaler Faktor für Gesundheit: Resilienz → Gesundheit
- Gesundheit fördert Resilienz: Gesundheit → Resilienz
Resilienzforschung - seit wann und wieso? Relevant für?
- Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie, Klinische Entwicklungspsychologie, Gesundheitspsychologie, Klinische Psychologie, Positive Psychologie, Gesundheitswissenschaften…
- Paradigmatischer Begriff → Resilienzbegriff= „Umbrella term“
- Resilienzforschung seit den 70er-Jahren → Wie kommt es, dass Kinder in schwierigen
Umständen nicht zerbrechen, sondern das Leben erstaunlich gut bewältigen?
Wie entwickelt sich Resilienz?
- Kein angeborenes, stabiles und generell einsetzbares Persönlichkeitsmerkmal
- Entwickelt sich in der Auseinandersetzung mit Herausforderung
- Bezieht sich auf einen Interaktionsprozess zwischen Kind und Umwelt, d.h. ein Kind erzeugt Resilienz nicht primär aus sich heraus, sondern aus Interaktionen
- Ist offenbart ein lebenslanger Prozess, der sowohl biologische wie auch psychologische, interpersonale und soziale Faktoren einschließt:
o pränatal
o biologisch
o Eltern-Kind-Beziehung
o familiär
o sozial
o Rahmenbedingungen
Welche kindlichen Faktoren spiele bei der Entwicklung von Reislienz einer Rolle?
- Gesunde Mutter, nicht zu jung (<15) oder zu alt (>40)
- Fehlende genetische und biologische Risikofaktoren
- Normalgeburt, mit durchschnittlichem Körpergewicht
- Ausgewogenes Temperament
- Sichere Bindung zu primärer Bezugsperson
- Gute Peer-Integration
Welche personalen Faktoren spiele bei der Entwicklung von Reislienz einer Rolle?
- Positive Temperamenteigenschaften (flexibel, aktiv, offen)
- Sense of Coherence (Kohärenzgefühl)
- Intelligenz, Sprachfähigkeit, schulische Leistungen
- Internale Kontrollüberzeugung, hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung
- Realistische Selbsteinschätzung und Zielorientierung
- Fähigkeit zur Selbstregulation (gut ausgeprägte Exekutivfunktionen wie hohe Impulskontrolle) → vgl. Marshmallow-Experiment
- Geringe Emotionalität
- Hohe Sozialkompetenz wie z.B. Empathie und Verantwortungsübernahme
- Talente, Interessen und Hobbies
Welche familiären Faktoren spiele bei der Entwicklung von Reislienz einer Rolle?
- Mind. eine stabile, verlässliche Bezugsperson, die Vertrauen & Autonomie fördert
- Demokratischer Erziehungsstil (emotional positives, unterstützendes Erziehungsverhalten, Feinfühligkeit, Responsivität)
- Zusammenhalt, konstruktive Kommunikation
- Unterstützendes Erziehungsklima
- Unterstützendes familiäres Netzwerk (Verwandtschaft, Freunde, Nachbarn)
- Religiöser Glaube in der Familie
- Hohes Bildungsniveau und sozioökonomischer Status der Eltern
- Erstgeborenes Kind
Welche Gedanken/Überzeugungen/Gegebenheiten helfen aus subjektiver Sicht Resilienz aufzubauen?
- Ich habe: Menschen die mich gern haben & Menschen die mir helfen
→ sichere Basis (vgl. Bindungsforschung) - Ich bin: eine liebenswerte Person und respektvoll mir und anderen gegenüber
→ Selbstwertschätzung - Ich kann: Wege finden, Probleme zu lösen und mich selbst zu steuern
→ Selbstwirksamkeit
Welche Resilienzmodelle gibt es?
- Sieben-Säulenmodell (Reivich & Shatté, 2003)
- 10 Faktorenmodell der APA
Mit welchen Skalen wird Resilienz gemessen?
- Connor Davidson Resilience Scale (CD-RISC)
- Ego Resilience Scale
- Resilience Scale for Adults (RSA)
- Resilienzskalen (RS)
- EU Resilienz-Selbsttest
Eigenschaften der Resilienzskalen (dt.)
- Resilienzskala RS-25 (Leppert et al., 2002)→Übersetzung der englischen Originalskala Resilience Scale (Wagnild und Young, 1993)
- Kurzfassung RS-11 (Schuhmacher et al., 2004)
- Kurzfassung RS-13 (Leppert et al., 2008)
- Erfassung von Resilienz als Persönlichkeitsvariable
- Personale Ressourcen
- Widerstandsfähigkeit