Denken und Problemlösen Flashcards

1
Q

Klassische Denkpsychologie: Beispiele

A
  • Zündholzschachtel-Aufgabe
  • Zündhölzchenaufgabe
  • Punkte verbinden Aufgabe
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2
Q

Was ist Denken? (vs. Lernen) (Klassische Denkpsychologie)

A
  • Denken sind SUCHOPERATIONEN und VERKNÜPFUNGSOPERATIONEN über den individuellen Wissensbesitz!
  • Es umfasst alle INNEREN Aktivitäten und PROZESSE, die Begriffe, Vorstellungen, Ideen und andere INHALTE mental (kognitiv) UMGESTALTEN und VERÄNDERN
  • Ist ein hypothetisches Konstrukt (muss operationalisiert werden, wie Intelligenz, Kreativität)

(- Lernen ist Aufbau und Korrektur von individuellem Wissensbesitz)

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3
Q

Was sind die zentralen Forschungsfragen der Klassischen Denkpsychologie?

A
  • Die klassische Denkpsychologie untersucht die kognitiven Prozesse, die beim Denken und Problemlösen ablaufen
  • Sie untersucht, unter welchen Bedingungen Menschen dabei Fehler machen und wie diese Fehler vermeidbar sind

Forschungsfragen:

  • Denken Menschen rational? Was ist Rationalität?
  • Folgt das menschliche Denken den Gesetzen der Logik? Warum weichen wir von der Logik ab? bzw. Warum kommt es zu Fehlschlüssen?
  • Welche kognitiven Prozesse liegen dem Denken zugrunde?
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4
Q

Wer ist Karl Duncker und was hat er entdeckt? (Klassische Denkpsychologie)

A
  • Kognitionspsychologe, 1903-1940
  • hat sich umgebracht
  • hat sich mit Denk-&Problemlöseprozessen beschäftigt->Dunkersche Problemlöseaufgaben
  • wichtigste Entdeckungen:
    • funktionale Gebundenheit
    • Fixierung
    • kognitive Umstrukturierungen sind nötig
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5
Q

Klassische Denkpsychologie: Aufgabe vs. Problem

A

AUFGABE: besteht, wenn Ausgangszustand X in Zielzustand Y überführt werden muss&alle dafür nötigen Schritte, Methoden, Instrumente usw. (Operatoren) bekannt und vorhanden sind
z.B. Von A nach B Skifahren, ich bin gut im Skifahren, Wetter ist gut, Piste ist gut, ich habe Ski

PROBLEM: besteht, wenn Ausgangszustand X in Zielzustand Y überführt werden muss&die dafür nötigen Schritte, Methoden, Instrumente usw. NICHT BEKANNT oder NICHT VORHANDEN sind oder NICHT BEKANNT ist WIE diese sogenannten OPERATOREN miteinander VERKNÜPFT werden müssen (Operatoren=Mittel&Methoden um Ausgangszustand in Zielzustand zu überführen)
->Zwischen Ausgangs-&Zielzustand besteht eine BARRIERE
z.B. Von A nach B Skifahren, ich kann aber nicht Skifahren, oder ich kann aber habe keine Ski, oder die Verknüpfung der Problemlöseschritte ist nicht bekannt
Operatoren:

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6
Q

Klassische Denkspsychologie: Problemraum

A
  • Der Raum in dem sich der Ausgangszustand und der Zielzustand befinden und die Operatoren und die Barriere
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7
Q

Klassische Denkpsychologie: Funktionale Gebundenheit und Fixierung

A

FUNKTIONALE GEBUNDENHEIT: durch den gewohnten Gebrauch von Objekten entsteht kognitiv eine Gebundenheit an ihre bekannte Funktion und dies verhindert ihre Verwendung in einer anderen Funktion

z.B. Streichholzschachtel verbindet man automatisch mit Feuer, vor allem wenn Kerze dabei, man denkt nicht an sie als Halterung
Man übersieht mehr als 66% aller möglichen Objektfunktionen, präsentiert man ihnen eine Liste Liste mit möglichen Objekteigenschaften (Turm bauen, etwas draufstellen, abstützen), verbessert sich der Lösungserfolg auf 80%
Bei kleinen Kindern noch nicht vorhanden

