4. Zulassung von Arzneimitteln Flashcards

1
Q

Studien vor der Zulassung
Präklinisches Entwicklungsprogramm:

A

Untersuchung mˆglicher sch‰dlicher Wirkungen an Zellkulturen und sp‰ter auch in Tierversuchen. Nur dann, wenn ein Stoff alle vorgeschriebenen vorklinischen Versuche bestanden hat, darf er auch an Menschen erprobt werden. Dazu muss er sich vor allem in Tierversuchen als unbedenklich erwiesen haben.

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2
Q

Studien vor der Zulassung
Klinische Prüfung

A

Studien am Menschen, die in Phasen unterteilt sind. Vorzeitiger Abbruch, falls Bedenken bzgl. Sicherheit oder Wirksamkeit

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3
Q

Phase 0 bis zur Zulassung

A

Phase 0
Voruntersuchungen zur Pharmakokinetik (gesetzlich nicht vorgeschrieben)

Phase 1
Ca. 30-50 gesunde Freiwillige, Sicherheit und Vertr‰glichkeit, Pharmakokinetik / - dynamik

Phase 2
Ca. 200-500 Patienten, erste Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit, Dosisfindung

Phase 3
Ca. 1000-5000 Patienten, randomisiert- kontrollierte Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit

Zulassung

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4
Q

Klinische Studien Phase 3

A

 Design: Randomisiert-kontrollierte Studie (RCT), i.d.R. doppelblind
 Diese Art von Design f ̧hrt zu sehr validen Ergebnissen, zahlreiche Fehlerquellen werden vermieden

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5
Q

Limitationen von klinischen Studien vor der Zulassung
“Five Toos”

A
  • Too few
  • Too simple
  • Too narrow
  • Too median-aged
  • Too brief
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6
Q

too few:

A

Erforderliche Fallzahl um seltene Nebenwirkungen in randomisiert-kontrollierten Studien
zu erkennen

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7
Q

<two simple, too median-aged, two narrow:
Realit‰t nach der Zulassung

A

Anwendung ggf. nicht wie in den Zulassungsstudien untersucht:
* Andere Indikation
* Anwendung trotz Kontraindikation
* Interaktion mit anderen Arzneimitteln / Nahrungsmitteln
* Unterdosierung oder ‹berdosierung
* Vorliegen von Komorbidit‰ten

Beispiel Parkinson:
- Therapie u.a. mit L-Dopa:
2 Freiverkäufliche Magensäureblocker können die Verf ̧gbarkeit und damit die Wirksamkeit von L-Dopa deutlich reduzieren; die in den klinischen Studien erprobte Dosis ist dann nicht ausreichend.
- Therapie u.a. mit Bromocriptin (anticholinerge Wirkung)
2 Falls gleichzeitige Gabe mit anderen Arzneimitteln mit anticholinergen Effekten (z.B. trizyklische Antidepressiva) schwere Nebenwirkungen mˆglich (z.B. Delirium). Depression h‰ufige Begleiterkrankung bei Parkison.

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8
Q

„too brief<:

A

Nachbeobachtungszeit

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9
Q

Welche Anforderungen f ̧r die Zulassung von Arzneimitteln aus dem Bereich Komplement‰rmedizin?
„Besondere Therapierichtungen und traditionelle Arzneimittel<

A
  • Pflanzliche Arzneimittel
  • Homˆopathische Mittel
  • Anthroposophische Mittel
    Diese Pr‰parate durchlaufen nicht das strenge, Zulassungsverfahren f ̧r Arzneimittel. Kein Wirksamkeitsnachweis mittels RCT. Sicherheit und pharmazeutische Qualit‰t ist nachzuweisen.
  • Nahrungserg‰nzungsmittel z‰hlen zu den Lebensmitteln (keine Zulassung oder Registrierung).
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10
Q

Studien nach der Zulassung

A

Phase1-3
Zulassung
Post-authorization safety Studien

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11
Q

Post-authorization safety (PAS) Studien

A

Werden nach der Zulassung von Arzneimitteln durchgef ̧hrt, um die Wirkung und Sicherheit der Arzneimittel in unterschiedlichen Personengruppen und die Langzeitsicherheit zu untersuchen.
→ Pharmakoepidemiologische Studien

