6. Entwicklung und Gesundheit Flashcards
Was ist Entwicklung?
- lebenslanger, modifizierbarer, kontextgebundener, multidimensionaler Prozess
- > Ergebnis der Wechselwirkung von biologischen, personalen und sozialen Bedingungen
- > Ergebnis von Handlungen/Entscheidungen und Widerfahrnissen (Schicksalsschlägen/kritische Lebensereignisse)
- > Ergebnis reflexiver und selbstreferentieller Verarbeitung
Was sind verschiedene Entwicklungseinflüsse im Lebenslauf?
- Altersgradiert - normativ (z.B. biologisch - kulturell bedingt)
- epochal-historisch (z.B. gesellschaftlich - kulturell bedingt)
- non-normativ (im Einzelfall nicht vorhersehbar)
Was sind Entwicklungsaufgaben?
- Anforderungen, die in einer bestimmten Periode des individuellen Lebens auftreten und deren erfolgreiche Erfüllung zu persönlicher Zufriedenheit und gesellschaftlicher führen
-> Bewältigung späterer Anforderungen werden unterstützt - sind normativ an Lebensalter bzw. Lebensabschnitte gebunden: on-time (zeitgemäß, Norm entsprechend), off-time (nicht zeitgemäß´, zu früh, zu spät)
=> zeitliche Anpassung des individuellen Lebenslaufs mit sozial erwartetem Lebenslauf -> Stabilität der Persönlichkeit und Entwicklung
Was ist die orale Phase (1. Phase) nach dem Modell der (frühkindlich) psychsexuellen Entwicklung (nach Freud)?
- 1.-2. Lebensjahr
- Mund/Essen
- Versorgung & Entwöhnung
- Selbst-Objekt-Differenzierung
Ätiologie psychischer Entwicklungsstörungen: - Nähe-Distanz Probleme
- psychische Abhängigkeit
- Essstörungen (Adipositas/Anorexie)
- Suchterkrankungen
- Depression
Was ist die anale Phase (2. Phase) nach dem Modell der (frühkindlich) psychsexuellen Entwicklung (nach Freud)?
- 2.-3. Lebensjahr
- Anus/Ausscheidung
- Erziehung zur Sauberkeit
- Lernen von Kontrolle
Ätiologie psychischer Entwicklungsstörungen: - Impulskontrollverluste
- Unsicherheit
- Zwangsstörung
- Hypochondrie
- Perfektionsmus
Was ist die phallische Phase (3. Phase) nach dem Modell der (frühkindlich) psychsexuellen Entwicklung (nach Freud)?
- 3.-6. Lebensjahr
- genital
- Geschlechtsunterschied wird erkannt
- Eltern als Objekt der Libido
- Identifizierung mit Vater bzw. Mutter
- Lösung des “ödipalen bzw. Elektra-Konflikts”
Ätiologie psychischer Entwicklungsstörungen: - Unzuverlässigkeit
- Rivalität
- Sexualstörungen
- Ängste
- Konkurrenzstreben
Was ist die Latenzphase (4. Phase) nach dem Modell der (frühkindlich) psychsexuellen Entwicklung (nach Freud)?
- Lebensjahr - Pubertät
- Sexualtrieb bleibt latent
- Verstehen einer Idee, eines Objektes
- Wissenserwerb
- Leistungsstreben
- Erwerb sozialer Kompetenzen
Ätiologie psychischer Entwicklungsstörungen: - Leistungsversagen
- soziale Interaktions-Störungen
- soziale Phobie
Was ist die genitale Phase (5. Phase) nach dem Modell der (frühkindlich) psychsexuellen Entwicklung (nach Freud)?
- Adoleszenz
- genital
- andere Person als Objekt der Libido
- Genital wird primär erogene Zone
- frühere Partialtriebe werden zu einem Sexualtrieb gebündelt
Ätiologie psychischer Erkrankungsstörungen: - Selbstwertproblematik
- Isolation/Rückzug
- Depression
- Suizidalität
- Persönlichkeitsstörung
- Psychose
- Psychosomatische Störung
Wovon geht das Modell der psychosozialen Entwicklung (nach Eriksen) aus?
- Paradigmenwechsel
Was ist die 1. Stufe (1. Lebensjahr) nach dem Modell der psychosozialen Entwicklung?
Urvertrauen vs. Misstrauen
- Lebensthema: “Ich bin, was man mir gibt.”
