Moderationsmethoden Flashcards

1
Q

Der Zweck von Vorstellungsrunden

A

Die Teilnehmenden …

… sind gespannt, welche Situationen auf sie zukommen.
… wissen nicht, ob sie sich in der Gruppe wohlfühlen werden.
… wissen nicht, ob sie mit den anderen Teilnehmenden „mithalten“ können.
… sind gespannt, ob ihre Erwartungen erfüllt werden.

Der Moderator …

… lernt die Gruppe das erste Mal in der Praxis kennen.
… trifft möglicherweise auf unerwartete Herausforderungen.
… steht im Fokus der Teilnehmenden. Es wird genau geprüft, ob er es schafft, Orientierung zu geben und eine vertrauensvolle Atmosphäre für das Treffen zu schaffen

Bei einer Gruppe, die sich noch am Anfang der Forming-Phase befindet, begegnen sich die Mitglieder unpersönlich und vorsichtig. Einander kennenzulernen, ist eine der Grundlagen von Vertraulichkeit und Verbindlichkeit.

Den Beteiligten sollte ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt werden, um sich einander auf persönlicher Ebene vorstellen zu können. Der Moderator sollte bedenken, dass direkt zum Einstieg eine kurze Vorstellung der eigenen Person auch über die berufliche Rolle hinaus sinnvoll ist. Ausschweifende Erzählungen sind jedoch eher kontraproduktiv. Ziel ist es nicht, die eigenen Referenzen in den Vordergrund zu rücken, sondern durch Wertschätzung und aktives Zuhören positiven Kontakt zu den Teilnehmenden aufzubauen

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2
Q

Ein Einstieg kann als gelungen betrachtet werden, wenn …

A

… Kontakt zu sowie zwischen den Teilnehmenden hergestellt wurde,
eine produktive Arbeitsatmosphäre geschaffen wurde und dabei insbesondere Ängste genommen und Spannungen abgebaut wurden,
die Teilnehmenden für das Thema aufgeschlossen und der Ich-Bezug ermöglicht wurde und
den Teilnehmenden in allen relevanten Belangen Orientierung gegeben wurde.

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3
Q

Methodenbeispiele für Vorstellungsrunden

A
  1. Der Klassiker
    - Jede Person stellt sich im Kreis der Teilnehmenden sowohl beruflich als auch privat kurz selbst vor.
    - Sind die zeitlichen Kapazitäten begrenzt oder ist die Gruppe relativ groß (> 15 Teilnehmende), kann der Moderator einen Flipchart vorbereiten, auf dem Fragen oder
    Sätze vorformuliert sind.
    - Dauer: 30 (bei < 15 Teilnehmenden) bis 60 Minuten (bei bis zu 30 Teilnehmenden).
    - Variationsmöglichkeit: Der Moderator kann dem Teilnehmenden, der beginnen soll, einen Ball zuwerfen. Wenn dieser seine Vorstellung beendet hat, sucht er sich die nächste Person aus, die anschließend vorstellen soll und gibt den Ball an sie weiter. Auf diese Weise müssen die Vorstellungen keinem bestimmten Muster folgen und können abwechslungsreicher gestaltet werden
  2. Partnerinterview und -vorstellung
    Dabei werden nach dem Zufallsprinzip Paare gebildet. Anschließend bekommen die Teilnehmenden die Aufgabe, jeweils ihren Partner zu interviewen (nicht länger als fünf Minuten).Für die Gespräche können Themenblöcke vorgegeben werden.
    Jeder Partner sollte aber zusätzlich diejenigen Aspekte seiner Person einbringen, von denen er überzeugt ist, dass sie für die anderen von Interesse sein könnten.

Die Angaben über die eigene Person sollen den Lebenslauf nicht möglichst detailgetreu widerspiegeln, sondern eher persönliche Aspekte sowie Hobbies, Wünsche oder Ziele enthalten. Im Anschluss an die Interviews stellt ein Partner den anderen im Plenum vor und umgekehrt. Die Gruppengröße sollte bei dieser Methode nicht mehr als 25 Personen umfassen, damit die gegenseitigen Vorstellungssequenzen mindestens zwei Minuten umfassen können.

