Lernen Flashcards
Was ist Lernen? Definition
Erkläre die Zusammenhänge zwischen Lernen, Gedächtnis und Wissen?
Zwei Definitionen: Fischer ist mit beiden Definitionen einverstanden, man kann sich eine aussuchen und muss sich sie merken.
- Lernen ist AUFBAU und KORREKTUR von INDIVIDUELLEM Wissensbesitz (Klix, 1972)
(Korrektur=heisst umlernen, neu lernen, und auch altes ungültiges vergessen. Vergessen ist auch ein Teil des Lernens, Individuell=es nützt nur mir etwas, ist individuenspezifisch, nicht artspezifisch wie Instinktregulation) - Lernen erzeugt eine RELATIV DAUERHAFTE VERÄNDERUNG im VERHALTENSPOTENZIAL als ERGEBNIS VON ERFAHRUNGEN (Anderson, 1995)
(relativ dauerhaft= relativ dauerhaft im Gegensatz zu vorübergehend, z.B. vorübergehend anderes Verhalten bei Trunkenheit, VerhaltensPOTENZIAL= Potenzial, da nicht unbedingt bereits sichtbar z.B. ich lerne Chinesisch aber spreche es nie, als Ergebnis von Erfahrungen im Gegensatz zu aufgrund biologischer Abbauprozesse bei z.B. Altersdemenz oder biologischer Reifungsprozesse. z.B. Hirnreifung eines Säuglings, Tiefenwahrnehmung) - Die Begriffe LERNEN, GEDÄCHTNIS, WISSEN hängen eng zusammen->Wir lernen etwas (PROZESS), was dann unser Wissen (INHALT) darstellt, dieses Wissen ist in unserem Gedächtnis (STRUKTUR) aufbewahrt
- > werden aber in Psycho von unterschiedlichen Forschungstraditionen beforscht (Lernforschung/Behaviorismus, Gedächtnisforschung, Wissenspsychologie/kognitive Wende)
Lernen versus Instinktregulation
Häufige Prüfungsfrage!
- Lernen entstand beim Übergang vom Wasser- zum Landleben vor etwa 400 Mio Jahren, davor wurden Lebewesen nur durch Instinkte gesteuert, Lernen löste beim Übergang die Instinktregulation des Verhaltens ab!
Instinktregulation ist:
- artspezifisch, nicht individuell
- nicht reversibel, nicht verlernbar
- angeboren, genetisch determiniert
- gut geeignet für homogene und stabile -Umwelten
- Wir haben noch Instinkte, z.B. Fluchtinstinkt, aber die meisten gingen verloren
Lernen ist:
- Individuenspezifisch
- reversibel, verlernbar
- nicht angeboren, nicht genetisch determiniert
- gut geeignet für heterogene und veränderliche Umwelten (als wir an Land kamen war Lernen ein Evolutionsvorteil! Es änderten sich Temp-, Licht-, Nahrungs-, Fortbewegungsverhältnisse)
Welche Taxonomie (Klassifikation) von Lernformen wird bei Fischer und im Myers verwendet? Daraus resultierender Aufbau (Aufzählung)?
- Lernen kann man nach verschiedenen Kriterien klassifizieren, z.B. danach, ob das Lernen bewusst oder unbewusst, verbal oder non-verbal passiert usw.
- Wir klassifizieren nach KOMPLEXITÄT der Lernform, beginnend mit der am wenigsten komplexen bis zur höchsten, komplexesten:
- Klassisches Konditionieren
- Operantes Konditionieren
- Versuch-Irrtum-Lernen
- Lernen am Modell
- Einsichtiges Lernen
Placebo-Konditionierung
Klassisches Konditionieren
- Placebo-Effekt: Wirkung von einem eigentlichen Scheinpräparat
- Nocebo-Effekt: Negative Nebenwirkungen von echten Medikamenten nach Lesen von Beipackzetteln
- Placebo-Konditionierung bei Ratten (und später beim Menschen): Bei Herztransplantierten Ratten Verabreichung von Immunsupressiven, Kontrollgruppe erhielt Immunsuppressivum zusammen mit Wasser->Immunsystem wurde runtergefahren, Versuchsgruppe erhielt Immunsuppressivum mit (Ratten lieben Süsses, positiver Reiz)->Immunantwort, dann bei Versuchsgruppe nur Süssstofflösung->Immunantwort!, Kontrollgruppe nur Wasser->keine Immunantwort
- Placebo-Wirkung lässt aber nach! Nach einigen Tagen nimmt Immunantwort bei nur Süssstoff ab, ermöglicht wird aber, die Dosis zu reduzieren!
- Beispiel beim Menschen: Asthmaspray nehmen um Anfall zu unterbrechen, aber: Asthmaspray sehen kann selbst Anfall auslösen, da Kopplung Anfall-Spray!
Wer ist Iwan Petrowitsch Pawlow und was hat er beobachtet? (Klassisches Konditionieren)
- 1849-1936
- Physiologe, Arzt
- Forschungsschwerpunkt: Verdauungsprozesse beim Hund
- kein Psychologe! Nicht interessiert am Lernen!
