4. Geldpolitik Flashcards
Geldpolitische Strategie
mittel- bis langfristige ausgerichtetes, konsistentes Verfahren, nach dem über den Instrumenteneinsatz zur Endzielerreichung entschieden wird
↳ Problem: Endziel nicht direkt steuerbar
4 Ebenen der Geldpolitik
Instrumentenebene → Mindestreserve, Offenmarktgeschäfte, Ständige Fazilitäten
↳ Operative Ebene → monetäre Basis, Tagesgeldsatz
↳ Zwischenzielebene → Geldmenge, Wechselkurse, Kreditmarktzins, nominelles BIP
↳ Enzielebene → Stabilität des Preisniveaus, Beschäftigung , Stabilisierung der Konjunktur
Indikator
+ Eigenschaften
Variable, die zum Beobachtungszeitpunkt, wertvolle Informationen darüber liefert, wie ZB das Niveau des operativen Ziel anpassen soll, um Endziel zu erreichen
↳ Eigenschaften
→ Frühzeitig verfügbar & vorlaufender Indikator
→ Bekannter, stabiler und prognostizierbarer Zshg. zum Endziel
Zwischenziel
Indikatorvariable, die neben den Eigenschaften eines Indikators zudem durch das geldpolitische
Instrumentarium mit angemessener zeitlicher Verzögerung und entsprechender Präzision gesteuert werden kann
5 Anforderungen der Geldpolitik
- Festlegung auf Endziel (z.B. Preisniveaustabilität im Eurosystem)
- Klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten/ Transparenz ggü Öffentlichkeit
- Mittel- bis langfristige Ausrichtung
- Vereinbarkeit mit der Unabhängigkeit des Eurosystems
- Schnelle und präzise Datenverfügbarkeit
5 Gründe für geldpolitische Strategien
- Effekte der Veränderung der Notenbanksätze auf Zielvariablen sind in Stärke und Verteilung über Zeit variabel
- Zielvariablen nicht allein von Geldpolitik, sondern auch von Erwartungen der WiSu und Konjunktur beeinflusst
- Erleichterung der Informationsverarbeitung und Hilfestellung bei geldpolitischen Entscheidungen
- Verstetigung der Geldpolitik durch in sich geschlossenes und glaubhaftes Konzept, das Öffentlichkeit kennt
↳ Verankerung der Inflationserwartungen - Strategieansatz als Kommunikationsmedium mit Öffentlichkeit → Berechenbarkeit von Notenbankaktionen und ↓ geldpolitischer Unsicherheit → Verankerung der Inflationserwartungen
Einstufige geldpolitische Strategien
+ Vorteil
direkte Steuerung des Endziels ohne explizites Zwischenziel
↳ Vorteil: hebt Ziel (der Preisstabilität) hervor
Zweistufige geldpolitische Strategien
+ Vorteil
indirekte Steuerung des Endziels über explizites Zwischenziel
↳ Vorteil: Gewinnung frühzeitiger Infos über mögl. Preisgefahren, Bessere Orientierung der Inflationserwartungen
Bedeutung von Geldstabilität (= Preisstabilität)
- Fördert Wachstum und Beschäftigung
• Signal- und Steuerungsfunktion von Preisen und nominaler Größen sind unverzerrt → weniger Fehlallokation
• Vertrauen in langfristigen Finanzbeziehungen → fördert Investitionen
• Geringere Risikoprämie auf Zinsen → mehr Investitionen rentabel - Verhindert willkürliche Umverteilung → Einkommen und Vermögen in nominalen Größen
- Vermeidung ökonomischer Kosten häufiger Preisanpassungen und Portfolioumschichtungen
Inflation
längerfristig anhaltender Anstieg des Preisniveaus
↳ Inflationsentwicklung bezieht sich auf Preise der Märkte für Güter und Dienstleitungen (Verbraucherpreise)
↳ Messung: Verbraucherpreisindex (VPI)
Verbraucherpreisindex (VPI)
- Misst durchschnittl. Preisentwicklung alles Waren und DL, die von privaten HH zur Konsum gekauft werden
- Bildet Preisveränderung für Güter des täglichen Bedarfs, Mieten, langlebigen Gebrauchsgütern und DL ab
- Bestimmung über repräsentativen Warenkorb auf Basis von HH-befragungen
Harmonisierter VPI (Headline Inflation)
