03413 - II. Gedächtnis Flashcards
03413 - II Gedächtnis
II.1 Zum Begriff Gedächtnis
Was ist das Gedächtnis?
- Das Gedächtnis ist das Insgesamt des Gelernten.
- Prozess, bestehend aus
• Lernen
• Merken (Enkodieren)
• Behalten
• Abrufen (Dekodieren, Wiedererkennen, Reproduzieren, Erinnern)
03413 - II Gedächtnis
II.1 Zum Begriff Gedächtnis
Was sind die Definitionskriterien des Gedächtnisses?
- Nachwirkung von Erfahrungen (Überdauern von Informationen, Spurenbildung)
- Enkodieren (Verschlüsselung von distalen Reizen und von Informationen in Repräsentationen; Merken, Einprägen)
- Speichern (Behalten)
- Nutzen gespeicherter Informationen (Abrufen, Dekodieren, Erinnern, indirekte Nachwirkungen wie Leistungsverbesserung, Lernersparnis, Fehlerreduktion)
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II.2 Die Untersuchung des Gedächtnisses
Was ist das Hauptproblem der Gedächtnisforschung?
- Gedächtnis kann man nicht beobachten, es muss anhand von Gedächtnisprüfungen erschlossen werden
- Lernphase, Behaltensphase, Prüfphase
- notwendig, die Einflüsse auf das Behaltene in der Behaltensphase möglichst umfassend zu kontrollieren
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II.2.2 Methoden der Gedächtnisprüfung
Wovon hängt die Wahl einer Prüfmethode ab?
- Lernmaterial
- Lerngegenstand
- Achtung: Prüfmethode hat Einfluss auf Nachweis einer Gedächtniswirkung!
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II.2.2 Methoden der Gedächtnisprüfung
Welche Prüfmethoden werden unterschieden?
- Ersparnismethode
- Reprodunktionsmethode
- Methode des Wiedererkennens
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II.2.2 Methoden der Gedächtnisprüfung
Was versteht man unter der Ersparnismethode?
- Hermann Ebbinghaus, Pionier der experimentellen Gedächtnisforschung
- geprüft wird, ob beim 2. Lernen weniger Lerndurchgänge bis zum Kriterium gebraucht werden.
- Ersparnismaß (L1 - L2) / L1 · 100, L1 und L2 jeweils Anzahl der Wiederholungen
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II.2.2 Methoden der Gedächtnisprüfung
Welche Formen der Reproduktion werden unterschieden?
- freie Reproduktion
- gebundene Reproduktion (z. B. seriell)
- Reproduktion mit Hinweisreiz
- Methode der Hilfen (gezählt wird benötigte Anzahl Stichwörter)
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II.2.2 Methoden der Gedächtnisprüfung
Was versteht man unter der Methode des Wiedererkennens?
- war Reiz in der Lernliste oder nicht?
- evtl. Reaktionszeit messen
- Auswertung auch nach Signalentdeckungstheorie: Treffer, falsche Alarme, etc.
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II.2.2 Methoden der Gedächtnisprüfung
Worin unterscheiden sich direkte und indirekte Verfahren der Gedächtnisprüfung?
- Direkte Verfahren der Gedächtnisprüfung:
in der Prüfsituation wird über die Instruktion eine Beziehung zu einer früheren Lernepisode hergestellt wird). - Indirekte Verfahren der Gedächtnisprüfung:
es wird eine bestimmte Aufgabe zur Prüfung des Gelernten gestellt, die keinen Bezug zu einer vorangegangenen Lernepisode hat
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II.2.2 Methoden der Gedächtnisprüfung
Worin unterscheiden sich explizite und implizite Gedächtnistests?
- Explizite Gedächtnistests gehören zu den direkten Methoden; es wird auf die Lernphase Bezug genommen
- Implizite Gedächtnistests gehören zu den indirekten Methoden; nehmen keinen direkten Bezug auf die Lernphase
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II.3 Gedächtnistaxonomie, Gedächtnismodelle
Wie lässt sich das Gedächtnis methodisch untersuchen?
- Phänomenologisch-deskriptive Ebene:
Beschreibungen liefern eine 1. Hypothese darüber, wie man das Gedächtnis in Gedächtnisarten unterteilen kann, Zeit scheint ein Kriterium zu sein - Funktionelle-aufgabenorientierte Ebene: Ebene der Gedächtnispsychologie. Es werden Unterschiede zwischen Gedächtnistests untersucht. (Dissoziationsmethode).
- Neuronale Ebene:
unterschiedliche Gedächtnisarten sollten auch unterschiedliche neuronale Korrelate haben.
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II.3 Gedächtnistaxonomie, Gedächtnismodelle
Welche 2 Gedächtnistaxonomien sind üblich?
- nach der Dauer des Verbleiben der Information (Multispeichermodell , multimodales Gedächtnismodell)
• Sensorisches Gedächtnis
• Kurzzeitgedächtnis (KZG)= Arbeitsgedächtnis (AG), Bereich der bewussten Informationsverarbeitung.
• Langzeitgedächtnis (LZG) - nach den Gedächtnisinhalten, dem Wissen & Fertigkeiten
Gedächtnisinhalte relativ überdauernd, d. h. Taxonomie der Gedächtnisbereiche des LZG.
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II.3 Gedächtnistaxonomie, Gedächtnismodelle
Das multimodale Gedächtnismodell
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II.3.1 Das multimodale Gedächtnismodell
Was weiß man über das sensorische Register?
- Ultra-Kurzzeitgedächtnis, 100 – 250 ms
- für jede Sinnesmodalität gibt es ein sensorisches Register, z. B.
