Vergleichende Regierungslehre II: Autokratie vs. Demokratie Flashcards
Was sind “defekte Demokratien”? Welche Arten gibt es, welche Defekte weisen sie jeweils auf?
• Regierungssystem mit (fast) funktionierendem Wahlregime
• Mindestens ein weiteres Teilregime der Demokratie nicht voll funktionsfähig
—Freiheit, Gleichheit, Kontrolle nicht unbedingt gewährleistet
- Exklusive Demokratien: fehlende politische Teilhaberechte
- Illiberale Demokratien: fehlende Bürgerrechte, Rechtsstaat nicht umfassend
- Delegative Demokratien: fehlende Gewaltenteilung
- Enklavendemokratien: fehlende effektive Regierungsgewalt
Wie lassen sich autoritäre Systeme definieren?
- Nicht-demokratisches Regime
- Schränkt Freiheit ein
- Politische Freiheit + Gleichheit, politische + rechtliche Kontrolle partiell gegeben
- Herrschaftslegitimation: Weltanschauung
- Herrschaftszugang: beschränkt
- Herrschaftsstruktur: kaum pluralistisch
- Herrschaftsanspruch: weit
- Herrschaftsweise: nicht rechtsstaatlich
- Herrschaftsmonopol: je nach Untergliederung
Was ist Totalitarismus? Wodurch unterscheiden sich totalitäre von autoritären Regimen? Ist die Verwendung dieser Unterscheidung weiterführend?
Nicht-demokratisches Regime
• Freiheit abgeschafft
• Nach Friedrich + Brzezinski: Ideologie, Einparteiensystem, Terrorsystem, Nachrichten- und Waffenmonopol, zentralgelenkte Wirtschaft
Was ist nach Winfried Steffani das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen parlamentarischen und präsidentiellen Regierungssystemen? Warum stellt er gerade auf dieses Merkmal ab?
• Primäres Merkmal: Abberufbarkeit der Regierung durch das Parlament aus politischen Gründen (Parlamentarismus)
—Parlament hat Recht + Pflicht, für handlungsfähige Regierung zu sorgen
• Weitere Merkmale ergänzend, daraus resultierend
Welche anderen Merkmale kennzeichnen in der Regel (aber eben nicht immer!) parlamentarische, welche präsidentielle Regierungssysteme?
Parlamentarismus:
- Politische Abberufbarkeit der Regierung durch das Parlament
- Zugehörigkeit der Regierung zum Parlament (Kompatibilität)
- Dualismus zwischen Parlamentsmehrheit und Opposition
- Auflösungsrecht der Regierung ggü dem Parlament
- Strikte Kontrolle der Mehrheitsparteien durch die Regierung aufgrund starker Fraktionsdisziplin
Präsidentialismus:
- Nur verfassungsrechtliche Abberufbarkeit der Regierung durch das Parlament
- Inkompatibilität (Regierung gehört nicht zum Parlament)
- Dualismus zwischen Exekutive und Legislative
- Kein Auflösungsrecht
- Geringe Fraktionsdisziplin
Wodurch sind nach Maurice Duverger „semi-präsidentielle“ Regierungssysteme gekennzeichnet, wo kommen sie vor? Wie ordnet Steffani solche Systeme ein?
Kriterien
• Direktwahl des Präsidenten
• Besitzt erhebliche Befugnisse
• Ihm steht Premierminister + Kabinett ggü, das vom Parlament abberufen werden kann
• Beispiele: Frankreich, Finnland, WeimarerRepublik
• Nach Steffani: Parlamentarismus
Welche Auswirkungen gehen vom Typus des Regierungssystems auf die Staatstätigkeit und den politischen Prozess aus?
Parlamentarismus:
- Mehrere mögliche Reaktionen auf Regierungskrisen
- Stabilität wegen Bildung von Koalitionen
- Hohe Repräsentation
- Wenige Nachteile aus System resultierend
Präsidentialismus:
- Stabile Regierungen (empirisch)
- Machtwechsel wahrscheinlicher
- „Perils of Presidentialism“: z.B. kein Konfliktregelungsmechanismus zwischen Parlament und Regierung
Skizzieren Sie den zentralen Grundgedanken, der hinter den Konzepten „Mehrheitsdemokratie“ und „Konsensusdemokratie“ steht.
Lijphardt unterteilt Demokratien in zwei Typen: machtkonzentrierte (Mehrheitsdemokratien) und
machtaufteilende (Konsensusdemokratien)
Erläutern Sie die zehn Strukturmerkmale einer „Mehrheits-“ und einer „Konsensusdemokratie“ nach Lijphardt.
Exekutive-Parteien-Dimension
Mehrheitsdemokratie:
- Machtkonzentration auf alleinregierende Mehrheitspartei
- Dominanz der Exekutive über die Legislative
- Zweiparteiensystem
- Disproportionales Mehrheitswahlrecht
- Pluralismus
Konsensusdemokratie:
- Machtverteilung auf Vielparteienkoalition
- Kräftegleichgewicht zwischen Exekutive und Legislative
- Vielparteiensystem
- Proportionales Verhältniswahlrecht
- Koordination und Korporatismus
Föderalismus-Unitarismus- Dimension
Mehrheitsdemokratie:
- Unitarischer/zentralistischer Staat
- Einkammersystem
- Flexible Verfassung
- Keine richterliche Überprüfung politischer Entscheidungen
- Regierungsabhängige Zentralbank
Konsensusdemokratie:
- Föderaler/dezentraler Staat
- Zweikammersystem
- Verfassung
- Judicial review
- Unabhängige Zentralbank
Welche Effekte hat die Mehrheitsund die Konsensusdemokratie nach Lijphardt auf die Staatstätigkeit und die Partizipationsbereitschaft?
Konsensusdemokratie sind nach Lijphardt „kinder and gentler democracies“: • Höhere Demokratiezufriedenheit • Höhere Partizipation von Frauen • Weiter ausgebauter Sozialstaat • Niedrigere Inflationsraten • Höhere Entwicklungshilfezahlungen
Welche kritischen Einwürfe lassen sich gegen die von Lijphardt postulierten Zusammenhänge zwischen Demokratietypen und Staatstätigkeit vorbringen?
- Teilweise größere Unterschiede innerhalb von Gruppe als zwischen Gruppen
- Teilweise bias: z.B. Inflationsraten
- Fallauswahl zugunsten Konsensusdemokratien verzerrt