Kriminalprognose Flashcards

1
Q

Was bedeutet Kriminalprognose?

A

Wahrscheinlichkeitsaussagen über das künftige Legalverhalten von Personen

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2
Q

Was sind Elemente der Prognose?

A

Diagnose, Klassifikation und Vorhersagen

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3
Q

Was ist ein Grundproblem der Kriminalitätsprognose?

A

Vorhersage menschlichen Verhalts mit dem Risiko der
Fehleinschätzung

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4
Q

Wie wird heute von der Kriminalprognose gesprochen?

A

Von einer “Risikoprognose”

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5
Q

Was ist ein Beispiel für Kriminalprognosen?

A

§ 454 Ii S. 1 StPO

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6
Q

Wann begann die empirische Forschung im Bereich der Prognose?

A

in den 1920er-Jahren

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7
Q

Wann wurde der Maßregelvollzug in das StGB aufgenommen?

A

1933

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8
Q

Von wem wird die Prognose erstellt? was ist hirführ maßgeblich?

A

Durch Psychater/Psychologen
Anhand der Rückfallwahrscheinlichkeit

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9
Q

Was ist die Aufgabe eines psychiatrischen Sachverständigen?

A

Gericht beratend empirisches Wissen zu vermitteln, damit normative Entscheidungen fundiert getroffen werden können.

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10
Q

Wie wurde die Prognosenforschung der 1970er angegangen? Was war hierran die Kritik?

A
  • große Datenmengen analysiert, um potentielle Straftäter
    zu charakterisieren (Böker et al. 1973; Glueck et al. 1950; Hartmann 1977;
    Wolfgang et al. 1972)
  • Sammlung von Risikomerkmalen für Rückfallprognosen

Kritik:
„Dabei wurde zunächst aufgrund von Nachuntersuchungen bei Patienten, die aufgrund von gerichtlich angeordneten Schließungen hochgesicherter Krankenhäuser entlassen
wurden, darauf verwiesen, dass sich Psychiater, die wegen der Gefährlichkeit
der Patienten deren gesicherte Unterbringung für erforderlich hielten, bei der
Abgabe ihrer Prognosen dreimal so häufig irrten, wie sie Recht behielten.
(Steadman 1983; Thornberry et al. 1979).“ (vgl. Nepodil et al, 2022,
Praxishandbuch Forensische Psychiatrie, S. 610 ff.)

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11
Q

Womit befasste sich die Prognosenforschung in den 1980er Jahren?

A

Prognoseforschung (insb. aus dem angloamerikanischen Raum)
befasst sich mit Zusammenhängen zw. Gewalttätigkeit und psychiatrischen
Krankheiten, Vorhersagetechniken werden verfeinert. Vereinheitlichung mit Versicherungsbranche „actuarial predictions“

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12
Q

Was sind Anwendungsfälle der Kriminalprognose?

A

§ 46 I 2 stGB
§ 47 I StGB
§§ 56 StGB
§ 59 I Nr. 1 StGB
§ 17 JGG
§§ 57, 57a StGB, 88 JGG
§§ 63, 64, 66 StGB
§§ 66a, 66b StGB
§§ 67b, 67d Abs. 2 StGB
§ 112a StPO
§§ 10, 11 Abs. 2, 13 StVollzG 1977

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13
Q

Wovon hängt die Treffsicherheit von Prognosen ab?

A
  1. Der Basisrate, dh, dem Anteil der Rückfälligen, „Gefährlichen“ oÄ an einer
    bestimmten Population (zB Sexualtäter, Eigentumstäter, Strafgefangene),
  2. der Selektionsquote, dh, dem Anteil derer, die als rückfällig, „gefährlich“ etc prognostiziert werden und
  3. der Güte des Prognoseinstruments, dh, der Genauigkeit, mit der sich
    eine Abgrenzung der beiden Gruppen (Rückfällige versus Nichtrückfällige) erreichen lässt.
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14
Q

Kreuztabelle

A

Tatsächliche Ergebnisse

                                        Rückfall.          kein Rückfall

                Rückfall      wahre positive  falsche positive Vorhersage
               kein Rückfall  falsche negativ wahre negativ
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15
Q

Worauf bezieht sich der Terminus “falsch Positiv” bzw. “falsch Negativ”

A

Er bezieht sich immer auf das u prognostizierende Kriterium

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16
Q

Wer wird in der Öffentlichkeit skandaliert?

