3. Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A) Flashcards
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Ziele
z.B.: Warum möchten Sie sich bilden? Warum möchten Sie diese Klausur schreiben?
* Warum möchten Sie einen Masterabschluss?
Können wir jedes Einzelziel zu einem Mittel für ein neues Ziel machen?
Gibt es ein letztes Ziel gibt, ein oberstes Gut unseres Lebens?
z.B.: Glück, Zufriedenheit, Freiheit oder Macht als letztes Ziel, oberstes Gut
D.h. aus ethischer Sicht geht es um letzte Ziele, die auch legitim sind:
* legitim gegenüber anderen Menschen heute und in der Zukunft (Wahrung z.B. der Gerechtigkeit)
* legitim gegenüber allen anderen Lebewesen (Pflanzen, Tiere) auf der Erde.
Z.B. kann „Macht“ auch zur Instrumentalisierung anderer Menschen nur für die eigenen Zwecke führen und wäre dann nicht legitim.
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Wohlfahrtsindikatoren
Ein Wohlfahrtsindikator ist eine quantifizierbare Messgröße der Erreichung eines gewünschten (genauer zu definierenden) Ziels des aggregierten Wirtschaftens (in der Regel eines Landes).
- letzte Ziele
- Werturteile sind notwendig
- für die Bestimmung eines Ziels müssen normative Aussagen getroffen werden
- Traditioneller Indikator: BIP pro Kopf
- Alternativen oder ergänzende Ziele des Wirtschaftens: Freiheit/Handlungsoption, Gerechtigkeit, Glück, Nachhaltigkeit, Konsum, Freizeit,
Gesundheit und hohe Lebenserwartung - ältere Wohlfahrtsindikatoren:
- Human Development index (international)
- nationale Wohlfahrtsindex (DE)
- Glück und Zufriedenheit in einem Land
- Happy Planet index
- Nationale Wohlfahrtsindex
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Wohlstand
Ist ein materieller Indikator für den Lebensstandard, der sich in Geldeinheiten messen lässt. I.d.R.: Realeinkommen bzw. reale BIP pro Kopf.
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Wohlfahrt
Ist ein umfassenderer Begriff als Wohlstand, der neben dem Lebensstandard idealerweise auch alle anderen Faktoren berücksichtigt, die Einfluss auf den aggregierten Gesamtnutzen aller Wirtschaftssubjekte haben, z.B. Freiheit, Gesundheit.
Problematik:
* Wohlfahrt im Sinne des aggregierten Nutzens ist objektiv empirisch nicht ermittelbar.
* Die Verteilung des aggregierten Nutzens wird ignoriert.
Ist aggregierter Nutzen überhaupt ein gutes Ziel?
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Kritik am BIP als Wohlfahrtssindikator
- Ziel des BIP pro Kopf: Messung des durchschnittlichen Lebensstandards pro Kopf -> Wohlstand
- das BIP umfasst:
- BIP = Konsum (staatlich/Privat) + Investitionen + Bruttolöhne + Gewinn (+ind. Steuern) + Export - Import
- Wert aller produzierten Waren und DL in einem Land
- Wert aller Ausgaben aller Endverbraucher für inländische Waren / DL
- Wert des in der inländischen Produktion erzielten Einkommens
- dabei gilt:
- Brutto . inkl. Produktion der Ersatzinvestitionen
- Marktpreise inkl. Mehrwertsteuer
- Inlandsprodukt, auch von Ausländern erwirtschaftet
- Einkommen vor Einkommenssteuer
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): BIP steigt auch, wenn
- Zahl der medizinischen Untersuchungen steigt (z.B.: Schweinegrippe)
- Zahl der Autoreperaturen steigt (steigende Unfälle)
- Energieausgaben ohne zusätzlichen Nutzen steigen (kalter Winter)
- Kosten der Bereitstellung öffentlicher Güter (Schule, Uni, nationale Verteidigung) bei gleicher
Leistung steigen - Kinderbetreuung von privat auf Kindergarten wechselt
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Kritik am Wohlfahrtsindikator
Wenn Approximation Wohlfahrt = Wohlstand = Bruttoinlandsprodukt, dann werden viele nicht materielle Formen der Lebensqualität ignoriert, wie z.B.
