Methoden 4 Flashcards
Warum Befragung?
o Befragung liefert direkt Antworten – daher eine der zentralen Methoden in den Sozialwissenschaften
o Befragung von Expertinnen, der Bevölkerung, Politikerinnen, Interessengruppen, … o Unterscheidung nach qualitativen und quantitativen Formen der Befragung
Welche Formen gibt es bei der qualitativen Befragungsformen
Zwei hauptsächliche Formen o Das Interview
o Die Gruppendiskussion
Das Interview?
Gespräch, das sich in zwei Punkten von Alltagsgesprächen unterscheidet o Interview = asymmetrische Gesprächssituation
o Forscherin stellt die Fragen, Interviewter antwortet o Ziel des Interviews = Informationsermittlung
o Offene Fragen (= Fragen ohne Antwortvorgaben) o Interviewte*r antwortet in eigenen Worten
Interviews gibt es in ganz unterschiedlichen Varianten o Leitfadeninterview
o Biographisches Interview
o Tiefeninterview
o Narratives Interview
o Fokussiertes Interview
o Problemzentriertes Interview…
Kriterien, anhand derer sich die Interviewformen unterscheiden lassen
o Grad der Standardisierung
o Anzahl der befragten Personen
o Anzahl der Forschenden (Fragestellenden) o Modalität / Durchführungsformen
Anzahl der befragten Personen beim Interview?
Anzahl der befragten Personen
o N = 1 ‐> Einzelinterview
o N > 1 ‐> Gruppeninterviews
o N steht dabei für die Anzahl der an einer empirischen Messung / Untersuchung teilnehmenden Objekte (im Fall von Interviews: Individuen / Personen)
Anzahl der Forschenden beim Interview
Anzahl der Forschenden
o Einzelinterview: Eine Forschender befragt einen Interviewten o Tandeminterview: Zwei Forschende befragen einen Interviewten o Boardinterview: Mehrere Fragestellerinnen befragen einen Interviewte*n
o Boardinterview eigentlich nur in der Praxis verbreitet (job interview)
Durchführungsformate beim Interview?
Modalitäten / Durchführungsformate
o Face to Face = Im Interview sitzen sich Forschende und Befragte gegenüber o Telefonisch = Interview wird telefonisch geführt o Online = Interview wird per Skype / Zoom etc. durchgeführt
o Schriftliche offene Befragung = Interview wird per Brief oder Email durchgeführt (v.a. für sensible Themen geeignet, sonst einige Nachteile gegenüber den anderen Modalitäten)
Grad der Standardisierung beim Interview?
Grad der Standardisierung
o Standardisiertes Interview = Wortlaut und Reihenfolge sind festgelegt und für alle Befragten diesselben.
Qualitatives Interview, wenn Fragen = offene Fragen sind
o Halbstandardisiertes Interview = Reihenfolge und Formulierung der Fragen flexibel
o Nonstandardisiertes Interview = Keine Fragen vorgegeben, sondern nur die Themenkomplexe, über die gesprochen werden soll
Was ist ein Leitfadeninterview
Leitfadeninterview als eine der wichtigsten Interviewformen
o Bedeutung des Leitfadeninterview für den / die Forschende*n: Für Leitfadeninterview muss der / die Forschende Kenntnisse über das Thema des Interviews haben, um Leitfaden für Fragen entwickeln zu können und Ad‐Hoc‐Nachfragen stellen zu können
o Einsatz des Leitfadeninterviews also nur dann ratsam, wenn bereits Erkenntnisse zum Thema und möglicherweise auch schon theoretische Vorannahmen / Erwartungen vorliegen
o Leitfadeninterviews in induktiven und deduktiven Designs einsetzbar
Formen Non‐standardisierte Interviews
Wichtige Formen:
o Tiefeninterview (oder Intensivinterview): Ziel = unbewusste Gedanken / Prozesse der befragten Person zu erklären oder zu verstehen
o Narratives Interview: Rekonstruktion der (erzählten) Lebensgeschichte oder wichtiger Lebensphasen der befragten Person
o Episodisches Interview: Rekonstruktion (erzählter) kürzerer Ereignisse der befragten Person
Wichtig bei non‐standardisierten Interviews – Erkenntnis oft aus der Kontrastierung der subjektiv‐
erzählten Version eines Ereignisses und dem (tatsächlichen) Ereignis an sich
o Konzentration der Forschung auf die subjektive Wahrnehmung / Verarbeitung eines Ereignisses durch die befragte Person
o Non‐standardisierte Interviews daher für induktive (moderat positivistische) Forschungsdesigns UND für subjektivistische / reflexive Forschungsdesigns nutzbar
Interviewführung als zentrale Herausforderung für die Methode
Interviewführung als zentrale Herausforderung für die Methode
o Fragen müssen bestimmten Regeln folgen (Gütekriterium: Regelgeleitetheit / Nachvollziehbarkeit)
o Schaffung einer offenen und vertrauensvollen Interviewatmosphäre notwendig (Gütekriterium: Validität der Antworten)
o Forschende müssen gut ausgebildet sein!
