(1) Postalische Befragungen Flashcards
Was sind postalische Befragungen?
• klassisch quantitative, standardisierte Erhebungsmethode
• Befragungstyp, bei dem Fragebögen postalisch versandt werden
=> Erstkontakt auch in anderer Weise denkbar
• Befragte füllen Fragebogen selbst aus (Selbstadministriert)
=> kein Interviewer anwesend
Wann bieten sich postalische Befragungen an?
- Bei großer räumlicher Distanz zum Befragten
- Ansprache spezifischer Zielgruppen (z.B. ältere Personen, die über andere Kanäle nicht erreichbar sind)
- Einsatz häufig bei regional begrenzten Studien
Was sind Vorteile von postalischen Befragungen?
- Vermeidung von Interviewereffekten
- Höhere Motivation durch selbst bestimmbaren Beantwortungszeitpunkt
- Glaubwürdigere Zusicherung von Anonymität
- Hoher Standardisierungsgrad => Vorteil bei Datenauswertung
- ehrlichere und überlegterer Antworten
Was sind Nachteile von postalischen Befragungen?
- höhere Ausfallquoten (im Vergleich zu persönlichen Interviews)
- systematische Ausfälle (interessierte Personen senden eher zurück, Folge: Stichprobenverzerrung)
- Keine Ermittlung von Erhebungsstichtagen
- Keine Kontrolle von externen Einflüssen
- Keine Rückfragemöglichkeiten
Wie erfolgt die Adressermittlung bei postalischen Befragungen?
- amtlich: Stichproben über das Einwohnermeldeamt
* nicht amtlich: Telefon-Screening zur Personenauswahl; Random-Walk Verfahren zur Verteilung von FB; Adressanmietung
Welche Arten von Nonresponse gibts es?
Item Nonresponse:
• Im zurückgeschickten Fragebogen wurden einige Fragen nicht beantwortet
Unit Nonresponse:
• Der Fragebogen wurde nicht zurückgeschickt
Gründe:
• Verweigerung
• Erkrankung
• Nichterreichbarkeit
Nonresponse: Welche Faktoren beeinflussen das Ausfüllen? (Schnell, 2012)
- Belastung durch Länge und Häufigkeit der Befragung
- Verletzung der Privatsphäre
- politisches Desinteresse
- unklare Konsequenzbefürchtung
Spezielles Problem postalischer Befragung: Undercoverage
Systematischer Ausschluss von Teilen der Bevölkerung aufgrund des Befragungsmodus: • Funktionelle Analphabeten • Sehbehinderte • Kognitive Verständlichkeit => Stichprobe wird systematisch verzerrt
Wie erhöht man Responseraten?
- TDM-Ansatz (Total-Design-Methode)
- Anonymitätszusicherung
- Incentives
Was sind Incentives?
- Befragungsanreize, Belohnungen
- Mittel um Rücklaufquoten zu erhöhteren und systematische Ausfälle zu vermeiden (z.B. Kugelschreiber, Geld,…)
- Verweigerer können so konvertiert und systematische Fehler somit verringert werden
- Finanzielle Incentives wirken am besten
- Je größer der Aufwand, desto höher das Incentive
- Alle Teilnehmer sollten gleiche Belohnung erhalten, zum gleichen Zeitpunkt
- wichtig: praktischer Aufwand nicht unterschätzen
- wesentlicher Teil des TDM Ansatzes
- nützlich bei Befragung von mehreren Mitgliedern eines Haushaltes
- Logo aus Incentives erhöht Identifikation des TN mit Projekt und verbessert Responserate
Der TDM-Ansatz
- Schritt: Schriftliche Vorankündigung vor Fragebogenzustellung
- Schritt: Versand des Fragebogens und evtl. Incentives
- Schritt: Versand einer Dankes- bzw. Erinnerungspostkarte nach einigen Tagen
- Schritt: Versand eines Ersatzfragebogens zwei bis vier Wochen nach Erstzustellung
- Schritt: Erneuter Kontakt zwei bis vier Wochen nach letztem Versand, telefonisch
Was sind Beispiele für spezielle Panelstudien?
- Kostenlose medizinische Diagnostik
- Geschenke mit Projekt-Logo
- Bei Studenten: VPN Studenten
- Vergünstigungen
- Genussmittel
Wozu eine Stichprobe?
Ziel: empirische Analyse interessierender Merkmale einer spezifischen Zielpopulation (GG)
Problem: Befragung der gesamten GG aus Kosten- & Zeitgründen nicht möglich
Lösung: Zufälliges Selektionsverfahren zur Generierung einer repräsentativen Teilmenge der GG (Stichprobe)
Was sind Eigenschaften eines Stichprobendesign?
- gezogene Stichprobenpopulation hat spezifische Verteilungseigenschaften in den erhobenen Merkmalen
- Verteilungseigenschaften der interessierenden Merkmale sollen denen der GG entsprechen (Repräsentativität)
- Stichprobendesign soll die Ziehung einer repräsentativen Stichprobe ermöglichen, indem es relevante Charakteristika der GG berücksichtigt
Nenne 4 Beispiele für einstufige Stichprobendesigns.
- Simple Random Sampling (einfache Zufallsauswahl)
- Systematik Sampling (spezifisches Auswahlschema durch Intervalle)
- Unequal Probability Sampling
- Probability to Size Sampling