FIXIERUNG: Menschen sind beim Problemlösen auf den gegebenen Problemraum fixiert, es fällt ihnen daher extrem schwer, Problemlösungen ausserhalb des Problemraumes zu suchen

z.B. Bei Zündhölzchenaufgabe werden diese nur liegend wahrgenommen, der zweidimensionale Raum bildet den Problemraum, das hindert daran, an die dritte Dimension (Höhe) zu denken, bei Punkte verbinden Aufgabe bilden diese nach Gestaltgesetzen der Wahrnehmung ein Quadrat, dass den Problemraum bildet, das hindert daran, sich eine Linie ausserhalb des Quadrats vorzustellen

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8
Q

Klassische Denkpsychologie: Bestätigungsfehler (confirmation bias)

A
  • weiterer typischer Denkfehler!
  • Menschen tendieren dazu, bei Prüfung von Hypothesen nur nach BESTÄTIGENDEN Informationen zu suchen
    z. B. man sucht nach weissen Schwänen anstatt schwarzen, um alle Schwäne sind weiss zu bestätigen
  • Sie vernachlässigen oder ignorieren solche Informationen, die ihren Hypothesen widersprechen
  • Bestätigungsfehler in der Medizin: Ärzte bilden sehr früh Hypothese über Diagnose und suchen dann nur noch nach Infos, die diese Hypothese bestätigen und ignorieren solche die dagegen sprechen, passiert bei diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen
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9
Q

Kritik an der Klassischen Denkpsychologie

A
  • Die untersuchten Aufgaben/Probleme sind relativ künstlich
  • > kognitive Prozesse werden mit hoher interner Validität untersucht, aber die untersuchten kognitiven Prozesse sind nicht extern valide/ökologisch (=im Alltag nicht wirklich relevant)
  • Gilt nur für funktionale Gebundenheit und Fixierung, nicht für Confirmation Bias, der ist im Alltag relevant!
  • Um diesem Defizit entgegenzuwirken, muss man Aufgaben untersuchen, die ökologisch valider sind (mehr real sind), daraus entstand die „komplexe Problemlösen“-Forschung
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10
Q

Was ist Komplexes Problemlösen?

A
  • enstand aus Kritik an der klassischen Denkpsychologie (Simplizität der Problemstellungen, mangelnde Realitätsnähe)
  • Bei Denk- und Problemlöseprozessen spielen neben den kognitiven Prozessen auch Emotionen, Motivationen, Interaktion mit der Umwelt eine Rolle, das muss man einbauen!
  • Ziel der Forschung zum komplexen Problemlösen ist es also, die INTERAKTION zwischen kognitiven, emotionalen und motivationalen Prozessen sowie die Interaktion mit der dynamischen Umwelt zu ERFASSEN
  • Komplexes Problemlösen als INTERAKTION zwischen PROBLEMLÖSER (Gedächtnisinhalte, Wissen, Infoverarbeitungsprozesse, Strategien, nicht-kognitive Prozesse wie Motivation, Selbstvertrauen), AUFGABE und UMWELT (Kontext) (Nicht nur Aufgabe, wie in der klassischen Denkpsychologie)
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11
Q

Wer ist Dietrich Dörner und was hat er entdeckt? (Komplexes Problemlösen)

A
  • Psychologe
  • Im Sinne der Forschung des Komplexen Problemlösens muss man Experimente kreieren, die neben Geschwindigkeit und Genauigkeit beim Lösen von Aufgaben (klassische Denkpsychologie) auch weitere Dinge erfassen:
  • die Umsicht der Probanden (Antizipation von Neben-&Fernwirkungen)
  • Steuerungsfähigkeit der kognitiven Operationen
  • die Verfügbarkeit von Heuristiken
  • die Erfahrung („Weisheit“) des Problemlösers

Experiment:

  • komplexe dynamische Simulationssysteme mit bis zu 2000 Variablen, in denen Probanden Probleme lösen mussten
  • fiktive Stadt Lohhausen, Probanden agierten über simulierte 10 Jahre als Bürgermeister
  • Sie sollten „Zustand der Stadt verbessern“, durch Eingriffe in das System&Steuerung einzelner Variablen (z.B. Strassen bauen, Schulen bauen)
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12
Q

Gut definiertes Problem vs. schlecht definiertes Problem (Komplexes Problemlösen)

A
  • GUT DEFINIERTES PROBLEM: Ausgangs- und Zielzustand sowie Operatoren sind klar definiert (wie z.B. bei Punkte verbinden Aufgabe)
  • SCHLECHT DEFINIERTES PROBLEM: wenn Ausgangs- oder Zielzustand nicht klar definiert sind oder die Operatoren unklar sind, oder der Zusammenhang der Operatoren nicht klar ist! z.B. Lohhausen-Experiment:
  • Den Zustand von Lohhausen „zu verbessern“ kann alles mögliche heissen:
  • die ökonomische Situation zu verbessern
  • die Zufriedenheit der Bevölkerung zu steigern
  • die Produktion anzukurbeln
  • die Arbeitslosigkeit zu reduzieren
  • die Wohnungssituation zu verbessern usw.

