VL 10: Schizophrenie & Sucht Flashcards
Was ist eine Psychose?
- schwere psych. Störung, die den Realitätskontakt erheblich beeinträchtigt
- mehrere Formen von psychotischen Störungen, z.B. affektive, organisch bedingte, schizophrene Psychosen
Schizophrenie: diagnostische Kriterien
- mind. 2 der Symptome jedes bestehend für einen erheblichen Teil einer Zeitspanne von 1 Monat (pos./ 1 neg. Symptom)
- sozialberufliche Leistungseinbußen (Arbeit, zwischenmenschliche Beziehungen, Selbstfürsorge)
- Dauer: Zeichen des Störungsbildes mind. 6 Monate, davon mind. 1 Monat mit Symptomen der Kategorie 1
- Ausschluss von schizoaffektiver & affektiver Störung
- Ausschluss Substanz (Droge)/ med. Krankheitsfaktor
Positive & negative Symptome
positive:
- Wahn
- Halluzinationen
- desorganisierte Sprechweise
- grob desorganisiertes/ katatones Verhalten
negative:
- flacher Affekt
- Alogie (Sprachverarmung)
- Willensschwäche & Apathie (Teilnahmslosigkeit)
- Anhedonie (Lustlosigkeit), soz. Rückzug
- Aufmerksamkeitstörungen
Klassifikation von Psychosen (ICD-10)
F20 Schizophrenie
- .0 paranoide
- .1 hepephrene
- .2 katatone
- .3 undifferenzierte Schizophrenie
- .4 postschizophrene Depression
F21 schizotype Störung
F22 anhaltende wahnhafte Störung
F23 akute vorübergehende psychotische Störung
F24 induzierte wahnhafte Störung
F25 schizoaffektive Störung
Epidemiologie
(Schizophrenie)
- 1% Lebenszeitprävalenz
-
Erstmanifestation:
Frauen (25-29), Männer (20-24) - Geschlechterverhältnis: 1:1
Initialer Verlauf
-
Prämorbide Phase
(erste unspezifische Anzeichen) -
Prodromale Phase
(Beginn Negativsymptomatik, Erkrankungsbeginn) -
Psychotische Symptome
(Beginn Positivsymptomatik, 1. Episode) -
Erste Behandlung
(Ende der 1. Episode) - Langzeitphase
Prognose
1/3 gute Remission: geringe Restsymptome
1/3 mäßiggradige Residualbildung
1/3 schwere Endzustände: weitgehend auf Versorgung angewiesen
ungünstige Verlaufsprognose:
- früher, schleichender Erkrankungsbeginn
- initial vorherrschende Negativsymptomatik
- soz. Isolation
- schlechte Anpassung & berufliche Desintegration
- Substanzmissbrauch
unterschiedliche Verlaufsformen
- 22% nur 1 Episode, ohne bleibende Beeinträchtigung
- 35% mehrere Episoden, ohne bleibende Beeinträchtigung
- 8% bleibende Beeinträchtigung nach 1. Episode
- 35% Beeinträchtigungen vergrößern sich nach jeder Episode
F20.0 paranoide Schizophrenie
- überwiegend Positivsymptomatik
- häufigste Schizophrenieform (~75%)
- etwas späterer Beginn
- prognostisch vergleichsweise günstig
- oftmals Verfolgungswahn, aber auch Beziehungs-, Abstammungs-, Eifersuchtswahn
F20.1 hepephrene Schizophrenie
- desorganisierte Schizophrenie
- überwiegend Desorganisation von Denken/Affekt & Negativsymptomatik
- eher selten (10%)
- frühester Beginn, meistens Jugendalter
- schlechte Prognose
F20.2 katatone Schizophrenie
- überwiegend katatone/ psychomotorische Symptome wie z.B. Haltungsstereotypien, katatoner Stupor (völlige Bewegungslosigkeit bei vollem Bewusstsein), Katalepsie, Raptus
- katatoner Stupor ist psychiatrischer Notfall!
- seltene Form (5%)
- häufig akuter Beginn
- Prognose eher günstig
Klassifikation von Abhängigkeitserkrankungen
(ICD-10)
Psychische & Verhaltensstörungenen durch psychotrope Substanzen
(F10-F19)
- .0 akute Intoxikation
- .1 schädlicher Gebrauch
- .2 Äbhangigkeitssyndrom
- .3 Entzugssyndrom
- .4 Entzugssyndrom mit Delir
- .5 Psychotische Störung
- .6 Amnestisches Syndrom
- .7 Restzustand
Beispiel Alkohol
- F10.0 Alkoholrausch
- F10.1 schädlicher Alkoholgebrauch
(Diagnose erfordert tatsächliche Schädigung, psychisch/physisch) - F10.2 Alkoholabhängigkeit
-> 3/mehrere der folgenden Kriterien in den letzten 12 Monaten gleichzeitig vorhanden: Zwang, verminderte Kontrollfähigkeit, körperl. Entzugssyndrom, Toleranz, Vernachlässigung anderer Interessen, anhaltender Konsum trotz Nachweis schädlicher Folgen - F10.3 Alkoholentzugssyndrom
(Übelkeit, Schlafstörungen, Craving, Gereiztheit, Schwitzen, Zittern, Krampfanfälle) - F10.6 Korsakow Syndrom
(Ursache Thiaminmangel führt zu Schädigung Mammilarkörper & Hippocampus -> Retrogade & anterograde Amnesie, Antriebsarmut)
Biopsychosoziales Modell der Abhängigkeit
- Alkohol -> Enthemmung/Beruhigung
- Teufelskreis
-
Intrapsychischer
(beeinträchtigte Selbstwahrnehmung, Copingdefizite) -
neurobiologischer
(Toleranzsteigerung, Suchtgedächtnis) -
psychosozialer
(gestörte Trinkkultur, soz. Folgeschäden, Mangel an Ressourcen)
- erhöhter Anreiz & Automatisierung des Alkoholkonsums
Therapie der Alkoholabhängigkeit
-
Entzugs-
(Überwindung von Entzugserscheinungen) -
Entwöhnungsbehandlung
(Aufbau von Abstinenzmotivation) -
ambulante Nachsorge
(Abstinenzstabilisierung) -
Adaptions-
(berufliche Wiedereingliederung) -
Langzeitbehandlung
(soz. Stabilisierung) - Selbsthilfegruppen