Vorlesung von Jung Flashcards
Was sind “Nichtradikale”?
Verbindungen wie H2O2 oder Peroxynitrit (ONOO-) sind keine Radikale, können aber in chemischen Reaktionen Radikale bilden.
Was sind einige ROS-Hauptquellen in Säugerzellen (Auswahl)?
Mitochondrien: Complex I und III, Monoaminooxidase
Extrazellulärer Raum: Myeloperoxidase
ER: NADPH-Cytochrom-P450-Reduktase, Ero1
Plasmamembran: NADPH-Oxidase, entkoppelte eNOS, Lipoxygenase
Cytosol: ●NO-Synthase
Peroxisomen: Lipidperoxidation
Umwelt/Umgebung: UVA/B, pollution, (natural) radioactive decay
Welche sind die primären ROS/RNS?
●NO
O2●-
H2O2
Was passiert mit Superoxid im sauren Milieu?
- im Lysosom oder mitochondrialer Matrix pH: 5-6
- Superoxid wird protoniert (HO2●)
- Hydroperoxyl ist klein und ungeladen –> sehr leicht membrangängig, deutlich reaktiver als Superoxid
- Hydroperoxyl ist die protonierte Form von Superoxid
Bedeutung: im Alter nimmt die Funktionalität von Mitochondrien ab, ihre ROS-Produktion steigt.
Womöglich spielt (HO2●) dabei eine Rolle, das im Gegensatz zu (O2●–) Lipidperoxidation initiieren kann.
Charakterisiere ●NO, O2●- und ONOO-
- Stickoxid: 10 sec Halbwertzeit, leicht Membrangängig, in viele physiologischen Funktionen involviert (Gefäßerweiterung). Durchaus antioxidative Wirkung.
- Superoxid: ist durchaus schädlich, wird jedoch unter anderem vom Immunsystem für die Abwehr von Infektionen (Bakterien) benutzt.
- ●NO und Superoxid reagieren zu Peroxynitrit (ONOO–), das wiederum im Cytosol schnell protoniert wird => Peroxynitritsäure (ONOOH).
Rolle von ●NO
- Wichtiger Vasodilator
- Verringert den Puls, weitet Herzkranzgefäße: Nitroglycerin setzt ●NO frei
- entspannt glatte Muskulatur der Blutgefäße samt Venen und Herzmuskel
- Mittel gegen Angina Pectoris
- Kann durch (Scher)-Stress, Cytokine oder Acetylcholin induziert werden (in Endothelzellen)
- Wird von Immunzellen benutzt, um bakterielle Infektionen abzuwehren * Dient auch als Neurotransmitter
Problem bei Infektionen:
Bei Sepsis setzen Macrophagen große Mengen an ●NO frei (und Superoxid) –> Blutdruck kann stark abfallen, Schock.
Was passiert mit Peroxynitrit?
Saures Milieu: Peroxynitritsäure (ONOOH)
Ohne CO2:
- 70% isomerisiert zu Nitrat (NO3-)
- 30% : es entsteht Stickstoffdioxidradikal (●NO2) und Hydroxylradikal (●OH)
–> zwei der reaktivsten/ schädlichsten Radikale,
die man in Säugerzellen findet
Mit CO2: Peroxynitrit und CO2 reagieren zu Nitrosoperoxycarbonat-Anion (ONOOCOO−), welches zu Stickstoffdioxidradikal (●NO2) und Carbonatradikal-Anion (CO3●–) (DNA-Schäden) reagiert.
Wie kann man auf Peroxynitrit in der Zelle testen?
3-Nitrotyrosin ist typisches Reaktionsprodukt. Hinweis auf Inflammation oder Infektion.
Was kann die Zelle gegen Peroxynitrit tun?
Gluthationperoxidase in Säugerzellen
Worauf basieren die antioxidativen Effekte von ●NO?
- ●NO: wichtiger gefäßprotektiver endogener Mediator
- Entsteht durch endotheliale ●NO-Synthase (eNOS) aus der Aminosäure L-Arginin.
- Fehlfunktion der eNOS (endotheliale Dysfunktion) bei nahezu allen kardiovaskulären Erkrankungen sowie Diabetes nachweisbar.
- Schweregrad der Dysfunktion korreliert mit der Häufigkeit vaskulärer Ereignisse
- Körperliches Training => Hochregulation der eNOS
- Langes, regelmäßiges Training => Expressionsmuster von über 100 endothelialen Genen ändert sich; Gefäßdurchmesser steigt, Scherbelastung sinkt, Organdurchblutung steigt.