• Ikonisches Gedächtnis => Sehen
• Echoisches Gedächtnis => Hören
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II.3.1 Das multimodale Gedächtnismodell
Was wies Sperling mit seinem Experiment nach?
- ganzes Muster steht simultan im ikonischen Gedächtnis zur Verfügung
- Speicherkapazität sehr hoch, aber Muster zerfällt schnell
- Vergleich von
• Ganzreportmethode: 3-4 Buchstaben einer Zeile konnten wiedergegeben werden
• Teilreportmethode (zufällige Zeile): meistens alle 4 Buchstaben
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II.3.1 Das multimodale Gedächtnismodell
Was weiß man über das Arbeitsgedächtnis?
- Kurzzeitgedächtnis (KZG), ca. ½ Min.
- zur Übertragung ins Langzeitgedächtnis muss die Information aktiv bearbeitet werden
- Gedächtnisspanne 7 +/- 2 Einheiten (George Miller)
- Aktives Gedächtnis (kein statischer Speicher im Sinne von 7 Fächern)
- Bereich, in dem mental gearbeitet wird.
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II.3.1 Das multimodale Gedächtnismodell
Was versteht man unter Chunking?
Bildung von Klumpen, die unterschiedlich viel Information tragen können.
Beispiel: Infos werden in vertraute, leicht handhabbare Einheiten wie etwa Wörter in Sätze gruppiert.
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II.3.1 Das multimodale Gedächtnismodell
Wovon hängt die Kapazität des Arbeitsgedächtnis ab?
- nicht von bits!
- Hypothese: abh. von Anzahl chunks
- aber: neuere Arbeiten zeigen, dass die Gedächtnisspanne reizabhängig ist
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II.3.1 Das multimodale Gedächtnismodell
Welche 3 Systeme des Arbeitsgedächtnisses werden unterschieden?
- Räumlich-visueller Notizblock (kurzfristige Speicherung visueller Eindrücke)
- Artikulatorische oder phonologische Schleife (Speicherung verbaler Infos)
- Zentrale Exekutive (verwaltet die beiden Subsysteme & verknüpft Infos aus diesen Systemen mit dem LZG)
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II.3.1 Das multimodale Gedächtnismodell
Wie müssen Informationen bearbeitet werden, um ins Langzeitgedächtnis zu wechseln?
- repetieren
- elaborieren
- rekodieren
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II.3.1 Das multimodale Gedächtnismodell
Was weiß man über das Langzeitgedächtnis?
- dauerhafte Speicherung von Informationen
- Vergessen kein Kapazitätsproblem, sondern ein Schutz vor zu viel Wissen
- Kortex und zahlreiche subkortikale Bereiche, Hippokampus, Brodmannareal 10
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II.3.1 Das multimodale Gedächtnismodell
Welche 4 Prozesse des LZG werden unterschieden?
- Lernen/Enkodieren: Neues Einspeichern von Infos
- Konsolidierung/Behalten: Bewahren von wichtigen Infos durch regelmäßigen Abruf
- Erinnern/Abruf: Reproduktion oder Rekonstruktion von Gedächtnisinhalten
- Vergessen: Zerfall von Gedächtnisspuren oder Interferenzen durch konkurrierende Informationen
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II.3.1 Das multimodale Gedächtnismodell
Wovon ist die Verankerung von Informationen im LZG abhängig?
- Relevanz
- Anzahl Assoziationen
- emotionale Bindung
03413 - II Gedächtnis
II.3.2 Die Struktur des LZG
03413 - II Gedächtnis
II.3.2 Die Struktur des LZG
Wie wird das LZG nach Lernarten unterteilt?
- Deklaratives Gedächtnis:
Inhalte, die meist gut verbalisiert werden können
auch verbales Gedächtnis - Non-deklaratives Gedächtnis:
dominierend Fertigkeiten, Handlungsschemata
auch prozedurales Gedächtnis
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II.3.2 Die Struktur des LZG
Was ist das Deklarative Gedächtnis?
- Es werden Fakten und Ereignisse gespeichert.
- 2 Unterbereiche
• Semantisches Gedächtnis: „Wissen, dass“, unabhängig von der Erwerbssituation
• Episodisches Gedächtnis: bezieht sich auf Erwerbssituation, auch autobiografisches Gedächtnis
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II.3.2 Die Struktur des LZG
Was ist das Non-deklarative Gedächtnis?
- Größter Teil des Gedächtnisses
- Fertigkeiten wie Sprechen, geschickt Greifen, Lesen, Kochen etc.
- auch Gedächtnisarten wie Habituation, Konditionierung & das perzeptive Gedächtnis
- „Priming“ (Bahnung = automatische Voraktivierung von Gedächtnisinhalten)
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II.3.2 Die Struktur des LZG
Was ist das Prospektive Gedächtnis?
- Vorsätze, Pläne, Ziele
- Gedächtnis für noch zu erledigende Aufgaben
- Beim prospektiven Erinnern 2 Aspekte:
• prospective goal Encoding
• retrospective Rehearsal
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II.4 Gedächtnisprozesse
2.4.1 Enkodieren
Welche 3 Arten der Informationsverarbeitung werden unterschieden?
- Enkodierung ihrer Bedeutung: man verarbeitet verbale Infos am Besten, wenn man sie semantisch enkodieren kann, v.a. wenn man ihnen persönliche Relevanz verleihen kann (Selbstreferenzeffekt)
- Enkodierung ihrer bildlichen Darstellung: Hilfreich bei der bewussten Verarbeitung, weil eindringliche Bilder sehr einprägsam sind.
- Mentales Einordnen der einzelnen Infos