7. Marktversagen und externe Effekte Flashcards

1
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: GRÜNDE FÜR DAS NICHT EXISTIEREN VON PARETO-TOTALMODELL
A

Definition Pareto-Totalmodell: In einer Volkswirtschaft mit rein privaten Gütern ohne externe Effekte und einer perfekten Eigentumsordnung ist jedes Marktgleichgewicht bei vollkommener Konkurrenz ein Pareto-Optimum im Sinne eines Wohlfahrtsoptimums.
Gründe:
1. vollkommene Konkurrenz nicht gegeben (Monopol, Duopol, unvollkommene Infos)
2. Marktversagen
3. makroökonomische Krisen (Rezession, hohe Arbeitslosigkeit)

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2
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: Ergebnisse aus dem Pareto-Totalmodell (siehe Kapitel 5)
A

Es kommt in einer modernen Marktwirtschaft rein theoretisch nur dann zu einem Wohlfahrtsoptimum, wenn der Homo Oeconomicus als Menschenbild angenommen wird, vollständige Konkurrenz besteht, nicht in den Preismechanismus eingegriffen wird und sehr restriktive, unrealistische Annahmen gelten, wie z.B.
- keine externen Effekte
- keine Mischgüter oder öffentlichen Güter
- keine sinkenden Durchschnittskosten (natürliche Monopole) oder Grenzkosten von null - keine Informationsasymmetrien
- keine Monopole und keine Oligopole
- kein Geldsystem usw.

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3
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: Definition Marktversagen
A

Der Preismechanismus bei vollkommender Konkurrenz (oder einer anderen Marktfrau) führt nicht zu einem Wohlfahrtsoptimum.
Marktversagen liegt vor, bei:
* natürlichen Monopolen (sinkende Durchschnittskosten)
* externe Effekte
* öffentliche Güter
* asymmetrische Information der Marktteilnehmer

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4
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: EXTERNE EFFEKTE
A

Externe Effekte liegen vor, wenn in der Nutzen- oder Gewinnfunktion eines Akteurs mindestens eine Variable enthalten ist, die nicht (vollständig) von ihm selbst kontrollierbar ist.
* Bsp: Positive Externe Effekte:
- Imker verdoppelt Bienenvölker -> nahegelegene Obstplantage steigert Ertrag -> Honigertrag steigt
* Negative Externe Effekte:
- Giftiger Abfall eines Chemieunternehmens reduziert den Ertrag eines Fischers
- Lärm und Abgase führen zu Erkrankungen der Anwohner stark befahrener Straßen
- Verwendung von Pestiziden vergiftet das Grundwasser -> verringerte Ernteertrag

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5
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: NEGATIVE EXTERNE EFFEKTE
A

Negative externe Effekte sind Schädigungen anderer, bewusst oder unbewusst. Wenn es keine gesetzlichen oder sonstige Vorgaben gibt, hat der Verursacher davon keinen Nachteil.
* Schäden aller Art
* höhere Konsum / Niedrigere Gewinne bei anderen Unternehmen
* Höhere Konsumkosten
* psychische Schäden und andere Beeinträchtigungen im Wohlbefinden
* körperliche Schäden, Gesundheitsverlust
* Nicht Gewährleistung eines Lebens in Würde (Sklaverei, starke Armut) * Nicht Gewährleistung von Grundrechten (Diskriminierung)
* Verlust nicht regenerativer Ressourcen

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6
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: WOHLFAHRTSOPTIMUM
A

Das Wohlfahrtoptimum liegt bei jenem Zustand vor, bei dem die Summe der Nettonutzen (minus Schäden & Kosten) über alle Betroffenen maximal ist. Es handelt sich um den Zustand maximalen Gesamtnutzens.
* Wohlfahrtsoptimum = Pareto-Optimum
* Pareto-Optimum = Zustand in dem keiner mehr besser gestellt werden kann, ohne den anderen schlechter zu stellen
* Wohlfahrt = Produzentenrente + Konsumentenrente - externe Kosten
* Wohlfahrtsmaximum bei: Summe Grenznutzen = Summe Grenzkosten

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7
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: INTERNALISIERUNG NEGATIVER EXTERNER EFFEKTE
A

Internalisierung = Maßnahmen, die gewährleisten, dass die externen Kosten in den privaten Kalkülen der Akteure berücksichtigt werden.
In der Mikroökonomie ist es Aufgabe der Wirtschaftspolitik eine Internalisierung der externen Effekte hervorzurufen, mit dem Ziel, die wohlfahrtsmaximale Menge zu erzielen.

