Versuchsplanung und Datenerhebung Flashcards
Grundlegende Konzepte und Gütekriterien für Versuchsplanung und Auswertung
Was ist das Problem der “Alltagspsychologie?”
Anfällig für Stereotypisierung, Grenzen des eigenen Erfahrungsschatzes, Grenzen der Wahrnehmung und Verzerrungen aller Art.
Was ist der Unterschied zwischen Wissenschaft und anderer Wissensgenerierung (“Gesunder Menschenverstand”, subjektive Erfahrung etc.)?
Der Versuch Verzerrungen zu minimieren in dem man wissenschaftliche Methoden verwendet.
Was unterscheidet also gleiche Ergebnisse in der Alltagspsychologie und der wissenschaftlichen Psychologie?
Die wissenschaftliche, objektive Methode.
Was ist der unterschied wissenschaftlicher Fachsprache und Umgangssprache?
Fachbegriffe sind Präziser und können evtl. nur im Kontext verstanden werden. Sie geben Angaben über bspw. Art der Messung, Theorie oder als mathematische Formel.
Was sind die Ziele der Wissenschaft?
Beschreiben, Erklären und Vorhersagen.
Was sind die Eigenschaften des Beschreibens?
Präzise Deskription: Sammlung und Ordnung von Tatsachen, Erfassung demographischer Daten Normierung von Tests. Dient der Beurteilung und der Hypothesenbildung.
Was sind die Eigenschaften des Erklärens?
Phänomene erklären: Auffinden von Ursachen, verallgemeinerbare Gesetzmäßigkeiten. Bspw. Attraktivität, Mitarbeiterzufriedenheit, usw.
Was sind die Eigenschaften des Vorhersagens?
Phänomene Vorhersagen. Gesetzmäßigkeiten werden genutzt um, aus diesen und den Randbedingungen, Ereignisse vorherzusagen. Bspw. Wirksamkeit eines therapeutischen Verfahrens, Rückfälligkeit bei Straftätern usw.
Was sind zwei Theorien, welche die Realität infrage stellen?
Das Gehirn-im-Tank-Argument und der Descart’sche Dämon.
Was besagt die Vorstellung des descart’schen Dämons?
Könnte es nicht auch sein, dass ein böser Dämon uns permanent Vorstellungen und Halluzinationen vorspielt?
Was besagt das Gehirn im Tank Argument?
Könnten wir auch nur Gehirne in einem Tank sein, das mit scheinbaren Sinneseindrücken stimuliert wird?
Womit beschäftigt sich die Wisseschaftstheorie?
Sie ist ein Teilgebiet der Philosophie und beschäftigt sich mit der Frage, was die Möglichkeiten und Bedingungen für Erkenntnis (bzw. Wissen) sind.
Mit welchem Gebiet ist die Wissenschaftstheorie eng verknüpft?
Mit der Erkenntnistheorie (Epistemologie).
In welchem Zusammenhang steht die Wissenschaftstheorie mit der wissenschaftlichen Methodologie?
Sie befindet sich “Eine Ebene über” der Methodologie und gibt ihr einen Rahmen.
Was umfasst die Methodologie beispielsweise?
experimentelles Design, statistisches Verfahren, Interpretation etc.
Was sind die zwei bedeutendsten Lager der Wissenschaftstheorie?
Empirismus vs. Rationalismus
Wer war einer der wichtigsten Vertreter des Rationalismus?
René Descartes (1596- 1650)
Was ist der grundlegende Gedanke des Rationalismus?
Erkenntnis beruht im Wesentlichen auf Vernunft (Im Sinne des menschlichen Nachdenkens) und nicht auf Erfahrungen (also was wir erfahren und wahrnehmen können).
Was sind weitere Annahmen des Rationalismus?
Angeborene Ideen bergen die Möglichkeit durch Nachdenken Erkenntnis zu gewinnen. Vernunft ist die zwingende Voraussetzung für Erkenntnis und Erfahrung (ohne Vernunft nicht denkbar).
Was ist das Leib-Seele-Problem und welchem Lager der Wissenschaftstheorie wird es zugeordnet?
Annahme, Geist und Materie seien strikt von einander getrennt. Rationalismus.
Was ist die Grundlegende Annahme im Empirismus?
Erkenntnis kann primär durch sinnliche Erfahrungen- also Empirie- gewonnen werden.
Wie definiert man weiterhin den Weg der Wissensgewinnung im Empirismus?
Der Mensch ist bei Geburt “Tabula rasa” (leere Tafel), die erst durch Erfahrungen geformt wird. Durch immer mehr Anhäufung von Empirie/ Erfahrung gewinnen wir schrittweise mehr Wissen über die Welt.