A

Die Straftäter, die “falsch Negativ” prognostiziert werden

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17
Q

Welche Grundprobleme gibt es in der Prognosenstellung?

A

Es bestehen immer zwei Fehlermöglichkeiten:

  1. Sie werden zu unrecht als ungefährlich eingestuft und entlassen
  2. Sie werden zu unrecht als gefährlich Diagnostiziert und bleiben im Hellfeld
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18
Q

Welches Rechtsgut ist von Prognosen betroffen?

A

Freiheit der Person

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19
Q

Was ist ein Beispiel für eine Trefferquote von 75% bei einer Basisrückfallrate von 25%

A
  • 60 von 80 nicht Rückfälligen werden richtig vorhergesagt, 20 sind „falsch Positive“, d.h. sie werden als rückfällig („gefährlich“) prognostiziert, aber tatsächlich nicht rückfällig.
  • Von den 20 Rückfälligen werden 15 richtig vorhergesagt („richtig Positive“), 5 werden (zu unrecht) positiv prognostiziert und trotz positiver Prognose rückfällig („falsch Negative“).
  • Die Fehlerquote beträgt insgesamt 25 von 100 Fällen (25%).
  • Hätte man alle 100 Gefangenen/Patienten ohne Prognosestellung entlassen, wäre statistisch die Fehlerquote mit 25% nicht schlechter (d. h. identisch) gewesen.
  • Zugleich zeigt sich, dass mit der Prognosestellung im vorliegenden Beispiel vier mal so viele zu Unrecht inhaftiert bleiben (n = 20) wie zu Unrecht entlassen werden (n = 5)
20
Q

Was muss passieren, wenn die Gesellschaft die Strategie eines “im Zweifel zu Lasten des Verurteilten” gesetzlich durchsetzt?

A

Es muss als Ausgleich für das “Sonderopfer”, das die “falsch Üpsitiven”! erbringen, der Vollzug human und weitestgehend am Angliechungsgrundsatz (§3 I StVollzG) orientiert ausgestaltet werden

21
Q

Wie viele der nicht bedingt Entlassenen sind zu Unrecht als gefährlich eingestuft worden?

A

mehr als die Hälfte

22
Q

Was ist mit de Mittelfeldproblem gemeint? (Würfeln?)

A

Die Tatsache, dass sich die Mehrheit der zu prognostizierenden Täter nach den herkömmlichen Schlechtpunkt- oder anderen statistischen Verfahren in einem Bereich befindet, der mit einer Rückfallquote von ca. 50% der Zufallswahrscheinlichkeit entspricht?

23
Q

Was sind Normative Konsequenzen des Mittelfeldproblems?

A

Die Orientierung an Risikofaktoren und die Überschätzung negativer Risiken führt zur Projektion einer schlechten Vergangenheit in die Zukunft

24
Q

Ist eine Orientierung an produktiven Faktoren als Ausweg aus dem Dilemma klassischer Prognosenforschung möglich?

A

Dynamische und statische Prognosenmodelle und Erkenntnisse der Karrieretäterforschung

25
Q

Was ist eine Intuitive Prognose?

A

Es ist keine wissenschaftliche Methode, sondern um eine auf Erfahrung basierende Einschätzung, die im Ergebnis allerdings wissenschaftlichen Prognosen nahe kommen kann

26
Q

Was ist bei der Intuitiven Prognose das zentrale Element?

A

Die “Menshenkenntnise” des Entscheidungsträgers

27
Q

Was sind Gefahren der Intuitiven Prognose?

A

Vorurteile, Unsicherheit, Zufälligkeit Alltagstheorien zur Kriminalität, unterschiedliches Einfühlungsvermögen, verzerrte Wahrnehmung, da Richter und Staatsanwälte im Laufe der Berufspraxis immer wieder mit negativen Verläufen (Rückfällen) konfrontiert werden, selten aber mit positiven Entwicklungen

In Justizvollzugsanstalt: kann das Verhalten im Gefängnis als Orientierung für Verhalten außerhalb genommen werden?

