Kapitel 3 - Umweltcontrolling Flashcards
(Umwelt-)Controlling
An ökonomischen Zielgrößen orientiertes Führungssubsystem mit der Aufgabe, Führungshandlungen auf allen Hierarchieebenen des Unternehmens zu koordinieren
- Koordinationsaufgaben: Ausgestaltung der betrieblichen Informations-, Planungs- und Kontrollsysteme
- Für jede Entscheidungsebene müssen die relevanten Informationen zur Verfügung stehen
- Ein um Umweltschutzaspekte erweitertes konventionelles Controlling-Konzept setzt die Erfassung von ökologischen Daten voraus
6 Ebenen des strategischen Umweltcontrollings
-Sicherung zukünftiger Erfolgsfelder
-Erfassung umweltbezogener Marktveränderung
-Entwicklung von integrierten Clean Technologies
-Berücksichtigung umweltbezogener Ansprüche bei der Produktentwicklung
-Umweltorientierte Organisationsentwicklung
-Entwicklung einer umweltorientierten Corporate Culture
Stoff- und Energiestromansätze bei umweltbezogenen Sachverhalten
->Planung, Dokumentation, Kontrolle und Steuerung
Planung:
Umweltstücklisten bzgl. planmäßig anfallender Input- und Outputmengen
Dokumentation:
Stoff- und Energiebilanzen bzgl. tatsächlich angefallener Input- und Outputmengen
->Kontrolle:
Durchführung von Abweichungsanalysen (Verbrauchsabweichungen)
Steuerung durch Mengenvorgaben bzw. durch interne Verrechnungspreise
Stoff- und Energiebilanz
Mengenmäßige Gegenüberstellung umweltrelevanter Inputs und Outputs, die
sowohl Stoffe als auch Energien umfasst
Arten von Stoff- und Energiebilanzen:
Gesamtbetriebliche Input/Output-Bilanzen:
Liefern aggregierte Mengendaten über alle vom Betrieb als Inputs eingesetzte und als Outputs and die Absatzmärkte, an Entsorgungsunternehmen und an die natürliche Umwelt abgegebenen Stoffe und Energien.
Prozessbilanzen:
Erfassen Austauschbeziehungen einzelner Produktionsprozesse. Die prozessorientierte Sicht kann auf Verwaltungs-, Beschaffungs-, Absatz- und Entsorgungsprozesse ausgeweitet werden.
Produktbilanzen:
Enthalten Mengendaten über Stoffe und Energien, die einem Produkt zugeordnet werden können.
Faktorbezogene Umwelteinwirkung
Umwelteinwirkung tritt proportional zur Faktoreinsatzmenge auf (Zurechnung zu Produktionsfaktor, Prozessen und Produkte)
Bsp.: Zurechnung von Kohlendioxid-Emissionen zu fossilen Energieträgern
Prozessbezogene Umwelteinwirkung
Umwelteinwirkung tritt proportional zur Prozessmenge auf, kann aber nicht einem einzelnen Faktor zugerechnet werden (Zurechnung zu Prozessen und Produkten)
Bsp.: Zurechnung von Stickoxiden zu Verbrennungsprozessen unter Beachtung relevanter Prozessparameter (z.B. Temperatur)
Produktbezogene Umwelteinwirkung
Umwelteinwirkung tritt proportional zur Produktmenge auf, kann aber nicht einem Faktor oder einem Prozess zugerechnet werden.
Bsp.: Emissionen des Produkts in der Konsumphase
Anwendung Umweltstücklisten
- Planung von Stoff- und Energieströmen (Kostenplanung, Produktionsplanung, Investitionsplanung etc.)