Wie erkennt man, ob das schlecht definierte Problem gut gelöst wurde? Wenn man Lohhausen nicht ruiniert :D

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13
Q

Eigenschaften komplexer dynamsicher Systeme (Komplexes Problemlösen)

A

z.B. Lohhausen-Experiment

Kommt an Prüfung!

  • KOMPLEXITÄT: hohe Anzahl an veränderlichen Variablen
  • VERNETZTHEIT: Variablen hängen so von einander ab bzw. zusammen, dass sie zu unterwateten Ergebnissen führen
  • EIGENDYNAMIK: Variablen verändern sich ohne Eingriff (z.B. Umwelt)
  • INTRANSPARENZ: Unklarheit über mögliche Probzustände (Probanden wussten nicht, zu welchen Katastrophen es kommen kann)
  • POLYTELIE: eine Vielzahl von Zielzuständen existiert, und diese sind z.T. widersprüchlich! (z.B. Ökonomische vs. Ökologische Situation verbessern)
  • Kritische Variablen sind meist nur indirekt beeinflussbar!
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14
Q

Primärfehler bei komplexen dynamischen Systemen (Komplexes Problemlösen)

A
  • 80% der Probanden haben Lohhausen ruiniert, wieso?

PRIMÄRFEHLER: Falsche Annahmen (Hypothesen) über das System&Zusammenhänge im System, von denen sich Probanden schwer lösen können (Auch wieder eine Art von Fixierung/ Gebundenheit)

z. B.
- mangelnde Berücksichtigung ZEITLICHER ABLÄUFE (Ich tue etwas und ich schaue was passiert im Moment dadurch. Denke nicht an Zukunft.)

  • Schwierigkeiten bei EXPONENTIELLEN ENTWICKLUNGSVERLÄUFEN (Wir denken häufig linear. Die nicht linearen Zusammenhänge können wir uns ganz schlecht vorstellen, z.B: ganz lange passiert gar nichts&dann ganz steiler Anstieg, Reis-Schachbrett-Beispiel)
  • Denken in Kausalketten (1 Ursache führt zu 1 Wirkung, z.B. 1 Pumpe kaputt in Atomkraftwerk, nicht 2) statt in KAUSALNETZEN und Vernachlässigung von WECHSELWIRKUNGEN
  • Überwertigkeit des AKTUELLEN MOTIVS (Man konzentriert sich nur noch auf ein Ziel und verfolgt dieses und ignoriert andere Auswirkungen)

Weitere Fehler:
- reduktive Hypothesenbildung, d.h. komplex bedingte Wirkungen werden auf eine Ursache reduziert (dann häufig Bekämpfung der Symptome anstatt der Ursachen)

  • „ballistisches Handeln“, d.h. Effekte von Handlungen werden nicht kontrolliert
  • ungenügende Exploration des Problems, daraus folgend falsche Dosierung der
    Massnahmen
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15
Q

Intellektuelle Notfallsituation (Komplexes Problemlösen)

A

In komplexen dynamischen Systemen (Lohhausen-Experiment) kommt es oft zur Intellektuellen Notfallsituation:

  • Tendenz zum schnellem Handeln (erhöhte Risikobereitschaft, Regelverstösse, Fluchttendenzen=Kognitive Fluchttendenzen: Problem läuft aus dem Ruder, dann kümmert man sich lieber um ein anderes Problem, man geht aus der Problemsituation raus)
  • Reduktion/Degeneration der Hypothesenbildung (globalere Hypothesenbildung&deformierte Prüfung, Verschanzungstendenz=keine Falsifikation mehr, Entkonkretisierung von Zielen, Viel diffusere Hypothesenbildung: Anstatt „ich investiere 1 Mio in diese Firma, dies führt dann zu mehr Arbeitszufriedenheit etc.“ denkt man „ich tu mal was für die Kinder, dann wird’s sicher gut“)
  • Senkung des intellektuellen Niveaus (Absinken der Selbstreflexionen, von Absichten&Vornahmen, Stereotypisierung, realisierter Absichten)
  • Schutz des eigenen Kompetenzempfindens (Suchen&berücksichtigen von Info beeinträchtigt, widersprechende Info vernachlässigt)
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16
Q

