Denken und Problemlösen Flashcards
Klassische Denkpsychologie: Beispiele
- Zündholzschachtel-Aufgabe
- Zündhölzchenaufgabe
- Punkte verbinden Aufgabe
Was ist Denken? (vs. Lernen) (Klassische Denkpsychologie)
- Denken sind SUCHOPERATIONEN und VERKNÜPFUNGSOPERATIONEN über den individuellen Wissensbesitz!
- Es umfasst alle INNEREN Aktivitäten und PROZESSE, die Begriffe, Vorstellungen, Ideen und andere INHALTE mental (kognitiv) UMGESTALTEN und VERÄNDERN
- Ist ein hypothetisches Konstrukt (muss operationalisiert werden, wie Intelligenz, Kreativität)
(- Lernen ist Aufbau und Korrektur von individuellem Wissensbesitz)
Was sind die zentralen Forschungsfragen der Klassischen Denkpsychologie?
- Die klassische Denkpsychologie untersucht die kognitiven Prozesse, die beim Denken und Problemlösen ablaufen
- Sie untersucht, unter welchen Bedingungen Menschen dabei Fehler machen und wie diese Fehler vermeidbar sind
Forschungsfragen:
- Denken Menschen rational? Was ist Rationalität?
- Folgt das menschliche Denken den Gesetzen der Logik? Warum weichen wir von der Logik ab? bzw. Warum kommt es zu Fehlschlüssen?
- Welche kognitiven Prozesse liegen dem Denken zugrunde?
Wer ist Karl Duncker und was hat er entdeckt? (Klassische Denkpsychologie)
- Kognitionspsychologe, 1903-1940
- hat sich umgebracht
- hat sich mit Denk-&Problemlöseprozessen beschäftigt->Dunkersche Problemlöseaufgaben
- wichtigste Entdeckungen:
- funktionale Gebundenheit
- Fixierung
- kognitive Umstrukturierungen sind nötig
Klassische Denkpsychologie: Aufgabe vs. Problem
AUFGABE: besteht, wenn Ausgangszustand X in Zielzustand Y überführt werden muss&alle dafür nötigen Schritte, Methoden, Instrumente usw. (Operatoren) bekannt und vorhanden sind
z.B. Von A nach B Skifahren, ich bin gut im Skifahren, Wetter ist gut, Piste ist gut, ich habe Ski
PROBLEM: besteht, wenn Ausgangszustand X in Zielzustand Y überführt werden muss&die dafür nötigen Schritte, Methoden, Instrumente usw. NICHT BEKANNT oder NICHT VORHANDEN sind oder NICHT BEKANNT ist WIE diese sogenannten OPERATOREN miteinander VERKNÜPFT werden müssen (Operatoren=Mittel&Methoden um Ausgangszustand in Zielzustand zu überführen)
->Zwischen Ausgangs-&Zielzustand besteht eine BARRIERE
z.B. Von A nach B Skifahren, ich kann aber nicht Skifahren, oder ich kann aber habe keine Ski, oder die Verknüpfung der Problemlöseschritte ist nicht bekannt
Operatoren:
Klassische Denkspsychologie: Problemraum
- Der Raum in dem sich der Ausgangszustand und der Zielzustand befinden und die Operatoren und die Barriere
Klassische Denkpsychologie: Funktionale Gebundenheit und Fixierung
FUNKTIONALE GEBUNDENHEIT: durch den gewohnten Gebrauch von Objekten entsteht kognitiv eine Gebundenheit an ihre bekannte Funktion und dies verhindert ihre Verwendung in einer anderen Funktion
z.B. Streichholzschachtel verbindet man automatisch mit Feuer, vor allem wenn Kerze dabei, man denkt nicht an sie als Halterung
Man übersieht mehr als 66% aller möglichen Objektfunktionen, präsentiert man ihnen eine Liste Liste mit möglichen Objekteigenschaften (Turm bauen, etwas draufstellen, abstützen), verbessert sich der Lösungserfolg auf 80%
Bei kleinen Kindern noch nicht vorhanden
FIXIERUNG: Menschen sind beim Problemlösen auf den gegebenen Problemraum fixiert, es fällt ihnen daher extrem schwer, Problemlösungen ausserhalb des Problemraumes zu suchen
z.B. Bei Zündhölzchenaufgabe werden diese nur liegend wahrgenommen, der zweidimensionale Raum bildet den Problemraum, das hindert daran, an die dritte Dimension (Höhe) zu denken, bei Punkte verbinden Aufgabe bilden diese nach Gestaltgesetzen der Wahrnehmung ein Quadrat, dass den Problemraum bildet, das hindert daran, sich eine Linie ausserhalb des Quadrats vorzustellen
Klassische Denkpsychologie: Bestätigungsfehler (confirmation bias)
- weiterer typischer Denkfehler!
