Transfer Flashcards
Proaktiver Transfer
Die erfolgreiche Anwendung angeeigneten Wissens
bzw. erworbener Fertigkeiten im Rahmen einer
neuen, in der Situation der Wissens- bzw.
Fertigkeitsaneignung noch nicht vorgekommenen
Anforderung wird als Transfer bezeichnet.
Transferprodukt
Eine Interventionsmaßnahme in einem
Anforderungsbereich A erleichtert das Lernen in
einem unabhängigen Anforderungsbereich B
Retroaktiver Transfer
Vorangehende Lernereignisse werden durch
nachfolgendes Lernen beeinflusst
Was ist das Ziel anspruchsvoller psychologischer Interventionsmaßnahmen?
Die Übertragung der
Inhalte auf Anforderungen und Situationen
außerhalb des Interventionskontextes
Positiver Transfer
Neues Lernen wird durch
vergangenes Lernen erleichtert
Negativer Transfer
Früheres Lernen wirkt sich
hemmend auf das Lösen neuer
Aufgaben aus
Horizontaler Transfer
Übertragung auf andere
Situationen gleicher Komplexität
Vertikaler Transfer
Eine Fertigkeit oder Kenntnis
trägt direkt zum Erwerb einer
übergeordneten Fertigkeit oder
Kenntnis bei
Literaler Transfer
Übertragung einer intakten
Fertigkeit bzw. Kenntnis auf
neue Lernaufgaben gleichen
Typs
Figuraler Transfer
Per Analogie-Schluss erfolgende Übertragung der vermittelten Fertigkeiten bzw. Kenntnisse auf neue Problemstellungen
Spezifischer Transfer
Übertragung einer eng umgrenzten neu erworbenen Fertigkeit oder einer spezifischen inhaltlichen Kenntnis auf eine neue Situation
Unspezifischer Transfer
Übertragung von Strategien
und Prinzipien in andere
Kontexte
Proximaler Transfer
Naher Transfer (Lern- und Transfersituation ähnlich)
Distaler Transfer
Weiter Transfer (Lern- und Transfersituation unähnlich)
Differenzierung proximaler und distaler transfer
Der Grad der Unähnlichkeit zwischen ursprünglicher
Lernsituation und Transfersituation ist ein entscheidendes Qualitätskriterium für die Transferwirkung.
Didaktischer Materialismus
Bildung ist Aufnahme von Wissensinhalten
d.h. viel Wissen (Material) = viel Bildung
Didaktischer Formalismus
Nicht die Anzahl der Inhalte maßgebend für
Bildung, sondern ausschließlich ihre
Kräftebildende Wirkung
Unter welchen Bedingungen ist ein Individuum in der Lage, in einem Lernumfeld erworbene Kenntnisse und Fertigkeiten anschließend auch in einem Funktionsfeld anzuwenden?
Ansätze unterscheiden sich primär durch Betonung unterschiedlicher Transferbedingungen: 1. Theorie der identischen Elemente > situative Bedingungen 2. Übertragung von Prinzipien > kognitive Anforderungen 3. Metakognitive Kontrolle > Aktivität des Lernenden
Theorie der identischen Elemente
psychologische Gegenposition zur Theorie der formalen Bildung
-Transfer kann nur stattfinden, wenn die Situation A (“source”) und B (“target”) identische
Stimulus-Reaktions-Elemente enthalten.
Transfer ist immer spezifisch
» keine Übertragung unspezifischer und allgemeiner Lösungsstrategien möglich
Theorie der identischen Elemente -> Implikationen für die Praxis
> Empfehlung, das zu lehren, was gelernt und angewandt werden soll unter
möglichst ähnlichen situativen Bedingungen, z.B.
-> wiederholte Übung spezifischer Fertigkeiten
-> Auswendiglernen bestimmter Inhalte (z.B. Vokabeln)
Theorie der identischen Elemente -> Grenzen
> eher “Wiederholung” statt Transfer
situativer Kontext als Transferauslöser fraglich
-> objektive Ähnlichkeit vs. subjektiv wahrgenommene Ähnlichkeit zw. Lern- und Anwendungssituation
-> Lern- und Transfersituation nie vollkommen identisch
Transfer als Übertragung von Prinzipien
Transfer ist abhängig von der Vermittlung allgemeiner,
bereichsunabhängiger Prinzipien und Strategien
Transfer = weniger spezifisch
In der Lernphase werden Regeln oder Lösungsprinzipien kennengelernt, die
als Abstraktionen für eine ganze Klasse von Fällen anwendbar sind
Voraussetzung Dieselbe allgemeine Strategie, die in Aufgabe A
gelernt wurde, ist auch für die Bewältigung von
Aufgabe B hilfreich
Transferwert ist abhängig von der Nutzungsflexibilität erworbener
Regeln & Lösungsprinzipien
Transfer als Übertragung von Prinzipien -> Implikationen für die Praxis
> Methoden, die eine aktive kognitive Informationsverarbeitung erfordern, sind geeignet, Transferwirkungen anzuregen
Motivieren der Lernenden zur Abstrahierung von Regelwissen
(anstatt zur Abspeicherung abstrakten Wissens)
… entdeckendes Lernen
… Lernen durch Analogiebildung
… Schulung induktiven Denkens
… direkte Strategievermittlung
Transfer als Übertragung von Prinzipien -> Grenzen
Transfer dieser Art tritt selten bis nie spontan auf
Transfer durch metakognitive Kontrolle
Betonung der Bedeutsamkeit metakognitiver Kontrolle
und der Überwachung von Informationsverarbeitungsprozessen bzw.
