Great Slump & New Deal Flashcards
Welche ersten Anzeichen gab es für eine Weltwirtschaftskrise?
1
erst Boom dann Depression
- Stetiges globales Wachstum seit 1920 (s.o)
Treiber: kriegsbedingter Nachholbedarf, Diffusion von technischen Innovationen,
Produktivitätsanstieg, Ausweitung des Massenkonsums
= „Roaring 20s“, „Goldene 20er“ in D seit 1924 nach Währungsreform (-1929)
Unkritischer Optimismus (overconfidence)
= globale konsensuale Erwartung
einer weltweiten Prosperitätsperiode und
der Überwindung der konjunkturellen Zyklik !!
-wachsende Einkommen u. Unternehmensgewinne
• neue Investoren (aber ohne Erfahrung)
• liquider Kapitalmarkt
• kurzfristige Spekulation auch durch Unternehmen selbst
steigende Aktienkurse und Gründung von Aktiengesellschaften 1927/29 + 75%
Merkmale kommender Depression
-Starker Rückgang der Industrieprodukte, des Welthandels, internationale Finanzströme
-> seit 1927 Anzeichen für Überproduktion: stockender Absatz, sinkende Preise, Investitionszurückhaltung
- Deflationsspirale
- Schuldendeflation
- Bankenkrise
- Zahlungsunfähigkeit vieler Unternehmen
- Arbeitslosigkeit: 1928 2 Mio Arbeitslose
- soziales Elend
-> Ausbreitung durch internationalen Krisenexport, d.h. Goldstandard als Währungsregime, Protektionismus
=> wissenschaftlicher Konsens: Krise hätte verhindert und gemindert werden können, durch Liquiditätszufuhr der Zentralbanken
Depression
Herbst 1929: Beginn einer globalen Wirtschaftskrise = Weltwirtschaftskrise
keine dramatischen „bad news“ = kleine Konkurse, Zinserhöhung; Verkäufe
überwiegen Nachfrage
Entstehen von Unsicherheit, Kursstagnation, -verluste, Gewinnmitnahmen, negative
Eigendynamik, 1929: Kursverluste 25-33%
Auftakt einer drei jährigen Korrekturphase
Betroffene: Sparer, Spekulanten, Unternehmen, Kreditwirtschaft
mit Dominoeffekten auf Produktion, Investitionen, Beschäftigung, Konsum …
Wie entwickelte sich die Krise?
1
Krisenbeginn
Herbst 1929: Kurse stagnieren, fallen leicht ab, geraten dann außer
Kontrolle: from smoothly changing market sentiment to panic
Schlüsseltage: 24.10. und 29.10.1929 „Schwarzer Freitag“
Blue Chips, pro Tag -10% Kursverluste bis Jahresende 25-33%, bis Mitte
1933 Tiefpunkt: -80-90%
Betroffen: Unternehmen, Sparer, „Milchmädchenhausse“, Spekulanten
Krisenverlauf
1930/32: >10.000 Banken und 85.000 Unternehmen gehen Konkurs
Außenhandelsvolumen: 1929/33 schrumpfend auf 1/3
= keine Kompensation durch Export globale Kontraktion
1932: 83% der Unternehmen mit Verlusten
Kapitalbildung seit 1930 negativ
Arbeitslosigkeit
1929/30: Verdopplung der Arbeitslosigkeit
1933: >13 Mio. Arbeitslose = ca. 30% der Bevölkerung, trotz Lohn- und
Arbeitszeitsenkung um 1/3 auf 32 Stunden; auch Farmer betroffen
Mildernd: Verbraucherpreise fallen ebenfalls um 50%
„Hoovervilles“ Landflucht, Massenmigration in die Städte (F)
Was ist der New Deal?