Was ist die Anlage- Umwelt-Debatte?
Ein Resultat des Empirismus-Rationalismus-Streits, das sich in der Psychologie mit der Frage beschäftigt was beim Menschen angeboren und was ein Produkt der Umwelt ist.
Welche Formen des Schließen gibt es?
Das deduktive und das induktive Vorgehen.
Was ist das Induktive Vorgehen?
Es beginnt mit der Beobachtung, aus denen Theorien gegründet werden: Beobachtung-> Muster-> Vorläufige Hypothesen-> Theorie.
Was ist ein anderer Name für das Induktive Vorgehen?
Bottom-up-Vorgehen
Was ist das Deduktive Vorgehen?
Beginnt mit, aus einer Theorie abgeleiteten Hypothesen, die geprüft werden: Theorie-> Hypothese-> Beobachtung-> Bestätigung.
Was ist ein andere Name für das deduktive Vorgehen?
Top-Down Vorgehen.
Welchem Lager der Wissenschaftstheorie können die verschiedenen Vorgehensweisen zugeordnet werden?
Deduktiv-> Rationalismus,
Induktiv-> Empirismus
Was ist das abduktive Vorgehen?
Ähnelt der Induktion, wird nicht durch erkennbare Muster in den Daten verallgemeinert. Unerklärliche Muster in Daten werden zum Anlass genommen, neue Hypothesen zu bilden. Abduktion ist kein sicheres Schließen, sondern eher interpretierendes Suchen nach mögl. Erklärungen. Kreativer Prozess. Kommt oft im qualitativen Forschungsparadigma zur Anwendung.
Welche Paradigmen gibt es in der empirischen Sozialforschung?
Quantitativ, Qualitativ und Mixed-Methods
Was besagt das quantitative Paradigma?
linearer, stark strukturierter Forschungsprozess. Schema:Genaue Theoriearbeit, Ableitung und Testung von Hypothesen durch möglichst repräsentative Stichproben und standardisirte Erhebungsinstrumente. Qualitative Verfahren jedoch auch möglich.
Was besagt das qualitative Forschungsparadigma?
bewusst unstrukturiert, zirkulärer Forschungsprozess, bei dem wenig standardisierte Verfahren verwendet werden. Meist kleine Stichproben, die (meist verbalen) Daten werden oft interpretierend ausgewertet.
Was ist das Mixed-Methods-Paradigma?
Der versuch das qualitative und das quantitative Paradigma zu vereinen.
Was ist der logische Empirismus?
Annahme, dass man durch die Sammlung von empirischen Daten per Induktionsschluss von den Daten auf empirische Theorien schließen kann. Vorurteilsfreie, objektive Daten, logische Sprache. Je häufiger sich eine Beobachtung zeigt, desto mehr kann man der daraus abgeleiteten Theorie glauben.
Wer begründete den kritischen Rationalismus?
Karl E. Popper
Wie nennt man den logischen Empirismus noch?
Positivismus
Wie nennt man den kritischen Rationalismus noch?
Falsifikationismus
Was ist der kritische Rationalismus?
Man sollte nicht versuchen eine Theorie mit Beobachtungen zu verifizieren sondern zu falsifizieren. Man kann nicht von einem Einzelfall auf eine allgemeine Theorie schließen (verifizieren), man kann jedoch aus einer Theorie eine Hypothese ableiten und diese Überprüfen (Deduktion). Theorien behält man vorläufig, bis sie widerlegt werden. Je schwerer eine Theorie zu widerlegen ist, desto eher können wir sie beibehalten.
Was sind Kritikpunkte am logischen Empirismus?
Ziel der Verifikation wird kritisch betrachtet. Theorien sind nur Zusammenfassungen von Befunden, nicht zwangsläufig die Wahrheit. Induktion ist immer unsicher und nie logisch gerechtfertigt, man kann nie sicher sein, ob die nächste Beobachtung nicht der Theorie widerspricht.
Was haben Deduktion und Induktion gemeinsam?
Beide sind Teil des Forschungsprozesses und haben als Ziel die Theorienformulierung.
Was war die Kritik an Popper?
Falsifikationismus kommt nur in Phasen wissenschaftlicher Revolutionen vor (bspw. Kognitive Wende), ansonsten wird nur im Rahmen eines Paradigmas geforscht und dieses weiter bestätigt.
In welchem Verhältnis stehen Wissenschaftliche Entwicklung und Fortschritt?
Wissenschaftliche Entwicklung == Wissenschaftlicher Fortschritt
Was war die Position von Thomas S. Kuhn gegenüber herrschender Paradigmen in der Wissenschaft?