Fertigkeiten
Metakognitive Prozesse
1. Erfassung der Anforderungen eines Problems
2. Konstruktion eines Lösungsplans
3. Auswahl angemessener Lösungsstrategien
4. Überwachung der sukzessiven Annäherung an das Ziel
5. Modifikation des Lösungsplanes (sofern notwendig)
Lernende als “Manager” ihres spezifischen & allgemeinen
Wissens Wissen , wie dieses im Kontext von
Anwendungsanforderungen genutzt werden kann
Transfer durch metakognitive Kontrolle -> Implikationen für die Praxis
> Vermittlung metakognitiver Fertigkeiten der Überwachung und
Regulation der eigenen Informationsverarbeitung in Ergänzung
zum Training bereichsspezifischer Fertigkeiten und Kenntnisse
… Erläuterung des Gebrauchs von Hilfsmitteln und Arbeitstechniken
… Ausprobieren von Anwendungen in Realsituationen
… Explizieren von Lernschritten und Vorgehensweisen in
vielseitigen Übungsvarianten
Gemeinsame Grenze aller drei theoretischen Positionen
Neben der Abhängigkeit positiven Transfers von
a) identischen Elementen in Basis- und Zielaufgabe
b) Übertragbarkeit genereller Prinzipien
c) metakognitiver Kontrolle
… ist ein erfolgreicher Transfer entscheidend abhängig von der
Motivationslage des Lernenden
» Transfer nur dann zu erwarten, wenn Motivation zur
Aufgabenbearbeitung sowohl in der Lernphase (“source”)
als auch in der Anwendungsphase (“target”)
hoch, intrinsisch und möglichst identisch ist
Bedingungsfaktoren von Motivation und Einstellung
Wertschätzung für Lernstoff, Lernsituation und Lehrende, individuelle
Lernerfolgsgeschichte, Kausalattributionsstile, Selbstwirksamkeitserwartungen,
Lernorientierungen, etc.
Transfertechnologie: Kontingenzverträge
schriftlich formulierte Vereinbarung (Verstärkerplan)
• über psychologisches Interventionsgeschehen
• zwischen der Person, die die Intervention anleitet und der, für die sie bestimmt ist
• Verhaltensweisen und Ergebnisse werden mit festgelegten Konsequenzen und
Verstärkern verknüpft (Kontingenz).
• Definiert werden
» Erwartungen und Ziele
» Verpflichtungen und Gratifikationen
• Verhaltensicherheit durch präzise Festschreibung
1. Ist - Soll Analyse: präzise Beschreibung des Problem- und Zielverhaltens
2. Aushandlung von Verstärkern
3. Formulierung, Inkraftsetzen durch Signatur
4. Kontrolle der Vertragstreue, evtl. Korrektur
Variante: Vertrag-Mit-Sich-Selbst
Transfertechnologie: Verbale Selbstinstruktion
Metakognitive Kontrolle und Internalisierung
Phasen:
1. Problem-, Zieldefinition/ Aufgabenstellung
2. Ausrichtung der Aufmerksamkeit/ Wiederholung des Arbeitsauftrages
3. Lösungsmöglichkeiten/ Ausführung Schritt für Schritt mit lautem Denken
4. Überprüfung der Lösungsvorschläge/ Selbstkontrolle
5. Selbstverstärkung/ Eigenlob
• Modelling und stufenweise Ausblendung
A. Steuerung durch Kommentare des Trainers/ der Trainerin
B. Eigenes lautes Denken
C. Leises Mitsprechen
D. Inneres Sprechen
Transfertechnologie: Situiertes Lernen
• Identität von Lern- und Anwendungssituation • ST-orientiert 1. cognitive apprenticeship >> modelling >> articulation >> scaffolding >> reflection >> fading >> exploration >> coaching 2. anchored instruction >> narrative Anker
Erfassung von Transferwirkungen
- Ansatz: Dynamische Transfererfassung
• In einer Art Mikro-Interventionsstudie kann
verbesserte Lernfähigkeit erfasst werden - Ansatz: Distanzbestimmung
• Ziel: Aus Distanz zwischen Intervention und Kriterium das Ausmaß des Transfers ableiten
• Problem: Beurteilbarkeit von Abstand
• Ansatz von Klauer:
• Grundgesamtheit von Aufgabenklassen mit Facetten
• Ähnlichkeitsprofile für beliebige Aufgaben definierbar (?)
• Aber: Unvollständige Facettierung und keine Möglichkeit zum Vergleich der relativen Aufgabenzusammensetzung
Erfassung von Transferwirkungen: Versuchsplan
• Standardversuchsplan: Vortest-Nachtest-Vergleichsgruppe
• Dabei wird keine Transferüberprüfung berücksichtigt
• Follow-Up-Messung ermöglicht Einblick in zeitlichen Transfer
(Aufrechterhaltung und Entwicklungsanschub)
• Klauer (1999): Vergleich von EG und KG in transferrelevantem
Kontext im Follow-Up prüft Anforderungstransfer
Warum wurden Transfertheorien entwickelt?
Transfertheorien wurden entwickelt, um der Frage nachzugehen unter welchen
Bedingungen ein Individuum in der Lage ist, in einem Lernumfeld erworbene
Fähigkeiten und Fertigkeiten anschließend auch in einem Funktionsfeld
anzuwenden.
Was setzt Transferwirksamkeit voraus?
Transferwirksamkeit der verschiedenen Transfertechnologien setzt erreichte
Selbstregulation und Selbstaktivierung, den vollständigen Erwerb einer Fertigkeit
sowie die Motivation und Bereitschaft zur Verantwortungsnahme für das eigene
Handeln voraus.