Weber und die Folgen Flashcards
Zentrale Begriffe
Rationalisierung:
- methodologischer Individualismus
- Wertfreiheit
- subjektiver Sinn/Sinnverstehen
- Idealtypus
- zweckrationales/ wertrationales/ traditionales / affektuales Handeln
- “Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus”
- Diagnose: Säkularisierung & Rationalisierung (Entzauberung)
Soziales Handeln nach Weber
Handeln = menschliches Verhalten (äusserlich und innerlich), wenn Handelnde mit diesem einen subjektiven Sinn verbinden.
Soziales Handeln= von Handelnden intendiertem Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen und daran im Ablauf orientiert
Verhalten: körperlich, reflexhaft
Handeln: mit subjektivem Sinn verbundenes Handeln
Soziales Handeln: subjektiver Sinn bezieht sich auf Verhalten anderer
Methodologischer Individualismus
Soziologie muss in der Methode strikt individualistisch betrieben werden –> Rückführung auf das Individuum
Individuelle Absichts-, Handlungs-, Motivationsfolgen
Idealtypus
Der Idealtypus bündelt prägnante Merkmale pointiert; Modell zur Beschreibung; nicht Ideal im moralischen Sinne: Messen des Idealtypus an der Realität
Wird gewonnen durch einseitige Steigerung eines oder einiger Gesichtspunkte und Zusammenschluss von Einzelerscheinungen –> einheitliches Gedankenbild, welches nirgends in der Realität empirisch vorfindbar ist
Handlungstypen
zweckrationales Handeln: optimiert die Mittel für angestrebte Zwecke, Zweck-Mittel-Abwägung (zentral für moderne Gesellschaften)
wertrationales Handeln: orientiert sich an Werten um ihrer selbst willen (nicht am Erfolg), oft Kollision mit Realität
affektuelles Handeln: wird von Stimmungen und Gefühlen bestimmt (=/= rational/reflektiert)
traditionales Handeln: folgt Gewohnheit und Sitte (=/= rational/reflektiert)
Vergemeinschaftung/Vergesellschaftung
Beides sind Idealtypen, die sich oft vermischen!
Vergemeinschaftung: auf subjektiv gefühlter (affektueller oder traditionaler) Zusammengehörigkeit der Beteiligten
Vergesellshaftung: Einstellung des sozialen Handelns auf rational (zweckrational oder wertrational) motiviertem Interessensausgleich oder Interessenverbindung beruht.
Ziel: Wissenschaftliche Erforschung der allgemeinen Kulturbedeutung; Wirklichkeitswissenschaft mit Frage nach Kulturellem movens
Der “Geist” des Kapitalismus
Frage: Warum hat sich okzidentale Moderne nicht auch im Orient entwickelt? Was ist die spezifische Lebensart/Welthaltung des Kapitalismus, insofern dessen Ziel Profitmaximierung ist?
Wichtigste Frage: Wie sollen wir leben? (Irrationalität der Haltung der Profitmaximierung)
Beobachtung: Im Kaiserreich signifikante Unterschiede im Bildungs- und Leistungsniveau zwischen katholischen und protestantischen Gebieten (wohlhabender, produktiver)
Erklärung: Weltverneinende Haltung des Protestantismus in Wahlverwandtschaft mit Kapitalismus. Kapitalistische Welthaltung ursprünglich Protestantisch, religiöse Aspekte nun aber verschliffen. Wettbewerbsruck aus dieser Einstellung wird für alle verbindlich, wodurch er irrational wird
Calvinismus: Prädestinationslehre: Gute Taten ändern die Prädestination nicht, aber mögliche Selbstdeutung als Zeichen. Versuch Zeichen zu finden und zu schaffen.
Ethos des Berufsmenschen (Franklin)
Methodische Lebensführung; transferiert Arbeitsbegriff auf jegliche Lebensinhalte; Verwissenschaftlichung des Alltags; Verzicht auf Bedürfnisse zur Optimierung; rigoroses Zeitmanagement
Flexibilisierung und Identität (Sennett)
Flexibilisierung als Machtsystem aus drei Komponenten:
1. diskontinuierlicher Umbau von Institutionen
2. Flexible Spezialisierung der Produktion, um mehr/andere Produkte schneller auf den Markt zu bringen
3. Konzentration von Macht ohne Zentralisierung (kommt ohne Autorität aus; teambasierte Umfelder erschweren Äusserung von Kritik
Folge: Unlesbarkeit: Verlust vom Bezug zu dem, was Menschen tun
Identität
Neues Zeitregime: bleib in Bewegung, geh keine Bindungen ein und bring keine Opfer
Neue Identität: der kurzfristig agierende Kapitalismus bedroht besonders die Charaktereigenschaften, die Menschen aneinander binden und dem einzelnen ein stabiles Selbstgefühl vermitteln.
Der neue Geist des Kapitalismus (Boltanski/Chiapello)
Kritik al Motor der Veränderung und Konsolidierung des kapitalistischen Geistes.
Vier Quellen der Empörung:
1. Entzauberung (Authentizitätsdefizit) –> keine Selbstverwirklichung, Entseelte Realität
2. Unterdrückung (Marktherrschaft, Lohnabhängigkeit)
3. Armut und Ungleichheiten
4. Opportunismus und Egoismus (Entsolidarisierung, Abkehr von der Gemeinwohlorientierung)
1&2 = Künstlerkritik
3&4 = Sozialkritik
Etappen des kapitalistischen Geistes
- Bourgeoisie, Unternehmer
- Prägung durch grosse Firma
- Globalisierende Konzerne
Was legitimiert den Kapitalismus trotz Irrationalität?
- Fähigkeit sich Kritik zunutze zu machen
- Kritik am Kapitalismus als Motor des kapitalistischen Geistes