8. Grundlagen der somatischen Differentialdiagnostik und klinischen Urteilsbildung I Flashcards
Definition des Themenbereichs
„Wegen der Verbindung von somatischen Erkrankungen und depressiven Sym-
ptomen können somatische Zusatzuntersuchungen notwendig werden, um
organische Grunderkrankungen zu erkennen oder auszuschließen sowie eventuelle
Kontraindikationen für eine Pharmakotherapie der depressiven Störung zu identi-
fizieren. Deshalb ist vor Beginn einer Therapie eine sorgfältige internistische,
neurologische und neuroradiologische Untersuchung indiziert. Auch Medika-
mentenwirkstoffe, die aktuell angewendet werden oder abgesetzt wurden, können
eine depressive Symptomatik verursachen oder verstärken. Daher ist vor einer
Behandlung auch eine routinemäßige Erfassung der verschriebenen und zu-
sätzlich eingenommenen Medikamente notwendig.
“
(Somatische) Differentialdiagnose als kontinuierlicher Prozess der
klinischen Urteilsbildung ( Verlaufsdiagnose)
Steps in clinical reasoning
- Identify abnormal findings.
- Localize findings anatomically.
- Interpret findings in terms of probable process.
- Make hypotheses about the nature of the patient’s problem.
- Test the hypotheses and establish a working diagnosis.
- Develop a plan agreeable to the patient.
Diagnose ist nie eine abgeschlossene Angelegenheit
Diagnose zu stellen ist immer eine Intervention
Wir sprechen eher von Verlaufsdiagnosen und diese haben unterschiedliche schritte
Dass der Patient zustimmt ist der wichtigste Punkt, nie gegen den Patienten arbeiten sondern immer mit
Anamnese
▪ (ανάμνησις „Erinnerung“):
Strukturierte Erhebung aller medizinisch/psychologischen relevanten Informa-
tionen zum aktuellen gesundheitlichen Zustand und der Krankengeschichte der
Patient:innen als zentrale Grundlage für das Erstellen einer Diagnose
Schwierigste Punkt der Diagnose ist die Anamnese
Exploration (Psychologie)
▪ (explorare, „erforschen, erkunden“):
Orientierendes, weniger strukturgebundenes Gespräch zur Erhebung der subjek-
tiven Lebenssituation der Patient:innen und deren Werthaltungen, Einstellungen
und Persönlichkeitsmerkmale im Kontext der aktuellen Konsultation
▪ allgemeine (orientierende) vs. spezielle (gezielte) Exploration
▪ cave: grundlegend andere Bedeutung des Begriffes in den operativen Fächern der
Medizin ( Erkundung eines potentiellen Operationsgebietes)
Anamnesekategorien in der somatischen Differentialdiagnostik:
▪ Krankheitsanamnese / aktuelle Beschwerden und ihre Entwicklung
▪ Eigenanamnese
▪ Vegetative Anamnese
▪ Medikamenten Anamnese
▪ Familien-, Sozial- und Berufsanamnese
▪ Fremdanamnese
Krankheitsanamnese / aktuelle Beschwerden und ihre Entwicklung
(„Was führt Sie zu uns?“)
▪ Identifikation der Hauptbeschwerden und wesentlichen Symptome (Leitsymptome)
First, open-ended questions to hear “the story of the symptom” in the patient’s own words
*Then more specific questions to elicit “the seven features of every symptom”
Finally, the yes-no questions or
“pertinent positives and negatives” from the relevant section of the review of systems
Krankheitsanamnese / aktuelle Beschwerden und ihre Entwicklung
▪ Subjektive Beschreibung und Differenzierung der Beschwerden
The seven attributes of a symptom
. Location. Where is it? Does it radiate?
2. Quality. What is it like?
3. Quantity or severity. How bad is it? (For pain, ask for a rating on a scale of 1 to 10.)
4. Timing. When did (does) it start? How long does it last? How often does it come?
5. Setting in which it occurs. Include environmental factors, personal activities, emotional reactions, or other circumstances that may have contributed to the illness.
