Marktforschung Flashcards
Was ist Marktforschung?
…ist systematische, empirische = datenbasierte
Untersuchungstätigkeit
• …zielt auf die Gewinnung von Informationen
über Marktphänomene
• …bedient sich verschiedener
Untersuchungsmethoden
• …schafft die Grundlage für absatzpolitische
Entscheidungen
Mit Marktforschung werden wirtschaftliche Zusammenhänge erfasst undgedeutet.
Dabei sollen nicht nur Beobachtungen beschrieben werden, sondern auch Aussagen über Ursachen der Beobachtungen und nicht direkt
beobachtbare Tatsachen getroffen werden.
Marktforschung liefert
die Informationsgrundlage fpr strategische und operative Marketingentscheidungen
Marktforschung als Dienstleister des Marketing
Marktdiagnose (Erkennung, Beschreinbung, Erklärung) gegenwartsgerichtet
Marktprognose(zukunftsgerichtet)
Gewinnung, Auswertung und Interpretation von Informationen:
• über die jetzige und zukünftige Marktsituation (Kunden, Absatzmittler, Konkurrenz, Umfeld, etc.)
• und über die Wirkung von Marketing-Instrumenten -> Ableitung von Handlungsempfehlungen zur
Unterstützung von Marketing-Entscheidungen
Analyse der Marketingsituation
Chancen-Risiken-Analyse
- Umfeldsituation
- Konkurrenzsituation
- Lieferantensituation
- Handelssituation
- Kundensituation
- Marktsituation
Stärken-Schwächenanalyse
- Unternhemenssituation
Analyse der Wirksamkeit von Marketing-Instrumenten
Produktpolitik
- Käuferpräferenzen
- Produktvariationen (Verpackung, Garantie)
Kommunikationspolitik
- Werbewirksamkeitsforschung
- Werbebotschaften
- Werbeträger
Preispolitik
- Preispolitische Maßnahmen (einzelpreise, Bündelpreise)
- Zahlungsbereitschaft von Kunden
- Preiselastizitäten
Distributionspolitik
- Erfüllung von Distributionszielen der Handelspartner
- Analyse der Passung der Handelsleistung ( Beratungsleistung usw)
Marktforschungsprozess
- Problem
- Design
- Datenerhebung/ Auswertung
- Datenauswertung
Festlegung des Untersuchungsanspruchs
explorativ
Wissenstand: keine Vorkenntnisse
Aufgaben: Problem präzisieren, Handlungsalternativen eruieren
Ansatz: Forschungsfrage/Hypotese wird entwickelt, Theorie erweitert
Methoden: Sekundäranalysen, Expertenbefragung, Gruppendiskussion
Festlegung des Untersuchungsanspruchs
deskriptiv
Wissensstand: Vorkenntnisse
Aufgaben: Situationsbedingungen beschreiben
Ansatz: offene Hypothese aufstellen und testen
Methoden: z.B. Standartisierte Mess- und Auswertungsverfahren
Festlegung des Untersuchungsanspruchs
konfirmativ
Wissensstand: Theoriekenntnis
Aufgaben:Ursachen erforschen, Zusammenhänge erklären
Ansatz: Theorietest, geschlossene Hypothese aufstellen und testen
Methoden: zB. Esperimente, nichtexperimentelle Kausalforschung
Marktforschungsprozess
Problemdifinition
Ausganspunkt aller Forschungsprozesse: Beschreibung und Eingrenzung des Problems
Welches Problem/Phänomen soll untersucht werden? Welche Aspekte sind relevant?
Präzisierung und Eingrenzung des Problems mit Hilfe explorativer Voruntersuchungen, z.B.
Literatursichtung, Sekundärdatenanalyse, Expertengespräche zur Erweiterung des Wissens
Ziel: Entwicklung einer wissenschaftlichen Forschungsfrage
Problemdefinition
Die Forschungsfrage
Aus der Forschungsfrage können offene ( deskriptiver Untersuchungsanspruch) und geschlossene Hypothesen (konfirmativer Untersuchungsanspruch) abgeleitet werden
Problemdefinition
Anspruch an geschlossene Hypothesen
• Generalisierbarkeit: Allgemeingültige, über den Einzelfall hinausgehende Behauptung.