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8
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: FORMEN DER INTERNALISIERUNG NEGATIVER EXTERNER EFFEKTE
A
  1. Moralische Appelle (Unternehmensethik / Tugendethik) 2. Auflagen und Verbote
  2. Steuern
  3. Zuordnung von Eigentumsrechten
  4. Zertifikate
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9
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: MORALISCHE APPELLE
A
  • das Chemieunternehmen wird vom Bürgermeister aufgefordert den Abfluss zu unterlassen
  • moralische Appelle funktionieren nur bei prinzipiell ethisch handelnden Individuen/Unternehmen * keine institutionelle Lösung
  • Unternehmen haben Gefahr der Verzerrung von Wettbewerbsbedingungen
  • internalisierende Unternehmen erzielen ggf. geringere Gewinne -> widerspricht
    Gerechtigkeitsprinzipien
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10
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: AUFLAGEN UND VERBOTE
A
  • Auflage: nur noch eine bestimmte Menge Schadstoffe ODER nur noch wohlfahrtsoptimierende Menge y1 zu produzieren
  • Auflagen sind ein institutioneller Lösungsansatz
  • ökonomische Sicht: Ziel ist die allokative Effizienz (Wohlfahrtsoptimum) nicht die Vermeidung
    von Umweltverschmutzung
  • nach diesem Ansatz ist es völlig egal, woraus ein Nutzen erzielt wird, denn jeder Nutzen wird
    berücksichtigt

positiv:
- alle Unternehmen unterliegen den gleichen Gesetzen
- Umweltfreundliche Unternehmen stellen sich nicht schlechter
- Keine Wettbewerbsverzerrung

negativ:
- hoher Kontrollaufwand seitens des Staates
- Ineffizienzen bei unterschiedlichen Kostenfunktionen
- Wird als Eingriff in die unternehmerische Freiheit verstanden

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11
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: STEUERN
A

hoher Kontrollaufwand seitens des Staates
Ineffizienzen bei unterschiedlichen Kostenfunktionen
Wird als Eingriff in die unternehmerische Freiheit verstanden
* institutioneller Lösungsansatz
* direkte Steuern erhöhen Kosten der Unternehmen (Anreiz weniger zu produzieren) * indirekte Steuern (Verbrauchsteuern) machen Konsum unattraktiver
* emissionsabhängige Steuer
* Steuer ist anreizorientiert
* wohlfahrtsmaximale Produktionsmenge wird „freiwillig“

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12
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: PIGOU STEUER
A
  • emissionsabhängige Steuer
  • wirkt anreizorientiert
  • vom Staat festgesetzt: private Grenzkosten = soziale Grenzkosten, sodass
    wohlfahrtsoptimierende Menge Produziert wird

positiv:
- nicht so stark Freiheitseinschränkend wie Verbote

negativ:
- Bei Menschen mit hohem Einkommen/Vermögen greifen diese Ansätze nicht
- Gerechtigkeit?

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13
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: ZUORDNUNG VON EIGENTUMSRECHTEN (COASE-THEOREM)
A

These: Die Ursache für die Existenz von externen Effekten ist die mangelnde Durchsetzung von Eigentumsrechten bei Mischgütern bzw. öffentlichen Gütern.
* kein Markt- sondern Staatsversagen
* der Staat hat bei der Ausgabe von Eigentums- und Verfügungsrechten versagt
􏰀 Fall A: Fischer kauft Eigentumsrechte an dem See: Chemieunternehmen wird Fischer Kompensationszahlungen anbieten, damit es in gewissem Umfang giftigen Chemikalien in den See einleiten darf.
􏰀 Fall B: Chemieunternehmen kauft Eigentumsrechte an dem See: Fischer wird Chemieunternehmen Zahlungen anbieten, damit dieser Gifteinleitung in See reduziert.

FALL A: Fischer hält Eigentumsrechte am See
* Chemieunternehmen bezahlt den Fischer für die Verschmutzung des Sees * Kompensation für Fischausfall
* FAIR

FALL B: Chemieunternehmen hält Eigentumsrechte am See
* Fischer bezahlt Chemieunternehmen, damit Chemieunternehmen den See weniger
verschmutzt
* Kompensation für die Zurückhaltung des Gifts
* UNFAIR

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14
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: BEWERTUNG VON EIGENTUMSRECHTEN
A
  • Diejenigen die Eigentumsrechte halten, schließen Verträge mit anderen Anspruchsgruppen, die HEUTE ökonomische Ansprüche stellen
  • bei allkokativer Effizient geht es nicht um Gerechtigkeit
  • Wohlfahrtsdefinition hier: keine Berücksichtigung zukünftiger Generationen
  • Intergenerationengerechtigkeit und Nachhaltigkeit vernachlässigt
  • Machtfaktor: Besitz von öffentlichen Gütern: „Trinkwasser, Bergwerke, Quellen“

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15
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: ZERTIFIKATE
A
  • marktkonforme Lösung
  • Genehmigungen für bestimmte Umweltbelastungen
  • Zertifikate werden auf Märkten gehandelt
    -> Marktpreis
  • Marktpreis = Grenzkosten der Vermeidung des Schadens beim Verursacher
  • Anreiz für Unternehmen schädliche Emissionen einzusparen
  • nicht wohlfahrtsmaximale Menge sondern im Aggregat die Wohlfahrtsmaximale Menge
  • Vorteil für umweltfreundliche Unternehmen = zahlen weniger

positiv:
- keine Verbote
- keine Besteuerung

negativ:
- Kauf von Zertifikaten
- Zertifikat = Verschmutzungsrecht –> Ethisch fraglich