- Menschen tendieren dazu, bei Prüfung von Hypothesen nur nach BESTÄTIGENDEN Informationen zu suchen
z. B. man sucht nach weissen Schwänen anstatt schwarzen, um alle Schwäne sind weiss zu bestätigen - Sie vernachlässigen oder ignorieren solche Informationen, die ihren Hypothesen widersprechen
- Bestätigungsfehler in der Medizin: Ärzte bilden sehr früh Hypothese über Diagnose und suchen dann nur noch nach Infos, die diese Hypothese bestätigen und ignorieren solche die dagegen sprechen, passiert bei diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen
Kritik an der Klassischen Denkpsychologie
- Die untersuchten Aufgaben/Probleme sind relativ künstlich
- > kognitive Prozesse werden mit hoher interner Validität untersucht, aber die untersuchten kognitiven Prozesse sind nicht extern valide/ökologisch (=im Alltag nicht wirklich relevant)
- Gilt nur für funktionale Gebundenheit und Fixierung, nicht für Confirmation Bias, der ist im Alltag relevant!
- Um diesem Defizit entgegenzuwirken, muss man Aufgaben untersuchen, die ökologisch valider sind (mehr real sind), daraus entstand die „komplexe Problemlösen“-Forschung
Was ist Komplexes Problemlösen?
- enstand aus Kritik an der klassischen Denkpsychologie (Simplizität der Problemstellungen, mangelnde Realitätsnähe)
- Bei Denk- und Problemlöseprozessen spielen neben den kognitiven Prozessen auch Emotionen, Motivationen, Interaktion mit der Umwelt eine Rolle, das muss man einbauen!
- Ziel der Forschung zum komplexen Problemlösen ist es also, die INTERAKTION zwischen kognitiven, emotionalen und motivationalen Prozessen sowie die Interaktion mit der dynamischen Umwelt zu ERFASSEN
- Komplexes Problemlösen als INTERAKTION zwischen PROBLEMLÖSER (Gedächtnisinhalte, Wissen, Infoverarbeitungsprozesse, Strategien, nicht-kognitive Prozesse wie Motivation, Selbstvertrauen), AUFGABE und UMWELT (Kontext) (Nicht nur Aufgabe, wie in der klassischen Denkpsychologie)
Wer ist Dietrich Dörner und was hat er entdeckt? (Komplexes Problemlösen)
- Psychologe
- Im Sinne der Forschung des Komplexen Problemlösens muss man Experimente kreieren, die neben Geschwindigkeit und Genauigkeit beim Lösen von Aufgaben (klassische Denkpsychologie) auch weitere Dinge erfassen:
- die Umsicht der Probanden (Antizipation von Neben-&Fernwirkungen)
- Steuerungsfähigkeit der kognitiven Operationen
- die Verfügbarkeit von Heuristiken
- die Erfahrung („Weisheit“) des Problemlösers
Experiment:
- komplexe dynamische Simulationssysteme mit bis zu 2000 Variablen, in denen Probanden Probleme lösen mussten
- fiktive Stadt Lohhausen, Probanden agierten über simulierte 10 Jahre als Bürgermeister
- Sie sollten „Zustand der Stadt verbessern“, durch Eingriffe in das System&Steuerung einzelner Variablen (z.B. Strassen bauen, Schulen bauen)
Gut definiertes Problem vs. schlecht definiertes Problem (Komplexes Problemlösen)
- GUT DEFINIERTES PROBLEM: Ausgangs- und Zielzustand sowie Operatoren sind klar definiert (wie z.B. bei Punkte verbinden Aufgabe)
- SCHLECHT DEFINIERTES PROBLEM: wenn Ausgangs- oder Zielzustand nicht klar definiert sind oder die Operatoren unklar sind, oder der Zusammenhang der Operatoren nicht klar ist! z.B. Lohhausen-Experiment:
- Den Zustand von Lohhausen „zu verbessern“ kann alles mögliche heissen:
- die ökonomische Situation zu verbessern
- die Zufriedenheit der Bevölkerung zu steigern
- die Produktion anzukurbeln
- die Arbeitslosigkeit zu reduzieren
- die Wohnungssituation zu verbessern usw.