• Konditionalsatz: Zumindest implizit Formalstruktur eines Konditionalsatzes (Wenn dann,
Je-desto), der Richtung des Zusammenhangs angibt.
• Falsifizierbarkeit: Ereignisse denkbar, die dem Konditionalansatz widersprechen.
Erhebungsdesign
Qualitative Forschung
Offene Erwartungen, theorieentwickelnd, nutzt geringe Fallzahlen, offene Fragen, mit den Ergebnissen kann nicht / nur eingeschränkt gerechnet werden
-> keine Generalisierbarkeit der Erkenntnisse
Qualitative Forschung impliziert nicht den Verzicht auf nachträgliche Quantifizierung
Erhebungsdesign
Quantitative Forschung
Vorgegebene Erwartungen,
theorietestend, nutzt repräsentative Stichproben, eher geschlossene Fragen, mit den Ergebnissen kann gerechnet werden
-> Generalisierbarkeit der Erkenntnisse
Erhebungsdesign
Sekundärforschung
auch Schreibtischforschung
Beschaffung, Aufbereitung und
Erschließung bereits vorhandener Informationen und Daten
Vorteile:
• häufig preiswert und schnell zu beschaffen,
• bestimmte Daten nur so zu beschaffbar (Patente)
• oft Grundlage für Primärerhebungen
Nachteile:
• mangelnde Aktualität/ Problembezug/ Genauigkeit
• Sicherheit / Vergleichbarkeit/ Nachvollziehbarkeit
• Umfang und Detaillierungsgrad festgelegt
-> Sekundärdaten bedürfen Überprüfung, z.B. durch Abgleich/ Kombination mit anderen Sekundärdaten
Erhebungsdesign
Primärforschung
auch Feldforschung
Beschaffung, Aufbereitung und Erschließung neuer Informationen und Daten aus der Grundgesamtheit bzw. einer Stichprobe
Vorteile:
• aktuelle Daten
• Informationsbedarf und -umfang entsprechen sich (Untersuchungszweck)
Nachteile:
• meist relativ teuer
• lange Untersuchungsdauer
Sekundärdaten
Interne Informationen
• Marktkennzahlen (Absatz, Umsatz, Marktanteil, …)
• Informationen über Kunden
(Zufriedenheit mit Produkten,
Wiederkaufsverhalten, …)
• Produkteigenschaften (technische Spezifika, mögliche Substitute für Funktionalitäten, Neuproduktideen, …)
• Finanzkennzahlen (ROI, IRR, …)
• Produktionskennzahlen (Zeiten, Kapazitäten, …)
Sekundärdaten
Interne Quellen
- Allgemeine Betriebsstatistiken
- Buchhaltung
- Intranet/ Wissensdatenbanken
- Frühere Primär-Erhebungen
- Außendienstinformationen
- Kundendienstberichte
- Kundenanfragen/-beschwerden
- Betriebliches Vorschlagswesen
- F&E Ergebnisse
- …
Sekundärdaten
Externe Informationen
• Gesamtwirtschaftliche & gesellschaftliche Daten • Politische & rechtliche Daten • Technische Daten • Informationen über Konkurrenten • Absatzmarktdaten • Beschaffungsmarktdaten • ...
