Teil I, Einführung Flashcards
Die Entscheidungstheorie
eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit dem Entscheidungsverhalten von Menschen beschäftigt. Es werden zwei Richtungen unterschieden.
Präskriptive Entscheidungstheorie
In der präskriptiven Ausrichtung versucht man, das Entscheidungsverhalten von Menschen mit verschiedenen Modellen und Methoden zu unterstützen. die Begründer der
präskriptiven Entscheidungstheorie sind vornehmlich Mathematiker
Deskriptive Entscheidungstheorie
Die deskriptive Entscheidungstheorie beschäftigt sich mit der Beschreibung und Erklärung des tatsächlichen Entscheidungsverhaltens von Menschen. die deskriptive Entscheidungstheorie baut auf den Forschungsarbeiten von Psychologen auf.
Biases
psychologisch bedingte Entscheidungsfallen und systematische Verzerrungen bei Einschätzungen verschiedenerArt
Homo Oeconomicus
Der Homo Oeconomicus agiert immer mit klarem Verstand, wird nicht
von Emotionen beeinfusst und hat ausschließlich ökonomische Ziele, die er nutzenmaximierend verfolgt.
(Zumindest für eine anwendungsorientierte Entscheidungslehre hat sich das normative
Idealbild eines durch und durch rationalen Homo Oeconomicus aber als wenig hilfreich
erwiesen. Zu wirklichkeitsfremd ist diese hypothetische Figur und zu unrealistisch sind
die Modellergebnisse, die auf dem Homo Oeconomicus aufbauen.)
In welche Kategorien werden Entscheidungen unterteilt?
Analytische Entscheidungen und Intuitive Entscheidungen. (Kopf-.vs. Bauchentscheidungen)
Dual-Process-Theorien
Grundlage zur Unterscheidung zwischen intuitivem und analytischem Entscheiden bieten die sogenannten Dual-Process-Theorien, mit denen sich die wissenschaftliche Forschung zum menschlichen Entscheidungsverhalten schon seit über 30 Jahren eingehend
beschäftigt. Einige Forscher gehen hierbei sogar so weit, von zwei Systemen zu sprechen,
in denen Entscheidungen generiert werden. Man spricht hier von System 1, in dem die
intuitiven Entscheidungen getroffen werden, und System 2, in dem der analytische Entscheidungsprozess abläuft.
System 1
Intuitive Entscheidungen
Bei System 1 handelt es sich um unbewusste, automatische Entscheidungen, die
sehr schnell getroffen werden und dabei kaum kognitive Ressourcen des Menschen beanspruchen.
Die weitaus meisten Entscheidungen werden in System 1 getroffen, denn nur so ist es
möglich, den anstrengenden Entscheidungsalltag mit der Vielzahl von anstehenden Entscheidungsaufgaben überhaupt zu bewältigen. System 1 kümmert sich hierbei primär um
die „einfachen“ Aufgaben. Einige typische Beispiele für System 1-Aktivitäten sind die
Interpretation von Gesichtsausdrücken, das Hinwenden zu einem plötzlichen Geräusch,
das Komplettieren der Phrase „Wie gewonnen so …“, die Lösungssuche bei der Aufgabe
„2 + 2 = …“, im ruhigen Verkehr Auto fahren etc. All diese Aufgaben kann der Mensch deshalb ohne kognitive Anstrengung bewältigen.
System 2
System 2 hingegen geht bewusst und langsam vor, wobei es einige Ressourcen in Anspruch nimmt. Hierbei greift es auf Fähigkeiten zurück, die der Mensch in einem
evolutionären Prozess historisch gesehen erst jüngst entwickelt hat. Er ist in der Lage, zu
abstrahieren und regelbasiert sowie logisch zu analysieren.
System 2 übernimmt häufg die schwierigeren Aufgaben, z. B. das Berechnen von
17 × 24, das Identifzieren eines unklaren Geräusches, das Zählen von Buchstaben in
einem Text, das Steuern des eigenen Auftretens in einem Bewerbungsgespräch, das Einparken in einen sehr engen Parkplatz etc. Hier muss sich der Mensch konzentrieren und er
kommt schnell an seine Grenzen und dies insbesondere dann, wenn er verschiedene Aufgaben parallel zu erledigen hat
System 1 Eigenschaften (Bewusstsein)
unbewusst
implizit
automatisch
niedriger Aufwand
schnell
hohe Veratbeitungskapazität
Standardprozess
ganzheitliche Wahrnehmung
System 2 Eigenschaften (Bewusstsein)
bewusst
explizit
kontrolliert
hoher Aufwand
langsam
niedrige Verarbeitungskapazität
gehemmter Prozess
analytische, reflektierende Wahrnehmung
System 1 Eigenschaften (Evolution)
entwicklungsgeschichtlich alt
Abstammungsrationalität
mit Tieren geteilt
Nonverbal
Modulare Wahrnehmung
System 2 Eigenschaften (Evolution)
entwicklungsgeschichtlich neu
individiuelle Rationalität
dem Menschen einzigartig
mit Sprache verbunden
fluide Intelligenz
System 1 funktionale Eigenschaften
assoziativ
wissensabhängig
kontextabhängig
pragmatisch
parallel
stereotypisch
System 2 funktionale Eigenschaften
regelbasiert
wissensunabhängig
abstrakt
logisch
sequenziell
unabhängig von Stereotypen
individuelle Unterschiede System 1 und System 2
System 1:
universell
unabhängig von Intelligenz
unabhängig vom Arbeitsgedächtnis
System 2:
erblivh
mit Intelligenz verbunden
begrenzt durch Kapazität des Arbeitsgedächtnis
Monkey Business Illusion
Beispiel wie schnell system 2 an seine Grenzen stößt und wie wenig ein Mensch noch neben einer Fokussierung auf eine Aufgabe zusätzlich verarbeiten kann.