2
Kontrolle und Konjunkturprogramme-> 2 Phasen Schlagworte relief, recovery, reform massive staatliche Eingriffe brain trust; Instrumente: • öffentliche Ausgaben • notfalls zu finanzieren • Subventionen • lockere Geldpolitik • J.M. Keynes: deficit spending‚ • Zollschutz (Protektionismus) (F)
Wie gestaltet sich der Maßnahmenkatalog des New Deals?
1
Kreditwesen Bankfeiertage Fireside Chats Emergency Banking Act Sicherungsfonds: Federal Deposit Insurance Corporation Währung: Lockerung des Goldstandards $1934 nur noch 60% des Goldwertes von 1900 Goldpreis pro Unze von 20 auf 35 Papier-$, bis 1971 fixiert Effekte: • Außenwert sinkt konjunkturwirksam • mehr Liquidität bei wachsender Goldreserve: 1934 bis 39: von 4 auf >14 Mrd.$
Agrarsektor
Agricultural Adjustment
Act (AAA)
Produktionsbe-
schränkungen und
Vernichtung von Produkten Optimierung der Verkaufsorganisation und der Kreditmöglichkeiten 1932/34: Farmeinkommen plus 50% 1936 = 90% des PKE Nebeneffekt: Stilllegung von verpachtetem Land Ungerechtigkeiten
Industrie
National Industrial
Recovery Act (NIRA)
Inhalte: Verhaltenskodex Anerkennung der Gewerkschaften Mindestlohn, 35 Std. Woche Umsetzung scheitert zum Teil 1935 Aufhebung des NIRA durch den Supreme Court
Beschreibe die 2 Phasen des New Deals
1
First New Deal (1933-1934) (wikipedia)
- Reformen des Bankensystems
- Finanzmarktregulierung
- Geldmarktpolitik
- Maßnahmen gegen Deflation
- Sozialpolitik
- Hilfe für Landwirte
- Wohnungspolitk
- Außenhandelspolitik
Second New Deal (1935-1938)
- Einführung des Sozialstaates
- Arbeitsrecht
- Steuerrecht
- Wettbewerbsrecht
- Arbeitsmarkt und Konjunkturpolitik
dazu:
Civil Works Administration:
1934: 4,3 Mio. Personen in
Infrastrukturmaßnahmen beschäftigt
1935: Works Progress Administration als Bundesbehörde: (Programm: PWA) Volumen 5 Mrd.$ auch für Akademiker und Künstler ABM-Historiker sichern erstmals historische Überlieferung
Regionales Strukturprogramm: Tennessee Valley Authority: Sanierung einer Groß-Region Neu-/Ausbau von 26 Dämmen zwecks Regulierung u. Energieerzeugung Rekultivierung verlassener Böden Umsiedlungshilfen für Farmer Aufbrechung regionaler Energieversorgermonopole Senkung der Energiepreise als Standortpolitik, interessant für Unternehmen Gegner: „socialistic experiment“
Umweltschutz:
Civilian Conservation Corps;
bis 1942 ca. 3,5 Mio. vorwiegend
arbeitslose Jugendliche
weiterhin zu Phase 2
1935 ff. zusätzlich Reform der Wirtschafts-und Sozialverfassung
inzwischen breite Akzeptanz der Korrekturfunktion des Staates
Abkehr vom Individualismus
1935: Social Security Act, Arbeitnehmerrechte gestärkt
= „Big Labour“
1938: Labour Standards Act: Mindestlohn 40 cents/Std. 40 Std. Woche
Spaltung d. Gewerkschaftsbunds (American Federation of Labour) 1935/37 in zwei
Organisationen. 1940 mit je etwa 4 Mio. Mitglieder, knapp 20 % aller rund 46 Mio.