Sekundärdaten
Externe Quellen
- Amtliche Statistiken, Statistische Bundes- und Landesämter
- Fachzeitschriften & Branchendienste
- Marktstudien von Forschungsinstituten, Beratungen
- Publikationen von Verbänden
- Unternehmenshomepages
- Publikationen der Konkurrenz
- Messen/ Kongresse
Arten der Primärerhebung
Datenerzeugung
verbal
Kausaltitätsanspruch nur messen, deskriptiv, Beschreibend, nicht kausal
- persönlich
- telefonisch
- schriftlich
- online
Kausalitätsanspruch experimentell prüfen, kausal, konfirmativ, bestätigend
- Experiment
- Laborexperiment
- Feldexperiment
Arten der Primärerhebung
Datenerzeugung
nonverbal
Kausaltitätsanspruch nur messen, deskriptiv, Beschreibend, nicht kausal :
Beobachtung
- persönlich
- apparativ
Kausalitätsanspruch experimentell prüfen, kausal, konfirmativ, bestätigend
- Experiment
- Laborexperiment
- Feldexperiment
Datenerhebung
Determinaten der Befragung
- Standardisierungsgrad
- nicht Standartisiert, unstrukturiert, offen
- Standartisiert, strukturiert, geschlossen - Befragte
- Endkunden
- Experten
- Haushalte
- Unternhemen
- … - Befragungsgegenstand
- Ein Thema
- Mehrere Themen - Befragungsform
- schriflich
- mündlich
- telefonisch
- online - Befragungshäufigkeit
- einmalig
- mehrmalig - Erhebungsumfang
- Teilerhebung
- Vollerhebung
Standardisierungsgrad: Offene vs. geschlossene Fragen
Offene Fragen
+ für Explorationen
+mehr Individuelle Informationen
+Basis für Entwicklung geschlossener Fragen
- schwer vergleichbare Antworten
- Auswertungsaufwand hoch (ex post Kodieren)
Geschlossene Fragen
+ für quantitative Standard-Marktforschung
+ Auswertungsaufwand gering (kein ex post Kodieren)
- spezielle Fehlertendenzen
- möglicher Informationsverlust
Anforderungen an Antwortvorgaben
- Disjunkt und erschöpfend (z.B. bei Alter: ≤20, 21-30, 31-40,…, 81-90, >90)
- Balanciert (gleiche Anzahl an positiven und negativen Stufen)
- Der Grad der Zustimmung (Häufigkeit, Wahrscheinlichkeit) sollte von links nach rechts gesteigert werden.
- Die Benennung jeder Stufe führt zu einer besseren Reliabilität und Validität
- Genügend differenziert (entsprechend Untersuchungsziel und Fähigkeiten der Befragten), Validität und Reliabilität steigen, wenn man mehrere Antwortkategorien zulässt, aber fallen bei zu vielen Antwortmöglichkeiten -> i.d.R. 5-7stufige Skalen.
- Ungerade Anzahl an Kategorien sollte eingesetzt werden, wenn der Mittelpunkt sinnvoll ist. Gerade Anzahl an Kategorien, wenn Tendenz im Urteil erwünscht ist. Sinnvoll: zusätzlich “weiß nicht”-Kategorie anbieten.
Experteninterview
- meist mündliche (oder telefonische) Befragung von Fachleuten (z.B. Sachverständige, Wissenschaftler, etc.)
- oft als exploratorische (Vor-)Studie zur Erweiterung des Wissenstands
- meist qualitatives Interview mit Leitfaden und offenen Fragen
- Vorteile:
- Einblick in Kontext- und Erfahrungswissen von Spezialisten
- konkrete Hinweise zu Problemlösungen
- Probleme:
- Gefahr der Einseitigkeit spezialisierter Fachleute („Expertendünkel“)
- Aufnahmefähigkeit des Interviewers stark strapaziert
- Interviewer muss selbst viel über das Problem wissen
Expertenrunde Delphi Methode
Prinzip
Prinzip:
• Bei der Delphi-Methode werden Experten in einem mehrstufigen Verfahren
getrennt befragt.
• In Rückkopplungsschleifen kommentieren sie die Einschätzung anderer.
• Wird in der Marktforschung oft eingesetzt, um Einschätzungen zu gesellschaftlichen Trends oder technischen Entwicklungen zu erheben.
