4 - Rhetorik Flashcards
actio
->pronuntiatio / Actio
aemulatio
Überbietende Nachahmung eines Vorbildes oder Musters. ->imitatio auctorum
Allegorese
Auch hermeneutische Allegorie: Ein in der Antike entwickeltes Verfahren zur Textauslegung, das darauf abzielt, einen über den Wortsinn hinausweisenden, tieferen, im Wort zeichenhaft verborgenen Sinn zu entschlüsseln
Allegorie
Tropus, bei dem ein abstrakter Begriff aufgrund einer konventionalisierten Zuordnung durch ein Konkretum substituiert, in sprachliche oder visuelle Bildzeichen oder Bildfolgen verschlüsselt wird, z. B. Justitia als Frauengestalt mit Waage, Augenbinde und Schwert.
Anakoluth
Rhetorische Figur der grammatisch nicht folgerichtigen Satzfortführung (‚Satzbruch‘). (Beispiel: „Es geschieht oft, dass, je freundlicher man ist, nur Undank wird einem zuteil“.)
Anapher
Rhetorische Figur der Übereinstimmung eines oder mehrer Wörter an den Anfängen mindestens zweier Teilsätze, Sätze oder Absätze (Beispiel: „Wer nie sein Brot mit Tränen aß, | Wer nie die kummervollen Nächte | Auf seinem Bette weinend saß…“), im Gegensatz zur ->Epipher
Antithese
Rhetorische Figur der Gegenüberstellung gegensätzlicher Begriffe und Gedanken in einem Satz oder einer Satzfolge ohne logischen Widerspruch. (Beispiel: „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein“.)
Antonomasie
Tropus, 1. der Umschreibung eines Eigennamens durch besondere, meist stereotyp zugeordnete Kennzeichen (Beispiel: „der Korse“ für Napoleon, „der Leimener“ für Boris Becker), 2. der Ersetzung einer Gattungsbezeichnung durch einen typisierenden Eigennamen (Beispiel: „Judas“ für Verräter).
Aposiopese
Rhetorische Figur des bewussten Abbrechens der Rede vor der entscheidenden Aussage, die der Hörer oder Leser aber ergänzen kann. (Beispiel: „Was! Ich? Ich hätt ihn –? Unter meinen Hunden –?“)
Apostrophe
Rhetorische Figur der Hinwendung des Rhetors zum Publikum oder zu anderen, meist abwesenden (auch toten) Personen. (Beispiel: „Oh, ihr Musen“)
aptum / decorum
Rhetorisches Stil-Ideal der Angemessenheit einer Rede für die Situation, neben ->brevitas, ->ornatus, ->perspicuitas und ->puritas
argumentatio
Beweisführung, dritter Teil der ->dispositio, nach ->exordium, ->narratio und vor der ->peroratio. In der argumentatio werden die eigenen und gegnerischen Sichtweisen und Argumente dargelegt, ->probatio, ->refutatio
Asyndeton
Rhetorische Figur der Reihung gleichgeordneter Wörter, Satzteile oder Sätze ohne verbindende Konjunktion (Beispiel: „Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang“).
brevitas
Rhetorisches Stil-Ideal der Kürze des Ausdrucks, neben -> aptum / decorum, ->ornatus, ->perspicuitas und ->puritas
captatio benevolentiae
Teil des ->exordiums; rhetorisches Mittel, mit deren Hilfe der Redner das Wohlwollen des Publikums erlangen will
Chiasmus
Rhetorische Figur der überkreuzten syntaktischen Stellung von Wörtern, Satzteilen oder Sätzen, häufig für ->Antithesen gebraucht (Beispiel: „Eng ist die Welt und das Gehirn ist weit“). Gegenbegriff dazu ist der ->Parallelismus.
Chiffre
Tropus, bei dem, insbesondere im Bereich der modernen Lyrik, ein Ausdruck und ein konterdeterminierender Kontext autorspezifisch so miteinander verbunden sind, dass ohne Hintergrundinformationen zwischen dem uneigentlichen Ausdruck und einem eigentlich gemeinten Bereich allein in einem Einzeltext keine hinreichend klaren Äquivalenzbeziehungen hergestellt werden können (Beispiel: „Diese Musik, ein Sternträger schwieliger Schwärze, wird uns noch lange verfolgen“). Gelegentlich auch als absolute Metapher bezeichnet
conclusio
Schluss, 4. Teil der dispositio, nach exordium, narratio und argumentatio.
contradictio in adjecto
Rhetorische Figur, Spezialfall des ->Oxymorons. Bei der contradictio in adjekto steht ein Adjektiv im logischen Widerspruch zu einem Substantiv (Beispiel: „wonniger Schmerz“, „vorläufiges Endergebnis“).
decorum
-> aptum / decorum
delectare
Mit dem genus mediocre verbundenes Redeziel der sanften Gemütsbewegung bzw. Unterhaltung im Unterschied zu ->docere und ->movere
dispositio
Kunst der wirksamen Anordnung des Stoffes einer Rede, zweiter Teil des Redeaufbaus nach ->inventio, vor ->elocutio, ->memoria und -> pronuntiatio / actio.
docere
Mit dem genus humile verbundenes Redeziel der rational-sachlichen Argumentation und Belehrung im Unterschied zu ->delectare und ->movere
Ellipse
Rhetorische Figur der Auslassung mindestens eines (zum Verständnis nicht unbedingt nötigen, aber in vollständiger schriftsprachlicher Syntax erforderlichen) Satzglieds (Beispiel: „Woher so in Atem?“)
elocutio
Kunst der Einkleidung des Redestoffes in rhetorische Figuren und Tropen, dritter Teil des Redeaufbaus nach ->inventio und ->dispositio und vor ->memoria und ->pronuntiatio / actio
Emblem
Bezeichnung für eine in der Frühen Neuzeit beliebte, dreigliedrig aus Bild und Text zusammengesetzte Kunstform, bestehend aus einer Überschrift (inscriptio), einem meist allegorischen Bild (pictura) und einer meist epigrammatischen Unterschrift (subscriptio).
Emphase
- Tropus der Ersetzung eines Begriffs oder Gedankeninhalt durch ein Wort, das diesen Begriff oder Gedankeninhalt unausdrücklich auch enthält (Beispiel: „Er ist ein Mensch“ anstelle von „Er hat sich geirrt“); 2. Allgemein Bezeichnung für nachdrücklich-hervorhebende Rede
Epanalepse
->Gemination
Epipher
Rhetorische Figur der Übereinstimmung eines oder mehrer Wörter an den Schlüssen mindestens zweier Teilsätze, Sätze oder Absätze, im Gegensatz zur ->Anapher (Beispiel: „Auch Penthesilea lebt doppelt, begreift sich doppelt“).
Euphemismus
Tropus, mit dessen Hilfe durch Einzelwörter oder sprachliche Wendungen ein Sachverhalt in Dichtung und Alltagssprache beschönigend verhüllt bzw. umschrieben wird (Beispiele: „Freund Hein“ für ‚Tod‘; „Entsorgungspark“ für ‚Müllhalde‘).
Exempel
- Beispielerzählung zur Veranschaulichung einer aufgestellten Behauptung in einer Rede, 2. Beispielerzählung in Rückgriff auf mythische oder historische Figuren im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit