Was sind (soziologische) Theorien? Flashcards
Was sind Theorien?
Theorieabhängigkeit der Wahrnehmung
Theorie (allg.) = eine durch Denken gewonnene Erkennnis (im Unterschied zum Erfahrungswissen
Theorie (Wissenschaft) = Bild/Modell der Realität; System begründeter Aussagen zur Erklärung der Wirklichkeit, ihrer Gesetzmässigkeiten und künftigen Entwicklung (Prognose)
Wissenschaftstheorie = Theorie(n) über das Entstehen, den Charakter, die Anwendung und Reichweite von Theorien
Thomas-Theorem „If men define situations as real, they are real in their consequences.“
Forschungsobjekt der Soziologie
Die Soziologie interessiert sich für „Menschen im Plural“ (Arendt) und die Formen ihres Zusammenlebens
* Wissenschaft der Relationen - zwischen Menschen mit ihrer gesellschaftlichen Vermitteltheit
* Artefakten, Institutionen, Medien, Sinnordnungen, Wissensregimen
Regelmässigkeiten und Regeln menschlichen Denkens, Sprechens und Handelns, Abweichungen von Regelmässigkeiten und Regeln
Charakteristika soziologischer Theorien
Kontingenz
Reflexiblität
Kontext
Kontingenz
Kontigenz…
…bezieht sich aus das,
* was sein kann oder nicht sein kann
* was so oder anders sein kann
…schliesst ein
1. den Bereich des Zufälligen: alles, was unverfügbar ist, sich der Planung entzieht
die Ebene des Handelns und Entscheidens: alles, was (individuell oder kollektiv) beeinflussbar ist.
Reflexiblität
„Soziologische Theorien können nur dort einen intersubjektiv überprüfbaren und methodisch anschlussfähigen Status gewinnen, wo sie sich selbst als historisches Phänomen begreifen und die historischen Bedingungen ihrer eigenen Genesis reflektieren.“
Kontext
- Was ist das Problem? Historische Lage (und Lebenslauf)
- Ideen- und Wissenschaftsgeschichte
- Episteme = historisches Apriori möglichen Wissens
Metaphern: Physik (Mechanik: Uhrwerk), Biologie (Organismus, Evolution, Schwarm), Informatik (Digitalisierung, Feedback)
Gesellschaft/Gemeinschaft
Gesellschaft und (versus?) Gemeinschaft
* Die Verbindung der Gemeinschaft: real/organisch
Die Verbindung der Gesellschaft: ideell/künstlich
Ordnungbias
Ordnung schaffen; Gründe finden, Muster, Strukturen und Regelmässigkeiten erkennen, Kategorien bilden, Systematiken austellung, Vorhersagen machen und Einheit stiften.
Drei Schritte des Ordnungsbias:
* Abgrenzung von der Sphäre der Ordnung (Othering)
* Asymmetrisierung (nichtmarkierte Seite/Abwertung)
* Annihalation/Absorption (Bekämpfung, Neutralisierung etc.)
Kriegsverdrängung
Kriege als Erfahrungshintergrund des Denkens oft konstitutiv für die Theoriebildung aber in der Theorie kaum oder nicht vorkommend
Werturteile vs. kritische Theorie
Weber: Empirische Wissenschaft kann Menschen nicht beibringen, was er machen soll, sondern was er machen kann und eventuell auch will.
Kritische Theorie: Weiterentwicklung der marxistischen Theorie; Kritik des positivistischen Wissenschaftsideals, Emanzipation als Horizont aller Theoriebildung
Soziologie als Krisenwissenschaft
- Auflösung traditioneller Lebensformen
- politische Revolutionen
- neue Formen sozialer Ungleichheit
- Dynamik veränderter Lebensumstände
- Legitimitätsverlust der gottgegebenen Ordnung
– Kontingenz des Sozialen
Theoriemoden
1960er-1970er Jahre: Marxismus und Kritische Theorie
1980er Jahre (bis heute): französische “postmoderne” Theorien
Aktuell: materialistische, holistische, relationale, queer-feministische, postkoloniale Ansätze