Emotionen Flashcards
Was sind Emotionen?
- Emotionen sind nicht gleich Gefühle, Gefühle sind nur ein Teilaspekt von Emotionen, und nicht gleich Stimmungen
- Bilden einen wesentlichen Bestandteil menschlichen Erlebens und Verhaltens!
- Sie wirken sich bewusst oder unbewusst auf Kognitionen und Handlungen aus (Wechselwirkung) und beeinflussen somit massgeblich unser Verhalten
- Wichtig für unser soziales Leben, fällt uns auf wenn jemand autistisch oder depressiv ist
- Emotionen sind ZEITLICH DATIERTE, KONKRETE EINZELNE VORKOMMNISSE
z. B. Freude, Angst, Ärger, Stolz, Traurigkeit, Eifersucht, …
Emotionen als Reaktionssyndrome
Emotionen sind REAKTIONSSYNDROME bestehend aus:
- Kognitiven Komponenten (Bewertungen)
Ich muss eine Situation bewerten, um eine
Emotion zu erleben - Erlebenskomponenten (Gefühle)
Gefühle sind der Erlebensaspekt von
Emotionen - Physiologischen Komponenten
Körperliche Reaktionen im Gehirn und im
Körper - Konativen Komponenten (expressives und
instrumentelles Verhalten)
Verhaltenskomponente, es gibt expressive
und instrumentelle Verhaltensweisen
Beispiel Emotionen als Reaktionssyndrome
Beispiel Angst:
- Kognitive Komponente: Erkennen und Bewerten einer Situation als Gefahr, z.B. physische Gefahr (Feuer, Bär), Bedrohung des Selbstwertgefühls (Blamage)
- Erlebenskomponente (Gefühle): Gefühl der Angst
- Physiologische Komponente: Anstieg von Herzfrequenz, Blutdruck, Muskeltonus (fight or flight)
- Konative Komponente (Verhaltenskomponente): Schreien (expressiv), Weglaufen (instrumentell)
Konative Komponente beim Reaktionssyndrom Emotion
Emotionsspezifisches AUSDRUCKSVERHALTEN (expressiv):
- Mimik
- Gestik
- Körperhaltung
- Körperbewegung (zusammenzucken etc.)
- Intonation, Sprachmelodie
Emotionsspezifische INSTRUMENTELLES VERHALTEN:
- Wut -> Kampf, Aggression
- Ekel -> Vermeidung, Wegwenden
- Liebe -> Annäherung, Umarmen
- Angst -> Flucht
Emotionen als aktuelle psychische Zustände (vs. Disposition, Stimmung)
- Emotionen abzugrenzen gegenüber emotionalen Dispositionen (z.B. Ängstlichkeit als Persönlichkeitsmerkmal) als Neigung oder erhöhte Bereitschaft
z. B. „Diese Person ist ängstlich“ dann ist das keine Emotion dieser Person, sondern eine Neigung, eine generelle Bereitschaft mit Angst zu reagieren. Zu beachten bei Fragebogengestaltung - Emotionen abzugrenzen gegenüber Stimmungen. Emotionen haben zeitlich datierbaren Beginn und Ende, Stimmungen nicht so. Emotionen als Reaktionssyndrom, kurze Dauer, spezifisches Ereignis als Auslöser, Erregung akut, Stimmung als Tönung/Hintergrund des Erlebens, längere Dauer, oft keine eindeutige Ursache, Erregung diffus/variabel
Emotionen Qualität und Intensität
INTENSITÄT: geringe Erregung bis starke Erregung (entspannt oder traurig bis begeistert oder wütend)
QUALITÄT: unangenehm bis angenehm
(traurig oder wütend bis begeistert oder entspannt)
Emotionen als objektgerichtet
- Emotionen beziehen sich immer auf OBJEKTE!
- Diese Objekte müssen nicht anfassbar sein, es können auch Meinungen, Überzeugungen, Glauben sein
- z.B. Freude über Geschenk, Stolz auf Erfolg, Angst davor, was andere von einem denken
z. B. Glaubenssätze in der Therapie identifizieren, bewusst machen, hinterfragen und ändern
- > ich bin stolz AUF etwas, nicht einfach so stolz im Allgemeinen, ich ekle mich VOR etwas, ist nicht eine Stimmung, sondern hat eine Ursache
Emotionen und Körper: Vegetatives Nervensystem
- vegetativ=im Körper, zentralnervensystem=im Kopf
- zur emotionalen Erregung gehört die Aktivierung des vegetativen Nervensystems
- Das Vegetative Nervensystem kontrolliert die physiologische Erregung und teilt sich in zwei Stränge:
SYMPATHIKUS (erregend): Die Sympathikusaktivierung führt zur Bereitstellung des Körpers (fight or flight)
Pupillen weiten sich, Atmung&Herzschlag beschleunigen, Schweiss, Stresshormone, Hemmung der Verdauung, Verringerung Speichelfluss, Immunsupression
PARASYMPATHIKUS (hemmend): Pupillen verengen sich, Atmung&Herzschlag langsamer, trockene Haut, Reduzierung von Stresshormonen, Aktivierung der Verdauung, Speichelfluss
- Verschiedene Emotionen erregen unterschiedlich stark den Sympathikus oder Parasympathikus
Sympathikus: Wut, Angst, Freude
Parasympathikus: Traurigkeit
Emotionen und Körper: Zentralnervensystem mit der Amygdala
- Zentralnervensystem=im Kopf, vegetativ=im Körper
AMYGDALA: zentral für die schnelle emotionale Bewertung von Situationen/Reizen, reagiert bei Bedrohung mit der Freisetzung von Hormonen und steuert die autonomen physiologischen Reaktionen (bei starken Emotionen)
- bewertet die Bedeutung von Reizen und löst eine emotionale Reaktion aus.
