Tarifierung Von RV Verträgen Flashcards
Experience Tarifierung - Grundidee
Schätzung der erwarteten Schadenlast eines Schadenexzedenten im Quotierungsjahr durch die individuelle Schadenerfahrung des EV in einem bestimmten Beobachtungszeitraum.
Experience-Tarifierung von pro Risiko-XLs
Bei XLs pro Risiko wird zu jedem (relevanten) Einzelschaden im Beobachtungszeitraum eine as-if-Schadenhöhe berechnet (wie groß wäre der gleiche Schaden, wenn er im Quotierungsjahr passieren würde)
Hierbei versucht man Inflation, regulatorische Rahmenbedingungen, etc. zu berücksichtigen.
Durch Anwendung der zu tarifierenden RV Struktur des Quotierungsjahres erhält man für jedes i im Beobachtungszeitraum eine as-if Schadenlast S(RVT)_i
S(RVT)_i gibt an, wie sich der Schadenverlauf des Jahres i für den RV im Qutoierungsjahr Q darstellt.
Bei XLs pro Risiko geht man davon aus, dass der erwartete xs-Schaden linear mit dem Volumen wächst. Daher verwendet man
E(S(RV)_Q) = v_Q/v_i * S(RVT)_i als Schätzer für die erwartete xs-Schadenlast im Quotierungsjahr.
Burning Cost pro Risiko
Meist werden volumenproportionale Gewichte verwendet, d.h. w_i = v_i/Sum(v_i).
Dann erhält man den pro Risiko Burning Cost
E(S(RV)_Q)/v_Q = (S(RVT)_1 + … + S(RVT)_2)/(v_1 + … + v_2)
Als Schätzer für die erwartete Schadenlast in Prozent des Volumens
In der Praxis werden als Volumenmaße meist revalorisierte Prämien verwendet.
Revalorisierte Prämien
Die revalorisierte Prämien des Jahres I ist die Prämie, die man im Quotierungsjahr Q für das Portfolio des Jahres i bekommen würde.
Experience-Tarifierung von CAT-XLs
Auch bei CAT-XLs berücksichtigt man bei der as-if Berechnung der Schäden Faktoren, die sich auf die Höhe von Einzelschäden auswirken (Inflation, Änderung in den rechtlichen Rahmenbedingungen, etc.)
Zur Berücksichtigung des Portefeuille-Wachstum werden Kumulschäden aus dem Jahr i zusätzlich mit dem Faktor v_Q/v_i skalieren (bei einem größeren Portefeuille gibt es nicht mehr Stürme, sondern der Schaden pro Sturm ist höher)
Durch Anwendung der zu tarifierenden RV-Strukturen des Quotierungsjahres erhält man für jedes Jahr i im Beobachtungszeitraum eine as-if Schadenlast S(RVT)_i
Die as-if Schadenlasten S(RVT)_i können direkt als Schätzer für E(S(RV)_Q verwendet werden, da das Portefeuillewachstum in den as-if Schadenhöhen berücksichtigt wurde. Somit erhalten wir den Schätzer
E(S(RV)_Q):= w_1S(RVT)_1 + … + w_NS(RVT)_N,
Wobei w_i Gewichte sind.
CAT Burning Cost
Häufig werden identische Gewichte für alle Jahre verwendet (da man in allen Jahren von der gleichen erwarteten Anzahl von Stürmen ausgeht). dann erhält man die CAT Burning Cost
E(S(RV)_Q/v_Q = (S(RVT)_1 + … + S(RVT)_N)/(N*v_Q)
Als Schätzer für die erwartete Schadenlast in Prozent des Volumens.
Burning Cost-Quotierung für XLs pro Risiko in den Longtail-Sparten
Ziel: Schätzung der erwarteten Schadenlast eines XLs pro Risiko C xs D
Burning Cost Rechnung: Wähle eine Beobachtungsperiode und schätze die erwartete Schadenlast im Quotierungsjahr (in % des GNPI) durch den Burning Cost
BC:= (Summe der (as-if) xs Schäden in der Beobachtungsperiode)/(Summe der (revalorisierten) GNPI in der Beobachtungsperiode)
Bemerkung:
die Änderungen Inflation, rechtliche Rahmenbedingungen, etc.) zwischen Beobachtungszeitraum und Quotierungsjahr müssen qualifiziert berücksichtigt werden (as-if Korrektur)
Im Beobachtungszeitraum müssen ausreichend viele xs Schäden vorliegen
Die Schäden müssen repräsentativ (typisch) sein
Bei KH und AH XLs: ausgeprägter Longtail Charakter —> IBNR-Problematik
As-if Korrekturen
Einflussfaktoren, die nur einzelne Schäden betreffen, müssen individuell berücksichtigt werden
Berücksichtigung von Faktoren, die alle Schadenzahlungen in ihrer Höhe gleichmäßig beeinflussen: Indexierung der Schäden mit einem geeigneten Schadenindex
Faktoren, die die Prämienqualität beeinflussen (z.B. Tarifänderung): Revalorisierung der Prämien mit einem geeigneten Prämienindex
Vorweggehende RV: Anwendung der VorwegRV im Quotierungsjahr auf die as-if korrigierten Bruttoschäden!