- Setzung von Anreizen, die Volumina bestimmter Stoff- und Energieströme zu reduzieren (verhaltensorientierte Steuerung)
- Durchführung von Abweichungsanalysen
- Generierung von Informationen für die Umweltberichterstattung
- Bereitstellung von Informationen für sonstige umweltbezogene Auswertungszwecke
- Entscheidung für oder gegen Einsatzstoffe, Prozesse oder Produkte
Cradle-to-grave
Ressourcengewinnung bis Entsorgungsphase
Cradle-to-gate
Ressourcengewinnung bis Fertigstellung Produktion (factory gate)
Cradle-to-cradle
Ressourcengewinnung bis Entsorgungsphase (inkl. Recycling und Kreislaufführung)
Gate-to-gate
Partielle LCA i.d.R. beschränkt auf Ausschnitt des Produktionsprozesses
Well-to-wheel
Anwendung im Mobilitätssektor: Schwerpunkt auf Nutzungsphase (Energie-, Kraftstoffverbrauch) und daraus resultierenden Umweltwirkungen (Unterteilung in “well-to-station”,”well-to-tank”,”station-to-wheel”“tank-to-wheel”,”plug-to-wheel” möglich)
ABC/XYZ-Verfahren
->Generelles
Die ABC/XYZ-Analyse ist ein qualitatives Bewertungsverfahren
->Subjektive Zuordnung von ordinalen Bewertungen für die Umweltwirkungen eines Unternehmens
->Klassifizierung von Umweltwirkungen von Stoffe, Energien, Emissionen, Produkte, Verfahrensschritte
Bewertungskriterien des ABC/XYZ-Verfahrens
- Umweltrechtliche / -politische Anforderungen
- Gesellschaftliche Akzeptanz
- Gefährdungs- Störfallpotential
- Internalisierte Umweltkosten und Produktivitätsverluste
- Negative Effekte auf Vor- und Nachstufen
- Erschöpfung nicht-regenerativer Rohstoffe/Übernutzung regenerativer Ressourcen
Bewertungssystem des ABC/XYZ-Verfahrens
Bewertung anhand der Klassen A, B oder C für die Stärke der Umweltbelastung einer Mengeneinheit und durch die Klassen X, Y oder Z für die anfallenden Mengen plus verbale Ergänzungen:
A-starke Umweltbeeinträchtigung kurzfristiger, dringender Handlungsbedarf
B- geringe Umweltbeeinträchtigung mittelfristiger Handlungsbedarf
C- nach derzeitigem Wissenstand ökologisch unbedenklich kein Handlungsbedarf
X-lang andauernde, mengenmäßige hohe Umweltbelastung
Y-mittlere Umweltbelastung
Z-kurzfristige, mengenmäßig geringfügige Umweltbelastung
Kritik am ABC/XYZ-Verfahren
- Willkürliche Gleichgewichtung der einzelnen Kriterien
- Strenge Orientierung an lexikographischer Ordnung kann zu Bewertungsdefekten führen (z.B. bei (303,Z) und (240,X))
- Zuordnung der zu bewertenden Objekte zu verschiedenen Klassen ist stark von subjektiver Einschätzung des Bewertenden abhängig und häufig nicht nachvollziehbar
- ABC/XYZ-Verfahren ist vielseitig einsetzbar
Ergebnisse des ABC/XYZ-Verfahren
Bewertung von Stoffen, Produkten und Prozessen anhand von vierstelligen Schlüsselzahlen
-Schlüsselzahl enthält Häufigkeiten der ABC Bewertungen sowie die XYZ-Einordnung
->Beispiel: Stoff mit der Bewertung (312,Z) ist problematischer als Stoff mit der Bewertung (132,X)
Massenorientierte Ansätze
->generelles
Ist ein quantitatives, nicht-monetäres Verfahren
Ausgangspunkte Massenorientierte Ansätze
- Bestimmung des Umweltverbrauchs anhand der Massen der Inputs, die einem Produkt zuzurechnen sind.
- Betrachtung der gesamten Produktlinie durch Erfassung aller Massen der Stoff- und Energieströme, die bei vor- und nachgelagerten Prozessen („ökologische Rucksäcke“) sowie der Herstellung des Produkts entstehen.
- Ermittlung der Umweltbelastungsintensität eines Produkts durch die Materialintensität pro Serviceeinheit (MIPS).
- Serviceeinheit ist die Möglichkeit eines Produkts, eine bestimmte Funktion zu erfüllen.