* Freizeit
* Freude an intakter Umwelt und nicht-menschlichen Lebewesen
* Häufigkeit und Güte sozialer Beziehungen
* Gesundheit (obwohl zumindest die Gesundheitsausgaben ins BIP eingehen)
* Lebenserwartungen
* Freude an Kunst
* Gerechtigkeit
* Ausmaß an Handlungsoptionen (Aspekt der Freiheit)
*…
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Kritik am Wohlfahrtsindikator (Amartya Sen)
- Güter und Einkommen sind nur Mittel für andere Zwecke
- Einkommen und Güterversorgung bieten Handlungsoptionen
- Menschen können Einkommen und Güterversorgung unterschiedlich gut nutzen (Behinderte,
Schwangere, Traumatisierte) - Menschen bewerten Lebensqualität nicht nur in Einkommen, sondern auch in Gesundheit,
Freizeit, Bildung - Motivationen sind ausgeblendet, dh. moralische Fragen sind irrelevant
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Human Development Index (HDI) (Amartya Sen)
Human Development Index (HDI)
Amartya Sen folgert:
* Ziel: einen besseren Indikator als BIP zu finden, nicht perfekten Indikator.
* Unvollständige und ungenaue Angaben über andere relevante Bereiche der Lebensqualität (z.B. Lebenserwartung, Gesundheit, Bildung) sind wichtiger als exakte Angaben zum BIP.
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Der Human Development Index (HDI)
nicht-monetärer Index.
Zusammensetzung aus folgenden drei Komponenten:
(1) Lebenserwartungsindex: Lebenserwartung bei Geburt (LE)
(2) Bildungsindex: Durchschnittliche Schulbesuchsdauer (DSD) & voraussichtliche
Schulbesuchsdauer (VSD) in Jahren
(3) Lebensstandard: Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf (BNEpk), KKP US$
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Kritik am HDI
- Überflüssig, da hohe Korrelation mit BIP/BNE (Korrelationskoeffizient von 0,7)
- keine Berücksichtigung von:
- Verteilung des Einkommens
- Verteilung der Lebenserwartung
- Bildungschancen in Form von Schulbesuchsjahren
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Nachteile des HDI
- Gesundheit und hohe Lebenserwartung sind nicht gleichzustellen (krank und alt) * Freizeit
- ökologische Schäden
- Stress
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Inequality Adjusted Human Development Index (IHDI)
- Mehrdimensionaler, nicht monetärer Index
- Wohlfahrtsindex aussagekräftiger als BIP
- Ungleichheiten in der Lebenserwartung, der Bildung und dem Einkommen werden
berücksichtigt - ethische Kriterien der Gerechtigkeit werden ansatzweise berücksichtigt (Freiheit, Achtung der
Menschenwürde) - Vernachlässigt allerdings noch andere Faktoren (Gesundheit, Freizeit, Luftqualität)
- vernachlässigt: ökologische Faktoren und Nachhaltigkeit
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): HDI Fazit
- Mehrdimensionaler, nicht monetärer Index.
- Als Wohlfahrtsindex (nicht unbedingt als Wohlstandsindex) aussagekräftiger als BIP.
- Mit dem IHDI werden Ungleichheiten in der Lebenserwartung, der Bildung und dem Einkommen in einem Land berücksichtigt.
=> ethische Kriterien der Gerechtigkeit, der Freiheit und der Achtung der Menschenwürde (ansatzweise) berücksichtigt. - Vernachlässigt allerdings noch viele andere Faktoren der Lebensqualität, z.B. Gesundheit, Freizeit, Luftqualität.
- Auch ökologische Faktoren und Nachhaltigkeit sind nicht berücksichtigt.
- Das Gute Leben und Wohlfahrtsindikatoren (Teil A): Der nationale Wohlfahrtsindex (NWI)
Nationaler Wohlfahrtsindex (NWI) nur für Deutschland
Monetärer Index, der als BIP-Ergänzung konzipiert ist. Ziele:
* ökologische Schäden wohlfahrtsmindernd berücksichtigen.
* Weitere Schäden, wie z.B. durch Kriminalität, gehen wohlfahrtsmindernd ein.
* Konsum, nicht Einkommen stiftest Nutzen => Basis ist Konsum.
* Weitere Aspekte des Wohlbefindens außer dem Konsum erfassen, z.B. öffentliche Ausgaben für Gesundheit und Bildung.
Fazit:
Der NWI ist intendiert als Ergänzung zum BIP.
* Defizite des BIP sollen ausgeglichen werden.
* Konsum-, nicht einkommensorientiert, um materiellen Lebensstandard zu erfassen.
* Konsum pauschal als wohlfahrtssteigernd anzunehmen ist kritisch (wg. Anspruch des NWI an Ökologieorientierung und Nachhaltigkeit).
* Monetarisierung ökologischer Schäden beruht (oft) auf groben Schätzungen.