- Zufallsbeobachtung: Versuchstiere reagierten mit Speichelfluss auf Futter, aber auch schon dann, wenn sie gehört haben, wie er den Flur runterkam, Schritte lösen aber normalerweise keinen Speichelfluss aus, wieso also? Andere Reize haben die Funktion des Futters übernommen! Pawlow hat dann systematisch die Stimuli variiert und die Reaktion des Hundes gemessen
Was ist das Prinzip des Klassischen Konditionierens?
Vor der Konditionierung:
- Unkonditionierter Stimulus (US, Futter) löst unkoditionierte, angeborene, natürliche Reaktion aus (UR, Speichelfluss) ohne Lernen
- Neutraler Stimulus (NS, Glocke) löst keinen UR (Speichelfluss) aus, vielleicht andere Reaktion, z.B. Orientierungsreaktion, Ohren aufstellen, aber nicht Speichelfluss
Während der Konditionierung, eigentlicher Lernprozess!:
- NS und US werden gekoppelt, es kommt zu UR (Speichelfluss)
- Kopplung wird mehrfach wiederholt
Nach der Konditionierung:
- NS wird nun allein gezeigt
- Aus dem NS wird ein konditionierter Reiz (CS) aus der UR wird eine konditionierte Reaktion (CR): Glocke führt nun allein zu Speichelfluss
Weiteres Beispiel Liebe:
US (leidenschaftlicher Kuss)->UR (sexuelle Erregung), NS (Zwiebelgeruch)&US->UR, CS->CR
- Klassisches Konditionieren kann auch mit Bewusstsein der Person erfolgen (also extra), z.B. bei Therapiepatienten
Reizsubstitution oder Substitutionslernen, respondentes Verhalten (Begriffe Klassisches Konditionieren)
- Klassisches Konditionieren wird auch als REIZSUBSTITUTION oder SUBSTITUTIONSLERNEN bezeichnet, warum „Substitution“? Weil ein neutraler Reiz einen unkonditionierten Reiz ERSETZT
- Das im klassischen Konditionieren erlernte Verhalten nennt man RESPONDENTES VERHALTEN, respondent im Sinne von antworten, der Organismus antwortet auf einen bestimmten Reiz. Der Organismus REAGIERT auf seine Umwelt.
Erwerb, Löschung, Spontanremission (Begriffe Klassisches Konditionieren)
Kommt an Prüfung!
Drei Phasen des klassischen Konditionierens:
- Erwerb/Aquisitionsphase (NS&US)
Hier wird die Stärke der erlernten Reaktion immer stärker - Löschung/Extinktionsphase (nur CS)
Hier nimmt die Stärke der konditionierten Reaktion immer mehr ab bis Null
Pause!
- Spontanremission/Spontanerholung (nur CS)
Das Gelernte „erholt“ sich, Stärke der Reaktion fängt wieder ca. in der Mitte an! Sinkt dann wieder gegen Null
Die Spontanerholung nach einer Pause funktioniert nur 1-2 Mal, nicht für immer
Reizgeneralisierung & Reizdiskrimination
Begriffe Klassisches Konditionieren
REIZGENERALISIERUNG:
- ist die ERWEITERUNG der Konditionierungsreaktion auf Reize, die dem ursprünglichen CS ÄHNLICH sind, aber selbst nie mit dem ursprünglichen US gepaart wurden
- je ähnlicher der Reiz dem ursprünglichen CS ist, desto stärker ist die Konditionierunsreaktion
- z.B. CS ist Ton, Töne haben eine Frequenz, man kann Konditionierung auf Töne anderer Frequenzen ausweiten, z.B. Ich mache mit einem Prüfer schlechte Erfahrungen, ich habe dann Angst vor allen Prüfern und Prüfungen->Angstreaktion generalisiert sich
REIZDISKRIMINATION:
- führt dazu, dass Individuum lernt, NUR auf GANZ BESTIMMTEN Reiz mit einer Konditionierungsreaktion zu antworten
- z.B. nur auf Töne einer ganz bestimmten Frequenz reagieren, z.B. ein Patient hat am Anfang von allem Angst beim Zahnarzt, kann dann aber diskriminativ lernen, beim Zahnarzt nur auf Bohrgeräusche sehr hoher Frequenz mit Angst zu reagieren, nicht bei solchen mit tiefer Frequenz
- Reizgeneralisierung und Reizdiskrimination können beide auftreten! Sind unabhängig voneinander!
Anwendungen von Klassischem Konditionieren Beispiele?