  1. Soziometrische Aufstellung
    Eine Verständigung der Teilnehmenden untereinander ist bei der soziometrischen Aufstellung unbedingt notwendig. Durch die Kommunikation zwischen den Teilnehmenden können die Positionierungen zueinander und innerhalb des Raumes besser bestimmt werden. Die Teilnehmenden können bei dieser Methode Cluster formen, wenn nach Hobbies oder Berufen gefragt wird oder den Grad der Zustimmung/Betroffenheit in Bezug auf einen imaginären Mittelpunkt/einer Skala ausrichten. Der Moderator kann z. B. fragen: „Wie motiviert bin ich in Anbetracht des heutigen Tages?“. Die Teilnehmenden ordnen sich dann auf einer im Raum angebrachten Skala in dem entsprechenden Bereich ein (z. B. 10 = sehr, 0 = gar nicht).
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4
Q

Definition Warm-Ups

A

Hierbei handelt es sich um Einstiegstechniken für Gruppenarbeiten, die aber auch zwischendurch eingesetzt werden können. Sie wirken meist rein spielerisch, dienen aber der Leistungssteigerung der Gruppe.

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5
Q

Einsatz von Warm-ups als Ice Breaker

A
  • Warm-ups, die speziell für die erste Begegnung der Teilnehmenden miteinander geeignet sind, können auch „Ice Breaker“ genannt werden.
  • Sie bieten sich zum Kennenlernen der Teilnehmenden untereinander und zum Auflockern der Atmosphäre an.
  • Der Übergang zwischen kreativen Vorstellungsrunden und Kennenlern-Warm-ups ist fließend.
  • Bei beiden Methoden (Ice breaker + Warm Ups) steht das Vertrautwerden der Teilnehmenden miteinander im Vordergrund, weshalb sie in die Phase des Formings eingeordnet werden.
  • Warm-ups ermöglichen dabei noch ein näheres Kennenlernen über die Vorstellungsrunden hinaus.

Beispiel:
Ich erinnere mich:
Bei diesem Warm-up wählen die Teilnehmenden aus Postkarten mit verschiedenen Bildmotiven, wie Städte oder Tiere, eine Karte aus, mit der sie ein möglichst positives Erlebnis oder eine Erfolgsgeschichte verbinden.
Von diesen Ereignissen erzählen die Teilnehmenden einander.
Der Zweck dieses Warm-ups ist, neben dem Kennenlernen auf persönlicher Ebene durch die Erinnerung eine positive Stimmung bei den Teilnehmenden zu kreieren, um innerhalb der Gruppe eine gute Atmosphäre zu schaffen.

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6
Q

Warm-ups und Gruppendynamik

A
  • Im Allgemeinen helfen Warm-ups dabei, die Gruppendynamik zu fördern.
  • Die Grenze zwischen Warm-ups, die den Fokus im Besonderen auf die Gruppendynamik legen, und Teamspielen ist fließend. Besonders die Phase des Stormings bei
    der Gruppenentstehung ist dadurch gekennzeichnet, dass verschiedene Charaktere aufeinandertreffen und die Beziehungen der Teilnehmenden zueinander relativ
    unklar sind. Die Teilnehmenden versuchen, ihren eigenen Platz in der Gruppe zu finden, wobei Konflikte und Widerstände auftreten können.
  • Mit Warm-ups kann der Gruppe während des Stormings deutlich gemacht werden, dass ein Arbeitsprozess von unterschiedlichen Persönlichkeiten, die sich in
    verschiedenen Rollenpräferenzen widerspiegeln, profitiert.
  • Differenzierte Perspektiven machen eine Gruppe leistungsfähig und tragen dazu bei, Phänomene wie Groupthink zu vermindern.
  • In der Phase des Stormings sieht sich die Gruppe zudem mit der Regel- und Zielsetzung konfrontiert: Einzelziele und die Ziele der Gesamtgruppe sind noch nicht
    transparent und klar. Sollte diese Phase gut gelingen, findet die Gruppe zueinander, löst Widersprüche und Konflikte auf und entwickelt eine Perspektive vom
    gemeinsamen Umgang miteinander.
  • Für die Einzelperson dient eine gelungene Storming-Phase zur Klärung der eigenen Rollen- und Aufgabenübernahme. In diesem Zuge stabilisiert sich die Gruppe.

