Gedächtnismodell - Multi-Speicher-Modell von Atkinson & Shiffrin (1968) Flashcards
Struktur Multi-Speicher-Modell
Beschreibt den Gedächtnisprozess und unterteilt ihn in drei zeitliche Ebenen
- Sensorisches Gedächtnis (UKZG)
- Arbeits-/Kurzzeitgedächnis (KZG)
- Langzeitgedächtnis (LZG)
Sensorische Gedächtnis / Ultrakurzzeitgedächtnis im Multi-Speicher-Modell
- Reize werden über Sinnesorgane aufgenommen
- Speicherdauer: 300 - 500 msec
- Speicherkapazität ist sehr gross -> mehr als 9 Elemente -> Art Schnappschuss
- Art der Speicherung (Modalität): modalitätsspezifisch visuell (ICON), auditiv (ECHO)
- Funktion: Hält eine grosse Informationsmenge für sehr kurze Zeit zur Weiterverarbeitung im KZG bereit.
- Speicher ist nicht Bewusstseinsfähig
Arbeits-/Kurzzeitgedächtnis (KZG) im Multi-Speicher-Modell
- Durch Aufmerksamkeitsprozesse gelangen Informationen vom UKZG ins KZG
- Speicherdauer ca. 20s
- Speicherkapazität 7 +/- 2 Elemente
- Art der Speicherung (Modalität): auditiv-verbal oder bildhaft
- Hält eine ausgewählte Informationsmenge für den Transfer ins LZG bereit
- Speicher ist bewusstsfähig
Langzeitgedächtnis (LZG) im Multi-Speicher-Modell
- Durch Kontrollprozesse gelangen Informationen vom KZG ins LZG
- Speicherdauer potenziell begrenzt nur durch die Lebensdauer des Individuums
- Speicherkapazität potenziell unbegrenzt
- Art der Speicherung (Modalität): nach Bedeutung (Propositionen) und/oder bildhaft in Ordnungsstrukturen
- Funktion: Langzeitspeicherung von Information und Verarbeitung von Information zu Wissen
Prozess Multi-Speicher-Modell im Multi-Speicher-Modell
- Wahrnehmung: Aufnahme Reizinformation ins UKZG. Aufnahme von Information und Bereitstellen für sehr kurze Zeit
- Aufmerksamkeit: Transfer aus UKZG ins KZG. Auswahl relevanter Informationen zur Weiterverarbeitung.
- Speicherung (Endkodierung): Im KZG und LZG. Bereithalten von Information für längere Zeit
- Aufrechterhalten durch Wiederholung (Rehearsal): Im KZG. Bereithalten von Information im KZG und Transfer ins LZG
- Abruf (Retrieval): Aus KZG und LZG. Wiedergabe und Wiedererkennen von Informationen
Empirische Befunde die das Multi-Speicher-Modell stützen: Funktionale Dissoziation
Einige neurologische Erkrankungen beeinträchtigen entweder nur die Funktion des KZG oder nur die Funktion des LZG
Empirischer Befund die das Multi-Speicher-Modell stützen: Serielle Positionseffekte (Glanzer & Cunitz 1966)
Probanden wurden auditorisch eine Liste von 20 Wörtern präsentiert. Danach mussten sie diese wiedergeben.
- Abhängige Variabel: Welche Wörter werden erinnert
- Unabhängige Variabel: Positionen der Wörter in der Positionsliste (serielle Position)
- Frage Experiment: Hängt die Erinnerungshäufigkeit von der serielle Position ab?
Resultat:
- am besten wurden die ersten Wörter und lezten Wörter erinnert
- Primancy-Effekt: erste Wörter wurden bereits ins LZG transferiert
- Recency-Effekt: letzte Wörter sind noch im KZG gespeichert
- Teil des Experiments:
Recency-Effekt soll gezielt gestört werden, indem VP nach der Wortliste die Aufgabe in 3er-Schritte rückwärts zu zählen erhielten. Aufagbe beansprucht das KZG.
Resultat:
- Recency-Effekt wurde zerstört, weil durch die Aufgabe das KZG gestört wurde und so der Reproduktionsvorteil der letzten Wörter verschwand.
- Primancy-Effekt ist schwächer ausgeprägt, aber immer noch vorhanden. KZG wurde gestört, LZG aber nicht.
Empirischer Befund die das Multi-Speicher-Modell stützen: Der Easy-Addemdum-Effect
Wahrgenommene Anstrengung für kognitive Aufgaben verringert sich, wenn nach mehrern schwierigen Aufgaben noch einige leichte kommen, obwohl Gesamtaufwand eigentlich erhöht wird.
Die leichten Aufgaben am Schluss sind noch im KZG gesepichert.
Kritik Multi-Speicher-Modell
- Man geht nicht mehr von der strengen Sequenzalität der Informationsverarbeitung aus. Prozess ist nicht linear -> zu stärke Vereinfachung der Realität
- Speicher sind nicht völlig voneinander getrennte (beim Modell gibt es keine Überlappung)