28
Q

Worauf beruht die Klinische oder empirische Individualprognose

A
  • Auf individueller Anamnese durch Exploration, zusätzlich testpsychologische Untersuchungen
  • Auf Aktenstudium, Exploration des Probanden, testpsychologische Untersuchungen
29
Q

Was sind Probleme der klinischen oder empirischen Individualprognose?

A

bei der klinischen Prognose spielt die wissenschaftliche Schule des Gutachters eine wesentliche Rolle, d.h. seine Persönlichkeit, Ausbildung und Erfahrung

-> ähnliche Vorbehalte wie bei der intuitiven Prognose

30
Q

welche Methoden umfasst die klinische/empirische Individualprognose?

A
  • HCR-20 Beurteilungsbogen zur Vorhersage von Gewalttaten
  • 20 Fragen zur Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft
  • PCL-R Beurteilungsbogen
31
Q

Wie ist der HCR-20 (Historical-Current-Ressources) aufgebaut und welche Vorteile hat er?

A

Vorteil: Hohe untersubjektive Reliabilität und gute Vorhersagbarkeit gewalttätigen Verhaltens

  1. Vergangenheitsbezogen: 10 Kriterien
  2. Gegenwartsbezogen: 5 Kriterien
  3. Zukunftsorientiert: 5 Kriterien
32
Q

Was für eine Liste haben Müller und Nedopil entwickelt, welche sich an dem HCR-20-Bogen orientiert?

A

Integrierte Liste der Risikovariablen

33
Q

Ist ist die Integrierte Liste der Risikovariablen?

A

FeedbackKlinisches Prognoseverfahren zur Abschätzung der Wahrscheinlichkeit eines gewalttätigen Rückfalls bei einem psychisch kranken Straftäter. ILRV stellt eine Checkliste zur strukturierten hypothesengeleiteten Risikobeurteilung dar

34
Q

Mit welchem Ziel wurde der Violence Risk Appraisal Guide-Revised (VRAG-R) von Quinsey entwickelt?

A

Um die Vorgängerinstrumente Violence Risk Appraisal Guide (VRAG) und Sex Offener Risk Appraisal Guide (SORAG) durch ein einziges Verfahren zu ersetzen das straftätiges Verhalten vorhersagt

35
Q

Die Prognosetafel von Meyer

A
  1. Kriminalität bei mindestens einem Elternteil,
  2. chronische Trunksucht bei mindestens einem Elternteil,
  3. a) Scheidungskind im Haushalt der Mutter, sofern diese nicht wieder geheiratet hat,
    b) Scheidungskind im Haushalt des Vaters, sofern dieser wieder geheiratet hat,
    c) Mutterwaise im Haushalt des Vaters, sofern dieser wieder geheiratet hat,
  4. a) während der Schulzeit (sofern nicht Hilfsschüler) mindestens zweimal sitzen
    geblieben,
    b) Schulschwänzer (sofern nicht Hilfsschüler),
  5. im Durchschnitt mindestens alle vier Monate Arbeitsstellenwechsel,
  6. Aufenthalt im Erziehungsheim (insgesamt länger als sechs Monate),
  7. Ausreißer aus Erziehungsheim,
  8. Beginn der Kriminalität vor Vollendung des 15. Lebensjahres,
  9. mindestens fünf Straftaten durchschnittlich jährlich seit Strafmündigkeit,
  10. mindestens zwei (wenigstens teilweise) verbüßte Freiheitsstrafen,
  11. mindestens zweimal Jugendarrest (wenigstens teilweise) verbüßt,
  12. Rückfall innerhalb der ersten drei Monate nach (eventuell teilweiser) Verbüßung der
    letzten Vorstrafe,
  13. alle oder mindestens 60% der seit Strafmündigkeit verübten Straftaten sind ohne
    Tatgenossen begangen,
  14. jeder der Tatgenossen, die an den seit Strafmündigkeit des Probanden begangenen
    Delikten beteiligt waren, hat durchschnittlich mindestens bei fünf dieser Straftaten
    mitgewirkt,
  15. Betrug vor Vollendung des 21. Lebensjahres,
  16. gewerbsmäßige Unzucht vor Vollendung des 21. Lebensjahres,
  17. Widerstandsleistung gegen die Staatsgewalt vor Vollendung des 21. Lebensjahres,
  18. Betteln oder Landstreicherei vor Vollendung des 21. Lebensjahres,
  19. interlokale Kriminalität (in mindestens zwei verschiedenen Amtsgerichtsbezirken),
  20. mindestens fünf Hausstrafen während Verbüßung der zur Zeit vollstreckten Strafe,
  21. Ausreißer aus der Jugendstrafanstalt während Verbüßung der zur Zeit vollstreckten 35
    Strafe.
36
Q