- ●NO induziert Bildung antiox. Enzyme, u.a. Superoxiddismutase.
- Molekulare Mechanismen: Scherkräfte (durch Blutfluss), Druck (durch Blutdruck), pulsatile Dehnung (Druckwellen des Herzschlags)
=> Das Protein c-Src (Proto-oncogene tyrosine-protein kinase) „übersetzt“ Scherkraft in zelluläre Signale
=> erhöhte Expression von eNOS
Weiterer Mechanismus: kurzfristiger ox. Stress durch Training
Wie steigert Sport die Gesundheit durch NO?
Sport => Scherkräfte steigen (mehr Superoxid durch endotheliale NAD(P)H-Oxidase) und ROS steigen (durch ox. Phosphorylierung, ATP-Bildung)
- Superoxid => SOD => H2O2 => besser membrangängig als Superoxid
- H2O2 induziert eNOS (Expression und Aktivität).
Was ist der Unterschied zwischen Sport und ox. Stress?
Sport ist kurzfristig (30-60 min), nicht chronisch;
Sport induziert antioxidative Systeme über Tage hinweg.
- Antiox. Gefäßschutz, erhöhte Expression antiox. Enzyme, dauerhaft weniger ROS
- Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen sinken.
- Effekte sind ROS-vermittelt (redox-vermittelt); auch ROS sind zur optimalen Funktionalität notwendig.
Wie wird Superoxid neutralisiert?
Superoxid gibt sein Elektron an andere Teilchen ab und erzeugt daher reduktiven Stress.
Wenn Superoxid zB durch die Atmungskette entsteht, wandelt die SOD dieses enzymatisch zu Wasserstoffperoxid um. Dieses wird durch Catalase oder Peroxidasen wie Glutathionperoxidase (Gpx) zu Wasser oder Wasser und O2 (Katalase) reduziert.
Was passiert bei der Fenton- und Haber-Weiß-Reaktion?
Das primäre Radikal Superoxid dient hier als Reduktionsmittel. Wasserstoffperoxid als Oxidationsmittel.
Fenton: Redox-aktive Übergangsmetalle wie Cu+ und Fe2+ reagieren mit H2O2 zu Cu2+ oder Fe3+ und OH- und ●OH (Hydroxylradikal).
Haber-Weiß: dann reagieren Cu2+ oder Fe3+ mit Superoxid zurück zu Cu+ oder Fe2+ plus O2 und sind neu verfügbar.
Problem: H2O2 und Superoxid sind in einer lebenden Säugerzelle ständig vorhanden. Auf diese Weise entsteht viel Hydroxylradikal, welches extrem reaktiv ist (t(1/2)=10^-9 sec).
Mechanismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Haber-Weiss-Reaktion
Wie kann die Fenton-Haber-Weiß-Reaktion in einer Säugerzelle verhindert werden? / Wie schützt sich die Säugerzelle?
Redox-aktive Übergangsmetalle müssen streng reguliert werden –> Bindung an entsprechende Proteine, Ferritin, Transferrin, Caeruloplasmin, Lactoferrin, Albumin, Transcuprein oder Häm
Fe wird an Speicher- und Transportproteine gebunden Ferritin, Transferrin und ist dort nicht redox-aktiv. Cu spielt im Vergleich zu Fe kaum eine Rolle, Ausnahme: Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit). Hier ist der Kupferstoffwechsel in der Leber gestört, es kommt zu verminderten Kupferausscheidung über die Galle und Ansammlung von Cu in Leber, ZNS, Auge und anderen Organen.
Was haben Cu und Fe für eine Bedeutung bei HW/Fenton?
Kupfer ist 10-100-fach potenter als Eisen bei der Fenton-Reaktion, kommt in Säugern jedoch deutlich weniger vor => Fe ist das Hauptproblem (z.B. bei Hämolyse) (außer bei Morbus Wilson).
Wo wird die Radikalbildung therapeutisch benutzt?
Cytostatika (Tumorantibiotika) bilden Eisen- oder Kupferkomplexe (Metallo-Komplexe), welche an DNA binden (Interkalation) und dort via Fenton große Mengen an Hydroxylradikalen generieren. => Einzel- und Doppelstrangbrüche, Fragmentierung der DNA
Probleme:
- Teilung und Vermehrung von Tumorzellen wird inhibiert, doch auch gesunde Zellen sind betroffen, vor allem sich häufig teilende und vermehrende Zellen.