- > orale Bedürfnisse im Vordergrund - vieles wird mit dem Mund “begriffen”
- Entwicklungsaufgabe:
- > Aufbau von Vertrauen zu Bezugsperson
- > Bindung und Geborgenheit
- > Babys sind soziale Wesen, brauchen Bidnung
- > Trennung ab 4. Lebensmonat schwierig
- > Bezugspersonen-Wechsel sollte vermieden werden
- sichere (partnerkorrigierte) Bindung/Selbstvertrauen
- Unsicherheit/Ängstlichkeit/Misstrauen anderen ggü: Bindungsstörung
Was ist die 2. Stufe (2. - 3. Lebensjahr) nach dem Modell der psychosozialen Entwicklung?
Autonomie vs. Selbstzweifel
- Lebensthema: “Ich bin, was ich will”
- > Erwerb der Kontrolle über eigenen Körper /Ausscheidungen “Sauberkeitserziehung”
- Entwicklungsaufgabe:
- > Beginn der ICH-Entwicklung/Selbstkonzept
- > aktive motorische und sprachliche Entwicklung
- > egozentrisch
- > vom vor- symbolischen Denken zum anschaulichen Denken
- > Animismus (“Alles ist belebt”) und magisches Denken
- > Kämpfe zwischen Hergeben und Behalten (Trotzphase)
- Selbstwahrnehmung als Handelnder und Verursacher von Ereignissen
- Zweifel an einen Fähigkeit zur Kontrolle von Ereignissen, Perfektionismus
Was ist die 3. Stufe (4. - 6. Lebensjahr) nach dem Modell der psychosozialen Entwicklung?
Initiative vs. Schuldgefühl
- Lebensthema: “Ich bin, was ich mir vorstellen kann zu werden”
- > Geschlechtsrolle wird erkannt
- Entwicklungsaufgabe
- > Beginn der Über-ICH-Entwicklung
- > Intensive Umgebungserkundung
- > Differenzierung im Spiel (Rollenspiele - Gruppenerleben)
- > “Was ist gut, was ist böse” (“kleine Moral”)
- > Gewissensbildung: erleben bei Normenbruch “Schuldgefühle”
- Vertrauen zu eigenen Initiative und Kreativität
- Gefühl fehlenden Selbstwertes/ Schuldgefühle/ Gewissensängste
Was ist die 4. Stufe (6. - 11. Lebensjahr) nach dem Modell der psychosozialen Entwicklung?
Leistung vs. Minderwertigkeit
- Lebensthema: “Ich bin, was ich lerne”
- > sexuelle Bedürfnisse treten in den Hintergrund
- Entwicklungsaufgabe: Entwicklung von Kompetenz
- > Bestätigung durch eigene Leistung in Schule und Freizeit
- > es ist wichtig, erfolgreich zu sein
- > entwickeln eines Werksinns/großes Explorationsbedürfnis
- > Verbesserung motorischer und sprachlicher Fertigkeiten
- > Konkretes Denken ist möglich: Perspektivübernahme, Reversibilität, Klassifikation von Zahlen und Begriffen
- Vertrauen auf grundlegende intellektuelle und soziale Fähigkeiten
- Gefühle des Versagens; mangelndes Selbstvertrauen
Was sind gesundheitliche Risiken in der Kindheit?
- genetische Erkrankungen und Behinderungen
- Prä-, peri-, postnatale Schädigungen (Frühgeburt)
- schwere körperliche Erkrankungen
Was sind psychosoziale Risiken in der Kindheit?
- distanzierte/ ablehnende/ inkonsistenteBezugsperson
- psychische Erkrankung/Überforderung der Bezugsperson
- zeitweiliger oder endgültiger Verlust der Bezugsperson
- Misshandlung
- Missbrauch
- Verwöhnende Erziehung/fehlende Grenzen
- Migration, gesellschaftliche Ausgrenzung
- Leistungsdruck
Was sind Beispiele für gesundheitliche Störungen bei Kindern und Jugendlichen?
- Kopf-, Bauch-, Rückenschmerzen, Allergien (Neurodermitis, Asthma), Übergewicht, Epilepsie, Herzerkrankungen, Nierenerkrankungen
- psychische Störungen: verhaltensauffällig, pathologische Ängste, Depressionen, ADS/ADHS, Störungen des Sozialverhaltens (Impulskontrolle), Zwangsstörungen
Was ist die 5. Stufe (12. - 18. Lebensjahr) nach dem Modell der psychosozialen Entwicklung?
Identität vs. Rollendiffusion
- Lebensthema: “Ich bin, was ich bin”/”Ich bin o.k.”