Mögliche Indizes bei KH-XLs
Schadenindex: Lohn- und Gehaltsindex korrigiert um Superimposed Inflation. Oder: Mischung aus Lohn- und Gehaltsindex und Pflegekostenindex
Prämienindex: Durchschnittsprämie pro Jahreseinheit. Oder: Durchschnittsprämie pro JE (z.B. Anzahl Auto, Halbjahres Police =0,5 JE) dividiert durch die Schadenhäufigkeit
Revalorisierung der Prämie
P_i GNPI des Jahres i
I(P)_i Prämienindex im Jahr i (für i = 1,…,N bekannt, für i=Q=N+2 geschätzt)
Revalorisierte GNPIs:
P(RVT)_i:= I(P)_Q/I(P)i * P_i
Indexierter Burning Cost:
BC(ind) = (Sum(1 to N) X(RVT)(i,N-i+1))/(Sum(1 to N)P(RVT)_i)
IBNR Rechnung
In der Regel N ~ 10
Eine IBNR Rechnung liefert eine Schätzung für den Stand nach N Abwicklungsjahren
In vielen Ländern wickeln sich die Schäden in KH-XLs viel länger ab. —> Wahl eines Tail Factors, der die Entwicklung der Schäden vom N-ten Abwicklungsjahr bis zur Ausregulierung nach N* Jahren abbilden soll.
Schätzer für den erwarteten Schaden im Quotierungsjahr
BC(ind)IBNR = (Sum(1 to N) X(RVT)(I,N*))/Sum(1 to N) P(RVT)_i
Exposure Tarifierung
Schätzung des erwarteten Schadenlast eines np RV Vertrags unter Verwendung von Marktschadenerfahrung/Marktkurven und der individuellen Bestandsinformationen des Zedenten
Übliche Verfahren zur exposure Quotierung
Sach/Feuer pro Risiko: Exposurekurve
Haftpflicht pro Risiko: Zuschlagsquotierung, ILF Kurven
Naturgefahren pro Ereignis: geophysikalische Modelle, die die geografische Zusammensetzung des Portefeuilles verwenden
Unfall pro Risiko: Eintrittshäufigkeit und Invaliditätsgradverteilung
Zuschlagsquotierung
Grundlegende Annahme: Eine Verdoppelung der Deckungssumme bedingt stets den gleichen prozentualen Zuschlag z aus (0,1) auf die (Risiko-)Prämie. z heißt Zuschlagssatz (Doubled Limits Surcharge)
Diese Annahme ist in Europa und Asien bei der Originaltarifierung von Haftpflichtrisiken üblich und kann zur Exposurequotierung von XLs pro Risiko verwendet werden.
Bezeichnet S_z(v) die Risikoprämie bei der Deckungssumme v, so gilt für natürliche Zahlen n und eine Standardversicherunssumme v_0:
S_z(2^2v_0) = S_z(v_0) * (1+z)^n
Verallgemeinerung auf n=log_2(v/v_0)
S_z(v) = S_z(v_0)(1+z)^log_2(v/v_0) = S_z(v_0)*(v/v_0)^log_2(1+z)
Die Faktoren S_z(v)/S_z(v_0) werden Increased Limits Factors (ILF) genannt.
Exposurekurven
Geeignete Verteilung zur Modellierung von Q_0 verfügbar in Form von sog. Exposurekurven
G(x) = E(min(Q_0,x))/E(Q_0) = (Integral(0 to x) (1-F(t))dt)/(integral(0 to 1)(1-F(t))dt = r_j(x*v_j), x>=0
Berechnung der Verteilung von Q_0 aus der Exposurekurve G
F(x) := 1-G‘(x)/G‘(0)
G ist konkav, G(0)=0 und G(x)=1 für x>=1. Je näher G an der Diagonale verläuft, desto totalschadengeneigter ist das Risiko