Erfolgsprädiktoren bei komplexen dynamischen Systemen (Komplexes Problemlösen)

A

PRÄDIKTIV:

  • Selbstsicherheit (bei Unsicherheit geht kognitive Kapazität fürs Regulieren der selbstbezogenen Emotionen drauf)
  • Extraversion
  • Streben nach sinnvoller Informationssuche (mehr Faktensammlung)
  • Umschalten zwischen fluktuierendem und fokussierendem Denken (ganzheitliches und spezifisches Denken)

NICHT PRÄDIKTIV sind:
Testintelligenz, Motivation, Testkreativität, Geschlecht, Alter, Studienfach, Vorbildung

GRUPPEN sind ein Vorteil!

17
Q

Prä-mortem-Methode (Anwendungen Komplexes Problemlösen)

A

Prä-mortem-Methode:
(Wie man den Umgang mit Komplexität verbessern kann)
Wichtige Entscheidung treffen. Unentschieden, ob Sie Option X oder Option Y tun sollen. Konsequenzen einer falschen Entscheidung wären fatal….
Nehmen Sie sich kurz die Zeit für folgende Übung: „Stellen Sie sich vor, wir befinden uns ein Jahr in der Zukunft. Sie haben sich für Option X entschieden und Ihre Entscheidung umgesetzt. Ergebnis war eine Katastrophe – Entscheidung hat sich als komplette Fehlentscheidung erwiesen…
Schreiben Sie in 5 – 10 min eine kurze Geschichte dazu auf, wie es zu dieser Katastrophe gekommen ist.“
Diese Methode hilft Personen und Organisationen, negative Folgen und ungünstige Handlungsverläufe zu antizipieren, an die man sonst u.U. nie gedacht hätte. Es ist eine Methode, die den Zweifel unterstützt und vor falschen Sicherheiten schützt!

18
Q

Algorithmen

A

ALGORITHMUS (Lösungsverfahren):

  • Genau definierte
  • Handlungsvorschrift
  • in endlich vielen Schritten
  • zur Lösung eines Problems oder einer bestimmten Art von Problemen
  • Reihenfolge der Schritte ist vorgegeben
  • z.B. Wenn-Dann-Regeln
  • wichtigste Informationsverarbeitungsweise von Maschinen
  • Menschen können Algorithmen einsetzen, aber spontane Art der Informationsverarbeitung ist in der Regel NICHT algorithmisch (beim spontanen Problemlösen verwenden wir keine Algorithmen, nur wenn wir „gezwungen“ werden)

Beispiele:

  • Kochrezepte
  • Gebrauchsanleitungen
  • Anweisungen für das Ausfüllen von Formularen
19
Q

Heuristiken

A

HEURISTIK:

  • Kunst,
  • mit begrenztem Wissen
  • und wenig Zeit
  • zu guten Lösungen zu kommen

Wenn die Situation aufgrund fehlender Info schwer einschätzbar ist bzw. Lagebeurteilung aus Zeitmangel oder Motivationsmangel unvollständig ist, stellen Heuristiken HANDLUNGSMÖGLICHKEITEN zur Verfügung!
(=Wenn ich nicht alle Info habe, weil sie nicht existiert, weil ich keine Zeit habe sie zu erlangen oder zu faul bin dafür, benutze ich Heuristiken)->sprich in allen Situationen, wo es Limitationen gibt

  • Heuristiken werden bezeichnet als „kognitive Abkürzungen“ oder „kognitive Daumenregeln“, um in Situationen von UNSICHERHEIT oder UNWISSENHEIT zu URTEILEN zu gelangen
  • typische Form menschlicher Informationsverarbeitung
20
Q

Heuristiken führen zu kognitiven Täuschungen

A
  • In der Regel funktionieren Heuristiken gut! Sie sind durch Evolution entstanden (ich wähle z.B. das, was andere auch wählen)
  • Sie können aber zu SYSTEMATISCHEN FEHLERN führen, die wir als KOGNITIVE TÄUSCHUNGEN bezeichnen
  • > diese Fehler (kognitive Täuschungen) machen die Heuristiken „sichtbar“!
21
Q

Wer ist Daniel Kahnemann und was hat er entdeckt? (Systeme1&2, Heuristiken)

A

Unsere Informationsverarbeitung geschieht in 2 Systemen:

System 1:

  • schnell
  • unbewusst
  • automatisch
  • Reicht für Alltagsentscheidungen
  • führt manchmal zu Fehlern
  • Nutzt vor allem Heuristiken, um zu Entscheiden!