Kuhn ging davon aus, dass es herrschende Paradigmen gibt, in denen geforscht wird, bis sich durch eine wissenschaftliche Revolution neue Paradigmen als herrschende Paradigmen herausstellen. Alte Paradigmen kommen aus der Mode, auch wenn sie nicht zwangsläufig falsch sind. Manche Konstrukte erleben auch ein Revival (bspw. dunkle Triade)
Was geschah bei der kognitiven Wende?
Behaviorismus galt vorher als herrschendes Paradigma, jedoch herrschte Unzufriedenheit darüber, dass vieles durch die “Black Box” nicht erklärt werden konnte (bspw. Spracherwerb). So kam es zur kognitiven wende, die nicht friedlich ablief. Teils gab es Publikationsverbote beim neuen “kognitiven” Paradigma.
Was ist die Position von Robin G. Collingwood?
Jedes Aussagensystem (auch Theorien) fußt auf absoluten Grundannahmen. Diese sind das Produkt eines sozio-kulturellen Kontexts und so nicht rational begründbar.
Was ist das Unabschließbarkeitstheorem und wer bewies es ?
Kurt Gödel bewies mathematisch, dass in jedem axiomatischen System Sätze vorhanden sind, die nicht bewiesen werden können, also nicht aus sich selbst heraus begründbar sind.
Was folgt aus Gödels Unabschließbarkeitstheorem?
Nach Gödel kann keine Theorie endgültig bewiesen werden-> Letztbegründungsproblem
Was ist der Sozialkonstruktivismus?
Menschliche Interpretationen der Wirklichkeit sind das Produkt sozialer Prozesse, nicht objektive Tatsachen, vor allem übermittelt über eine nie perfekte Sprache. Wissen ist sozial konstruiert, es gibt nicht die “Wahren” Theorien, die wissenschaftliche entdeckt werden könnten. Wissen hat Grundlage in der Erfahrung, wird dann durch soziale Prozesse geformt. Weltwahrnehmung wird durch soziale Prozesse gesteuert. Der Sozialkonstruktivismus ist heute veraltet.
Was ist das Problem von Sprache?
Die Sprache hat Grenzen, um individuelle Erfahrungen zu beschreiben. Sprache selbst ist ein soziales Konstrukt.
Wie sollte nach dem qualitativen Paradigma Forschung stattfinden?
Forschungsprozess ist ein sozialer Prozess, Forscher und VPn müssen mit Ergebnis übereinstimmen, dann ist es akzeptabel. VPn muss in den Prozess eingebunden werden. Forschung hat den Anspruch, gesellschaftliche Verhältnisse zu verbessern.
Was sin häufige Forschungsstrategien im qualitativen Paradigma?
Ethnographische Feldforschung, Interviews die interpretativ ausgewertet werden, Gruppendiskussionen.
Was sind Probleme bei der Objektivität von Wissenschaft?
Inhalt vs. soziale Anforderungen, Geld-> Einfluss auf Forschungsprozess? Unveröffentlichte Studien (Publikationsbias), Wissenschaftsbetrieb als soziales System, Replikationskrise, “Fake Science”
Was ist eine Theorie?
Ein System von Gesetzeshypothesen, welches Erklärungskraft besitzt und mit tatsächlichen Zusammenhängen übereinstimmt. Eine Gruppe von abstrakten Begriffen (Konstrukten) und Aussagen darüber, wie diese miteinander Zusammenhängen. Theorien= Erklärungsmodell für bestimmte Aspekte in unserer Welt.
Was sind die Anforderungen an eine Theorie?
Soll Erklärungen durch tieferliegende Sachverhalte ermöglichen, d.h. Vorgänge spezifizieren, die einfachen Zusammenhängen zu Grunde liegen. Soll einen hohen Informationsgehalt besitzen, d.h. präzise Aussagen für verschiedenartige Situationen ermöglichen. Möglichst einfach (Prinzip der Parsimonität= Sparsamkeit), wenige Grundannahmen mit denen möglichst viel erklärt wird. Soll mit Tatsachen übereinstimmen und eine zutreffende Darstellung dieser sein.
Was sind wichtige Aspekte bei der Falsifikation von Theorien?
Menge der Falsifikationsmöglichkeiten erhöht empirischen Gehalt. Vage Formulierungen führen dazu, das jeder Ausgang möglich wird (bspw. “manchmal” o.ä.)-> Eindeutigkeit. Je genauer formuliert, desto eher falsifizierbar-> Präzision.
Was sind Konstrukte?
Konstrukte sind abstrakte und theoretische Begriffe, “geistige” Gebilde des Forschenden, die häufig Bestandteil von Theorien sind, wie z.B.: Aggression, Selbstwert; Intelligenz. Sie sind vom Forschenden “erfunden” und nicht unmittelbar in der Wirklichkeit beobachtbar.