o Interviewatmosphäre muss für alle Befragten gleich sein (Gütekriterium: Innere Vergleichbarkeit der Forschungssituation)
Was sind die häufigen Fehler bei der Interviewführung
Ungeduld der Forschenden
o Nichtzulassen von Pausen
o Unterbrechen der Befragten
o Unsicherheit der Forschenden
o unangenehme Interviewsituation
o Problem von Intimität vs. Distanz in Interview – aber: grundlegendes Problem qualitativer Forschung
Interviewführung – ethische und legale Aspekte
o Forschungsethik
o Stärke von Interviews = Schwäche von Interviews
o Geringere Distanz zwischen Forschenden und Befragten ‐> größere Offenheit der Befragten, Offenbarung emotional belastender Information
Forschungsethik
o Befragte sollten Äußerungen im Interview nachträglich streichen dürfen o Forschende sollten in der Lage sein, Interviewte angesichts belastender Situation beraten oder
weiterverweisen zu können
o Forschende müssen in der Lage sein, mit sie selbst belastender Information umzugehen (etwa: Schilderung von psychischer / physischer Gewalt)
Legale Aspekte bei der Forschungsethik?
Legale Aspekte
o Forschende sollten geklärt haben, wie sie mit Interviewäußerungen umgehen, in denen rechtlich problematische Aspekte geäußert werden
o Fragen des Quellenschutzes im Hinblick auf bestimmte Themen auch für Forschende wichtig! o Bsp.: Anonyme Interviews mit rechtsradikalen Personen / Terrorist*innen
Weniger problematisch, aber mehr und mehr angesichts Open Science / Open Data diskutiert: o Wie können die Rohdaten qualitativer Interviews für die Öffentlichkeit archiviert und zugänglich
gemacht werden?
o Wie wird dabei Anonymität gesichert? Vor allem, wenn es um Personen geht, die aus ihren Äußerungen einfach identifiziert werden können?
Was ist eine Gruppendiskussion?
In der Gruppendiskussion spricht nicht ein*e oder mehrere Forschende mit einer/m Befragten, sondern der/die Forschende moderiert die Diskussion mehrerer Diskussionsteilnehmenden (5‐15 Teilnehmende)
Methoden I – Sitzung 5
Damit steht nicht mehr länger die Person eines oder einer Befragten und deren Meinungen, Ansichten, Wahrnehmungen im Vordergrund, sondern
o Die kollektive Meinung einer Gruppe o Die Mechanismen und Ereignisse innerhalb der Gruppendiskussion
o Was passiert in der Diskussion?
o Wie bildet sich die Meinung einer Gruppe?
o Verändern sich einzelne Meinungen durch die Konfrontation mit anderen Meinungen? o Wie verhalten sich Individuen in einer solchen Diskussion? (‐> Beobachtende Forschung)
Eine Gruppendiskussion ist oft auf ein bestimmtes Thema fokussiert o Forschungsleiterin als Moderatorin steuert die Diskussion im Hinblick auf diesen Themenfokus mithilfe
eines Leitfadens
o Methode der Gruppendiskussion oft auch als Methode der Fokusgruppen bezeichnet
Vorgehen bei der Gruppendiskussion
Vorgehen der Gruppendiskussion
o Vor der Diskussion: Theoretische Vorüberlegungen und Konzeption durch Forschende o In der Diskussion:
o Erläuterung der Gesprächsregeln
o Präsentation eines Grundreizes (provokatives Argument o.Ä.), der auf dem thematischen Fokus basiert o Freie Gruppendiskussion
o Ggf. Einbringen weiterer Reizargumente und ggf. am Ende Metadiskussion
Faktoren welche eine Gruppendiskussion beeinflussen?
Faktoren, welche eine Gruppendiskussion bzw. deren Ergebnisse grundsätzlich beeinflussen o Diskussionsthema
o Gruppengröße – kleiner vs. größer
o Zusammensetzung der Gruppe – heterogen vs. homogen o Bekanntheit der Gruppenmitglieder untereinander – natürliche vs. Ad‐Hoc‐Gruppen o Meinungsverteilung – heterogen vs. homogen
o Verhalten der Diskussionsleitung