- > Abschluss der sexuellen Entwicklung
- Entwicklungsaufgabe: Entwicklung der Identität
- > Körperwachstum & physische Geschlechtsreife
- > Überdenken der eigenen sozialen Rolle
- > Ablösung vom Elternhaus, Hinwendung zur peer group
- > Entscheidung über berufliche Ausbildung
- > erstes Festlegen eines eigenen Lebensmodells
- > abstrakt-logisch und hypothetisch denken können
- Vertrauen in eigene Person und Kompetenzen
- Mangelnde Rollenzuordnung; unsicheres schwankendes Selbstwertgefühl
Was sind gesundheitliche und psychosoziale Risiken in der Adoleszenz?
- Elternhaus: vernachlässigend, keine Grenzen setzend, keine Autonomie zulassend
- Schule/Beruf: überfordernd, zu wenig fordernd, Ausgrenzung durch Gleichaltrige (Mobbing), kein oder unpassender Ausbildungsplatz
- Intimität/Körper: körperliche Stigmatisierung/ Behinderungen, chronische Krankheit, Homosexualität, Missbrauch/ Gewalterfahrung, Liebeskummer
Was sind gesundheitliche Störungen bei Jugendlichen?
- Kopfschmerzen, Nervosität/Unruhe, Konzentrationsprobleme, Essstörungen, Drogenmissbrauch, Selbstverletzung, Suizidalität
Was ist die 6. Stufe (junges Erwachsenenalter) nach dem Modell der psychosozialen Entwicklung?
Intimität vs. Isolation
- Lebensthema: “Ich bin, was mich liebenswert mach”
- Entwicklungsaufgabe: Entwicklung/Festigung von emotionaler, sexueller und moralischer Bindung
- > zwischen Intimität und Isolationstendenz im “Hier und Jetzt” leben
- > Freundschaften festigen
- > Paarbindungen eingehen können
- > sich beruflich festlegen
- > ein sinnvolles Gleichgewicht von Arbeit und Freizeit herstellen
- Fähigkeit zur Nähe und Bindung an Andere und Anderes
- Gefühl des “Abgetrennt-Seins” und der Einsamkeit
Was sind gesundheitliche Probleme bei Studenten?
- regelmäßiger Stress, stressbedingte Erschöpfung
- > Stressoren: Prüfungen, Lernstoff, zusätzliches Jobben, finanzielle Sorgen
Was ist die 7. Stufe (mittleres Erwachsenenalter) nach dem Modell der psychosozialen Entwicklung?
Generativität vs. Stagnation
- Lebensthema: “Ich bin, was ich bereit bin, zu geben”
- Entwicklungsaufgabe:
- > Übernahme von Rollen in Familie und Beruf, sozialen Status festlegen
- > sich für andere engagieren - gesellschaftliche Interessen verfolgen
- > für nachfolgende Generation sorgen
- Interesse an Familie/ Freundeskreis/ Gesellschaft und künftigen Generation
- nur selbstbezogene Interessen, fehlende Zukunftsorientierung
Was für Belastungen sind Personen im mittleren Alter ausgesetzt?
- berufliche Belastung
- > durch Dauerstress und schlechten Arbeitsplatz z.B.
- familiäre Belastungen
- > alleine leben, geschieden, alleinerziehend, Kinderlosigkeit
Was ist die 8. Stufe (ab 65. Lebensjahr) nach dem Modell der psychosozialen Entwicklung?
Integrität vs. Verzweiflung
- Lebensthema: “Ich bin, was ich geschafft habe”- “Ich bin mit mir einverstanden”
- Entwicklungsaufgabe: Akzeptanz des eigenen Lebenslaufs und der eigenen Verträglichkeit
- > auch negative Ereignisse/Erfahrungen integrieren
- > Weisheit entwickeln
- Gefühl der Ganzheit & grundlegenden Zufriedenheit mit eigenem Leben
- Gefühl der Vergeblichkeit - Enttäuschung über eigenes Leben
Was ist das SOK (Modell von Margret & Paul Baltes)?
- Kann der Mensch erfolgreich altern?
- ja, wenn Einschränkungen (Verluste) im Alter adaptiv ausgeglichen werden und Prozesse entgegenwirken
- > Selektion (S): Eingrenzung der Raumes möglicher Alternativen, Spezialisierungen
- > Optimierung (O): Verbesserung von Quantität und Qualität durch Einsatz förderlicher bzw. unterstützender Hilfsmittel
- > Kompensation (K): Erwerb und Einsatz von Mitteln, um Verluste/Einschränkungen zu reduzieren
Was sind Theorien und Entwicklungsmodelle des 20. Jhds.?
- Modell der psychosexuellen Entwicklung (Freud)
- Modell der psychosozialen Entwicklung (Eriksen)
- Modell der kognitiven Entwicklung (Piaget)
- Bindungstheorie (John Bowlby)