- Nebenwirkungen an Haut und Schleimhäuten, Haarausfall, Beeinträchtigungen der Blut- und Immunzellen.
Nitroimidazole: Stoffgruppe zur Behandlung von Infektionen mit Bakterien oder Protozoen. Bakterizide Wirkung durch Bildung kurzlebiger Intermediärprodukte oder Radikale => DNA-Schäden.
Wie kann man ungepaarte Elektronen und damit Radikale in biologischen Proben nachweisen?
EPR (electron paramagnetic resonance) detektiert stabile freie Radikale. Diese bleiben am Ende einer Radikalkettenreaktion übrig und haben nicht genug Energie, um sich irgendwo ein Elektron herzunehmen. Meist bleibt auf einem aromatischen Kohlenstoffring ein ungepaartes Elektron zurück (delokalisiert über das ganze Molekül) und hat sehr geringe Reaktivität.
Was gibt es für einen kritischen Zusammenhang zwischen Eisenaufnahme und Vitamin C?
Vitamin C (Elektronendonor) erhöht die Eisenaufnahme im Dünndarm, da es Fe3+ zu Fe2+ reduziert, welches eine höhere Bioverfügbarkeit hat (gut wasserlöslich). Fe2+ ist jedoch “Fenton-fähig”.
- In humanen Fibroblasten hat Vitamin C allein keinen Effekt, sensitiviert die Zellen
jedoch in der Gegenwart von Eisen gegen H2O2 DNA-Schäden. - Vitamin C wird problematisch bei bereits vorliegendem oxidativen Stress, indem es die Verfügbarkeit von redox-aktivem Eisen erhöht und zugleich als dessen Reduktionsmittel fungiert.
(Vitamin C modulation of H2O2-induced damage and iron homeostasis in human cells, Duarte TL, Jones GD, Free Radic Biol Med., 43(8):1165-1175, 2007)
Wie viel ist Serumtransferrin gesättigt und warum?
Nur zu 1/3 gesättigt. Es hat eine hohe Bindungskapazität für Fe aus dem Zellabbau. Eisenangebot ist klein, da geringe Aufnahme und Verfügbarkeit, Speicher sind auch eher schwach, jedoch hoher täglicher Umsatz an Eisen.
Wo wird Kupfer vornehmlich gespeichert?
40% im Skelett
24% in der Muskulatur
9% in der Leber
6% im Gehirn
Wo wird Eisen vornehmlich gespeichert?
Leber
Milz
Darmschleimhaut
Knochenmark
Wo findet die Aufnahme von Kupfer statt und wie?
- teils im Magen, vor allem im Dünndarm (1,5-3 mg/Tag)
- Zink hemmt die Resorption über einen Antagonismus und über die Induktion von Metallothionein, das Cu auf der Mukosaseite bindet => Cu-Überladung der Zelle wird verhindert.
- Im Blut ist Cu vor allem an Transcuprein und Albumin gebunden, 10% finden sich als Komplexe mit Aminosäuren.
- Nach Aufnahme in die Leber entweder Einbau in die Zielproteine oder Abgabe ins Blut gebunden an Ceruloplasmin.
- Aufnahme in die Zielzellen wahrscheinlich über membranständige CeruloplasminCu-Rezeptoren.
- Ausscheidung via Galle ist die wichtigste Regulationsgröße für Cu-Homöostase
Warum ist Kupfer trotz der Fenton-Gefahr wichtig?
- wichtiges Antioxidans
- Kernbestandteil der CuZn-SOD (katalysiert Umwandlung Superoxid zu Wasserstoffperoxid) und der Cytochrom-C-Oxidase
- reduzierte Cytochrom-C-Oxidase würde mehr Superoxid-Bildung bedeuten
- ein Mangel an Cu-Zn-SOD kann in Mitochondrien durch MnSOD teilweise ausgeglichen werden
- Niedriger Kupferstatus
=> mRNAs für Glutathion-Peroxidase und Catalase sind verringert
=> Der Zelle fehlt antioxidative Kapazität - Ebenfalls beeinflusst sind Glucose-6-Phosphatdehydrogenase (wichtig für Bildung von GSH, einem zentralen Antioxidans) und Glutathion-S-Transferase
Reaktion von Superoxid zu Wasser
Superoxid -> H2O2 (MnSOD oder CuZnSOD)
H2O2 -> °OH -> H2O (Katalase(Fe) oder GSHPx (Se))