Beispiel Gruppendynamik

Ein spielerisches Warm-up, das die Gruppendynamik besonders fördert, ist „Schwebeball“ (Brunner 2016):

Ein leeres Gefäß wird in eine Ecke gestellt.
Ein Ring mit Schnüren wird in die Mitte auf den Boden gelegt.
Die Schnüre, werden sternförmig ausgelegt.
Jeder Teilnehmer stellt sich an das Ende eines der Schnüre und nimmt es in die Hand.
Der Ball wird auf den Ring gelegt und ein Startzeichen geben.
Ziel ist es, den Ball auf dem Ring in das Gefäß zu transportieren. Er soll darin landen, ohne herunterzufallen.
Fällt der Ball doch zu Boden, wird der Prozess wieder von Neuem begonnen.
Anschließend erfolgt eine Reflexion.

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7
Q

Warm-ups und Teambuilding

A
  • Warm-ups können sich positiv auf das Miteinander im Team auswirken.
  • Sie können Teamwork durch Aktionen generieren, bei denen die Teilnehmenden nur durch Kooperation eine Aufgabe erfolgreich lösen können.
  • Teambuilding-Warm-ups bieten sich sowohl für Gruppen an, die sich in den Phasen Forming, Storming, Norming oder Performing befinden, als auch für Teams, in denen
    eine angespannte und wenig vertrauensvolle Atmosphäre herrscht.

Beispiel Teambuilding-Warm-up

Ein häufig angewandtes Teambuilding-Warm-up oder Teambuildingspiel ist der Gordische Knoten:

Bei diesem Warm-up wird eine Person als „Knotenlöser” ausgewählt. Diese Person verlässt zunächst den Raum.
Die anderen fassen sich an den Händen und stellen einen menschlichen „Knoten“ her, indem sie über Hände steigen, unter ihnen durchgehen und sich verdrehen. Die Hände dürfen dabei nicht losgelassen werden.
Der „Knotenlöser” kommt anschließend zurück und hat die Aufgabe, das Gebilde zu entwirren.

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8
Q

Wirkung von Warm-ups als Energizer

A
  • Aktivierende Bewegungen in Warm-ups können für die Teilnehmenden eine angenehme Abwechslung zur geistigen Arbeit darstellen.
  • Vor Energizer-Warm-ups wurde bereits Arbeit geleistet, die Gruppen befinden sich dementsprechend eher in der Performing-Phase.
  • Energizer können genutzt werden, wenn der Moderator bemerkt, dass die Teilnehmenden müde und erschöpft wirken oder die Zusammenarbeit durch fehlenden Elan
    ins Stocken gerät

Beispiel Energizer-Warm-up

Ein Beispiel für einen Energizer ist „Manege frei“:

Imagination, Spaß und Aktion stehen bei dieser Übung im Vordergrund.
Die Teilnehmenden stellen sich vor, sie wären in einem Zirkus. Jeder Teilnehmende wählt für sich eine Rolle, die im Augenblick stimmig erscheint. Es gibt Dompteure, Tiere, Musiker, Akrobaten und so weiter.
Die Teilnehmenden suchen sich, je nach ihrer Rolle, andere Mitspieler für ihren Zirkusauftritt.
Nacheinander treten die Gruppen in die Manege und führen ihre Rolle aus.
Die Erfahrungen, die die Gruppe macht, werden anschließend im Plenum ausgetauscht.