- Verletzungen verursachen eine “psychic blindness” und die Unfähigkeit,
den Ausdruck von Angst im Gesichtsausdruck und in der Stimme zu erkennen - in beiden Hirnhälften am Ende einer paarigen hornförmig gebogenen Struktur (Mandelkerne, Corpus amygdaloideum)
z. B. Freeclimber Alex Honnold: Absence of fear, seine Amygdala reagiert nicht
Emotionstheorien: Wie entstehen Emotionen? Welche Rolle spielt die Kognition?
- Wie entstehen Emotionen? Zentrale Frage von allen Emotionstheorien
- Emotion und Kognition: Was ist zuerst da, Emotion oder Kognition? Welche Rolle spielt Kognition bei der Emotionsentstehung?
- Schlägt mein Herz so heftig, weil ich Angst habe, oder habe ich Angst, weil mein Herz so heftig schlägt?
- Historische Emotionstheorien:
James-Lange-Theorie der Emotionsentstehung,
James-Lange-Theorie der Emotionsentstehung (Historische Emotionstheorien)
- Historische Emotionstheorie
- William James und Karl Lange
- DAS ERLEBEN EINER EMOTION RESULTIERT AUS DEM GEWAHRWERDEN EINER PHYSIOLOGISCHEN ERREGUNG
- Wahrnehmung Stimulus->Wahrnehmung physiologische Erregung->Resultat Emotion (nacheinander)
z. B. Wir haben Angst, WEIL wir bemerken, dass unser Herz rast - Kritik an der Theorie: bei fehlender physiologischer Erregung dürfte keine Emotion entstehen? Funktioniert nur wirklich gut bei Angst, Panik etc. Wie erkennt man dann andere Emotionen? Wie erkennt man bei physiologischer Erregung in Form von Herzrasen ob es Panik oder Euphorie ist?
Cannon-Bards Theorie der Emotionsentstehung (Historische Emotionstheorien)
- Entstand aus Kritik an James-Lange-Theorie
- Walter Cannon und Philip Bard
- DAS ERLEBEN EINER EMOTION UND DIE PHYSIOLOGISCHE ERREGUNG PASSIEREN GLEICHZEITIG
- Wahrnehmung Stimulus->einerseits physiologische Erregung und gleichzeitig subjektives Erleben einer Emotion (gleichzeitig, parallel, unabhängig voneinander)
z. B. Unser Herz rast, WENN wir Angst erleben - Somit kann man auch Emotionen wahrnehmen ohne (Wahrnehmung) physiologischer Erregung
Zwei-Faktoren-Theorie von Schachter & Singer (Emotionstheorien)
- 1964
- Stanley Schachter und Jerome Singer
- DAS ERLEBEN EINER EMOTION RESULTIERT AUS DEM GEWAHRWERDEN EINER PHYSIOLOGISCHEN ERREGUNG UND EINER KOGNITIVEN BEWERTUNG (ATTRIBUTION) DIESER ERREGUNG
- Wahrnehmung Stimulus->Wahrnehmung physiologische Erregung (Erster Faktor)->Kognitive Bewertung der Erregung (Attribution=Zuschreibung, Zweiter Faktor)->Resultat Emotion
- Kausal-Attribution=Ursachen-Zuschreibung
- diese kognitive Benennung nennt sich auch cognitive label
- Die Intensität der physiologischen Erregung bestimmt die Intensität der erlebten Emotion
- Die kognitive Bewertung bestimmt die Qualität der Emotion, dh. wird die Erregung als Panik oder Euphorie bewertet
- Kritik an der Theorie: bei fehlender physiologischer Erregung oder fehlender kognitiver Attribution dürfte keine Emotion entstehen? ->Es reicht auch der Glaube an Erregung oder der Abruf aus dem Gedächtnis (Erregungsengramme), oder sogar ohne Erregung einfach so.