6. Remitting or exacerbating factors. Is there anything that makes it better or worse?
7. Associated manifestations. Have you noticed anything else that accompanies it?
Krankheitsanamnese / aktuelle Beschwerden und ihre Entwicklung
(„Was führt Sie zu uns?“)
▪ Bislang durchgeführte diagnostische und therapeutische Maßnahmen
(elektronische Patient:innenakte (ePA))
Krankheitsanamnese / aktuelle Beschwerden und ihre Entwicklung
▪ Subjektive Wahrnehmung und Erklärungsansätze der Patient:innen
(Kausal- und Kontroll-
attributionen)
Wenn Patient davon überzeugt ist dass seine Erkrankung eine religiöse Ursache hat dann hat man keine Chance dagegen vorzugehen. Deswegen muss man die Kausalattribution verstehen
Krankheitsanamnese / aktuelle Beschwerden und ihre Entwicklung
(„Was führt Sie zu uns?“)
▪ Identifikation der Hauptbeschwerden und wesentlichen Symptome (Leitsymptome)
▪ Subjektive Beschreibung und Differenzierung der Beschwerden
▪ Bislang durchgeführte diagnostische und therapeutische Maßnahmen
(elektronische Patient:innenakte (ePA))
▪ Subjektive Wahrnehmung und Erklärungsansätze der Patient:innen (Kausal- und Kontroll-
attributionen)
Eigenanamnese
▪ Vorerkrankungen (Geburtsprobleme, Kinderkrankheiten, Erkrankungen von Herz-Kreislauf-
Systems, Lungen, Verdauungsorgane, Nervensystem, …)
▪ Vorausgehende Krankenhausaufenthalte und Operationen
▪ Risikofaktoren (Stoffwechsel-, Zuckererkrankung, Übergewicht, Bluthochdruck, …)
▪ Allergien (Nahrungsmittel, Pollen, Kontaktallergie, Kontrastmittel, Antibiotika, …)
▪ „Genussmittel“ (Alkohol, Drogen, Nikotin, … ) cave: keine Fragen nach Sucht / Abusus
Vegetative Anamnese
▪ Appetit, Durst, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
▪ Gewichtsveränderung (Zu- und/oder Abnahme)
▪ Fieber, Nachtschweiß
▪ Infektanfälligkeit
▪ Husten, Auswurf
▪ Stuhlgang (Obstipation, Diarrhöe, Blut im Stuhl,…) und Wasserlassen (Nykturie,
Pollakisurie, Algurie, …)
▪ Veränderung von Schlaf und Schlafgewohnheiten (Einschlafstörung, Durchschlafstörung,
frühmorgendliches Erwachen)
Medikamenten Anamnese
▪ aktuelle Medikation (Anlass und Zeitdauer, Medikamentenname, Wirkstoff, genaue
Dosierung, Verträglichkeit) und
▪ vorangegangene Medikation (Anlass und Zeitdauer, Medikamentenname, Wirkstoff, genaue
Dosierung, Verträglichkeit)
Was ist Krankeitssymptom und was ist Medikamentenwirkung?
Nebenwirkung ungewollte Arzneimittelwirkung innerhalb therapeutischer Dosierung
(„bei bestimmungsgemäßem Gebrauch“)
Unerwünschten Arzneimittelwirkung (UAW) dosisabhängige ungewollte, unangenehme
oder gefährliche Wirkungen von Arzneimitteln (Toxizität) abhängig von Behandlungsdauer,
Dosierung, Bioverfügbarkeit, Alter und Polypharmazie
Familien-, Sozial- und Berufsanamnese
▪ Erkrankungen in der „Kern“-Familie (gehäufte Erkrankungen, „familiäre Belastungen“)
▪ Familienstatus (alleinstehend, verpartnert, verheiratet, geschieden, getrennt, ledig,
verwitwet, …)
▪ Soziale Aktivitäten, Interessen und Hobbys
▪ Verwandte, Freundeskreis, Bekannte und nachbarschaftliche Aktivitäten
▪ Ausbildung (Schuljahre und qualifizierende Abschlüsse)
▪ Beruf (gelernt, ausgeübt, Berufsjahre, Belastungen im Beruf, Exposition mit
Gefahrenstoffen, Arbeitszeiten, Veränderungen der Tagesrhythmik, …)