Beim Experiment konzentriert man sich auf die Gorilla und verpasst andere Vorfälle (z.B. Vorhang ändert die Farbe, Spieler verlässt das Spiel etc.)
Need for Cognition (NFC)
Neigung einer Person, Spaß an kognitiven Herausforderungen zu haben.
Intuitive Entscheidung
eine Entscheidung, die auf unbewusst automatischen, spontanen
und ressourcenschonenden Prozessen aufbaut. Hierunter fällt dann z. B. sowohl eine einfache Erkenntnisentscheidung eines Menschen in dem Moment, in dem dieser ein Wort als
Buchstabenfolge liest und ohne Mühe automatisch auf die Bedeutung schließt, als auch
ein sehr kreativer Prozess, bei dem einem Manager ganz plötzlich und ohne systematische
Vorarbeit eine geniale Strategie für sein Unternehmen einfällt.
Zweu-Phasenmodell des intuitiven Entscheidungsprozesses
Phase 1: Assoziation
Vernachlässigung der Assoziationsgründe
Phase2: Anwendung von Heuristiken
kompliziert erklärt (Der intuitive Anteil im Leseprozess läuft in diesem Beispiel wie folgt ab (zunächst für
die obere Zeile): In einer ersten Phase werden die recht deutlich geschriebenen Zeichen A
und C eindeutig als Buchstaben A und C erkannt. Mit einer entsprechenden Aktivierung
dieser Buchstaben im Gehirn des Menschen werden zugleich auch alle Verknüpfungen
(Assoziationen) aktiviert, die der Mensch zu diesen Buchstaben in seinem bisherigen
Leben aufgebaut hat. Soweit man das Alphabet kennt und Lesen gelernt hat, umfassen
diese Verknüpfungen auch „Links“ zu allen anderen Buchstaben.
Typisch für jeden intuitiven Prozess ist, dass am Ende der ersten Phase die Gründe,
warum es diese eine Verknüpfung gibt bzw. von welcher Art diese Verknüpfung ist, aus
dem Kopf verschwinden. Zwischen der ersten und zweiten Phase vergisst die Intuition
sozusagen die Assoziationsgründe, d. h. in diesem Beispiel warum sie in der zweiten Phase
einen weiteren Buchstaben als Interpretation der mittleren Grafk erwartet.)
Assoziation
Unter einer Assoziation versteht man eine Verknüpfung von zwei Ideen in der Form, dass
bei der Aktivierung einer Idee (z. B. durch Lesen) automatisch, unbewusst und ohne kognitiven Aufwand die verknüpfte (assoziierte) Idee ebenfalls aktiviert wird.
Florida Experiment
Ein gutes Beispiel hierfür liefert das sogenannte „Florida-Experiment“.6
Hier sollten die Versuchspersonen versuchen, aus fünf vorgegebenen Wörtern einen sinnvollen Satz zu bilden – und dies insgesamt 30 Mal. In einer Gruppe wurden jeweils nur
Wörter verwendet, die etwas mit alten Menschen zu tun haben (z. B. Florida, vergesslich,
Glatze, grau, Falten). Im Versuchsdesign wurde dann beobachtet, wie schnell die Versuchspersonen über den Flur zum nächsten Test gingen. Zu beobachten war, dass die Teilnehmer der Gruppe, die sich hauptsächlich mit den Wörtern beschäftigt haben, die mit
hohem Alter assoziiert werden können, signifkant langsamer gingen als die neutrale Vergleichsgruppe. Damit wurde gezeigt, dass Assoziationen nicht nur einen kognitiven Einfuss haben, sondern sich sogar auf die Motorik auswirken, weshalb man in diesem Kontext von „ideomotor“-Phänomenen spricht: Eine Idee im Kopf beeinfusst unbewusst die
Bewegung des Körpers
Priming Effekte
Der Smiley bzw. die Beschäftigung mit den vorgegebenen Worten im
Florida-Experiment stellt hierbei den Prime dar, der durch Assoziation das folgende Denken und Verhalten beeinflusst.
Becoming-Famous-Overnight-Phänomen
Forscher ließen ihre Probanden Vokale in Namenslisten zählen. Danach sollten sie die Berühmtheit der Personen einschätzen. Wurden die Probanden am gleichen Tag nach der Berühmtheit gefragt, schätzen sie jeweils richtig ein, ob es sich um einen Namen einer berühmten oder nicht berühmten Person handelt. Genau dies war vielen Versuchspersonen aber einen Tag später schon nicht mehr
möglich. Hier wurden einige Namen von unberühmten Personen aus der Vortagesliste fälschlicherweise als berühmt eingestuft. Den Versuchspersonen war also nicht mehr klar, warum sie ein Gefühl der Vertrautheit mit dem Namen besitzen. Sie assoziierten mit dem
Namen Vertrautheit, die genaue Ursache der Vertrautheit berücksichtigten sie aber nicht mehr.