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16
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: 
STREBEN NACH GERECHTIGKEIT BEI ALLOKATIVER EFFIZIENZ
A
  1. Verursacherprinzip (Intragenerenrationengerechtigkeit)
  2. Entschädigung von Geschädigten (Intragenerenrationengerechtigkeit) 3. Intergenerationengerechtigkeit
    -> sog. Verteilungsfragen
17
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: EXTERNALISIEREN
A

Externalisieren: Vorgang, bei dem etwas aus dem Innern nach Außen verlagert wird.
* reiche Länder lagern negative externe Effekte ihres Handels auf ärmere Länder aus
* wohlhabende Länder nehmen diese negativen Auswirkungen nicht nur in Kauf sondern rechnen
damit
Bsp: -
Elektroschrott nach Nigeria: Schad- und Giftstoffe gelangen dort in den Boden/
Grundwasser
- Müllexporte nach Südostasien: Dumping ins Meer, Mikroplastik, Bodenverschmutzung auf
Müllhalden, Verbrennung und Freisetzung von Giftstoffen
- Palmöl in Indonesien
- Garnelenzüchtung in Thailand, Kambodscha, Laos (Abholzung von Mangrowenwälder,
Starker Chemie- und Medikamenteneinsatz)
- Eisenerz aus Brasilien (Ausschüttung in den Fluss: 5% der Pflanzen und Tiere noch
vorhanden)
- Lithium aus Chile (Sprengungen vernichten Lebensraum für Tiere/indigene Bevölkerung)
- Alumiuniumherstellung (hoher Energiebedarf, hoher CO2 Ausstoß)

18
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: FORMEN DER EXTERNALISIERUNG INS AUSLAND
A
  1. Ausbeutung nicht regenerativer Ressourcen anderer Länder 2. Abwägung von Umweltkosten
  2. Abwägung von Arbeitskoten/Gesundheitskosten
  3. Aneignung von Gewinnen in wohlhabenden Ländern
  4. Verhinderung des ökonomischen und sozialen Fortschritts in ökonomisch ärmeren Ländern
19
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: KRITIK DES KONZEPTS VON EXTERNEN EFFEKTEN
A
  • externe Effekte sind Ausdruck der Nutzeninterdependenz
  • wir sind keine isolierten Individuen (keine isolierten Entscheidungen, die keinen andern
    betreffen)
  • soziale Wesen, die gemeinsam Entscheidungen treffen, die viele andere Lebewesen betreffen * Feedback-Effekt: Kosten der Externalisierung fallen abgeschwächt auch auf uns zurück
  • Pestizide im Soja: im menschlichen Blut nachweisbar
  • Chemiecocktail in Kleidung: versucht auch unser Wasser durch Wäsche - Nanoplastik: Abwasser -> Fische -> unser Teller
20
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: BLICKWINKELN AUF EXTERNE EFFEKTE
A
  1. Neoklassische Sicht des Marktversagens (Standardökonomik)
  2. Ultra-neoliberale Sicht der mangelnden Zuordnung von Eigentumsrechten (Staatsversagen) ->
    Privatisierung ALLER Umweltgüter
  3. systematische Sicht der totalen Nutzeninterdependenz
21
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: EINSEITIGE SICHT AUF EXTERNE EFFEKTE
A
  1. Gerechtigkeitsfragen werden ausgeblendet
    - Verursacherprinzip (Intragenererationengerechtigkeit verletzt)
    - Geschädigte müssen nicht entschädigt werden (Intragenererationengerechtigkeit verletzt)
    - Fehlende Intragenererationengerechtigkeit
    -> keine starke Nachhaltigkeit
    - Verteilung des Weltwohlstandens ((Intragenererationengerechtigkeit verletzt)
  2. Macht und Gewaltfragen werden ausgeblendet
    - Multinationale Konzerne haben höhere Kaufkraft und politische Macht als kleine Gruppe
    von Bewohnern eines Entwicklungslandes
  3. Menschenrechte werden ausgeblendet
    - Sklaverei, menschenunwürdiges Leben, Zwangsumsiedlungen, Kinderarbeit, unfreiwillige Aufgabe der bisherigen Lebensweise, Tod
22
Q
  1. Marktversagen und externe Effekte: BEISEITIGUNG VON EXTERNEN EFFEKTEN
A
  1. Unternehmensethik
    * Corporate Social Responsibility
    * Second-Life
    * Vermeidung von Verschwendung in der gesamten Supply-Chain
    * Anbieten von CO2 Kompensation (Flug)
  2. Konsumethik
    * Ausnutzung des gesamten Life-Cycle eines Produktes
    * Nachhaltiger Konsum (lokale Märkte, Verpackungen meiden)
    * Label „Öko“ prüfen
  3. Instituionenethik
    * Umweltgesetze überarbeiten
    * Verbot von nicht nachhaltigen Produkten
    * Kerosinsteuer
    * Touristenssteuer