Beantwortet aber Frage, wie man bei physiologischer Erregung in Form von Herzrasen erkennt ob es Panik oder Euphorie ist (durch kognitive Bewertung)
Experiment Zwei-Faktoren-Theorie von Schachter & Singer (Emotionstheorien)
Kommt an Prüfung!
- Probanden glaubten: Wirkung eines Vitaminpräparates auf die Sehfähigkeit
Eigentlich: Prüfung ihrer Theorie - V1 bekommt Kochsalzlösung injiziert (keine Wirkung)
- V2 bekommt Adrenalin injiziert (Stresshormon, Sympathikus)
- V2a korrekt informiert über Nebenwirkungen (Wärmegefühl, Kribbeln, schneller Puls)->brauchen keinen Attributionsprozess, da Erklärung für physiologische Erregung bereits gegeben, sollten somit auch keine Emotion erleben
- V2b keine Info über Nebenwirkungen->sollten Attributionsprozess machen->Emotionen erleben
- V2c falsche Info über Nebenwirkungen (Müdigkeit, Völlegefühl, Juckreiz)->sollten Attributionsprozess machen->Emotionen erleben
- Probanden werden in Raum geführt, wo zweiter vermeintlicher Proband ist (Helfer), der entweder aggressiv ist oder lustig drauf. Sie müssen Fragebogen mit unverschämten Fragen ausfüllen, 20min
- Abhängige Variablen:
- wahrgenommene physiologische Erregung
- wahrgenommenes emotionales Erleben
- beobachtetes Verhalten der Probanden
- V1 und V2a sollten nicht durch Verhalten(smodell) des Helfers beeinflusst werden (kein emotionales Erleben) da kein Erklärungsbedürfnis für physiologische Erregung bzw. keine physiologische Erregung
- V2b und V2c sollten Erklärungsbedürfnis für physiologische Erregung haben und darum beeinflusst werden durch Verhalten(smodell) des Helfers, da sie ihre Erregung dem Helfer zuschreiben und diese kognitiv so bewerten wie er sich verhält (euphorisch oder aggressiv)->Euphorie oder Ärger erleben
- Ergebnisse:
- V1 erleben keine Emotionen, aber ein bisschen euphorisches Verhalten, V2a erleben keine Emotionen, kein euphorisches Verhalten
- V2b erleben kaum Ärger, aber zeigen im Verhalten Ärger, erleben aber Euphorie! Und zeigen diese im Verhalten
- > Resultate sind also teilweise Hypothesenkonform
- > Die Zwei-Faktoren-Theorie der Emotionsentstehung konnte nicht eindeutig empirisch belegt werden. Auch Nachfolgeuntersuchungen lieferten keine eindeutigen Befunde
Kommt an Prüfung!
Unabhängige Variablen (manipulierte):
- Induktion der physiologischen Erregung: ja oder nein
- Informationsbedürfnis: ja (keine oder falsche Info) oder nein (richtige Info oder kein Bedürfnis vorhanden)
- Emotionsinduktion: ärgerlich oder euphorisch
Modifikation durch Valins der Zwei-Faktoren-Theorie von Schachter & Singer
Bezüglich ihrem Experiment:
- Was ist wenn Spritze alleine schon physiologische Erregung indiziert?
- Was ist wenn soziale Erwünschtheit eine Rolle spielt?
- > man hat Experiment immer wieder wiederholt, die Resultate blieben widersprüchlich
Valins hat ein Experiment gemacht mit einerModifikation:
- er untersuchte nur Männer
- er hat ihnen Playboy-Bilder von halbnackten Frauen gezeigt
- sie sollen sagen wie hübsch oder hässlich sie sie finden und dann durften sie Bilder mit nach Hause nehmen
- man hat die Männer verkabelt und Kopfhörer aufgesetzt und Herzschlag abgespielt, von dem man behauptet hat es sei ihrer. Bei bestimmten Bildern hat man ihn verschnellert/verlangsamt
- > beim schnelleren Herzschlag beurteilten sie die Frauen hübscher!
Schlussfolgerung:
- Es braucht nach Valins keine wahrgenommene physiologische Erregung, um eine Emotion auszulösen. Allein der GLAUBE, ERREGT ZU SEIN, GENÜGT FÜR DIE EMOTIONSENTSTEHUNG! (Valins, 1966, 1972, 1974).
Weitere Modifikationen:
- Auch der Abruf von Erregungsengrammen aus dem Gedächtnis kann Emotionen ermöglichen (Chwalisz, 1988; Hohmann, 1966). Dies erklärt, wie Menschen mit Querschnittlähmungen Emotionen empfinden können.
- Und selbst bei einem völligen Fehlen einer physiologischen Erregung müssen emotionale Reaktionen nicht beeinträchtigt sein (Erdmann, 1986; Reisenzein, 1993)