VL 12: Psych. Störungen im Ki/Ju-Alter: Externalisierende Störungen Flashcards
Externalisierende Störungen (ICD-10)
F90 hyperkinetische Störungen
F91 Störungen des Sozialverhaltens
Hyperkinetische (HKS) / Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS)
- externalisierende Störungsgruppe
- stellen zsm mit den Störungen des Sozialverhaltens die häufigsten Störungen im Kindesalter dar
- häufigster Vorstellungsanlass von Kindern in Einrichtungen zur Versorgung
3 Kernsymptome der HKS/ADHS
Aufmerksamkeitsstörung
Hyperaktivität
Impulsivität
Aufmerksamkeitsstörung
- vorallem bei Beschäftigungen, die kogn. Anstrengung erfordern
- bei fremdbestimmten Tätigkeiten oft stärker ausgeprägt (Hausaufgaben)
- sowohl selektive als auch Daueraufmerksamkeit beeinträchtigt
Hyperaktivität
- nicht altersgerechte, desorganisierte, mangelhaft regulierte & überschießende motorische Aktivität/ ausgeprägte Ruhelosigkeit
- vorallem in Situationen, die relative Ruhe & Ausdauer verlangen (Unterricht)
Impulsivität
- plötzliches, unbedachtes Handeln/ vermeintliche Unfähigkeit abzuwarten/ Bedürfnisse aufzuschieben
- kogn. Impulsivität: Tendenz, ersten Handlungsimpulsen zu folgen
- motivationale Impulsivität: rel. Unfähigkeit, Bedürfnisse aufzuschieben
- emotionale Impulsivität: Tendenz, schnell & heftig Affekte zu entwickeln
Definitionskroterien nach ICD-10 für HKS/ADHS
F90 einf. Aktivitäts- & Aufmerksamkeitsstörung
- Unaufmerksamkeit: mind. 6 Symptome, mind. 6 Monate
- Überaktivität: mind. 3 Symptome, mind. 6 Monate
- Impulsivität: mind. 1 Symptom, mind. 6 Monate
- Beginn der Störung vor 6.LJ
- Symptome in mehr als 1 Situation
- Leiden/Beeinträchtigung
- keine tiefergreifende Entwicklungsstörung, manische Episode, Angststörung
F98.8 Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität
Gemeinsamkeiten ICD-10 & DSM-5
- mind. 6 Monate
- in 2 oder mehreren Lebensbereichen
- klinisch bedeutsame Beeinträchtigung
Unterschiede ICD-10 & DSM-5
- diagnostische Bezeichnung
- Kombination der Symptomkriterien
Entstehung von ADHS
Biopsychosoziales Modell
- Störungen des Neurotransmitterstoffwechsels (v.a. Dopamin) & andere zerebrale Störungen
- Störungen der exekutiven & motivationalen Funktionen
- ungünstige psychosoziale Bedingungen
Epidemiologie ADHS
- Prävalenz nach Elternaussage 5-22%
- Diagnoseprävalenz geringer 5-9,3%
- Prävalenzen vermindern sich mit zunehmenden Alter
- Jungen 2-3x häufiger
- aktuelle Studien 9:1 Verhältnis
- weltweit durchschnittlich 5,3%
Diagnostik ADHS
- versch. Quellen: Eltern, Lehrer, Kind
- schulische Über-/Unterforderung?
- Beobachtung, Zeugnisse, KiTa-Berichte
Komorbiditäten ADHS
bei bis zu 2/3 aller Kinder Diagnose komorbider Störungen:
- Störung des Sozialverhaltens 30-50%
- Lernstörung 10-25%
- Angststörungen 20-25%
- affektive Störungen 15-20%
- Tic-, Sprechstörungen häufig
Risikofaktoren ADHS
- gen. Faktoren 76%
- niedriges Geburtsgewicht
- Alkohol/Rauchen in der Schwangerschaft
- männliches Geschlecht
- psychosoziale Faktoren (geringer sozioökonomischer Status, ungünstige familiäre Bedingungen, überbelegte Wohnungen, psych. Störun der Mutter)
Behandlung ADHS/HKS
multimodale Behandlung
- Psychoedukation
- Pharmakotherapie
- Psychosoziale Interventionen & Kogn. Therapie
- unterschiedl. Behandlungsindikation abhängig von Altersgruppe
Psychoedukation ADHS
- Grundlage
- Kinder/Jugendliche & Eltern
- Vermittlung von Infos hinsichtlich Störungsbild, Diagnose, mögl. Ursachen, Verlauf & Behandlung
- Beratung der Eltern: allg. Strategien zum Umgang mit Kind
Pharmakotherapie
- wenn stark ausgeprägte, situationsübergreifende hyperkinetische Symptomatik besteht, die zu erheblicher Funktionseinschränkung führt
- wenn keine Kontraindikationen für Pharmakotherapie vorliegt
- am häufigsten Methylphenidat (alternativ Atomoxetin, Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer)
-> Wirksamkeit Pharmakotherapie gut belegt, aber kein Wundermittel - Im Vorschulalter nur dann, wenn psychologische Interventionen nicht ausreichen
Methylphenidat (Handelsname Ritalin)
- Responder 70-85% (Kinder über 5 J.)
- 50% bei unter 5 Jahren
- Wirkung bereits 20 min. nach Einnahme
- Halbwertszeit 2,5-4 Stunden
- wirksam schon teilweise bei geringer Dosis
erwünschte Wirkungen:
- Verbesserung der Konzentration, Verminderung Hyperkinese, Ablenkbarkeit & störendem, impulsiven Verhalten
- Verminderung aggresiven Verhaltens
unerwünschte Wirkungen:
- Schlafstörungen, Kopfschmerzen, gedrückte Stimmung, Appetitminderung
- selten: Krampfanfälle, Tics, Wachstumsverzögerungen
Psychosoziale Interventionen & kogn. Therapie bei ADHS
- immer beide kombinieren!
- psychosoziale Interventionen werden in dem Kontext gesetzt, in welchem Problemverhalten auftritt
(z.B. Unterricht -> Interventionen in Schule)
Selbstinstruktionstrainings:
- bei Einschränkung der Verhaltensregulation