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9
Q

Cool-downs

A
  • Zum Abschluss einer Veranstaltung können Cool-downs eingesetzt werden.
  • Sie dienen anders als Warm-ups dazu, einen Abschluss für den moderatorischen Prozess bereitzustellen. Ziel kann es bspw. sein, die geleistete Arbeit
    zusammenzufassen durch Take Home Messages oder Kernsätze.
  • Zusätzlich können die Teilnehmenden mit einem guten Gefühl und Wohlwollen aus dem gemeinsamen Arbeitsprozess herausgehen

Beispiel Cool-down

Ein Beispiel für ein Cool-down ist „Kompliment“ (Brunner 2016):

Jeder Teilnehmer erhält bei diesem Cool-down einen Bogen Papier.
Der Bogen wird an einer Kordel befestigt.
Der Bogen erhält die Überschrift „Kompliment: Was mir an dir besonders gefällt …“.
Jeder Teilnehmer hängt sich den Bogen auf den Rücken.
Die Teilnehmenden laufen durch den Raum und beenden die Überschrift für die anderen Teilnehmenden. Sie schreiben sich also gegenseitig auf den Rücken, was ihnen an den anderen besonders gefällt.
Während des Prozesses soll nicht gesprochen werden.
Anschließend liest sich jeder Teilnehmer die erhaltenen Komplimente in Ruhe durch.
Jeder Teilnehmer darf sein Schild als Abschiedsgeschenk mit nach Hause nehmen.

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10
Q

Fragen stellen

A

Für den Erfolg einer Gruppenarbeit braucht es immer Mitglieder, die bereit sind, Aufwand in die Kommunikation zu investieren (ebd.). Steht die Gruppe an einem Punkt still oder verfängt sich in einem Arbeitsprozess, kann der Moderator behilflich sein. Ein Werkzeug, mit dem der Moderator zum einen seinen Anspruch einer minimalistischen Gesprächsführung verfolgen kann, und zum anderen der Gruppe dabei hilft, das Arbeitsthema zielgerichtet zu beleuchten, ist die Anwendung verschiedener Fragetechniken.

Techniken wie die Einpunktfrage, die Kartenfrage, die Mehrpunktfrage, die Zuruffrage und das Reframing können innerhalb der Dramaturgie des Moderationsprozesses für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden

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11
Q

Die Einpunktfrage

A

Mit der Einpunktfrage können Meinungen transparent dargestellt und Trends herausgearbeitet werden. Die Teilnehmenden bekommen dabei vom Moderator ein strukturiertes Antwortschema angeboten. Dies kann etwa in Form eines Koordinatensystems, eines Dreiecks oder einer Skala umgesetzt werden.

Eine Besonderheit der Methode ist, dass jeder Teilnehmer die gleiche Chance zur Meinungsabgabe hat, und zwar unabhängig von seinem Durchsetzungsvermögen innerhalb der Gruppe.

Ablauf

Der Moderator bereitet Flipcharts, Pinnwände, Plakate usw. vor, auf denen das vorbereitete Antwortschema zu sehen ist.
Innerhalb des Antwortschemas (bspw. einer Skala) können die Teilnehmenden ihre Antwort verdeutlichen, indem sie einen Klebepunkt an der Stelle anbringen, an der sie ihre Zustimmung verorten wollen.
Durch das Aufbringen der Punkte wird auf einen Blick das Spektrum der in der Gruppe vorliegenden Probleme und Konflikte deutlich

Die Vielfalt der Perspektiven innerhalb der Gruppe (bestehend aus verschiedenen Meinungen, Standpunkten, Interessen, Strömungen, Einstellungen, Gemeinsamkeiten und Differenzen) wird innerhalb kurzer Zeit dargestellt. In der Gruppe wirkt die Einpunktfrage häufig wie eine Initialzündung. Betroffenheit und in diesem Zuge Handlungsdruck werden dadurch ausgelöst, dass die Gruppe sich mit ihrem kollektiven Selbst (entstanden aus der Punkteverteilung) konfrontiert sieht. Teilnehmende entwickeln, besonders wenn die Verteilung der Punkte ein breites Spektrum umfasst, das Bedürfnis, das Bild weiter zu hinterfragen und Details zu erfahren. Die Dynamik, die sich aus diesem Bedürfnis entwickelt, kann genutzt werden, um den Diskussionsprozess und Meinungsbildungen anzuregen

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12
Q

Die Kartenfrage

A

Diese Fragetechnik wird angewendet, um die Sichtweisen der Teilnehmenden zu komplexeren Fragen zu sammeln. Da bei dieser Methode viele Ideen und Sichtweisen zusammengetragen werden, eignet sie sich besonders für Fragen, bei denen ein großer Umfang an Wissen gefordert wird. Die Kartenfrage kann in vielfältigen Prozessabschnitten Anwendung finden, um die Teilnehmenden die Ist-Situation beschreiben zu lassen, Probleme und Widerstände aufzulisten sowie zur Erhebung von Soll-Vorstellungen und Sammlung von innovativen Ideen