System 2:

  • langsam
  • bewusst
  • gründlich arbeitend (braucht kognitiven Aufwand)
  • benutzen wir für komplexe Entscheidungen
  • weniger fehleranfällig
  • > System 1 führt oft zu anderen Entscheidungen als System 2! Wir greifen nur auf System 2 zurück, wenn wir gezwungen werden, ansonsten automatisch System 1.
    z. B. Welchen Dozenten findest du am besten? Spontane Anwort Herr X, wenn aber einzelne Bewertungskriterien vorgegeben werden, antworte ich vielleicht Frau Y. Warum? Beim ersten Entscheid habe ich mit System 1 aufgrund Sympathie, Eindruck letzter Vorlesung gearbeitet, bei der zweiten musste ich aktiv nachdenken (System 2)
22
Q

Welches sind die wichtigsten Heuristiken?

A
  • REPRÄSENTATIVITÄTSHEURISTIK (representativeness)
  • VERFÜGBARKEITSHEURISTIK (availability)
  • VERANKERUNG- und ANPASSUNGSHEURISTIK (anchoring and adjustment)
23
Q

Repräsentativitätsheuristik, Konjunktionsfehler, Basisratenfehler (Kognitive Täuschungen)

A

REPRÄSENTATIVITÄTSHEURISTIK:
- Je repräsentativer das Ereignis für die Population ist, aus der es kommt, desto grösser wird seine Wahrscheinlichkeit geschätzt (Das, was wir als typisch/repräsentativ wahrnehmen, halten wir auch für häufig; je typischer uns ein Ereignis erscheint, desto grösser schätzen wir dessen Wahrscheinlichkeit)

z. B. Husten&Schnupfen wahrscheinlicher als Husten, Erdbeben mit anschliessender Flut in Kalifornien wahrscheinlicher als Flut in Nordamerika
- >hier wird durch die Beschreibung der Ereignisse eine KAUSALITÄT INDUZIERT: Das Erdbeben mit Flut wird wahrscheinlicher gehalten, weil hier das Erdbeben als URSACHE für die Flut MITGELIEFERT wird, dies erscheint uns plausibel: Erbeben führt zu Flut, dies macht, dass es uns REPRÄSENTATIV erscheint

KONJUNKTIONSFEHLER:
Kognitive Täuschung!
- Die Verknüpfung zweier Ereignisse (Husten&Schnupfen) wird für wahrscheinlicher gehalten als die jeweiligen einzelnen Ereignisse
->das ist mengentheoretisch FALSCH! Es kann NIE die Konjunktion wahrscheinlicher sein als das Einzelereignis!
(- Der Husten ist repräsentativ für den Schnupfen)
z.B. Mörder ist Lehrer oder Lehrer und Atheist? Leher oder Lehrer und religiöser Mensch? Konjunktionsfehler ist stärker bei Atheist->Atheisten gelten als unmoralischer

BASISRATENFEHLER:
kognitive Täuschung!
- Die Basisrate (=generelle Auftretenswahrscheinlichkeit) wird ausser Acht gelassen bei der Beurteilung der Wahrscheinlichkeit!
(- Der Anzug ist repräsentativ für den Börsenmakler)
z.B. die Basisrate von Leuten ohne Matura, die SBB fahren ist höher als die von Börsenmaklern
-> Würden wir die Basisrate als Entscheidungsgrundlage nutzen, hielten wir die „Person ohne Matura“ für wahrscheinlicher

24
Q

Verfügbarkeitsheuristik, Überschätzen sehr präsenter Ereignisse, illusionäre Korrelation (kognitive Täuschungen)

A

VERFÜGBARKEITSHEURISTIK:

  • Je leichter ein Merkmal oder Ereignis aus dem Gedächtnis abrufbar ist, desto grösser wird seine Wahrscheinlichkeit geschätzt (Das, was kognitiv leicht verfügbar ist, wird auch für häufig gehalten)
  • kognitive Verfügbarkeit entsteht z.B. durch häufige, krasse Berichterstattung und Präsenz in den Medien
  • je öfter ich eine Info sehe/höre, desto wahrer halte ich sie

ÜBERSCHÄTZEN SEHR PRÄSENTER EREIGNISSE:
kognitive Täuschung!
- Verfügbare Informationen werden überbewertet
- Sollte Elternteil A oder B Sorgerecht bekommen/nicht bekommen? B hat mehr positive sowie negative Ausreisser, dh. es wird in beiden Fällen B gewählt!
->Weil je prominenter, deutlicher&somit leichter verfügbar eine Info ist, desto mehr beeinflusst sie unser Urteil!