Kritik an dem Massenorientierten Ansatz
-ausschließliche Betrachtung von Inputs und von deren ökologischen Rucksäcken
-naturwissenschaftliche Erkenntnisse, z.B. die Toxizität eines Stoffs, fließen nicht in die Bewertung ein
LCA
-> Interdependenzen zwischen Zieldefinition und Sachbilanz
*Festlegung der Funktion / funktionalen Einheit, der Systemgrenzen und die Anforderungen an die Datenqualität bestimmen die Erfassung von quantitativen und qualitativen Input- und Outputströmen
* Probleme bei der Datenerhebung können zur Revidierung der Systemgrenzen führen
LCA
->Interdependenzen zwischen Zieldefinition und Wirkungsabschätzung
- Tragweite und Umfang der Studie hat unmittelbaren Einfluss auf Erhebung der Wirkungsbilanz
- Auswahl der Wirkungskategorien in Abstimmung mit der Zieldefinition
- Erfasste Wirkungen können das Untersuchungsinteresse relativieren
LCA
->Interdependenzen zwischen Sachbilanz und Wirkungsabschätzung
- Wirkungsbilanz ist direkt abhängig von erfassten Daten über Input- und Outputströme
- Auswahl der Wirkungskategorien kann zu veränderter Datenerfassung führen
LCA
->Interdependenzen zwischen Sachbilanz und Interpretation/Bewertung
- Stoff- und Energieströmen kommt eine besondere Bedeutung zu, wenn eine vollständige Wirkungsbilanz nicht erstellt werden konnte
- Überprüfung der Sachinformationen hinsichtlich Umfang und Übereinstimmung mit Zielen im Rahmen der Vollständigkeits- und Konsistenzanalyse
LCA
->Interdependenzen zwischen Wirkungsabschätzung und Interpretation / Bewertung
- Quantitative und qualitative Wirkungsabschätzung und Gewichtung der Umweltkategorien bestimmen Ergebnis der Ökobilanzierung
- Nachbesserung der Wirkungsbilanz, falls im Rahmen der Vollständigkeits- und Konsistenzanalyse Differenzen der Ergebnisse mit ursprünglichen Zielen festgestellt werden
Anforderung von Interdependenzen der einzelnen Teilbereichen der Ökobilanzierung
Sinnvoll ausgestaltete Rückkopplungsmechanismen
Vorgaben für die Umweltkostenrechnung
- Differenzierte Erfassung des Mengengerüsts und Einbeziehung in Planungs und Kontrollaufgaben
- Sachgerechte Verrechnung der Kosten des Umweltschutzes und der Umweltwirkungen
- Zielgemäße Steuerung der Umweltwirkungen und des betrieblichen Ressourcenverbrauchs
Ziel der Umweltkostenrechnung
Schaffung von Informationsgrundlagen für die
-Planung
-Steuerung
-Kontrolle
der betrieblichen Abläufe einschließlich der hierfür relevanten Umweltwirkungen.
Divisionale Umweltkostenrechnung
seperate Umweltkostenrechnung
pro:
-gute Fundierung von Einzelentscheidungen
-niedriger Einführungsaufwand
con:
-wenige Auswertungszwecke
-Datenredundanzen
Bsp.:
-Umwelt-Budget-Rechnung
-Umweltorientiertes Target Costing
Integrative Umweltkostenrechnung
Integration der Umweltkostenrechnung in die herkömmliche Kostenrechnung
pro:
-umweltbezogene Erweiterung der Grundrechnung
-zahlreiche Auswertungskriterien
con:
-mittlerer Einführungsaufwand
Bsp.:
-Ressourcenkostenrechnung
-Umweltbezogene Voll- und Teilkostenrechnungen
Emissionshandel und Umweltabgaben
- Anfangsausstattung mit Emissionsberechtigungen
- Basiskosten je Emissionsberechtigung (entspricht Verkaufspreis)
- Transaktionskosten für die Beschaffung zusätzlicher Emissionsberechtigungen
- Strafkosten für Überschreitung der zugeteilten / gekauften Emissionsberechtigungen
Umweltbezogene Kosten in den Verrechnungspreisen der Stoffe und Energieträger
Direkte pagatorische Kosten
+Behandlungskosten
+Logistikkosten
+Kosten aufgrund von Rücknahmeverpflichtungen
+Kosten von umweltrisiken
+Kosten in indirekten Bereichen
+Kostenzuschläge für Steuerungszwecke
=Verrechnungspreis eines Stoffes bzw. eines Energieträgers
Grenzwerte und Schadwirkungen
- Faktorbezogene Grenzwerte
- Prozessbezogene Grenzwerte
- Gewichtete Summe der Umweltschadwirkungen gesamt bzw. pro Schadkategorie