Ablauf

Bei dieser Fragetechnik schreiben die Teilnehmenden ihre Antworten auf eine formulierte Frage auf eine begrenzte Anzahl von Karten.
Häufig bietet es sich an, dass die Teilnehmenden nur Stichpunkte auf die Karten schreiben, um die Lesbarkeit aus der Entfernung für alle zu ermöglichen.
Im Anschluss werden die Karten eingesammelt und an der Moderationstafel angeordnet, sichtbar für alle Teilnehmenden.

Die Besonderheit an dieser Methode ist, dass jeder Teilnehmer zunächst allein seine Karten beschreibt, der Brainstorming-Prozess also in Einzelarbeit stattfindet. Die Beeinflussung durch Andere ist somit weitestgehend ausgeschlossen. In diesem Zuge steigt die Qualität kreativer Problemlösung, da für die Teilnehmenden genug Zeit bleibt, in Ruhe nach Formulierungen zu suchen. So werden die Aussagen differenzierter. Zudem werden kritische Meinungen und unkonventionelle Vorschläge häufiger in den Raum geworfen, da den Teilnehmenden mit der Kartenabfrage Anonymität zugesichert wird.

Ist die Identifikation von unkonventionellen oder kritischen Einschätzungen das Ziel, sollte der Moderator also die Karten wie oben beschrieben einsammeln. Steht dies nicht im Vordergrund, kann es sich auch anbieten, dass die Teilnehmenden ihre Karten selbst aufhängen und gegebenenfalls kurz erklären.

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13
Q

Die Mehrpunktfrage

A

Diese Fragetechnik wird in Situationen angewendet, in denen die Gruppe entscheiden muss, an welchem Punkt sie gerne weiterarbeiten würde oder welche Aktivitäten Vorrang vor anderen haben sollten. In einem Moderationsprozess werden deshalb Techniken benötigt, die der Gruppe eine Prioritätensetzung ermöglichen. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn Komplexität „heruntergebrochen“ werden soll. Mithilfe der Mehrpunktfrage können wenige Optionen herauskristallisiert werden und der Fokus wird auf Themen gelenkt, die zuerst bearbeitet werden sollten

Ablauf

Bei der Mehrpunktfrage erhalten die Teilnehmenden im Gegensatz zur Einpunktfrage mehrere Klebepunkte, um auf den vorbereiteten Materialien wie Flipcharts oder Pinnwänden, Prioritäten ausdrücken zu können.

Mit dieser Technik können Entscheidungen nachvollziehbar und transparent gefällt werden. Eine Häufung von Punkten zeigt an, wo die Priorität der Gruppe liegt. Diese Entscheidung kann für manche Teilnehmende als schwer annehmbar erscheinen, da „Lieblingsthemen“ einzelner in den Hintergrund treten und jede Person mit gleicher „Gewichtung“ in die Entscheidung einfließt. Der Moderator hat zum einen die Aufgabe, alle Alternativantworten zu visualisieren. Zum anderen muss er berechnen, wie viele Punkte jeder Teilnehmer vergeben darf

Das Ergebnis der Mehrpunktfrage zeigt Tendenzen und Richtungen der Gruppe auf, ist aber kein Entscheidungsverfahren, dem sich die Teilnehmenden „sklavisch“ unterwerfen müssen. Es ist deshalb die Aufgabe des Moderators, nach einer Auswahl von Tendenzen bei der Gruppe nachzufragen, ob die Priorisierung anhand der Mehrpunktfrage dem Empfinden der Gruppe entspricht. Dieses Erkundigen des Moderators kann als Akzeptanzfrage bezeichnet werden