Wie erkennt man, ob das schlecht definierte Problem gut gelöst wurde? Wenn man Lohhausen nicht ruiniert :D
Eigenschaften komplexer dynamsicher Systeme (Komplexes Problemlösen)
z.B. Lohhausen-Experiment
Kommt an Prüfung!
- KOMPLEXITÄT: hohe Anzahl an veränderlichen Variablen
- VERNETZTHEIT: Variablen hängen so von einander ab bzw. zusammen, dass sie zu unterwateten Ergebnissen führen
- EIGENDYNAMIK: Variablen verändern sich ohne Eingriff (z.B. Umwelt)
- INTRANSPARENZ: Unklarheit über mögliche Probzustände (Probanden wussten nicht, zu welchen Katastrophen es kommen kann)
- POLYTELIE: eine Vielzahl von Zielzuständen existiert, und diese sind z.T. widersprüchlich! (z.B. Ökonomische vs. Ökologische Situation verbessern)
- Kritische Variablen sind meist nur indirekt beeinflussbar!
Primärfehler bei komplexen dynamischen Systemen (Komplexes Problemlösen)
- 80% der Probanden haben Lohhausen ruiniert, wieso?
PRIMÄRFEHLER: Falsche Annahmen (Hypothesen) über das System&Zusammenhänge im System, von denen sich Probanden schwer lösen können (Auch wieder eine Art von Fixierung/ Gebundenheit)
z. B.
- mangelnde Berücksichtigung ZEITLICHER ABLÄUFE (Ich tue etwas und ich schaue was passiert im Moment dadurch. Denke nicht an Zukunft.)
- Schwierigkeiten bei EXPONENTIELLEN ENTWICKLUNGSVERLÄUFEN (Wir denken häufig linear. Die nicht linearen Zusammenhänge können wir uns ganz schlecht vorstellen, z.B: ganz lange passiert gar nichts&dann ganz steiler Anstieg, Reis-Schachbrett-Beispiel)
- Denken in Kausalketten (1 Ursache führt zu 1 Wirkung, z.B. 1 Pumpe kaputt in Atomkraftwerk, nicht 2) statt in KAUSALNETZEN und Vernachlässigung von WECHSELWIRKUNGEN
- Überwertigkeit des AKTUELLEN MOTIVS (Man konzentriert sich nur noch auf ein Ziel und verfolgt dieses und ignoriert andere Auswirkungen)
Weitere Fehler:
- reduktive Hypothesenbildung, d.h. komplex bedingte Wirkungen werden auf eine Ursache reduziert (dann häufig Bekämpfung der Symptome anstatt der Ursachen)
- „ballistisches Handeln“, d.h. Effekte von Handlungen werden nicht kontrolliert
- ungenügende Exploration des Problems, daraus folgend falsche Dosierung der
Massnahmen
Intellektuelle Notfallsituation (Komplexes Problemlösen)
In komplexen dynamischen Systemen (Lohhausen-Experiment) kommt es oft zur Intellektuellen Notfallsituation:
- Tendenz zum schnellem Handeln (erhöhte Risikobereitschaft, Regelverstösse, Fluchttendenzen=Kognitive Fluchttendenzen: Problem läuft aus dem Ruder, dann kümmert man sich lieber um ein anderes Problem, man geht aus der Problemsituation raus)
- Reduktion/Degeneration der Hypothesenbildung (globalere Hypothesenbildung&deformierte Prüfung, Verschanzungstendenz=keine Falsifikation mehr, Entkonkretisierung von Zielen, Viel diffusere Hypothesenbildung: Anstatt „ich investiere 1 Mio in diese Firma, dies führt dann zu mehr Arbeitszufriedenheit etc.“ denkt man „ich tu mal was für die Kinder, dann wird’s sicher gut“)
- Senkung des intellektuellen Niveaus (Absinken der Selbstreflexionen, von Absichten&Vornahmen, Stereotypisierung, realisierter Absichten)
- Schutz des eigenen Kompetenzempfindens (Suchen&berücksichtigen von Info beeinträchtigt, widersprechende Info vernachlässigt)