Subjekte:
• Experten aus unterschiedlichen Wissens- / Interessenbereichen
Probleme
Objekte:
• hoch aggregierte Aussageeinheiten (z.B. Antriebstechnologien der Zukunft)
Vorteile:
• Besseres Verständnis durch Integration vieler Expertenmeinungen
• Erkenntnisse verschiedener Disziplinen werden berücksichtigt
• Falsche Positionen werden durch Feedback anderer identifiziert
• Ausschließen von Gruppendynamiken
Probleme:
• Subjektivität durch Expertenauswahl (Vertreter einzelner „Denkschulen“)
• Tendenz zu konservativen oder Fehleinschätzung
Delphi- Methode
Der Ablauf/Das Vorgehen
- Die für die Befragung ausgewählten Experten werden ausgesucht und
eingeladen. - Der zeitliche und inhaltliche Rahmen wird in einem Projektplan festgelegt.
- Fragen werden erstellt, die die Experten mündlich in Einzelinterviews oder
schriftlich in einem Fragebogen beantworten sollen. - Die Antworten werden ausgewertet und die vorherrschende Meinung
ermittelt. - Die Ergebnisse werden zurück an die Experten gegeben. Die Vertreter
abweichender Ansichten werden um Stellungnahme zur vorherrschenden
Meinung gebeten. Ziel: Anreicherung der Mehrheitsmeinung - Die dritte Erhebungsrunde erfolgt analog zu den Schritten 4 und 5.
Zusätzlich müssen Vertreter der vorherrschenden Meinung zu den
„Abweichler“-Ansichten Stellung beziehen. Ziel: konvergierende Antworten - Die vierte Erhebungsrunde erfolgt analog zu Schritt 6, doch sind die
Ergebnisse meist schon stabil.
Befragungsformen
Mündlich
- Kosten hoch
- unmittelbarer Rücklauf
- sehr hohe Rücklaufquote
- beinahe alle Zielgruppen erreichbar
- Indentifizierbarkeit der Respondenten ist gegeben
- Geographische Reichweite ist sehr niedrig
Telefonsich
- Kosten hoch/mittel
- unmittelbarer Rücklauf
- mitlere Rücklaufquote
- mittlere Erreichbarkeit aller Zielgruppen (kaum Junge)
- Indentifizierbarkeit der Respondenten ist hoch
- Geographische Reichweite ist mittel bis/hoch
Schriftlich
- Kosten mittel/gering
- langsamer Rücklauf
- geringe Rücklaufquote
- beinahe alle Zielgruppen erreichbar
- Indentifizierbarkeit der Respondenten ist niedrig
- Geographische Reichweite ist mittel/hoch
Online
- Kosten sehr gering
- schneller Rücklauf
- mittlere Rücklaufquote
- mittlere Erreichbarkeit aller Zielgruppen (kaum Alte)
- Indentifizierbarkeit der Respondenten ist sehr niedrig
- Geographische Reichweite ist sehr hoch
Befragungsartefakte Definition
Ein Befragungsartefakt ist eine Tendenz, auf eine Frage
systematisch anders zu antworten als es dem Messziel entspricht.
Formal erfassbare Befragungsartefakte
- Tendenz zur Mitte (bei mehrstufigen Skalen werden eher die mittleren Stufen gewählt)
- Ja-Sage-Tendenz (inhaltsunabhängige Zustimmungstendenz)
- Halo-Effekt (Gedanken oder Gefühle, die eine Frage ausgelöst hat, beeinflussen die Antwort auf die nächste Frage)
- Reihenfolge-Effekte (vorhergehende Fragen beeinflussen, wie nachfolgende Fragen bewertet werden)
- Item Nonresponse (bewusste Antwortverweigerung bspw. auf unangenehme Fragen)
Nur innhaltlich erfassbare Befragungsartefakte
- Soziale Erwünschtheit (Antwort entspricht sozialer Norm statt eigener Ansicht)
- Retrospektionseffekt (Ereignisse werden im Rückblick positiver oder negativer bewertet)
- Rückschaufehler (Erinnerung wird durch die heutige Situation verfälscht)
- Konsistenzeffekt (Versuch, Aussagen inhaltlich stimmig zu beantworten)
- Informiertheits-Effekt (Antwort entspricht Wissensstand statt eigener Einschätzung)
- Kognitive Überforderung (Antwort obwohl Frage nicht verstanden wurde)