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14
Q

Die Zuruffrage

A

Wie der Name erahnen lässt, beantworten die Teilnehmenden bei dieser Methode die Fragen via Zuruf. Der assoziative Effekt der Zuruffrage erinnert an ein Brainstorming. Dadurch, dass die Antworten verbal kommuniziert werden, handelt es sich jedoch nicht wie bei der Kartenabfrage um eine anonyme Möglichkeit der Beteiligung, was bei einigen Teilnehmenden zu Zurückhaltung führen kann. Aufgabe des Moderators ist es, die gegebenen Antworten ungefiltert zu visualisieren, sodass innerhalb kurzer Zeit ein Gruppenbild entsteht. Nach einigen Minuten des Zurufens ebbt der Effekt ab, weshalb sich diese Fragetechnik besonders für solche Fragen eignet, bei denen es um die schnelle Sammlung von Fragen, das Erheben von Vorkenntnissen, die Klärung von Erwartungen und die Sammlung von Eindrücken geht.

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15
Q

Das Reframing

A

Als „Frame” (engl. für „Rahmen”) wird in verschiedenen Disziplinen der kognitive Deutungsrahmen einer Person bezeichnet (Stangl 2021b). Dieser Deutungsrahmen gibt der menschlichen Wahrnehmung eine bestimmte Richtung. Personen denken, interagieren und treffen in ihrem Alltag häufig Entscheidungen auf der Basis von im Moment der Entscheidung aktivierten Frames (ebd.). Reframing versucht, den aktivierten Deutungsrahmen zu ändern. Nicht nur in der Moderation, sondern auch in verschiedenen Therapieverfahren ist Reframing ein wichtiger Ansatz.

Reframing bedeutet aus dem Englischen übersetzt: umstrukturieren, neu ausrichten oder neu rahmen (Adams 2016, S. 77). Reframing heißt: „Sie können es so oder so betrachten. Die Bedeutung, die Sie jetzt zumessen, ist nicht die ‚wahre‘ Bedeutung. Alle diese Bedeutungen sind wohlgeformt innerhalb Ihres Verständnisses der Welt“ (ebd.). Reframing kann auch im Alltag betrachtet werden, denken wir etwa an das Sprichwort „Scherben bringen Glück.“ Ein neuer Rahmen kann durch einen externen Reiz oder durch aktiven Einfluss gesetzt werden. Bei einer Moderation ist die erste Herausforderung für den Moderator, existierende Frames zu erkennen. Gelingt dies, kann er in der Folge eine Umdeutung initiieren, durch die bisher Verborgenes zum Vorschein gebracht wird. Dies passiert durch eine Veränderung des Kontextes, in dem die Situation bisher steht. Durch das Reframing kann die Situation neu bewertet werden, wodurch alternative Perspektiven und Deutungsmöglichkeiten eröffnet werden (Adams 2016). Das Reframing erfolgt über umdeutende, relativierende und öffnende Fragetechniken. Die Form der Frage zu variieren, dient dem Moderator dazu, die Frames, die sich in der Gruppe manifestiert haben, zu erreichen. Das Ziel ist, bei der Gruppe eine Reflexion über bestehende Frames auszulösen. Reframing-Fragen folgen oft auf eine negative Aussage oder Formulierung. Die Negativität wird dann sprachlich angemessen umgedeutet. Ziel ist es, eine andere Sichtweise zu ermöglichen, ohne bei der Gruppe Widerstand zu wecken (Freimuth 2010, S. 108).

Existiert z. B. der Frame: „Es wird sowieso alles im Vorstand entschieden“; kann der Moderator fragen: „Heißt das, Sie haben keinerlei Entscheidungsspielräume?“ (Freimuth 2010, S. 108). Lautet die Aussage: „Wir setzen Entscheidungen nicht wirklich um, wir reden nur“, könnte das Reframing anbieten: „Können Sie sich nicht auch an Situationen erinnern, in denen etwas mit Erfolg umgesetzt wurde?“ (ebd.). Den Gruppenmitgliedern fallen auf diese Weise Ausnahmen ein, die einer verallgemeinernden Aussage widersprechen. Je mehr Ausnahmen existieren, desto wahrscheinlicher ist es, dass die eigene Position noch einmal überdacht wird.

