Urteilen Flashcards
Definition Urteilen
- psychologischer Prozess, der immer dann zum Tragen kommt, wenn Personen einem Urteilsobjekt einen bestimmten (subjektiven) Wert auf einer Urteilsdimension zuordnen und die Zuordnung insofern Konsequenzen hat, als dass das daraus resultierende Urteil explizit zum Ausdruck gebracht wird.
- Das Endprodukt des Prozesses - das Urteil - ist dem Urteilenden bewusst.
Explizite Urteile
- Urteile, bei denen sich Personen darüber bewusst sind, dass sie gerade ein Urteil fällen - der Output des gesamten Urteilsprozesses ist der Person bewusst (also das Urteil an sich)
- Dabei kommt es vor, dass Teile des Urteilsprozesses unbewusst ablaufen und dem Urteilenden nicht zugänglich waren und auch zum aktuellen Zeitpunkt nicht zugänglich sind
Arten von Urteilen
Aufgabenstruktur:
- Deduktive Urteile
- Induktive Urteile
Inhaltsbereiche
- Evaluative Urteile
- Prädiktive Urteile
- Wahrheitsurteile
- Kontingenzurteile
- Soziale Urteile
Induktive Urteile - Beschreibung und Beispiel -
- .- zeichnen sich dadurch aus, dass bei dieser Art von Urteil vom Besonderen auf das Allgemeine geschlossen wird
Bsp. :
- Vom Verhalten einer Person in einer bestimmten Situation auf ihre Persönlichkeit schliessen
- anhand einer bestimmten Leistung einer Person auf den Grad ihrer Intelligenz schliessen
Deduktive Urteile - Beschreibung und Beispiel -
- zeichnen sich dadurch aus, dass bei dieser Art von Urteil von allgemeinen Prinzipien und Merkmalen auf das Vorliegen besonderer Eigenschaften oder Ereignisse geschlossen wird
- Bsp:
- *
Evaluative Urteile
- Urteil auf der Dimension Valenz
- Funktion: zwischen dem, was man mag und dem, was man nicht mag, differenzieren
Definition Valenz
- kann mit dem Begriff “Wertigkeit” übersetzt werden
- beschreibt den subjektiven Grad an Positivität/ Negativität bzw. Angenehmheit/ Unangenehmheit, die einem Urteilsobjekt zugeordnet wird.
Prädiktive Urteile
- Vorhersage von zukünftigen Ereignissen
- Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten, mit denen bestimmte Ereignisse eintreten (auch: Häufigkeitsurteil)
Wahrheitsurteil
- Sonderfall innerhalb der Urteilsforschung
- eigentlich Teil von “deduktives Schliessen” u.U. auch als Urteile
- Schnittstelle zwischen Mathematik, Philosophie und Psychologie
- beziehen sich auf die Richtigkeit/ Falschheit von logischen Schlüssen, wie z.B. beim deduktiven Schliessen - deduktives Schliessen = Schlussfolgerndes Denken
Schlussfolgerndes Denken
- bezieht sich auf Prozesse, bei denen Menschen neues Wissen aus de inferieren, was sie bereits wissen.