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12
Q

Pharmakoepidemiologie

A

Pharmacoepidemiology is the study of the use and (desired and undesired) effects of drugs in large numbers of people.“
B. Strom
→ Anders als bei Phase 3-Studien handelt es sich hier nicht um randomisiert-kontrollierte Studien, sondern um Beobachtungsstudien

Beobachtungsstudien sind dringend notwendig, sind aber deutlich fehleranf‰lliger als RCTs und m ̧ssen deshalb sorgf‰ltig geplant und vorsichtig interpretiert werden:
Beispiel:
Angenommen, Sie f ̧hren eine Beobachtungsstudie durch, um herauszufinden, ob Kinder mit ADHS, die medikamentˆs behandelt werden, weniger St ̧rze erleiden, als Kinder, die psychotherapeutisch behandelt werden.

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13
Q

Beispiel 1:
Angenommen, Sie f ̧hren eine Beobachtungsstudie durch, um herauszufinden, ob Kinder mit ADHS, die medikamentˆs behandelt werden, weniger St ̧rze erleiden, als Kinder, die psychotherapeutisch behandelt werden.
Sie „rekrutieren“ Kinder mit ADHS und fragen, ob sie medikamentˆs oder psychotherapeutisch behandelt werden. Nach einem Jahr kontaktieren Sie die Kinder erneut und fragen, ob St ̧rze aufgetreten sind.
Was m ̧ssen Sie bei der Interpretation dieser Studie bedenken?

A
  • Kˆnnte sich die Schwere der Erkrankungen zwischen den beiden Gruppen unterscheiden / sind die Gruppen hinsichtlich des Sturzrisikos vergleichbar?
  • Kann es sein, dass Sie manche Kinder nach einem Jahr nicht mehr erreichen? Kˆnnte das h‰ufiger bei Kindern mit St ̧rzen der Fall sein?
  • Kann es sein, dass sich die Therapie zwischendurch ge‰ndert hat?
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14
Q

Beispiel 2:
Angenommen, eine Beobachtungsstudie hat gezeigt, dass Personen mit Depression, die medikamentˆs therapiert werden, ein hˆheres Suizidrisiko haben als Personen mit Depression, die nicht medikamentˆs therapiert werden.
Was m ̧ssen Sie bei der Interpretation dieser Studie bedenken?

A

Beobachtungsstudien:
 Gruppen oftmals nicht vergleichbar (Selektionsbias)
 Art der Informationserfassung nicht immer optimal
(Missklassifikation)
 Es kˆnnen Stˆrfaktoren vorliegen, so dass Unterschiede zwischen Gruppen verschleiert oder vorget‰uscht werden (Confounding)
Diese Fehlerquellen m ̧ssen bei der Planung, Durchf ̧hrung und Interpretation pharmakoepidemiologischer Studien so gut es geht ber ̧cksichtigt werden.
→ Nicht in allen Studien gegeben + teilweise Fehlinter- pretation durch Journalisten. Kritischer Umgang mit Meldungen notwendig!

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15
Q

Medikamentˆse Schmerztherapie - ‹berblick
Welche Arzneimittel (Analgetika) kommen zum Einsatz?
Stufe 1: Nicht-Opioid-Analgetika

A

= Begleitmedikation
= unterstützende Maßnahmen

z.B = Ibuprofen, Naproxen, Paracetamol

 Die meisten Nicht-Opioid-Analgetika hemmen das Enzym Cyclogenase (COX 1 und/oder 2) und damit die Bildung von Prostaglandin (vermittelt Schmerz, Fieber und Entz ̧ndungsreaktion)
 Viele Nicht-Opioid-Analgetika gleichzeitig fiebersenkend und entz ̧ndungshemmend
 „Sonderfall“ Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin): zusätzlich irreversible Hemmung der Thrombozytenaggregation (schon in niedriger Dosierung, Wirkdauer 5-7 Tage): gew ̧nschte Wirkung zur Pr‰vention nach Herzinfarkt etc., ansonsten hˆhere Blutungsneigung oft unerw ̧nscht

 Einige Nicht-Opioid-Analgetika („saure“ Verbindungen) haben unerw ̧nschte Wirkungen auf Magen und Niere
 Einige Nicht-Opioid-Analgetika („-coxibe“) haben (selten) schwere kardiovaskul‰ren Nebenwirkungen
 Paracetamol: in normaler Dosis / gesunder Leber relativ sicher; bei ‹berdosis Gefahr der Lebersch‰digung