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16
Q

Schnelle und einfache Methoden

A

Diese Methode scheint sehr offensichtlich und wird aufgrund ihrer Effizienz häufig angewandt. Eine Situation, in der es sich anbietet, die Methode „Hand heben“ zu nutzen, ist die Überprüfung der Agenda oder der Liste von Vorschlägen zum Tagesablauf:

Der Moderator geht die Agenda durch. Die Teilnehmenden beurteilen, ob ihnen ein Tagespunkt als wichtig erscheint. Punkte, die die Teilnehmenden als unwichtig erachten, können aus der Agenda herausgenommen werden. Zwei wichtige Aspekte, die von dem Moderator bei diesem Vorgehen im Hinterkopf behalten werden sollten: Wurden die Agendapunkte von den Teilnehmenden zusammengestellt oder vorgeschlagen, sollten die Personen, die einen Punkt eingebracht haben, der aus der Agenda gestrichen wird, vorher nach ihrem Einverständnis gefragt werden. Zudem ist es bedeutsam, dass der Inhalt aller Punkte von den Teilnehmenden verstanden wurde. Ein Punkt, der zunächst unbeliebt bei den Teilnehmenden ist, kann so bei näherer Betrachtung zu einem wichtigen Punkt werden

17
Q

Handzeichenmethode

A

Diese Methode ist eine etwas komplexere Version des Handhebens, mit der es möglich ist, ein breiteres Stimmungsbild zu erheben. Dabei zeigen die Teilnehmenden je nach Stimmung die Faust oder eins bis fünf Finger

siehe Abbildung

18
Q

Temperaturcheck

A

Bei dem Temperaturcheck werden alle Teilnehmenden gebeten, aufzustehen und sich eine vertikale Achse (im Sinne einer Skala/eines Thermometers) vor sich vorzustellen. Der obere Bereich der vertikalen Achse stellt volle Unterstützung dar, der untere Bereich keine Unterstützung. Wenn Teilnehmende einen Vorschlag unterstützen, heben sie den Daumen nach oben (je mehr Unterstützung für die Idee, desto höher wird der Daumen auf der Skala gehalten). Sind die Teilnehmenden gegen den Vorschlag, senken sie den Daumen (je niedriger der Daumen auf der Skala gehalten wird, desto größer ist der Widerstand). Wenn viele Personen ihren Daumen nach oben halten, weiß der Moderator, dass der Vorschlag bei den Teilnehmenden beliebt ist und wenn viele Daumen unten sind, dass er abgelehnt wird.

19
Q

Ausführliche Priorisierungsmethoden

A

Rangliste

Diese Methode bietet sich besonders für Kleingruppen an und ist im Gegensatz zu den anderen Methoden, die auch für große Gruppen geeignet sind, eher für Gruppen von 5 bis 20 Personen anwendbar. Jeder Vorschlag wird für jeden in der Kleingruppe sichtbar von dem Moderator auf Karten oder Klebezettel geschrieben. Im Anschluss wird die Gruppe gebeten, die Vorschläge nach ihrer Wichtigkeit zu ordnen und z. B. auf die drei wichtigsten zu reduzieren (Seeds for Change 2013).

2, 4, 8-Konsens

Diese Methode soll der Gruppe helfen, eine Entscheidung zu treffen, mit der jedes Gruppenmitglied übereinstimmen kann. Da diese Methode je nach Gruppengröße viel Zeit in Anspruch nehmen kann, sollte sie gezielt und nicht bei jedem Treffen eingesetzt werden. Das Setzen von Zeitbegrenzungen ist unbedingt notwendig. Das Vorgehen bei „2, 4, 8-Konsens“ gestaltet sich wie folgt (Seeds for Change 2013):

2-er Gruppen bilden; jede 2-er Gruppe diskutiert über potenzielle Themen und wählt gemeinsam drei Prioritäten aus.
Zwei 2-er Gruppen kommen zusammen, bilden 4-er Gruppe, Gruppen vergleichen ihre Prioritäten, einigen sich gemeinsam auf drei Prioritäten.
Zwei 4-er Gruppen kommen zusammen, bilden 8-er Gruppe, Gruppen vergleichen ihre Prioritäten, einigen sich gemeinsam auf drei Prioritäten.
Dies wird so fortgesetzt, bis die ganze Gruppe wieder zusammen ist.
Übungsaufgaben