- Aversionstherapie: Behandeln von z.B. Süchten, unerwünschte Verhaltensweisen werden mit unangenehmen Reizen gekoppelt, z.B. Gabe von Medikament das Erbrechen auslöst mit Alkohol, Ziel ist es Häufigkeit des Problemverhaltens zu reduzieren, nach ein paar Kopplungen löst Alkohol alleine Übelkeit aus und für zur Aversion, ABER es ist nicht zeitstabil, und nur rein symptomatische Behandlung, bei der Ursache nicht nachgegangen wird, wird heute nur als ultima ratio verwendet, wenn überhaupt
- Personenunfälle: Der Führerstand (US) des Lokführers wird nach Erleben eines Suizides zum CS und löst CR aus (schlimme Bilder, Gefühle), solche Reiz-Reaktions-Kopplungen können sehr stabil sein&manchmal schwer rückgängig zu machen, hier reicht EINE Kopplung! Da sehr starke Gefühle im Spiel sind
- Probealarme: regelmässige Probe-Alarme führen zu Kopplung Alarm&Probe (keine Gefahr), dies kann zu Reduktion von Aufmerksamkeit&Reaktionsgeschwindigkeit im Ernstfall führen, Probealarme müssen aber trotzdem gemacht werden, Lösung?
Operantes Konditionieren Beispiel&Geschichte
Hörsaal-Beispiel: Wenn Professorin nach links läuft, sind Studierende still, wenn nach rechts, laut. Am Ende steht Professorin immer links.
Suchtentstehungs-Beispiel: Millner 1950er, intracranielle Selbststimulation bei Ratten, Ratte hat gelernt, sich mittels Taste selber Stromstösse ins Septum zu geben. Sie hat danach nur noch das gemacht, nicht mehr gegessen, getrunken etc. sondern ununterbrochen die Taste gedrückt. Ratte hat süchtiges Verhalten gezeigt. Mit dem Septum wurde das Suchtzentrum stimuliert. ATV=Area tegmentalis ventralis, Teil des Belohnungssystems
Wer ist Burrhus Frederic Skinner und was hat er beobachtet? (Operantes Konditionieren)
- 1904-1990
- Psychologe
- Entwickelte Skinner-box (Versuchsbox)
- Beobachtung: Versuchstier wurde in Box mit Hebeln&Knöpfen gesteckt, drückt zufällig Knöpfe, zufällig gezeigte Verhaltensweisen, wenn Ratte zufällig Hebel drückt und es fällt Futter in den Käfig, lernt die Ratte diesen Hebel immer wieder zu drücken
- > Versuchstier zeigt ZUFÄLLIGES Verhalten, das VERSTÄRKT/bekräftigt wird durch einen bestimmten POSITIVEN REIZ, das führt zum LERNEN, immer wieder dieses VERHALTEN zu zeigen
- Futterpille kommt nach dem Hebeldruck, nicht zuvor, Häufigkeit der Hebeldrücke ist von NACHGEHENDEM Stimuli (Futter), nach links laufen im Hörsaal ist von nachgehendem leise sein der Studenten abhängig, also nicht Reiz->Reaktion (klassisches Konditionieren, Reflexe) sondern Reaktion->Konsequenz/Reiz (operantes Konditionieren) durch Umwelteinflüsse
Operantes Verhalten, Instrumentelles Konditionieren (Begriffe Operantes Konditionieren)
Das im operanten Konditionieren erlernte Verhalten nennt man OPERANTES Verhalten, operant im Sinne von operieren, der Organismus OPERIERT ersteinmal (drückt Hebel) und dieses Verhalten wird erst danach belohnt, operantes Verhalten passiert ohne erkennbaren, angeborenen unbedingten Reiz (Herumlaufen im Hörsaal, zufälliges spontanes Drücken eines Hebes) im Gegensatz zum Speichelfluss, der angeboren und nicht zufällig ist
INSTRUMENTELLES KONDITIONIEREN als Synonym für operantes Konditionieren
Was ist das Prinzip des Operanten Konditionierens?
Vor der Konditionierung:
- zufälliges Verhalten durch Organismus
Während Konditionierung:
- dieses zufällige Verhalten wird dadurch verstärkt/in seiner Wahrscheinlichkeit erhöht, dass eine Verstärkung (reinforcement) erfolgt
- Die Verstärkung ist ein Reiz (Futter), der nach mehrmaliger Darbietung die Kontrolle über eine Reaktion (Hebel drücken) erlangen kann
Nach der Konditionierung:
- Reiz hat Kontrolle über Reaktion (Hebel wird immer wieder gedrückt, Prof steht nur in linker Ecke)
Vier Phasen des operanten Konditionierens?
- Bestimmung der Basisrate:
Natürliche Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens: Wie oft wird das zu konditionierende Verhalten spontan gezeigt?
(Wie oft steht Prof normalerweise in der linken/rechten Ecke?) - Verstärkung des Verhaltens in der Trainingsphase (Lernphase):
Gezielte Verstärkung des Verhaltens. Verhalten wird konsequent belohnt->Wahrscheinlichkeit des Verhaltens nimmt zu - Löschung des Verhaltens (Löschungsphase):
Das Verhalten wird nicht weiter belohnt->Wahrscheinlichkeit des Verhaltens wird bis auf Null reduziert
Pause!
- Spontanremission:
Verhalten tritt nach Pause erneut auf