- markiert den Übergang von einer oder mehreren Aussagen (Vorbedingungen/ Prämissen) zu einer neuen Aussage (Konklusion/ Schlussfolgerung)
Deduktives vs. induktives Schliessen
- DS bezieht sich auf Schlussfolgerungen, die sich mit Sicherheit aus ihren Vorbedingungen ableiten lassen
- Zentrale Aufgabe:
- beurteilen, welche Schlussfolgerungen sich aus Konditionalaussagen ziehen lassen, wenn entweder der wenn- oder der dann-Teil beobachtet oder nicht beobachtet werden kann
- Ausschliesslich logische Form der Aussage relevant (nicht inhaltliche)
- IS: nicht der Fall, sondern Wahrscheinlichkeitsschätzung Schlussfolgerung ergibt sich lediglich zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit aus den Vorbedingungen
- -> Eig. Häufigkeitsurteil
Konditionalaussagen
- Schlussfolgerungen werden über Konditionalaussagen getroffen
- mittels Schlussregeln (modus ponens/ modus tollens) können gültige Aussagen getroffen werden
Kontingenzurteile
- kommen vorrangig im Bereich des induktiven Schliessens und der Wahrscheinlichkeitsschätzung vor
- eine Art kausales Urteil: Aussagen über mögliche Ursache-Wirkungszusammenhänge
- Erkennen und akurates Beurteilen von Zusammenhängen zwischen verschiedenen Merkmalen, Sachverhalten oder Ereignissen
Definition Kontingenz
Grad der Wahrscheinlichkeit des gemeinsamen Auftretens zweier Merkmale, Sachverhalte oder Ereignisse
Soziale Urteile
- Urteilsobjekt (i.d.R. eigene oder fremde Person) ist nicht statisch sondern verändert sich im Rahmen der Interaktion mit dem Urteilenden -> Auswirkung auf das Urteil
Merkmale von sozialen Urteilen
- viele soziale Eigenschaften lassen sich nicht messen sondern müssen auf Umwegen erschlossen werden
- Es muss aus einer Vielzahl an dynamischen Reizen uaf das interessierende Merkmal geschlossen werden
- Interaktion zwischen dem Urteilendem und Urteilsobjekt kann das Urteil sowohl positiv als auch negativ beeinflussen
Soziale Vergleiche
- als Informationsquelle für das eigene Selbst
- Grundannahmen:
- Menschen streben immer nach einem realistischem und wahrheitsgetreuem Bild von sich und ihrer Umwelt
- Menschen handeln immer selbswert-dienlich - Selbstwert kann je nach Gesprächspartner stabilisiert oder destabilisiert werden
- downward-comparison: Steigerung des Selbstwerts durch Vergleich mit “niedrigeren” Personen - v.a. in Situationen, in denen man sich nur relativ zu Mitmenschen einschätzen kann
Soziale Kognition
- alle Aspekte, die mit uns selbst, mit anderen Personen bzw. unserer Beziehung zu ihnen zu tun haben
- Grundlegender Aspekt: theory of mind (Vergleich mentaler Zustände anderer Personen)
- Schnittstelle zwischen Sozial- und Kognitionspsychologie mit besonderer Verbindung zur Urteilsforschung
SAM
Selective Accessibility Model von Mussweiler
- beschreibt 3 Stufen, die während eines sozialen Vergleichs ablaufen
- Mini-Urteilsprozess: Entscheidung, ob Ähnlichkeits- oder Unähnlichkeitshypothese überprüft werden soll
- Informationssuche passend zur Hypothese (meist Ausgangshypothese bestätigen) Endgültiges Urteil beruht auf selektiv aktivierten Informationen Folge: Ausgangshypothese wird tendentiell eher bestätigt
- Assimilations- und Kontrasteffekte: Ähnlichkeiten werden stärker wahrgenommen als objektiv vorhanden Unterschiede werden verstärkt wahrgenommen
Grober Urteilsprozess
- Informationsauswahl: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Hinweisreize/Cues
- informationsintegration: Erwartungen, Schemata, Gedächtnisprozesse
Wahrnehmung
- zentrale Determinante: Aufmerksamkeit
- Ereignisse, Situationen und Eigenschaften, die unsere Aufmerksamkeit stärker auf sich ziehen, werden eher wahrgenommen und beurteilt, als solche, die das nicht tun.
Salienz
-Grad der Unterschiedlichkeit eines Reizes im Vergleich zu anderen Reizen -> Auffälligkeit eines Reizes in Relation zum Kontext
Eigenschaften, die zu hoher Salienz beitragen
- Distinktheit (1 Frau, viele Männer)
- Intensität (lauter Ton zw. leisen)
- Neuigkeit (neuer MA)
- Lebhaftigkeit
Cues
- Reize, die einen indirekten Hinweis auf das zu beurteilende Kriterium erlauben - heißen deswegen auch Hinweisreize
- sind von den einzelnen Sinnessystemen (olfaktorisch, tatktil, visuell, auditiv, gustatorisch) direkt wahrnehmbar und
- vom kognitiven System direkt verarbeitbar
- charakterisieren Personen und Situationen –> Bilden Grundlage für Urteil, wenn Informationen nur z.T. vorliegen weil zeitliche/ kognitvie Kapazitäten fehlen