02 Individuelle Entscheidungen und Biases Flashcards
Homo Oeconomicus
(+ 4 Eigenschaften)
Der homo oeconomicus ist das Modell vom menschlichen Entscheider in der (neo-)klassischen Wirtschaftstheorie
Eigenschaften:
- Rationalität
- Feste Präferenzen
- Pures Eigeninteresse
- Vollständige Informationen
Durch Experimente wurde dieses Menschenbild in den letzten Jahrzehnten häufig in Frage gestellt (Behavioral Economics)
Soziale Präferenzen
Pures Eigeninteresse (selfishness):
Nutzen hängt ausschließlich von dem eigenen Payoff ab
Soziale Präferenzen:
Nutzen hängt von dem eigenen Payoff sowie dem Payoff anderer ab
Diktatorspiel
Proposer schlägt eine Aufteilung (1-s, s) vor, die dann jedoch direkt implementiert wird (keine Gefahr der Ablehnung)
Diktatorspiel vs. Ultimatumspiel
- Die Verteilung der Angebote s im Diktatorspiel verschiebt sich relativ zum Ultimatumspiel systematisch in Richtung Null (Modalwert s=0) -> Ein Teil der hohen Angebote im Ultimatumspiel aus Angst vor Ablehnung
- Aber: Auch unter realer Bezahlung gibt es eine Konzentration von Angeboten rund um den „equal split“
Ansätze zur Modellierung sozialer Präferenzen
- Outcome-basierte Modelle
- Intentionsbasierte Modelle
Gemeinsamkeiten von Outcome- und Intentionsbasierten Modellen
- Modelle modifizieren die Nutzenfunktion -> es wird angenommen, dass vollständige Präferenzen nicht allein durch die eigene Auszahlung beschrieben werden können
- Wichtig: Alle Modelle bewahren die Annahme der vollkommenen Rationalität
Unterschiede von Outcome- und Intentionsbasierten Modellen
- Outcome-basierte Modelle können mit Hilfe von Standard-Nutzen- und Spieltheorie analysiert werden
- Intentionsbasierte Modelle benötigen einen komplexeren Ansatz ( -> Psychologische Spieltheorie)
Outcome-basierte Ansätze
Altruismus: Mein eigener Nutzen steigt mit dem Wohlergehen anderer
Schadenfreude: Mein eigener Nutzen sinkt mit dem Wohlergehen anderer
Ungleichheitsaversion: Subjekte mögen keine Ungleichheit relativ zu einer relevanten Vergleichsgruppe, d.h. abhängig von einem Referenzpunkt steigt oder fällt mein eigener Nutzen mit dem Wohlergehen anderer.
Intentionsbasierte Ansätze - Reziproke Präferenzen
Reziproke Präferenzen sind bedingte soziale Präferenzen, d.h. mein eigenes Verhalten hängt von dem Verhalten der Personen ab, mit denen ich interagiere
Reziprozität
Bereitschaft freundliche Aktionen zu belohnen (positive Reziprozität) und unfreundliche Aktionen zu bestrafen (negative Reziprozität) auch wenn die Belohnung bzw. die Bestrafung Kosten verursachen
Kindness
- Nettigkeit hängt von den möglichen Alternativen ab
- Eine Aktion ist vorsätzlich nett, wenn der Spieler eine Alternative hatte weniger nett zu sein
- Eine Aktion ist vorsätzlich unfreundlich, wenn der Spieler eine „vernünftige“ Alternative hatte netter zu sein
Kritik an Modellen zu sozialen Präferenzen
Das Verändern von Präferenzen (der Nutzenfunktion) wird häufig auch als „Öffnen der Büchse von Pandora“ bezeichnet, da, so die Kritik, alles erklärt werden kann, solange man nur die „richtigen“ Präferenzen bzw. geeignete Funktionen annimmt.
Daher:
- Ein Modell sollte auf alle (ökonomischen) Spiele anwendbar sein. Es reicht nicht, das Verhalten in einem Spiel erklären zu können und in einem anderen nicht
- Ein Modell sollte konstante Parameter haben, d.h. dass bspw. alpha und beta in dem Ansatz von Fehr & Schmidt konstant sein sollen und nicht je nach Situation verschiedene Werte annehmen
Die Entstehung von Outcomes hängt u.A. ab von
- Ökonomischen Rahmenbedingungen/strategischen Situationen
- Verteilung der verschiedenen Typen von Akteuren (z.B. egoistisch, fair, etc.)
Simon’s bounded rationality - Begrenzte Rationalität
Begrenzte Rationalität heißt, dass
- Die Entscheidungsträger oft nicht genügend Informationen haben
- Zeit- und Kostenbeschränkungen die Qualität von Informationen limitieren
- Die Entscheidungsträger nur eine kleine Menge an Informationen bereithalten können
- Es Grenzen der Intelligenz und der Fähigkeit gibt, die optimale Entscheidung zu berechnen
–> Entscheidungsträger werden statt der besten womöglich eher eine andere akzeptable oder vernünftig erscheinende Lösung wählen
Availability heuristic
Die Leichtigkeit, mit der einem bestimmte Vorfälle und Begebenheiten in den Sinn kommen, beeinflusst die Urteilsfindung
- Kann eine sehr nützliche Entscheidungsregel für Manager sein, da Ereignisse, die sehr häufig vorkommen, einem eher leicht in den Sinn kommen als weniger häufige Ereignisse
-> Heuristik führt oft zu einem akkuraten Urteil - Regel kann irreführend sein: Verfügbarkeit von Informationen hängt auch von anderen Faktoren ab, die mit der objektiven Häufigkeit des Ereignisses nicht zusammenhängen