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16
Q

Medikamentˆse Schmerztherapie - ‹berblick
Welche Arzneimittel (Analgetika) kommen zum Einsatz?
Stufe 2 / 3: Opioid-Analgetika

A

Stufe 2 = Schwache Opioidanalgetika (Tramadol)

Stufe 3 = Starke Opioidanalgetika (Morphin, Oxycodon, Fentanyl)

 Reine oder partielle Agonisten an Opioidrezeptoren; Rezeptoren u.a. im Gehirn, im zentralen Nervensystem, im Darm
 Unterschiedliche Wirkst‰rke (s. Stufenschema Stufe 2 vs. 3), gemessen in Morphin‰quivalenten
 Abh‰ngigkeitspotenzial: u.a. abh‰ngig von Anflutgeschwindigkeit (2Steuerung über Arzneiform, z.B. niedriger bei retardierten Präparaten oder Pflastern: Thema „Liberation“)

 Missbrauchspotenzial: z.T. Kombination mit Antagonisten (Tilidin + Naloxon: bei normaler Dosis ist Naloxon oral kaum bioverf ̧gbar, bei zu hoher Dosis kommt es dann zur antagonistischen Wirkung, s. Thema „Absorption“, d.h. Schutz vor unerw ̧nschten Wirkungen)
 Neben analgetischer Wirkung: u.a. euphorisierend, Atemdepression, Hemmung der Darmmobilit‰t
 Atemdepression bei ‹berdosierung z.T. lebensbedrohlich
 Hemmung der Darmmobilit‰t z.T. gew ̧nscht (s. Loperamid als Antidurchfallmittel)

17
Q

Weitere Arzneimittel, die in der Schmerztherapie eingesetzt werden:

A

 Antidepressiva, v.a. Amitriptylin, z.B. auch Doxepin, Clomipramin, Imipramin (trizyklische Antidepressiva 2 anticholinerge Wirkung, s. Nebenwirkungen); niedrigere Dosis als bei Behandlung einer Depression; v.a. bei neuropathischen Schmerzen (zu unterscheiden von Gewebsschmerzen)
 Antikonvulsiva („Antiepileptika“), z.B. Pregabalin: v.a. bei neurophatischen, „einschießenden“ Schmerzen; u.a. auch bei Zosterschmerzen; Pregabalin wirkt auch psychotrop -> Missbrauchspotenzial

 Cannabis / Cannabinoide:
Beeinflussen Schmerzwahrnehmung; kommen nur zum Einsatz, wenn Standard-Schmerztherapeutika nicht ausreichend wirken, z.B. bei therapierefrakt‰ren neuropathischen Schmerzen oder Tumorschmerzen, bei fortgeschrittenen MS-Patienten mit schmerzhaften Spastiken
Zahlreiche Nebenwirkungen im Gehirn, z. B. Benommenheit, Aufmerksamkeitsstˆrungen, Stimmungsschwankungen, Suchtentwicklung, substanzinduzierte Psychosen (schizoaffektiv)

18
Q

Semaglutide (Wirkstoff von Ozempic bzw. Wegovy)

A

 Urspr ̧nglich f ̧r Diabetestherapie entwickelt
 Wegovy (hˆher dosiert als Ozempic) mittlerweile Zulassung zur Therapie von Adipositas (BMI >30; oder BMI>27 + Begleiterkrankungen), d.h. keine Zulassung f ̧r Normalgewichtige!
 Ahmt die Wirkung eines Darmhormons (Glucagon-like Peptide 1, abgek ̧rzt GLP-1)
 U.a. Beeinflussung der Insulin-/Glucagon-Aussch ̧ttung
 Verlangsamte Magenentleerung, Wirkung im Gehirn auf Hunger/Appetitgef ̧hl

 Applikation subkutan 1x wˆchentlich
 Nebenwirkungen: Verstopfung, Vˆllegef ̧hl, ‹belkeit,
M ̧digkeit, Durchfall, Bauchkr‰mpfe.
 Erhˆhtes Risiko f ̧r Gallensteine und Schilddr ̧senkrebs
 In Deutschland zum Teil Lieferengp‰sse f ̧r Ozempic (eigentlich keine Zulassung f ̧r Adipositas), doch wird es vermutlich oft anstatt des teureren Pr‰parats Wegovy verordnet