Beschäftigte; mehr als doppelt so viele wie 1923
Weitere Maßnahmen:
Bankgesetz: stärkere Position des Federal Reserve Board
Steuergesetz: Erhöhung der Erbschafts- und Einkommensteuer
Antitrustgesetz: Verbot von Konzernen in öffentliche Belange tangierenden Bereichen
(Verkehr, Energie)
= epochale Bedeutung
Fazit des New Deals
1
Sozialprodukt: 1933/39 plus 50%, leicht über dem Wert von 1929
Investitionstätigkeit: unter dem Niveau von 1929
Arbeitsmarkt: Aloquote sinkt von 12 Mio. auf 7,5 Mio. = 11,3%.
Außenhandel: x2 auf 6,5 Mrd.$; Höchstwert der 1920er aber 19 Mrd.$
Starke Indizien für strukturelle Schwäche der US- bzw. industrialisierten Wirtschaft
Frage: Wachstumsimpulse der Industrialisierung ggf. generell aufgebraucht in den
Industriestaaten?
Indiz: In D als einziges Land mit Vollbeschäftigung, greift Staat weitaus massiver in die
Wirtschaft ein
link between crash and depression not clear
Fazit:
kein selbsttragendes Wachstum
Belastung des Staatshaushalts
öffentliche Schuld: 1932/39; 19 /40 Mrd.$
Anstieg der Staatsquote (Staatsausgaben in % der Wirtschaftsleistung gemessen) vo 5 auf 8 Prozent
deficit spending and intervention
public works
minimum wages
social security
tax laws
anti-trust laws
protectionism, ethic codices
education
Welche Erklärungen gibt es für die Weltwirtschaftskrise?
1
Überwiegend argumentativ wg. Einzigartigkeit des Ereignisses
zeitgenössische Erklärung (Olin, Report für den Völkerbund)
Primärer und sekundärer Sektor mit globaler zeitgleicher Krise (strukturell/
konjunkturell)
Konjunkturtheoretische Begründung
Zusammenfall der unteren Wendepunkte mittel- und langfristiger Zyklen
(Juglar, Kondratieff) (F)
Monetäre Erklärungen
Veränderung der Geldströme; zu geringe Geldmenge (Gold) in Verbindung mit
Kreditaufblähung in den USA in Kombination mit weltweitem Ungleichgewicht
Überinvestition bzw. Unterkonsumption in Industriestaaten
Industrielle Strukturkrise?
Welche Rolle spielt die USA in der Krise?
1/2
Entscheidende Rolle der USA
• Preisverfall bei Primärgütern trifft US-Wirtschaft doppelt wg. rückläufiger
Nachfrage der Produzentenländer
hohe Liquidität: wenig Anpassungsdruck, sorglos-optimistisches Investieren
und Konsumieren, Überspannung des Kredits
breite Spekulationswelle = „Dienstmädchenhausse“
Konjunkturelle Korrektur mit Dominoeffekt auch wegen
Reparationsverflechtungen, politisch kaum einschätzbar, wirtschaftspolitisch
schwer beeinflussbar mangels Erfahrungen
Abschottung ex post ein Fehler (der sich momentan wiederholt?)
Deficit Spending zwar früher schon wiederholt praktiziert, aber erst durch
J.M. Keynes 1932 aktuell propagiert und theoretisch unterfüttert
begrenzter Erfolg
Resultat: globalwirtschaftliche Katastrophe mit Langzeitwirkung
Welche Konsequenzen hat die Krise? Veränderungen und Auswirkungen
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Neue Politik im Zeichen von: • Entliberalisierung • Protektionismus = Isolation, Autarkie • Nationalismus • Aufrüstung • Dirigismus • Radikalisierung, Totalitarismus wachsender Staatseinfluss, „deficit spending“
Konsequenzen
• Globale Desintegration und globales Misstrauen
• Renaissance der merkantilistischen „Beggar your Neighbour“ Ideologie
• Radikaler Neo-Merkantilismus auf hohem technischen Niveau in einer
Phase industrieller Stagnation (industrielle Strukturkrise?)
Krieg als Reaktion auf knapper werdende Verteilungsspielräume
als scheinbar einzige Lösung aus der wirtschaftlichen Misere?