Was sind Kritikpunkte an der Prognosentafel von Mayer

A
  • Erheblicher Validitätsmängel,
  • „Schlechtpunkteverfahren“ führt zu einer systematischen Überschätzung des Rückfallrisikos, da aktuelle positive Entwicklungen nicht angemessen berücksichtigt werden: Extrapolation der schlechten Vergangenheit auf zukünftige Entwicklungen!
37
Q

Bei welchen Delikten sind die Rückfallraten
50%
25-50%
10-25%
3-10%
0-3%

A

■ Rückfallraten von mehr als 50 %: Straßenverkehrsdelinquenz, Drogendelinquenz und Sexualdelikte bei homosexueller Pädophilie;

■ Rückfallraten von 25–50 %: Körperverletzung, Eigentumsdelikte, Exhibitionismus, Sexualdelikte bei Pädophilie;

■ Rückfallraten von 10–25 %: Raub, Brandstiftung, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung;

■ Rückfallraten von 3–10 %: Inzest und Gewaltdelikte bei Pädophilie;

■ Rückfallraten von 0–3 %: Mord und Totschlag.

38
Q

Was sind die großen vier Merkmalsbereiche der Kriminalpsychologie?

A
  1. Merkmale antisozialer Persönlichkeit
  2. Vorgeschichte antisozialen Verhaltens
  3. Antisoziale Kognitionen
  4. Antisoziales Umfeld
39
Q
  1. Merkmal antisozialer Persönlichkeit
A
40
Q

Was sind in Hinblick auf die Vorgeschichte antisozialen Verhaltens Prädiktoren?

A

Die Vorstrafenbelastung und der frühe Beginn der kriminellen Karriere

Verhaltensauffälligkeiten im Elternhaus und in der Grundschule zur Vorhersage chronischen Verlaufsformen von Kriminalität im Erwachsenenalter

41
Q

Für was sind antisoziale Einstellungen (antisoziale Kognitionen) von Bedeutung?

A

Nicht für den Beginn sondern für die Fortsetzung einer kriminellen Karriere (die meisten Straftäter teilen die kulturellen Werte und moralischen Normen der Allgemeinheit)

42
Q

Welche Neuralisationstechniken sind bei der Beibehaltung antisozialen Verhaltens besonders entscheidend?

A
  • Verleugnung der Verantwortung
  • „ich konnte nichts dafür“, „es kam über mich“ o. ä.
  • Verleugnung des Unrechts oder der Verantwortung
  • „es ist ja nichts passiert“, „ich wollte die gestohlene Sache zurückgeben“, o. ä.
  • Abwertung des Opfers
43
Q

Was sind Aussagen der Antisozialen Kognitionen?

A
  • „das Opfer ist selbst Schuld“, „das Opfer hat mich provoziert“, o. ä.
  • Verdammung der Verdammenden, der Gesellschaft
  • „die Gesellschaft ist ungerecht“, o. ä.
  • Berufung auf höhere Instanzen,
  • ich habe es nicht für mich getan“, „er hat meine Mutter beleidigt“, „es war ein Befehl Gottes“, o. ä.
44
Q

Was besagt der Rückfallprädiktor der Antisozialen Verhaltens?

A
  • Vermittlung antisozialer Einstellungen und Handlungskompetenzen durch andere Straffällige (z.B. Einflüsse der Subkultur des Gefängnisses)
  • Sowohl ein soziales Herkunftsmilieu wie auch ein belasteter “sozialer Empfangsraum” nach einer Entlassung können von Bedeutung sein
  • Delinquente peers (Gleichaltrige) sind ein wichtiger negativer Risikofaktor
45
Q
A