ILLUSIONÄRE KORRELATION:
kognitive Täuschung!
- Negative Ereignisse bleiben mir stärker im
Gedächtnis, sie sind kognitiv verfügbarer als der problemlose Normalfall, und
aus dieser leichteren Verfügbarkeit „konstruiere“ ich mental eine – natürlich
illusionäre – Korrelation: „Immer dann, wenn ich an die Ampel komme, wird sie rot!

25
Q

Verankerungs- und Anpassungsheuristik, Ankereffekte, Rückschaufehler

A

VERANKERUNGS- und ANPASSUNGSHEURISTIK
- Wird bei einer Urteilsbildung in einer unsicheren Situation durch die Reizvorlage ein (numerischer) Anker induziert, wird von diesem Anker ausgegangen und das Urteil an diesem Anker adjustiert
(Bei numerischen Schätzungen wirken Umgebungsinfo als unbewusste Anker, an die Schätzung angepasst wird)

ANKEREFFEKTE:
z.B. Summe 1x2x3… wird weniger hoch geschätzt als 10x9x8, weil man erste Zahlen ansieht und anhand dieser eine Schätzung macht (Anker) und diese anpasst an den Rest der Liste (Anpassung). Darum wird erste Summe kleiner geschätzt als zweite obwohl gleich gross

  • die ausgerechneten Werte wirken als Anker, an diese wird mein Schätzurteil angepasst

Darum funktioniert Sale. Wenn etwas 300, dann sind es 300 verlorene Franken. 500->Sale 300! Dann ist der Anker 500 und ich spare 200. Man passt Urteil unbewusst einem Anker an

  • Dies geschieht auch dann, wenn der Anker semantisch in keiner Beziehung
    zum Beurteilungsgegenstand steht
    z.B. Glücksrad steht auf 65->Leute schätzen 45% Anteil afrikanischer Staaten in UNO, Glücksrad steht auf 10->Leute schätzen 25
    ->Die Zahl auf dem Glücksrad setzt einen Anker, man passt seine Schätzung an.
    Dieses Beispiel ist auch Priming.
    z.B. Man fragt Leute sind sie bereit 5 zu zahlen, dann sagen sie 20. Fragt man sind sie bereit 400 zu zahlen, dann sagen sie 100.

RÜCKSCHAUFEHLER:
Die Verankerungsheuristik ist auch eine Erklärung für den Rückschaufehler! Ich passe meine Schätzung einer Zahl an die mir gegeben wird (in diesem Fall halt nachträglich)

26
Q

Was sind Kognitive Täuschungen?

A
  • TÄUSCHUNGEN des URTEILENS, DENKENS und ERINNERS (jedoch nicht der Wahrnehmung!)
  • unbewusst (daher schwierig zu vermeiden)
  • nicht zufällige Fehler (sonst gäbe es Zufallsverteilung von Leuten die höher oder tiefer, A oder B schätzen) oder schlichtes Vergessen, sondern SYSTEMATISCHE URTEILSVERZERRUNGEN
  • Bei Täuschung ist man überzeugt, richtig entschieden zu haben. Wird man aber aufgeklärt, hat man Aha-Effekt, man versteht und akzeptiert Fehler
  • können bei Individuuen oder in Gruppen auftreten z.B. Groupthink
  • Es lassen sich Bedingungen schaffen, die Täuschungen verringern oder verschwinden lassen, z.B. kann man Leute fragen, ihre Schätzung zu begründen oder genauer zu definieren (dann wird es tiefer verarbeitet)
27
Q

Heuristiken und kognitive Täuschungen Anwendungen

A
  • Urteilsprozesse in der Begutachtung bei Versicherungen:
  • Verankerungsheuristik (Akte wird von hinten nach vorne gelesen, psychiatrische Gutachten werden zuerst gelesen)
  • Verfügbarkeitsheuristik („so haben wir es bisher immer gemacht“)
  • > per se sind Heuristiken nicht schlimm, aber sie können kognititve Täuschungen dann nach sich ziehen, wenn sie unbewusst&unreflektiert bleiben
  • Bewerbungsgespräche: Heuristiken, kognitive Täuschungen? Wie vorbeugen?