Messung der Inflation in der EWU
- erstellt nach für alle Mitgliedstaaten verbindlichen Standards → vergleichbar
- Gewogener Durchschnitt aus den Indizes der einzelnen EWU-Länder
- Berechnung durch Eurostat
Problem des HPVI
+ 4 Bias
HVPI unterstellt, dass sich Verbrauchsgewohnheiten nicht verändern
↳ Warenkorb ist bei Einführung 3 Jahre alt und bei Ablösung 8 Jahre alt
- Product Substitution Bias
- Outlet Substitution Bias
- Quality Change Bias
- New Product Bias
Probleme der Null-Prozent-Inflation
- Preismessung überschätzt tatsächliche Teuerung
- Deflation schädlich → dauerhaftes ↓ Preisniveau = ↑ reale Schuldenlast + ↓ Konsum und Investition
- ↓ Zinsen → ↑ Wahrscheinlichkeit Nullzinsgrenze → Nachfragelücke → Unterauslastung der Kapazitäten
Preisstabilität im Eurosystem
mittelfristiger Anstieg des HVPI unter, aber nah 2%
Mindestreserve
gebundenes Guthaben der GB in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes für bestimmte Verbindlichkeiten (primär Kundeneinlagen)
Mindestreserve
Funktionen
- Anbindungsfunktion
• Schaffung gut prognostizierbarer Nachfrage nach ZB-guthaben als Grundlage für Geldmarktsteuerung
• Schaffung struktureller Liquiditätsknappheit beim Geschäftsbankensystem - Stabilisierungsfunktion
• Stabilisierung des Tagesgeldsatzes durch Durchschnitts-MR
• ↓ Anspannungen am Tagesgeldmarkt durch temp. Unter- bzw. Überschreiten des Durchschnitts-MR-Solls
Intertemporale Arbitrage
- Tagesgeldsatz > Verzinsung Mindestreserveguthaben: Anspannung (Liquiditätsknappheit)
• Anreiz für Bank zur Unterschreitung des MR-Solls durch Anlage liquider Mittel auf dem Tagesgeldmarkt
• Wirkt weiterem Anziehen des Tagesgeldzinssatzes entgegen - Tagesgeldsatz < Verzinsung Mindestreserveguthaben: Verflüssigung
• Anreiz für Bank zur Überschreitung des MR-Solls durch Aufnahme von Mitteln auf dem Tagesgeldmarkt
• Wirkt weiteren Absinken des Tagesgeldzinssatzes entgegen
Zielsetzung der EZB zur Senkung der MR-Satz von 2% auf 1%
+ Primäres Ziel der EZB
- ↓ Satz wirk expansiv auf M3 → ↑ Liquidität für Banken zur Giralgeld-/GB-geldschöpfung durch Kreditvergabe
- Problem: Leitzins ist an Nullzinsgrenze → Zinssteuerung ausgeschöpft → unkonventionelle GP* notwendig
- Primäres Ziel: ↑ der Kreditvergabe von GB & Sicherung der Liquidität im Geldmarkt des EUR
Offenmarktgeschäfte
geldpolitische Operationen, die auf Initiative der ZB durchgeführt werden
↳ Zweck
→ Sicherung der Refinanzierungsmöglichkeiten der GB
→ Zins- und Liquiditätssteuerung am Geldmarkt
→ Signalisierung zukünftiger geldpolitischer Ausrichtung (Mindestbietungssatz)
Zustellungsverfahren bei Hauptrefinanzierungsgeschäften
bzw. Ausschreibungsverfahren
↳ Hauptrefinanzierungsgeschäften → in Form von Tender
- Mengentender
- Zinstender
- Mengentender
- EZB setz vorab Zinssatz, zu dem sie bereit ist, den GB eine bestimmte Kreditsumme/ZB-geldmenge zur Verfügung zu stellen
- GB legen in Form von Geboten fest, welche Refinanzierungsbedarf sie zu diesem Zinssatz haben
• Übersteigt aggregierter Bedarf der GB den von der EZB Zuteilungsbetrag, werden Gebote nach Zuteilungsquote bedient
- Zinstender
- ZB legt angebotene Menge von ZBG fest
- bietende KI müssen eigene Einschätzung der Zinsentwicklung am Geldmarkt vornehmen
- KI müssen neben Höhe des Betrages auch Zinssatz nennen, zu dem sie Liquidität aufnehmen möchten
- Zuteilungsverfahren
• Holländisches Verfahren
• Amerikanisches Verfahren
Holländisches Verfahren
alle akzeptierte Gebote werden zum niedrigsten von EZB noch akzeptierten Zinssatz (marginaler Zinssatz) abgerechnet